Nach dem 2. Weltkrieg wurde in der gesamten französischen Besatzungszone - und damit auch im damaligen Saargebiet - am 29. Oktober 1946 durch die Verordnung Nr. 30 des Oberkommandierenden der Besatzungstruppe das Rote Kreuz verboten. Die Militärregierung des Saarlandes gab aber ihr Einverständnis zur Bildung eines "Saarländischen Hilfsausschusses für soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege".
Als dessen Nachfolge- bzw. Ersatzorganisation wurde kurz darauf mit Genehmigung der Verwaltungs-kommission des Saarlandes der SSHD gegründet (Saarländischer Sanitäts- und Hilfsdienst). Dieser übernahm für etwa ein Jahr die Aufgaben des offiziell nicht
mehr bestehenden Roten Kreuzes.
Er kümmerte sich in der Nachkriegszeit unter Leitung seines Generalsekretärs Alfons Kirchner (Bild rechts) im Sinne der Genfer Abkommen um die entflohenen Kriegsgefangenen im Saarland. Wenn diese in die Geschäftsräume des SSHD kamen, wurde ihnen mit ziviler Kleidung und Fahrkarten in ihre Heimatorte geholfen. Zu den herausragenden Aufgaben des SSHD gehörte auch die Verteilung von insgesamt 260.000 Portionen
Essen aus fast zwanzig eigens dafür geschaffenen Volksküchen. Außerdem wurden elf Kinderspeisungsküchen eingerichtet, mit deren Hilfe man über 16.000 Kinder mit Lebensmitteln versorgen konnte.
Von 1945 bis 1947 sind über 16.000 vermisste Soldaten und mehr als 100 verschollene Zivilpersonen beim SSHD registriert worden. Bis Ende 1947 konnte man im Saarland 88.843 zurückgekehrte ehemalige Soldaten erfassen.
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Der SSHD versuchte, die Lage der Kriegsgefangenen in Russland zu verbessern, indem er für sie Anträge auf Begnadigung stellte. Außerdem verschickte er in den 50er-Jahren Pakete in die Lager der UdSSR (z.B. mit Zitrusfrüchten und Ähnlichem). Er war auch als Vermittlungsstelle für Gefangenenpost tätig: Weit über 100.000 Briefsendungen gingen beim
SSHD ein und wurden in die Gefangenenlager
weitergeleitet - oftmals auf illegalem Wege.
Solche Dienste erbrachte damals auch der Caritasverband, mit dem der SSHD unter Alfons Kirchner eng zusammenarbeitete. Kirchner und seine Mitstreiter entgingen 1947 nur knapp einer Gefängnisstrafe, denn ihre Hilfeleistung hatte sich bald bei der französischen Gendarmerie herumgesprochen: Als Kriegsflüchtlinge verkleidete Gendarme tauchten bei Mitarbeitern
der Caritas
auf, die
aber trotz der penetranten Vernehmungsmethoden der französischen Gendarmerie den SSHD nicht verrieten. Sie wurden dann jedoch selbst mit Haftstrafen belegt.
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Im Jahr 1946 gab die französische Militärregierung des Saarlandes ihr Einverständnis zur Bildung eines "Saarländischen
Hilfsausschusses für soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege". Dies war ein Zusammenschluss ähnlich wie die heute im Saarland existierende Liga der Freien Wohlfahrtspflege Saar oder die Caritas, die Innere Mission bzw. die Arbeiterwohlfahrt. Er war nun dazu legitimiert, unter diesem Namen Dienste wie die des Roten Kreuzes wahrzunehmen.
Aus diesem Hilfsausschuss heraus wurde am 19. Dezember 1947 mit Genehmigung der Militärregierung und der Verwaltungskommission des Saarlandes in einer konstituierenden Sitzung
im Festsaal des Saarbrücker Schlosses schließlich das Saarländische Rote Kreuz (SRK) gegründet (siehe Bild rechts). Dieses war aufgrund der politischen Situation des damaligen Saarlandes kein Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes, sondern eine eigene nationale Rotkreuz-Gesellschaft. In dieser Eigenschaft konnte sie mit einer Vielzahl von Rotkreuz-Einrichtungen anderer Länder weltweit kommunizieren.
Schon 1947 wurde der Suchdienst des Roten Kreuzes tätig. Er führte zur Klärung des Schicksals vermisster Soldaten und zivilinternierter Personen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Von insgesamt 1,5 Millionen Vermissten waren 13.193 Saarländer.
Am 25. Januar 1949 fand der erste Rotkreuz-Landesdelegiertentag im Saarbrücker Johannishof statt. Präsident des Saarländischen Roten Kreuzes wurde Dr. von Brochowski, und Alfons Kirchner war sein Generalsekretär.
Eine Rot-Kreuz-Helferin
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In der Bundesrepublik erfolgte die Wiedergründung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am 4. Februar 1950 in Koblenz; und am 23. Oktober 1952 entstand das Deutsche Rote Kreuz der DDR.
Ende 1952 wurde in einer Zwischenbilanz festgestellt, dass die Nachforschungsarbeit des Saarländischen Roten Kreuzes (SRK) unter Mitwirkung der zivilen Nachforschungsstelle von 1947 bis 1952 zur Klärung von 10.772 Vermisstenschicksalen geführt hatte.
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Im Jahr 1954 fand der 3. Landes-Rot-Kreuz-Tag in Völklingen statt (siehe Bild rechts).
Am 6. Mai 1956, also gut ein halbes Jahr vor der politischen Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik (am 1. Januar 1957), beschloss die 7. Landesdelegiertenversammlung des SRK auf dem 4. Landes-Rot-Kreuz-Tag in Saarlouis, die Aufnahme des SRK in den bundesdeutschen Gesamtverband
des DRK zu beantragen. Die Bundesversammlung gab diesem Aufnahmeantrag statt, und seitdem ist es - auch heute noch - als anerkannte Institution tätig unter dem Namen "Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Saarland".
Der Gesamtverband des Deutschen Roten Kreuzes hielt am 11. Mai 1957 seine siebte Hauptversammlung in Saarbrücken ab, und am Tag darauf veranstaltete er dort eine große Kundgebung mit Festzug.
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Krankentransport- und Einsatz-Fahrzeuge des Saarländischen Roten Kreuzes
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Ein Opel Blitz des SRK-Kreisverbandes Saarlouis
(Aufbau: Karosserie-Werke Schreiner, Saarbrücken)
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Diesen FORD Matford hatte die Saarbrücker
Karossserie-Fabrik (SKF) aufgebaut.
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Links: Opel Blitz als Sanitätsfahrzeug der Werkfeuerwehr der Röchling' schen Eisen-& Stahlwerke in
Völklingen. Oben: Peugeot 403 Familiale, der zum DRK der Stadt Dillingen gehörte (ausgebaut von Miesen in Bonn).
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Krankentransportwagen des Saarländischen Roten Kreuzes, Kreisverband Homburg:
Ein Renault 1000 kg mit SA-Nummernschild, also in den Jahren 1946 bis 1948 aufgenommen. Den Ausbau hatte die Firma Karosseriewerke Schreiner Am Römerkastell/Ecke Mainzer Straße erstellt; siehe unsere Seite Lkw 1.
Beim Blick ins Innere (rechtes Bild) erkennt man links zwei Krankentragen übereinander und rechts einen Schrank für Medikamente.
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Ein Mercedes Benz 180, errichtet von der Firma Miesen in Bonn. Er wurde 1956 vom Kreisverband Saarlouis des Saarländischen Roten Kreuzes als Kranken- und Rettungswagen angeschafft. Es ist erstaunlich,
dass er vollständig mit deutschem Aufbau ins Saarland importiert werden konnte. (Fotos: Archiv REDUIT)
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SRK-Helfer und Helferinnen im Einsatz
Die folgenden vier Bildchen zeigen Rot-Kreuz-HelferInnen bei einem Motorradrennen in St. Wendel 1955
(mehr zu diesen Rennen finden Sie auf unserer Seite über Motorsport im Saarstaat sowie
unter www.mcw-motorsporthistoriker.de).
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SRK-Helfer und Helferinnen auf dem Dudweiler Markt Bücher und Broschüren der 50er-Jahre zum Roten Kreuz
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Die Saarländische
Postverwaltung verausgabte
von 1950 bis 1956 in jedem
Jahr jeweils auch eine
Sondermarke mit Zuschlag
zum Thema "Rotes Kreuz".
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1950
Armenspeisung
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1951
Mutter mit Kind
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1952
Flüchtlingsgruppe und Kreuz
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1953
Henri Dunant, Gründer des Roten Kreuzes (2. Hälfte d. 19. Jahrh.)
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1954
Hilfsbedürftiges Kind
im Kreuz
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1955
Krankenschwester mit Kleinkind vor einem Kreuz
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1956
Historischer Verbandsplatz bei Saarbrücken (Ausschnitt aus einer Zeichnung von Professor Röchling)
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Alles über die Briefmarken der SAAR-POST in der Zeit des autonomen Saarlandes finden Sie auf unserer Briefmarkenseite.
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Nach der Saarstaatzeit:
Einen bedeutenden Einsatz hatte das Saarländische Rote Kreuz bei dem schweren Grubenunglück in Luisenthal mit 299 Toten am 7. Februar 1962 (siehe dazu unsere Seite Bergbau im Saarland
im Abschnitt 4 B):
DRK-Helfer leisteten dort nicht nur medizinische Hilfe, sie wuschen auch die verstorbenen Bergleute, um die Identifizierung zu ermöglichen, betreuten Angehörige und versorgten die Einsatzkräfte.
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Heute hat der DRK-Landesverband Saarland e.V. seinen Sitz in der Wilhelm-Heinrich-Straße 7-9 in 66117 Saarbrücken. Er besteht aus sieben Kreisverbänden und 221 Ortsvereinen.
Das Bild rechts zeigt eine stark verkleinerte Abbildung der Ersttagskarte der Post Saar mit der in dem Abschnitt darüber in Echtgröße abgebildeten Rot-Kreuz-Briefmarke zu 15+5 Frs. von 1956.
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Text und Gestaltung dieser Seite: R. Freyer. Verwendete Quellen: https://www.drk.de/ und http://geschichten.drk.saarland; von dort wurden auch die ersten vier
S/W-Bilder
im oberen Teil dieser Seite übernommen.
Diese Seite wurde erstellt am 1. März 2019 und zuletzt bearbeitet am 17.4.2019
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