VKS – neue Hoffnung für viele (von Achim Schmitt, VdK)
Bereits in
den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es im Saarland eine
Kriegsopfervereinigung, den "Saarverband der Kriegsbeschä- digten und Kriegshinterbliebenen“.
Zur Zeit der Nationalsozialisten wurde daraus der NSKOV (Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung).
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es dringend notwendig, die
Kriegsbeschädigten und die Kriegshinterbliebenen (Witwen und
Waisen) zu unterstützen und eine Organisation aufzubauen, welche die
Interessen der Kriegsopfer vertreten sollte. Die Versorgungslage war
zunächst sehr primitiv. Das Elend der Menschen war so groß, dass man schon
1945 Versuche unternahm, die Not der Kriegsgeschädigten und
Kriegshinterbliebenen zu lindern. So kam man auf die Idee, eine Organisation zu
schaffen, die den Opfern dabei helfen sollte, ihre Rechte durchzusetzen. Ältere
Menschen, die diese Kriegsopferversorgung vom Ersten Weltkrieg her kannten, wandten
sich nun an die jüngere Generation, um mit ihnen zusammen ein neues Konzept zu erarbeiten.
Der 2. Weltkrieg hatte in allen Lebensbereichen
ein bisher nicht vorstellbares Chaos
hinterlassen, in dem sich die
Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen unter den schwierigsten Umständen
zurechtfinden mussten. Zehntausende von Kriegsopfern sahen zunächst keine
Möglichkeit, als Einzelpersonen ihre Ansprüche auf Versorgung mit Nachdruck zu
vertreten. Bereits im Jahre 1945 wurde der Versuch unternommen, durch Schaffung
einer gemeinsamen Organisation wenigstens die dringlichsten Maßnahmen bei der
französischen Militärregierung durchzusetzen. Diese zeigte sich jedoch
ablehnend gegenüber einer solchen Organisation, da eine Vereinigung von
ehemaligen Soldaten der Militärregierung sehr suspekt war. Zum einen begegnete
man solchen Vereinigungen generell mit großem Misstrauen, zum anderen wurden
Bedenken grundsätzlicher Art geltend gemacht, die sich auf den
propagandistischen Missbrauch von Kriegsopfern in der Vergangenheit stützten.
Abb. links: Das Logo aus der Zeit der Gründung. Es wurde in den 50er Jahren geändert (Abb. rechts) und enthielt nun die Brücke aus dem Saar-Wappen und das lateinische Wort PAX (Frieden).
Erst Anfang März 1946 konnte die erste konstituierende Sitzung von sozialpolitisch
interessierten Kriegsbeschädigten und Kriegshinterblie- benen im Gebäude der
Einheitsgewerkschaft Saarbrücken stattfinden. In dieser Sitzung wurde die erste
Satzung ausgearbeitet und damit der Grundstein zur Kriegsopfervereinigung des
Saarlandes gelegt.
In der
Satzung von 1946 heißt es im § 2 über Zweck und Ziel der Vereinigung
unter anderem: Die Vereinigung erstrebt den Zusam- menschluss aller Kriegsbeschädigten
und Kriegshinterbliebenen zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Sicherstellung,
Verbesserung auf dem Gebiete der sozialen Gesetzgebung im allgemeinen, im
Versorgungs- und Fürsorgewesen und in der Versorgungsrechtsprechung.
Da mit
der schnellen Genehmigung einer Organisation nicht zu rechnen war, bildete
man zunächst eine "Beratungsstelle für Kriegsopfer und Sozialrentner des
Saargebietes“. Dort liefen zu Hunderten die Anträge auf Versorgung und Fürsorge
ein. Ihre Bearbeitung erfolgte in einem kleinen Büro, das mit geliehenen Möbeln und Schreibmaschinen ausgestattet war.
Die Finanzierung sollte durch die Erhebung von Unkostenbeiträgen aufgebracht werden. Doch diese Beiträge reichten bei weitem nicht aus. Inzwischen wurde ein weiterer Satzungsentwurf ausgearbeitet und der Militärregierung zugestellt.
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Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten konnte endlich am 12. Januar 1947 im Saarbrücker Johannishof die
Gründungsversammlung der Vereinigung durchgeführt werden. Der daraufhin
einsetzende Organisationsaufbau verlief jedoch nicht ungestört. Die ursprünglich von dem damaligen Militärgouverneur Grandval erteilte Genehmigung
wurde vom Oberkommandierenden der französischen Besatzungszone wieder
zurückgezogen. Erst am 17. März 1947 wurde die endgültige Genehmigung erteilt; siehe Abbildung oben: Auszug aus
einem Rundschreiben der VKS (VdK Archiv).
Die allgemeine Versammlungstätigkeit wurde im Jahre 1948 aufgenommen. Der erste
Landesvorsitzende war Karl Hoppe
(Foto:
Landesarchiv Saarland).
Zur Zeit der Gründung bestanden 18 Ortsgruppen, Ende 1947 waren es bereits 130 Gruppen mit zusammen 8165 Mitgliedern.Sieben Jahre später war die Zahl der Mitglieder auf fast 50.000 angestiegen. Allein schon aus diesen Zahlen ersieht man, wie wichtig eine Organisation
wie der VKS zu dieser Zeit war. Die Vereinigung kämpfte weiterhin für das Recht der Kriegsopfer und Hinterbliebenen
und entwickelte Schritt für Schritt die Grundsätze für eine sinnvolle
Versorgung der Kriegsopfer. Die Ortsgruppen richteten Weihnachtsfeiern für die Kriegswaisen aus, organisierten Brennmaterial und veranstalteten Kaffeekränzchen.
Aus der Arbeit der Vereinigung
Die VKS–Siedlungen
Der VKS leistete bis weit in
die 60er Jahre einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau des Saarlandes. Am Ende des 2. Weltkrieges standen nicht nur die unersetzlichen
Verluste an Menschenleben, sondern auch kaum überschaubare materielle Schäden.
So war nach der Vernichtung zahlloser Häuser die Beschaffung von Wohnungen zu
einem Problem erster Ordnung geworden, das besonders den Kriegsopfern zu
schaffen machte. Um die aktuelle Wohnungsnot zu lindern, wurden von Gemeinden
und Regierung Wohnbauprogramme aufgelegt. Doch diese allein reichten nicht aus.
1937 war
bereits ein Heimstättengesetz erlassen worden, in Folge dessen die NSKOV die
ersten Siedlungen erbaute. Nach dem Kriege führte man diese Entwicklung weiter.
Die Siedlungen der ehemaligen NSKOV wurden im Dezember 1950 von der Regierung
des Saarlandes der VKS lastenfrei übertragen. Es handelte sich hierbei um
Grundstücke und Siedlungen in Gersweiler, Malstatt-Burbach, Orscholz,
Homburg-Beeden, Schwarzenbach, Landsweiler-Reden und Wemmetsweiler. Lange
Verhandlungen mit den Franzosen gingen der Übertragung voraus, weil das
Immobilieneigentum als Nazi-Vermögen beschlagnahmt worden war.
Das erste
Beispiel einer geschlossenen VKS-Siedlung der Kriegsopfer entstand in St.
Ingbert im Jahre 1950. Angespornt durch dieses Beispiel bildeten sich in den
folgenden Jahren weitere Notgemeinschaften der Kriegsopfer, denen es
unterdessen gelang, etwa 400 Neubauten zu erstellen. Dabei unterstützten sich
die Mitglieder gegenseitig.
Neubauten im Kreisverband Homburg (VdK Archiv)
Bau des Erholungsheimes Haus Sonnenwald in Besseringen
Mehrere Jahre lang plante der Landesvorstand die Errichtung
eines eigenen Erholungsheimes für die Kriegsopfer. Dieser Plan war
jedoch aus eigenen Mitteln der Vereinigung nicht durchzuführen. Im Jahre 1951
wurde deshalb die "Saarländische Kriegsopfer-Lotterie" ins Leben gerufen,
deren Gewinne restlos für die Errichtung eines Erholungsheimes zur Verfügung
stehen sollten. Leider mussten im März 1952 die weiteren Ausspielungen der
Lotterie eingestellt werden. Als einmalige Sonderzahlung gewährte jedoch die Regierung des Saarlandes der VKS einen Betrag von 20 Millionen Franken.
Aus den bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten Ausspielungen war der Vereinigung ein Reingewinn von fast sieben Millionen Franken verblieben, so dass zunächst für den vorgesehenen Zweck knapp 27 Millionen Franken zur Verfügung standen. Die Saarland-Sport-Toto GmbH schoss 10
Millionen Franken zu, und auf Veranlassung von Ministerpräsident Johannes Hoffmann wurden im Haushalt der
Landesregierung weitere 25 Millionen Franken bereitgestellt. Nach eingehender Prüfung der Verhältnisse an mehreren Örtlichkeiten entschied man sich schließlich für ein von der Gemeinde Besseringen kostenlos zur Verfügung gestelltes Baugelände. Im Rahmen dieses Bauprojektes wurden 15
Einzel- und 10 Doppelzimmer, mehere
Aufenthaltsräume als Lese- und Schreibzimmer und Spielzimmer und ein Restaurant für 60 Personen sowie eine
große Freiterrasse und eine überdachte Liegeterrasse geschaffen. Am 19. Juni 1954 wurde in einer Feierstunde das "Haus Sonnenwald“ offiziell eingeweiht.
Die Bilder zeigen das Haus Sonnenwald kurz vor der Fertigstellung (oben) und bei der Einweihung mit dem Minister für Arbeit und Wohlfahrt Richard Kirn (ganz links im Bild unten links) am 19. Juni
1954 sowie in späteren Jahren (Bild rechts). Fotos: VdK Archiv
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Im März 1949 wurde eine verbandseigene Zeitung als „Organ
der Kriegsopfer des Saarlandes“ mit einer Auflage von monatlich 57.000
Exemplaren erstmals herausgegeben. Die Zeitung war das Bindeglied zwischen Landesvorstand und Mitgliedern. Sie berichtete über die Sorgen und
Nöte, über Unternehmungen der Ortsgruppen sowie der Gesamtvereinigung. Blättert
man heute die einzelnen Jahrgänge durch, dann rollen die ereignisreichen Jahre
der VKS und der Kriegerfamilien an der Saar wie ein Film an unserem geistigen
Auge vorüber. Im Jahre des
Anschlusses des VKS an den VdK, 1959, wurde die letzte Ausgabe gedruckt.
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Erholungsfürsorge
Vielen Hinterbliebenen und Kranken konnte durch sachdienliche Auskünfte ein Erholungsaufenthalt vermittelt werden. Darüber hinaus hat der VKS im Verlauf der Jahre
einige hundert Freiplätze im Erholungsheim in Besseringen zur Verfügung gestellt. Tausende von Mitgliedern fanden dort Erholung zu
einem günstigen Pensionspreis, der weit unter den Kosten lag.
Kinderferienaktion
Neben den zahlreichen
Weihnachtsfeiern der Ortsgruppen mit Geschenken für Kriegswaisen und anderen
Aktionen wurden durch die VKS schon seit dem Jahre 1948 unter Mithilfe der Jugendferienwerke und
der Regierung des Saarlandes alljährlich einige hundert Kinder in Erholung
geschickt. Bis 1959 waren es fast 8.000 Kinder, die durch die Vermittlung der
VKS unvergessliche Ferienerlebnisse zu günstigsten Preisen erleben durften.
Ein
Sonderzug mit Ferienkindern verlässt
den Saarbrücker Hauptbahnhof. (Foto:
VdK-Archiv)
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