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Die saarländische Zündholzfabrik befand sich während der gesamten Zeit ihres Bestehens in Saarlouis-Fraulautern, Bahnhofstraße 36.
Im Volksmund wurde sie auch "Fixfeier-Fabrik" genannt, und sie trug im Laufe ihrer Geschichte folgende offizielle Namen:
Scheben & Zeller GmbH (von 1920 bis 1922)
Scheben & Zeller AG, Fabrik chemisch-technischer Produkte und Zündholzfabrik (von 1922 bis 1944)
Saarländische Zündholzfabrik AG (von der Wiederaufnahme der Produktion am 1. April 1947 bis zum 22. November 1957)
Saarländische Zündholzfabrik GmbH (vom 11. Dezember 1957 bis zur Schließung am 30. Juni 1968).
Die Fabrik wurde 1920 in Fraulautern gegründet und am Ende des 2. Weltkriegs 1944 zu 75% zerstört. Anfang 1946 begann man mit ihrem Wiederaufbau. Hans Wilke wurde 1947 zum Direktor berufen.
Wilke hatte zuvor in Burma, dem heutigen Myanmar, und in Indien Zündholz- Fabriken
aufgebaut und geleitet. Mit ca. 100 Arbeitern führte er bis 1954 erfolgreich
die Fabrik in Saarlouis.
Wir konnten bisher leider kein Foto vom Gebäude der Saarländischen Zündholzfabrik finden. Wer kann helfen? (>Kontakt)
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In
den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die
Zündholzetiketten zum Teil ohne Fabrikbezeichnung ausgeliefert, zum
Teil auch - in Anlehnung an deutsche Gepflogenheiten -
mit dem Aufdruck "Saarländische Zündholzfabrik" (siehe Bild links). Nach französischem Vorbild hat man diesen Aufdruck später ersetzt (s. Bild rechts) durch "Saarländische
Zündwarenregie" (in deren Auftrag die Fabrik ab 1948 arbeitete - siehe hier). Die Übergänge zwischen den Phasen sind allerdings gleitend. Beispielsweise brauchte die EDEKA Saarbrücken später
ihre Restbestände
auf, die noch die Bezeichnung "Zündholzfabrik" trugen. Es gibt auch einige wenige Etiketten mit dem Aufdruck "Saarländische
Zündwarenfabrik" (siehe weiter unten bei den Bildern, unter 4a).
Da dies keine eingetragene Bezeichnung der Fabrik war, muss es sich
hierbei um einen Irrtum in der (externen) Druckerei gehandelt haben.
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Seit
den
1930er-Jahren war der Schwedische Zündholz-Trust an der Zündholzfabrik
in
Saarlouis mehrheitlich beteiligt, so dass diese unter schwedischer
Kontrolle stand. Auf Drängen des Schweden-Konzerns musste Wilke 1954
sein Amt niederlegen, da er sich wegen einer Zündholz-Arbeiterin aus
seinem Werk scheiden ließ. Nachfolger wurde Albert Haug, der Schwiegersohn des
Zündholzfabrikanten Tatarsky, dem ehemaligen Besitzer der Zündholzfabrik in
Vordamm bei Driesen.
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Durch die Anbringung von Werbeaufdrucken auf den Zündholzschachteln
konnte die Zündholzregie den Preis der Hölzer günstig halten.
Unter
welchen Bedingungen und zu welchen Kosten Firmen und Unternehmen auf
Zigarettenetiketten werben konnten, lesen Sie in dem Text rechts.
Der Preis von 50.000 Frs. für die Mindestabnahme von einer halben Million Schachteln entsprach damals (ca. 1953) etwa 600 DM.
Textauszug aus:
Die Werbung im Saarland. Handbuch für das gesamte Werbewesen. Sarbrücken, 1952. Seite 191.
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Die während
der Übergangszeit zwischen der politischen Angliederung der Saar (1957)
und dem Tag X (1959) erschienenen Zündholzetiketten trugen entweder
keine Aufschrift oder bereits deutsche Steuerunterscheidungsnummern.
Neben dem Binnenmarkt belieferte die Saarländische Zündholzfabrik in
einem gewissen Umfang auch den Exportmarkt
(siehe unten in der Sammlung unter Nr. 7). Nach Zuteilung der
Steuerunterscheidungsnummer 362 für die Saar durch die Deutsche Zündholz-Monopol- gesellschaft
(DZMG) erstreckte sich die Produktion auch wieder auf "Haushaltsware"
und "Welthölzer" nach den Qualitätsvorschriften der DZMG. Außerdem verklebte man weiterhin Reklame-Etiketten, vornehmlich Serien.
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Die
Hauptverwaltung der Saarländischen Zündholzfabrik AG beschloss am 22.
November 1957, das Unternehmen in eine GmbH umzuwandeln. Die
Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Saarlouis erfolgte
am 11.
Dezember 1957. Nach der Einstellung der Produktion im Jahr 1968 erwarb
die Firma Dillinger Stahlbau GmbH aus Dillingen das Fabrikgebäude sowie
das Grundstück für ihre Tochtergesellschaft, die Saarländische
Handelsgesellschaft mbH, Saarlouis.
Eine Schachtel Zündhölzer kostete im Saarland Anfang der 50er Jahre zwei Franken, nach dem Tag X (6.7.1959) fünf Pfennig.
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Literatur:
"Die Zündholzfabrik in Saarlouis", Chronik einer Zündholzfabrik von Wolf-Rüdiger Reinhardt, Braunschweig
"Deutsche Klassiker-Etiketten", Firmenkatalog von Peter Dörling, Norderstedt, 2. Ausgabe 1987
Weitere Bilder von Zündholzschachteln sehen Sie unten in der Zündholzetiketten-Sammlung des Verfassers Wolfgang Brauer.
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Zum Sammeln von Zündholzetiketten u. ä.
Der Autor dieses Textes, Wolfgang Brauer, sagt über sich selbst: Als Phillumenist bin ich "Feuer und
Flamme". Das bedeutet, dass ich (Jahrgang 1947) mich seit fast 30 Jahren
in meiner Freizeit mit der Erforschung alter Zündholzfabriken und ihrer
Etiketten beschäftige. Neben Zündholzschachteln bzw. Etiketten aus der Saarländischen Zündholzfabrik interessiere ich mich auch für alte deutsche Zündholz- Etiketten bis ca. 1960. Sofern Sie etwas abzugeben haben, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung unter der Mailadresse wolfgang.brauer@unitybox.de oder über Saar-Nostalgie
(>Kontakt).
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Begriffserklärungen:
Phillumenisten sind Sammler von Zündholzetiketten, Zündholzschachteln, Zündholzbehältern und Buchzündern (auch Zündholzbriefe genannt - siehe unten in der Sammlung unter Nr. 14).
Die genaue Bezeichnung der Zündhölzer lautet heute (unabhängig davon, was auf den Schachteln steht) Sicherheits-Zündhölzer.
Als es noch "Streichhölzer" gab, konnten diese sich durch
versehentliches Reiben (oder Streichen) selbst entzünden, während
Sicherheits-Zündhölzer durch leichtes Andrücken des Holzes auf die
Anstrich-(Reibe-)fläche angezündet werden. Obwohl die Gefahr des
versehentlichen Entzündens bei den heutigen Zündhölzern nicht mehr
besteht, ist ihr Versand mit der Post nach wie vor nicht gestattet.
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Zu
dem Foto: Die Zündholzschachteln wurden im Werk in Zehnerpäckchen
verpackt. Das Bild zeigt zwei solcher Päckchen aus der saarländischen
Zündholzfabrik. Als Paketetiketten verwendete
man aus Gründen der Papierersparnis Schachteletiketten.
(Die Päckchen gehörten Ferdi Kleineick. Foto Rainer Freyer, 2014.)
Alle
bisher vorliegenden Informationen über die Zündholzindustrie von damals
wurden über Jahrzehnte hinweg in mühseliger Kleinarbeit von Sammlern
zusammengetragen. Als die Fabriken noch existierten, waren die Türen
für Sammler verschlossen. Nur über Umwege, häufig durch Mitarbeiter der
Zündholzfabriken, die in ihrer Freizeit mal etwas
über ihre Arbeit berichteten, kamen die Sammler an Informationen und
Material. Es gab keine Versandstelle (wie z.B. diejenige für Briefmarken), die
Interessenten mit Neuigkeiten versorgt hätte.
Auch
heute ist sicher noch nicht alles bekannt, was es damals gab, und es
wäre uns sehr willkommen, wenn sich
der eine oder andere ehemalige Mitarbeiter der früheren Fabrik melden würde, um uns bisher unbekannte Informationen bekanntzugeben.
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