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1) Die saarländische Polizei  (1945 - 1959)

 

 


Inhalt der Seite: a) Neuaufbau der Polizei  b) Polizeiabteilungen  c) Uniformen und Dienstmützen  d) Dienststellen  e) Hollandhilfe


 

 

a) Neuaufbau der Polizei nach dem 2. Weltkrieg

 

 

Schon im Preußischen Polizeiverwaltungsgesetz von 1931 war festgelegt worden, dass die Polizei Angelegenheit des Staates ist (§ 1). Mit dem Anschluss des Saargebiets an das "Dritte Reich" am 1. März 1935 erhielt dieses Gesetz auch im Saarland Gültigkeit.

 

1945: Rückkehr aus der Evakuierung   

Nach dem 8. Mai 1945, dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs, ging die gesamte öffentliche Gewalt in Deutschland auf die Besatzungsmächte über. Diese lösten dort die bestehenden Polizeiorganisationen auf und begannen anschließend mit dem Wiederaufbau der Polizei. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf überkommene deutsche Traditionen, sondern richteten sich nach den in ihren Ländern bestehenden Organisationsformen. So kann man dieses Datum als den Neubeginn der heutigen Polizei in Deutschland ansehen.

 

Dieser war in allen deutschen Ländern schwierig und ging nur schleppend vor sich. Als das Saarland im März 1945 zunächst von amerikanischen Truppen besetzt wurde (siehe Geschichtlicher Überblick), ging die Staatsgewalt auf diese über. Schon drei Tage nach ihrem Einmarsch in Saarbrücken am 21. März bildeten sie dort ein Polizeiamt, das im Zimmer 8 des Rathauses untergebracht wurde. Die Schaffung einer Polizei war angesichts der chaotischen Zustände in dieser unmittelbaren Nachkriegszeit dringend notwendig. Obwohl z. B. in Saarbrücken nur noch etwa 6000 Einwohner verblieben waren, herrschte ein unerträglicher Mangel an Nahrungsmitteln, Kleidern und Wohnungen. Plünderungen durch in arge Not geratene Stadtbewohner, besonders aber durch die während der Hitlerzeit aus östlichen Ländern hierher verschleppten Fremdarbeiter, waren an der Tagesordnung und wurden rigoros bekämpft und bestraft. Dabei half auch die amerikanische Militärpolizei mit.

 

 

Der Chef der Militärregierung der US-Zone, General Bradley, ordnete an, dass in allen größeren Gemeinden eine eigene Polizei einzurichten sei. Es war allerdings schwierig, die richtigen Männer dafür zu finden. Zu Angehörigen der früheren Polizei hatten die Amerikaner wenig Vertrauen, war diese damals doch dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, unterstellt gewesen.

 

Nachdem die Franzosen Ende Juli 1945 die Amerikaner im Saarland als Besatzungsmacht abgelöst hatten, kam mit ihren Truppen auch französische Gendarmerie in unser Land. Diese setzte mit Härte die bis dahin agierenden, zum Teil selbsternannten Polizisten ab und waltete streng und konsequent ihres Amtes. Da noch keine geeigneten saarländischen Vollzugskräfte zur Verfügung standen, musste nun möglichst schnell eine neue Polizeiorganisation geschaffen werden. Diese Aufgabe übernahmen Fachkräfte der Besatzungsbehörde in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Saar. Über 1000 Männer wurden eingestellt, obwohl sie noch gar nicht über eine polizeiliche Ausbildung verfügten.

 

Nach den schlimmen Erfahrungen im gerade vergangenen Jahrzehnt legten die Besatzungsmächte großen Wert darauf, die Polizei zu entmilitarisieren. So mussten die neu engagierten Anwärter ihren Dienst zunächst ohne Waffen und ohne Uniformen ausüben, lediglich an einer weißen Armbinde mit der Aufschrift "Police" waren sie als Polizisten zu erkennen. Erst 1947 erhielt die Polizei Uniformen und Waffen auf Staatskosten.

 

 

Polizist nach Kriegsende am stark beschädigten Gautheater

(Foto aus R. Wittenbrock. Geschichte der Stadt Saarbrücken. Bd.2, S.341)

Die Franzosen stellten nun auch wieder solche Polizeibeamte ein, die schon vor 1945 im Saarland im Polizeidienst waren. Ein Zeitzeuge berichtet, dass sie aber grundsätzlich einen Dienstgrad tiefer eingestuft wurden als vorher: ein früherer Polizei-Obermeister also z. B. nur noch als Polizei-Meister. Ob dies eine Art Generalstrafe im Rahmen der Entnazifizierung sein sollte oder lediglich aus Ersparnisgründen geschah, ist nicht bekannt.

 

Der Neuaufbau der Polizei erfolgte 1945 "von unten nach oben". Er begann also zunächst auf kommunaler Ebene. In allen Städten und in größeren Gemeinden wurden eine eigene Schutzpolizei und eine Kriminalpolizei eingerichtet. Für kleinere Ortschaften auf dem Land, die finanziell zu schwach waren für eine eigene kommunale Polizei, errichtete man eine staatliche Gendarmerie. Deren Aufbau betrieben die Landräte.

 

Am 1.12.1946 wurden auch die kommunalen Vollzugs- und Kriminalpolizeien verstaatlicht, und ihre Beamten und Angestellten wurden übernommen. Die Gemeinden mussten die Kosten dieser staatlichen Vollzugsbehörden mitfinanzieren. Als deren Leiter fungierten ein Landespolizeidirektor und ein Landesgendarmeriedirektor. Beide unterstanden demjenigen Mitglied der Verwaltungskommission, das für die Abteilung "Inneres" zuständig war.

 

   

Nachdem im November 1947 die saarländische Verfassung verabschiedet und der Franc als Währung im Saarland eingeführt worden war, wurden die Polizeidienststellen wieder vermehrt mit Fahrzeugen ausgerüstet. So konnte die Verkehrspolizei im ganzen Land tätig werden. Damit begann eine Aufwärtsentwicklung der Gesamtpolizei, wie sie in so kurzer Zeit niemand für möglich gehalten hätte.

 

Zu den Fahrzeugen der Polizei finden Sie ausführliche Informationen auf unserer Seite Polizeifahrzeuge.

 

 

Nach der Gründung des teilautonomen Saarstaats im Dezember 1947...

 

... wurde dessen Polizei, wie in den meisten Ländern üblich, dem Innenministerium unterstellt. Das Amt des Innenministers bekleidete in der ersten Legislaturperiode Ministerpräsident Johannes Hoffmann in Personalunion. Dr. Edgar Hector fungierte in dieser Zeit als kommissarischer Innenminister; von 1951 bis 1955 leitete er das Ministerium hauptamtlich.

 

Der 1911 in Saarlouis geborene Edgar Hector (im Bild ganz rechts) hatte 1930 in Paris ein Jura-Studium begonnen und zusammen mit seinem Vater die französische Staatsangehörigkeit (wahrscheinlich zusätzlich) erworben. Ab 1933 war er im Vorfeld der Volksabstimmung von 1935 im Saargebiet tätig. Nach dem Referendum kehrte er nach Frankreich zurück und bezog eine Wohnung in Paris. Dort promovierte er 1939.

 

Nach dem Krieg kam er als Capitaine (Hauptmann) der französischen Armee ins Saarland zurück und wirkte hier als politischer Berater des militärischen Vertreters der Militärregierung im Kreis Saarbrücken [1]. 1947 arbeitete er im Mitarbeiterstab von Militärgouverneur Grandval. Er trat in die CVP ein und wurde Landtagsabgeordneter sowie Staatssekretär des Inneren. Offiziell hatte zwar Johannes Hoffmann das Amt des Innenministers inne, aber Hector war "mit der Wahrung der Geschäfte beauftragt". So war er zunächst kommissarischer und nach der Wahl im April 1951 hauptamtlicher Innenminister.   (Foto: LA Saarbrücken)

 

Nach der Volksabstimmung von 1955 verließ er mit seiner Familie das Saarland, um nach Paris in seine alte Wohnung (die er auch während seiner Zeit in Saarbrücken nie aufgegeben hatte) zurückzukehren und als Rechtsanwalt für die staatliche EdF zu arbeiten. Er starb 1989 in Paris.

 

Ein Polizeipräsidium errichtete die saarländische Regierung am 1. April 1948, gut drei Monate nach ihrem Amtsantritt. Das Amt des Landespolizei- präsidenten wurde dem 1906 in Neunkirchen/Saar geborenen Guy Lackmann übertragen (Bild links) [2]. Er verfügte über dieselben Zuständigkeiten wie der bisherige Landespolizeidirektor (siehe weiter oben) und unterstand dem Innenministerium.

 

Lackmann hatte wie Hector in den frühen 30er-Jahren die französische Staatsangehörigkeit angenommen. Später kämpfte er in der Résistance und gehörte nach dem Krieg als Capitaine zum Stab von General Koenig in der französischen Besatzungszone.

 

Er übte das Amt des saarländischen Polizeipräsidenten durchgehend von 1948 bis Januar 1956 aus. Er starb 1987 in Saarbrücken.  (Foto: Polizeiarchiv)

 

 

Angesichts dieser Personalien ist festzustellen, dass sowohl der Innenminister als auch der Polizeipräsident des Saarstaats neben der saarländischen auch die französische Staatsangehörigkeit besaßen. Robert H. Schmidt kommentierte 1959 diesen Umstand so: "Mit dem Einzug Hectors in das saarländische Innenministerium geriet auch die direkte Leitung der saarländischen Polizei in französische Hand." [3]

  

Ein äußerst kritischer Rückblick aus bundesdeutscher Sicht auf Edgar Hectors Arbeit im Saarland erschien in der "ZEIT" vom 9. Juni 1955: siehe  http://www.zeit.de/1955/23/hectors-abschied

 

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[1] Siehe: Alexis Andres. Edgar Hector und die Saarfrage 1920-1960. In: Grenz-Fall. Das Saarland zwischen Frankreich und Deutschland 1945-1960. Hgg. von Hudemann, Jellonek, Rauls etc. St. Ingbert 1997. S. 163ff. - Zu Edgar Hector siehe auch: DER SPIEGEL Nr.40/1956 vom 3.10.1956.

[2] Er hieß eigentlich Guy Kurt Lachmann, änderte aber nach dem Krieg seinen Nachnamen in "Lackmann" um (siehe Anmerkung am Ende unserer Seite Saarbataillon). Sein Vater war der Leiter der "Menesa" in Neunkirchen.

[3] Robert H. Schmidt. Saarpolitik 1945 - 1957. Erster Band. Berlin 1959, S. 521.

 

 

 

b) Die verschiedenen Abteilungen der Vollzugspolizei des Saarstaats

 

 

Der Polizeipräsident stand der Vollzugspolizei vor, die in die folgenden sieben Abteilungen aufgegliedert war:

 

P 1 - Personal und Wirtschaft

   

Diese Abteilung war mit Personal- und Wirtschaftsangelegenheiten der Polizei befasst. Später wurden ihr eine Sonderabteilung für Ausbildung und Organisation sowie eine Abteilung für Recht angegliedert.

P 2 - Landespolizei

      

   

   

   

   

Die "Landespolizei" an der Saar darf man nicht verwechseln mit der "Landpolizei" einiger Bundesländer. Sie entsprach eher der früheren Schutzpolizei*) und wurde überwiegend in Städten und Gemeinden mit über 7000 Einwohnern eingesetzt. Das Land war in drei Polizeiinspektionen eingeteilt und diese wiederum (nach 1956) in insgesamt 27 Polizeidienststellen. In der Stadt Saarbrücken befand sich eine Polizeidirektion. Die Verkehrspolizei, die Motorisierte und die Berittene Polizei waren der Landespolizei angegliedert und für das ganze Saarland zuständig.

*) Dr. Stürmer (siehe Literaturangaben ganz unten!), S. 121

P 3 - Gendarmerie

 

  

   

Die Gendarmerie war dagegen hauptsächlich auf dem flachen Land stationiert. In jedem Kreis (außer dem Stadtkreis Saarbrücken) befand sich eine Gendarmerie-Inspektion, die jeweils in Sektionen, Brigaden und Außenposten unterteilt war. Erst 1969 verschmolz die Gendarmerie mit der Landespolizei zur Schutzpolizei.

P 4 - Landeskriminalpolizei

 

 

 

Während Landespolizei und Gendarmerie Aufgaben zur Vorbeugung von Straftaten erfüllten, oblag der Landeskriminalpolizei die Strafverfolgung. Sie hatte ihren Sitz in Saarbrücken und war über das ganze Saarland verteilt. Sie arbeitete in enger Verbindung mit den Polizei- und Gendarmerie-Dienststellen und hatte auf Grund dieser mustergültigen Zusammenarbeit enorme Erfolge zu verbuchen.

P 5 - Grenzpolizei 

 

 

Sie wurde im Jahr 1950 als besondere Abteilung gebildet, die hauptsächlich entlang der am 22.12.1946 auf Anordnung der Franzosen eingerichteten saarländisch-deutschen Grenze eingesetzt wurde.

 

Hierfür rekrutierte man keine speziell dafür ausgebildeten Beamten; es wurden einfach Angehörige der Landespolizei oder der Gendarmerie abkommandiert. Dabei wurden Junggesellen bevorzug, denn Ihnen musste kein Trennungsgeld gezahlt werden, da sie keine Familien hatten. Die Grenzpolizei stand unter der Leitung eines Polizeirats, der für die ordnungsgemäße Durchführung des Grenzdienstes verantwortlich war. (Mehr über die Grenzpolizei finden Sie im Kapitel Die ungeliebte Grenze.)

Foto: R. Freyer, Polizeimuseum, 2008

P 6 - "ohne nähere Bezeichnung"

 

 

 

- so hieß es offiziell in der Liste der Vollzugspolizei-Gliederung. Umso heftiger waren die Gerüchte, die in der Bevölkerung darüber kursierten. Es war eine Art Politische Polizei (Sécurité oder Sûreté), die auch mit nicht ganz legalen Methoden wie Telefonüberwachung (s. Seite Telefonieren unter Abhörzwischenfall) u. ä. die Sicherheit des Staates gewährleisten sollte. - Mehr darüber in Kürze auf Saar-Nostalgie.

P 7 - Polizeischule

 

Am 1. März 1947 wurde zur korrekten Ausbildung der Polizisten eine Polizei- und Gendarmerieschule gegründet, die man im Schloss Elsterstein in St. Ingbert einrichtete.

 

 

Rechts: Die Einweihung der Polizeischule im Schloss Elsterstein in St. Ingbert erfolgte am 23. Oktober 1947 durch Gilbert Grandval und Gen- darmeriedirektor Karl Albrecht aus Hüttersdorf.

 

Foto oben: Postkarte; rechts: Polizeimuseum Saarbrücken

 

 

Anmerkung: Nach einer anderen Quelle [Robert H. Schmidt, a.a.O.] soll die Gliederung der Vollzugspolizei-Abteilungen gemäß internem Erlass des Innenministers vom 1.3.1948 folgendermaßen ausgesehen haben:

P 1 bis P 4 wie oben, P 5 - Polizei- u. Gendarmerieschule, P 6 - Politische Polizei, G 3 - Grenzdienst

 

Es wurde schließlich noch eine Abteilung D geschaffen, die sich mit der Polizeiaufsicht und mit Fragen des allgemeinen Polizeirechts befasste. Sie wurde wie eine Abteilung des Ministeriums behandelt, obwohl sie eigentlich im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidenten angesiedelt war.

 

 

C) Außerdem gehörten in der Saarstaatzeit zur Polizei:

 

 

Saarbataillon

 

Dies war eine Polizeiausbildungseinheit, die u. a. die Aufgaben einer Bereitschaftspolizei übernahm.

(Hierzu finden Sie ausführliche Infos auf unserer Seite Saarbataillon).

 

Nachrichtenabteilung

 

Sie bestand aus dem Fernmeldedienst und der Polizeifunkstelle. (Siehe auch auf unserer Seite Polizeifahrzeuge beim 5. Bild!)

 

 

Diensthundestaffel

 

Bei der Saar-Polizei gab es nach dem 2. Weltkrieg zunächst keine Diensthunde. Erst als am 1.12.1946 die Vollzugspolizei verstaatlicht wurde (siehe oben im Abschnitt 1a), führten einige Polizeibeamte Hunde mit sich, die ihnen privat gehörten.

 

Das Bild rechts zeigt Gendarmeriebeamte bei der Ausbildung als Hundeführer an der Polizeischule Elsterstein 1949.

 

Reiterstaffel  

 

Zu den Aufgaben der Reiterstaffel gehörten regelmäßige Streifen zur Überwachung der allgemeinen Sicherheit und Ordnung, besonders von Vorschriften in Feld und Wald, z.B. auf gesperrten Wegen sowie in Wassergewinnungsgebieten; außerdem tägliche Reiterstreifen in Naherholungsgebieten, z.B. an Flüssen und Seen, die Überwachung von Ordnung und Sicherheit auf Parkplätzen bei Sportereignissen und Großveranstaltungen (wie die Saarmesse), sowie der Objektschutz am Flughafen Ensheim und die Verfolgung von Verkehrssündern und Sittlichkeitsverbrechern. Auch bei der Sicherung von Grenzstellen und größeren Veranstaltungen, z.B. sportlicher Art, war ihr Einsatz gefordert.

 

Zur Vorgeschichte:  Schon vor dem 1. Weltkrieg gab es in unserer Region eine berittene Polizei; sie bestand aus ca. zehn Schutzmännern, zehn Reitpferden und zwei Zugpferden für den polizeieigenen Gefängniswagen. Während des Krieges mussten die Berittenen nicht zum Fronteinsatz antreten, sondern sie übernahmen in der Heimat ähnliche Aufgaben wie vor dem Krieg.

 

1918 wurde wegen sich häufender politischer Demonstrationen, Streiks und anderer Ausschreitungen eine Schwadron von Landjägern mit 100 Reitern aufgestellt, die die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung übernahmen. Sie war in der ehemaligen Artilleriekaserne in der St. Arnualer Barbarastraße untergebracht. Da sie über gut gepflegte Pferde verfügte, konnte sie bei größeren Einsätzen stets zur Stelle sein.                                            Foto: Reiterstaffel-Einsatz bei einem 1. Mai-Feiertag in den 50er-Jahren

 

1935 erfolgte nach der Eingliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich die Umbenennung der berittenen Schutzmannschaft in "Reiterstaffel". Die fünfzig vorhandenen Pferde wurden in der freistehenden Ulanenkaserne in der Saarbrücker Mainzer Straße untergebracht. Im 2. Weltkrieg leistete der größte Teil der Reiterstaffel Kriegseinsatz.

 

Nach dem Krieg wurde diese Staffel der saarländischen Polizei etwa Mitte 1946 unter dem Namen "Berittene Abteilung" Zug um Zug neu aufgestellt. Die Organisation der Abteilung und deren Dienstverrichtung unterlagen in den Nachkriegsjahren weitgehend dem Einfluss führender Offiziere der französischen Besatzungsmacht. Die Auswirkungen des verlorenen Krieges machten den Einsatz berittener Kräfte für feld- und forstpolizeiliche Aufgaben dringend erforderlich.

 

Die neue berittene Abteilung verfügte bei ihrer Erstellung zunächst über sieben Pferde; zwei davon waren im persönlichen Eigentum des Dienststellenleiters. Nach kurzer Ausbildung konnte die Abteilung im Frühjahr 1947 ihren geregelten Dienstbetrieb aufnehmen. Am 20. April 1949 wechselte sie als Kommandostelle in die Organisation der Landespolizei über. Bis 1951 wurde ihr Bestand auf vierzehn Tiere und Reiter aufgestockt.

                                                                                                                                Foto: Beim Polizeitag 1953       

 

Ausblick in die spätere Zeit:  1970 wurde mit der Einrichtung des Schutzpolizeiamtes die "Berittene Abteilung" wieder in "Reiterstaffel" umbenannt. Diese war in den 80ern mit 17 Beamten besetzt; für den reiterlichen Streifendienst standen ihr zwei Landrover mit einem Pferdetransport-Anhänger zur Verfügung.                                                       

Quellen zum Abschnitt Reiterstaffel: Verschiedene Original-Dokumente aus dem Polizeimuseum. Bilder: Privatarchiv A. Hoffmann

 

 

Das Musikkorps  des Landespolizeipräsidiums Saarbrücken - Siehe hierzu unsere ausführliche Seite über das Polizeimusikkorps!

 

Sein Leiter war in den 50er-Jahren Polizeimeister Willi Klein; es besteht noch heute und heißt jetzt "Polizeiorchester des Saarlandes".

 

 

 

Die Verkehrspolizei

 

...war eine Abteilung der Landespolizei. Die schmucken weißen Mäntel und Mützen dienten nicht nur der besseren Sichtbarkeit der Beamten im dichten Stadtverkehr, sondern brachten diesen auch die volkstümliche Bezeichnung "Weiße Mäuse" ein.

 

Foto links aus "Worüber niemand spricht." Herausgegeben von: Regierung des Saarlandes - Informationsamt. Fotos Mitte und rechts aus: Becker/Schmidt: Saarbrücken in den 50er und 60er Jahren. Wartberg-Verlag 1999.

 

  

Als weitere Polizeiabteilungen gab es eine Waffenmeisterei, eine Bekleidungskammer, eine Sanitätsstelle und die Luftpolizei.

 

 

 

War das autonome Saarland ein Polizeistaat?

 

Im Wahlkampf vor der Volksabstimmung 1955 nannten die Heimatbundparteien das Saarland einen Polizeistaat, der in ihren Augen "fallen musste". Auch in der Presse der Bundesrepublik und des Auslands wurde dieser Ausdruck häufig verwendet.

 

Es ist sicher unbestritten, dass ein Staat nicht durch seine Polizei zum Polizeistaat wird, sondern aufgrund des Missbrauchs dieser Polizei durch die Herrschenden des Landes.

 

Richard Löwenthal, der 1952 für den Londoner "Observer“ arbeitete, nannte die Saar "den freiheitlichsten Polizeistaat der Welt". Dazu führte der Gewerkschafts-Historiker W. Busemann später aus, dass zahlreiche prodeutsch orientierte saarländische Polizeibeamte damals in einen fundamentalen Gewissenskonflikt stürzten, weil sie die vonihnen verlangte "Verfassungstreue" als patriotische Zumutung empfanden.

 

Jede im weitesten Sinne prodeutsche Stellungnahme sei damals als verfassungsfeindlich eingestuft worden. Auftretende Anzeichen von Illoyalität habe der Dienstherr Hector, so lange er dazu noch in der Lage war, auf dem Dienstwege mit beamtenrechtlichen Repressalien geahndet. [1]

 

Der saarländische SPD-Politiker Alwin Brück nannte 1990 in einem Kolloquium den Saarstaat ein "autoritäres System Hoffmanns". Er fuhr fort: "Es war, wie wir damals sagten, ein Polizeistaat mit Glacéhandschuhen. Ich sage das als jemand, der damals dabei war." [2]

 

Der saarländische Autor Werner Reinert legt in seinem Roman "Der Dicke muss weg!" dem Protagonisten Bogner, der 1955 als CVP-Mitglied pro JoHo-Regierung eingestellt war, die folgende Einschätzung über die saarländische Polizei in den Mund: [3]

 

 

[1] Zitiert nach Busemann, Wilfried. Innerer Frieden. In: Sonderheft 60 Jahre GdP im Saarland. Polizei dein Partner. Hamm, 2011. Seite 19.

[2] Hudemann, Rainer. Poidevin, Raymond, Hrsg. Die Saar 1945-1955. München 1992. Seite 411.

[3] Reinert, Werner. "Der Dicke muss weg". Queißer Verlag Dillingen, 1980, S. 139.

 

 

c) Polizeiuniformen im Saarstaat von 1947 bis 1958

 

Die Polizisten des Saarlandes trugen nicht wie ihre Kollegen in der Bundesrepublik Deutschland grüne, sondern graue, braune und (wie ihre französischen Kollegen) dunkelblaue Uniformen (siehe Tabelle weiter unten!).

 

Die Fotos zeigen Originaluniformen der saarländischen Polizei; viele davon sind noch heute im Polizeimuseum Saarbrücken aufbewahrt, das aber nach unserem Wissen derzeit leider nicht öffentlich zugängig ist. In der Tabelle weiter unten konnen Sie die verschiedenen Farben für die unterschiedlichen Polizeiabteilungen und Zeitabschnitte ablesen.

 

Auf den Ärmeln war das Saarlandwappen aufgenäht, und über diesem befand sich der Name der jeweiligen Abteilung. Die ganz unten angebrachten Ärmelabzeichen in Winkelform waren nach französischem Muster gefertigt (siehe in dem Foto unten links an der Uniform ganz rechts, unten am Ärmel).

 

Die Uniformen (und wahrscheinlich auch die Mützen) wurden von der Firma Fiedler in Trier geschneidert, möglicherweise zum Teil auch von der Firma. Franz Fiedler, Saarbrücken, damals in der Beethovenstraße 5.

 

Farbfotos der Uniformen, Abzeichen u. Mützen: R. Freyer. S/W-Foto rechts: Landesarchiv Saarbrücken

   

   

Die Farben der Polizeiuniformen  wechselten mehrmals:

 

1947 bis 1952:

1952 bis 1958:

ab 1959:

Landespolizei

dunkelblau

dunkelblau

grün

Gendarmerie

grau

dunkelblau

grün

Saarbataillon

hellbraun (khaki)

(bis 1955) dunkelblau

./.

Bereitschaftspolizei

(ab 1956) dunkelblau

grün

 

 

Die Farben der Uniformen auf unseren Farbbildern entsprechen diejenigen von 1947 bis 1952; danach waren sie für alle Polizeiabteilungen einheitlich dunkelblau, ab 1959 wie in der übrigen Bundesrepublik grün - siehe Tabelle!

 

Dienstmützen und Abzeichen

 

Die Polizeimützen von 1947 bis 1952 waren den Farben der verschiedenen Polizei-Abteilungen angepasst, siehe Bild unten links (v.l.n.r.): Gendarmerie, Saarbataillon, Landespolizei. Die Mützen trugen bis 1956 ein Metallabzeichen, welches das Landeswappen darstellte (Bild links). Es war 3,2  x  2,2 cm groß und trug auf der Rückseite die Herstellerbezeichnung "Franz Fiedler, Saar-brücken*) oder bei anderen Exemplaren "Arthus Bertrand Paris" **). Nach der Angliederung an die Bundesrepublik am 1.1.1957 mussten sämtliche alte Abzeichen bei den Dienststellen abgegeben werden, und sie wurden eingelagert oder vernichtet; deshalb sind sie heute unter Sammlern sehr gesucht.

Bild rechts: Dieser Mützenstern zierte die Polizeimützen nach 1956 (siehe auch im Bild darunter).

Er enthielt in der Mitte eine schwarz-rot-goldene Kokarde. Ab 1968 wurde dort das Landeswappen des Bundeslandes Saarland eingesetzt.

 

*) Uniformfabrik Fiedler, Beethovenstraße 5      **) Arthus-Bertrand, Schmuck- und Medaillenhersteller seit 1803             

 

Die Dienstmützen waren (siehe Tabelle weiter oben und auf den nachfolgenen Fotos):

 

von 1947 bis 1952:  grau bzw. khaki-braun oder dunkelblau

               ab 1952:  für alle Abteilungen dunkelblau:

 

ab 1959 für alle Abteilungen grün:

 

 

 

Hinweis:  Die Helme und Mützen für die Angehörigen des Saarbataillons (nach 1955 hieß es Bereitschaftspolizei) sehen Sie > hier.

 

 

 

Dies war ein Ärmelabzeichen aus Stoff für Polizeiuniformen, etwa fünf Zentimeter hoch und vier cm breit. Es wurde (bis 1956) oben am linken Ärmel aufgenäht. (Foto: Torsten Gatzke)

 

Foto rechts: Zwei Polizisten der Motorisierten Verkehrsbereitschaft der Landespolizei begleiteten Emil Straus (er ist auf dem Bild nicht zu sehen) bei seinen Fahrten im Saarland. Straus war bis 1951 saarländischer Kultusminister und ab 1952 Gesandter und Leiter der diplomatischen Mission der Saar-Regierung in Paris. Die beiden anderen Herren in (Nicht-Polizei-) Uniformen dürften Chauffeure gewesen sein.

 

(Foto: Adolf Heck, Homburg; er ist der Beamte ganz rechts im Bild.)

 


 

d) Ansichten von Polizei-Dienststellen in der Saarstaatzeit

 

Diese Bilderreihe wird fortgesetzt, wenn neues Material zur Verfügung steht - können Sie uns dabei helfen? (> Kontakt)
  

In diesem Gebäude in der Wilhelm-Heinrich-Straße in Saar- brücken war etwa um 1950 der Sitz des Kommandeurs der Landespolizei. Auch die Landeskriminalpolizei war in dem Haus untergebracht. Die Straße führt zur Eisenbahnstraße, im Hintergrund erkennt man die Ludwigskirche.

Foto: © Universität des Saarlandes. Kunsthistorisches Institut, Photothek. Fotografin: Edith Buch-Duttlinger. Aufnahme von 1953.

 

 

Dieses Bild zeigt den Eingang zur

 

Gendarmerie-Dienststelle in der

 

Mommstraße 23 in St. Wendel

 

im Jahr 1955

 

Foto aus einem 8-mm-Schmalfilm. der

© MCW Motorsport Historiker St. Wendel.


 

e) Ein besonderer Polizeieinsatz:  Hollandsturmflut von 1953

 

In Holland traf im Februar 1953 eine Springflut mit einem schweren Nordweststurm zusammen. Viele Deiche brachen, und 150 000 Hektar Land standen unter Wasser, besonders in der Provinz Zeeland. Tausende von Menschen waren vom Festland abgeschnitten, fast 1900 ertranken. Aus allen Ländern wurden Hilfsaktionen gestartet.

 

Auch die saarländische Regierung half dabei mit und brachte einen Eisenbahnzug mit Kohlen auf den Weg in die Unglücksgebiete. Die Menschen im Saarland spendeten so große Mengen an Kleidern und Lebensmitteln, dass die Polizei von der Regierung den Auftrag erhielt, diese dringend benötigten Güter ins Katastrophengebiet zu transportieren. Aufgrund ihrer Erfahrungen bei Hochwassern im Saarland (z. B. 1947) waren die Beamten für diesen Einsatz und auch für die Hilfe im überfluteten Land hervorragend vorbereitet.

 

Das ehemalige Saarbataillon-Mitglied Karl Heinz Görgen (geb. 1930) aus Saarbrücken berichtete uns über den Einsatz von Polizei und Saarbataillon:

 

"Wir fuhren in einem Hilfskonvoi, der aus neun MLKW 17 und unseren beiden GMC-Trucks bestand (siehe unsere Seite Polizeifahrzeuge unter b), nach Holland. Unser damaliger Werkstattleiter hat einen von ihnen gefahren, denn es hatte ja kaum einer von uns den Klasse-2-Führerschein. Auf einem der GMC war eine Gulaschkanone aufgebaut. In Breda hat der Tross sich geteilt. Die einen fuhren zur Provinz Zeeland, die anderen nach Schouwen. Es war saukalt damals, etwa minus 20 Grad. Ich besitze noch heute eine Dankesurkunde, die die damalige Königin Juliana eigenhändig unterschrieben hat."

Foto oben: Der Hilfskonvoi der Saar-Polizei in Holland     

(Polizeiarchiv Saarbrücken)      

 


 

 Literaturangaben zu dieser Seite 'Polizei 1':

 

- Originalbelege aus dem (z. Zt. nicht öffentlich zugänglichen) Polizeimuseum Saarbrücken

- Zeitzeugenberichte ehemaliger Polizisten

 

- Dr. Leo Stürmer. Die Organisation der Vollzugspolizei im Saarland. In: Die Polizei im Saarland. Delegiertentag 1960 der

  Gewerkschaft der Polizei Landesbezirk Saarland. Verlag Deutsche Polizei GmbH. Hamburg. S. 17 ff. Und (mit z.T. geändertem Text)

  in: Der DeutschePolizeibeamte. Verbands- und Fachzeitschrift des Bundes Deutscher Polizeibeamten e.V. im Deutschen

  Beamtenbund. 16. Jahrgang. Heft 5, Mai 1966. S. 119 ff.

- Kunz, Ulrike. Geschichte der saarländischen Polizei 1945-1959. Gollenstein Verlag. Saarbrücken 2010.

- Ludwig Haben. "35 Jahre Staatliche Vollzugspolizei im Saarland“. Festschriftzum Landesdelegiertentag 1982 der

  Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund.

- Schmidt, Robert H. Saarpolitik 1945 - 1957. Band 1 bis 3. Berlin, 1959 - 1962.

 

Weitere Literaturangaben finden Sie auf unserer Seite Saarbataillon, dort ganz unten.

 


Diese Seite wurde begonnen im Dezember 2007 und zuletzt bearbeitet am 1.12.2020

 

 

 

Die einzelnen Abschnitte im Kapitel "Polizei":

 

 1) Aufbau der Polizei; Uniformen

 2) Saarbataillon (später Bereitschaftspolizeiabteilung)

 3) Polizeifahrzeuge 

 4) Das Musikkorps der Polizei des Saarlandes 

 5) Ehrenhundertschaften der Bereitschaftspolizei

     bei Besuchen deutscher Staatshäupter im Saarland

 

 

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