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Spurensuche

Zur Frage: Warum nannten die Saarländer ihre 4 CV “Crèmeschnittchen“?

Am 9. November 2016 stellte der Saarbrücker Geistkirch-Verlag das neueste Buch von Gerhard Bungert vor. Es trägt den Titel „SAARLÄNDISCH, So schwätze unn so schreiwe mir“. Sprachgeschichte, Grammatik und Schreibweise erläutert es knapp 3000 saarländische Wörter. Dabei geht es um die Wortbedeutung, um die Anwendung, die Schreibweise, um Anwendungsbeispiele mit Übersetzungen, manchmal sogar mit Witzen, Rezepten und Redewendungen (siehe auch auf unserer Bücherseite!).

Ein wichtiges Thema ist fast immer die Wortherkunft. Unter dem Buchstaben „C“ findet sich auch ein Kosename für ein französisches Auto. Wörtlich heißt es dort:

Cräämschnittsche, Crème-Schnittchen, nicht nur kalorienreiches Stück Crème-Torte, sondern auch der saarländische Kosename für einen Renault 4 CV. Dieser französische Kleinwagen, der von 1947 bis 1961 gebaut wurde, erfreute sich in der Frankenzeit im Saarland großer Beliebtheit. Ähnlichkeiten im Aussehen können nicht zu dem Begriff Crèmeschnittchen“ geführt haben. Die einzige Gemeinsamkeit: Beide galten als ausgesprochen süß“.

Ähnlich äußerte sich Gerhard Bungert am 30. November 2016 in einem Interview mit Alexander Kern vom Saarländischen Rundfunk. Ein Ausschnitt davon wurde am 17. Dezember 2016 in der Sendung „Wir im Saarland“ gesendet. Für den Zuschauer Sigmund Leppert aus Riegelsberg waren diese Informationen nicht ausreichend. Sein Sohn, Peter Leppert, wandte sich deshalb an Florian Brunner vom Geistkirch-Verlag, in dem das Buch erschienen ist. Dieser antwortete ihm per E-Mail am 27.12.2016. Darin heißt es u.a:

„Die Begriffserklärung im Bericht war zwar schon korrekt, die Geschichte hätte auch zu Ende erzählt werden können. Das war wohl der Kürze des Beitrages geschuldet. Die Geschichte der Farbe hat in der Tat nicht nur den Ursprung des "süßen" Anblicks.“  

Brunner zitierte in seiner Antwort auch aus unserer Website (Seite 4 CV) bzw. dem ebenfalls im Geistkirch-Verlag erschienenen Band I von „Saar-Nostalgie“:

"Möglicherweise wurden sie im Saarland deshalb so genannt, weil sie von der Form her – mit ihren vielen Rundungen – einem solchen Kaffeeteilchen irgendwie ähnlich sahen. Dazu kam noch ihre gelblich-cremige Farbe, die an Crèmeschnittchen erinnerte. Warum wurden aber die 4 CV anfangs in dieser Farbe lackiert? Während des Krieges baute das Renault-Werk von 1940 bis 1944 Lastwagen, Motoren und Motorenteile für die deutsche Wehrmacht. Von der für diese Fertigung benutzten Farbe waren zum Ende der Besatzungszeit noch Bestände übrig geblieben. Da man sie aus Ersparnisgründen zunächst aufbrauchen wollte, wurden sie für die ersten ausgelieferten Serien des 4 CV verwendet. Und die Saarländer nannten diese Autos deshalb „Crèmeschnittchen“. In Frankreich verwendete man einen ähnlichen Kosenamen für sie, nämlich „Motte de beurre“ (zu Deutsch: „Klumpen Butter“ – in Frankreich wird Butter häufig in Klumpen verkauft)." - (Zitat von unserer Seite 4 CV)

Eine Kopie von F. Brunners Mail ging an Gerhard Bungert. Dieser konnte am 2. Januar 2017 per Telefon Herrn Leppert Senior erreichen, der ihm einen wichtigen Hinweis für eine eventuelle aktualisierte zweite Auflage seines erfolgreichen neuen saarländischen Wörterbuches gab. Er verwies auf den Gebrauch der Tarnfarben beim Militär. Die französische Armee habe sich in Algerien für die Sandfarbe entschieden; sie wäre in der Wüste ideal gewesen. Auch vor dem Beginn des Algerienkrieges habe die französische Polizei in Algerien die Sandfarbe benutzt, und diese ist bekanntlich so ähnlich wie die der „Buttercrème“.

Gerhard Bungert meint, irgendwie klinge das plausibel. Aber es sei so wie bei fast allen Spurensuchen. Der Charme einer Vermutung reiche nicht aus. Solide Quellen, also Zeitungsartikel, Zitate aus Büchern oder auch Darstellungen von Augenzeugen seien schon besser. - Vielleicht weiß jemand noch etwas Genaueres dazu...?

Diese Seite wurde erstellt am 18.1.2017; zuletzt bearbeitet am 19.1.2017