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Unsere Serie "Besondere Ereignisse im Saarstaat": 1) Sportlerunglück 1948 (s. oben)  2) Johannistag Rohrbach 1948  3) Einweihung der Brücke Bous-Wadgassen 1951   4) Ausstellung Bexbacher Blumengarten   5) Post & Eisenbahn-Ausstellung Bexbach 1952

 


 

 

1) Rohrbach 1948: Tragisches Sportlerunglück forderte 20 Tote

 

 


 

Blick auf das Rohrbacher Rathaus 1948Am Sonntag, den 14. November 1948 ereignete sich ein schrecklicher Verkehrsunfall zwischen Mimbach und Breitfurt, in der Nähe von Blieskastel. Betroffen war eine komplette Fußballmannschaft aus Rohrbach.

 

November 1948 - dreieinhalb Jahre nach dem Ende des unheilvollen Krieges. Die Gemeinde Rohrbach ist, wie alle Dörfer und Städte in den vom Krieg betroffenen Ländern Europas, damit beschäftigt, die schlimmsten Kriegsfolgen zu beseitigen.

 

Der Wiederaufbau der zerstörten Häuser hat hier schon längst begonnen, und die Dorfbewohner versuchen, endlich wieder ein normales Leben zu führen. Die Lebensmittelversorgung hat sich seit der Einführung des Franken vor einem Jahr schon etwas verbessert, aber es hapert und mangelt noch an vielem.

 

Die Landstraßen sind zwar schon wieder einigermaßen hergerichtet worden, befinden sich jedoch zumeist noch in schlechtem Zustand. Aber damit kann man leben, denn es gibt in dieser Zeit kurz nach dem Krieg sowieso nur sehr wenige Autos.

 

Für die Beförderung einer ganzen Fußballmannschaft und einiger Begleitpersonen zu einem Auswärtsspiel stehen auch noch keine Omnibusse zur Verfügung, also muss man dafür gelegentlich einen der alten Lastwagen verwenden, die den zerstörerischen Krieg einigermaßen überstanden haben und notdürftig wieder in einen fahrbereiten Zustand versetzt worden sind. Aber sind sie auch sicher genug? 

 

An diesem friedlichen Spätherbst-Sonntagmorgen wollen 48 Bürger Rohrbachs zu einem Fußballspiel nach Herbitzheim fahren und benutzen dazu einen solchen alten ausgedienten Lastwagen.

 

  Bilder: Rohrbach 1948, Rathaus (ganz oben) und Teilansicht des Ortes

 

 

 Am darauffolgenden Montag war dieser Text in der Tagespresse zu lesen (die Zahl der Todesopfer erhöhte sich später auf 20): 

 

Autounglück fordert 19 Menschenleben

 

 

Tragisches Ende einer Sportfahrt

 

Rohrbach, Sonntag Nachmittag

 

Ein schweres Unglück, dem 19 Menschenleben, und vielleicht noch mehr, zum Opfer gefallen sind, ereignete sich am Sonntag Nachmittag 1 Uhr, 500 Meter hinter Breitfurt bei Blieskastel, als ein mit 45 Sportlern besetzter schwerer Büssing-Lastwagen aus bisher noch unerklärlichen Gründen von der Straße abkam und die 3 Meter hohe Böschung in die Blies stürzte. Der Wagen kippte ab und kam völlig unter Wasser zu liegen.

 

Im Lastwagen saß die Rohrbacher Fußballmannschaft mit ihren Angehörigen auf der Fahrt nach Herbitzheim, als zwischen Mimbach und Breitfurt der Wagen abstürzte. Die Blies ist an dieser Stelle sehr tief.

 

Lähmendes Entsetzen, und dann eine unbeschreibliche Panik packte die 45 bedauernswerten Menschen. Sie versuchten vergeblich, sich an der Rückwand hinauszudrängen, denn der Wagen war mit einer Plane bedeckt.

 

Nur eine Minute später kam aus der entgegengesetzten Richtung ein Lkw mit Sportlern aus Breitfurt. Diesen bot sich ein grauenhaftes Bild: Etwa zehn Personen war es gelungen, auf die äußere Seitenwand des Wagens zu kommen; dort klammerten sich einige von ihnen verzweifelt fest, während andere versuchten, ans Ufer zu gelangen. Wieder andere schwammen im Wasser.

 

Die Sportler begannen sofort unter Einsatz ihres eigenen Lebens die schwere und gefährliche Rettungs- aktion. Es gelang ihnen, die wenigen, die außerhalb des Wagens waren, zu bergen. Nachdem sie mit ihrem eigenen Lastwagen den abgestürzten Wagen etwas hochgezogen hatten, bargen sie im Verlaufe einer Stunde die anderen 16 Personen aus dem Innern des Wagens. Die Leichen wurden danach ins Krankenhaus St. Ingbert abtransportiert.

 

 

Von den Breitfurter Sportlern taten sich bei diesem Rettungswerk W. Hass, A. Hass, E. Hussong und M. Hierl besonders hervor. Das Spiel mit Einöd, zu dem die Breitfurter Fußballer unterwegs waren, konnte an diesem Tag natürlich nicht ausgetragen werden.

 

An der Rettungsaktion beteiligten sich auch die Feuerwehrzüge von Homburg, Rohrbach, St. Ingbert und Saarbrücken sowie die Sanitätskolonnen aus Homburg und St. Ingbert. Die Minister Dr. Singer und Dr. Straus, Bürgermeister Oberhauser von Rohrbach und Landrat Dr. Eisel von St. Ingbert begaben sich sofort an die Unglücksstätte.

 

Heutiges  Wappen von Rohrbach

 

 

Während in dem ersten Zeitungsbericht die Unfallursache als "noch nicht bekannt" angegeben wurde, wurde in dieser Todesanzeige als Grund für das Unglück vermerkt, der Fahrer habe infolge Reifenschadens die Herrschaft über sein Fahrzeug verloren. Später wurde nach einer genauen Untersuchung des Unglücks-Lastwagens aber schließlich festgestellt, dass ein Steuersegment gebrochen war, wodurch die Lenkung ausfiel. Als der LKW deswegen von der Straße abkam, versuchte der Fahrer zu bremsen und ließ eine drei Meter lange Bremsspur hinter sich. Auf dem nassen Gras rutschte der Wagen jedoch immer näher auf das Flussufer zu und stürzte schließlich die drei Meter hohe Böschung hinab in die an dieser Stelle besonders tiefe Blies. Eine detaillierte Schilderung des weiteren Verlaufs lesen Sie unten auf dieser Seite in einem ausführlichen Bericht aus der Broschüre "90 Jahre Sportverein Rohrbach".

 


 

Schon drei Tage später, nämlich am 17. November, wurde in der Presse über die Trauerfeierlichkeiten für die tödlich Verunglückten berichtet. Dabei wurde auch mitgeteilt, dass sich die Zahl der Todesopfer gegenüber der vorher veröffentlichten Liste durch den inzwischen tot geborgenen Erich Wittmann von 19 auf 20 erhöht hatte. Nach dem Requiem in der Pfarrkirche begann die weltliche Trauerfeier auf dem von über 1000 Menschen gesäumten Schulplatz der Pestalozzi-Schule. Hier der Wortlaut des Berichts in der Zeitung:

 

In zwei Reihen aufgebahrt standen die Särge der Toten, umkränzt von Tannengrün und Lorbeeren. Über ihnen wehten die Trikolore und die saarländische Landesfahne auf Halbmast. Sie bekundeten symbolisch die tiefe Trauer, die über die so schwer betroffene Gemeinde hinaus das ganze Saarland mit anteilnehmen lässt, an dem unsäglichen Leid, das über so viele Familien hereingebrochen ist.

 

Der Hohe Kommissar der französischen Republik im Saarland, Gilbert Grandval, drückte seine tiefe Anteilnahme in folgenden Worten aus:

 

"Dieser 14. November war wie ein wahrer Frühlingssonntag, aber heute können wir nicht mehr an ihn zurückdenken, ohne dass uns die Tränen in die Augen treten, denn wir alle gehören zu der großen menschlichen Familie und ich habe um diese Toten geweint, als hätte ich sie alle gekannt. Mein Herz ist zu sehr ergriffen, um die richtigen Worte zu finden. Wir werden die saarländische Regierung unterstützen, denn den Hinterbliebenen muss geholfen werden. Denen, die jetzt nicht mehr unter uns sind, rufe ich zu: "Fahrt wohl!"

 

Im Namen der saarländischen Regierung und des Landtags sprach der Ministerpräsident Johannes Hoffmann zu den Angehörigen und der versammelten Trauergemeinde:

 

"Aus jedem Unglück lässt sich die Folgerung ziehen, dass wir alle einander helfen müssen. Ich danke all denen, die bis heute schon geholfen haben und die hier erschienen sind."

 

Im weiteren Verlauf seiner Ansprache sicherte der Ministerpräsident dann den Hinterbliebenen weitgehendste Unterstützung zu und schloss mit den Worten: "Den Toten aber rufe ich zu: Ruhet sanft in der Heimaterde, und auf Wiedersehen in der himmlischen Heimat!"

 

                  

   

    

 

 

 

Das nebenstehende Foto von Johannes Hoffmann hat der Pressefotograf Walter Barbian auf dem Rohrbacher Friedhof bei der Beerdigung der Opfer des geschilderten tragischen Unfalls gemacht.

 

Der Sohn des Fotografen, Frank Barbian, berichtete dazu, dass der Ministerpräsident an den Särgen stehend während seiner Rede irgendwann haltlos in Tränen ausbrach. Dieser Moment beeindruckte den Fotografen so sehr, dass er seinem Sohn noch nach Jahrzehnten davon erzählte.

 

Mehr über den Fotografen Walter Barbian können Sie hier lesen.

 

Foto: Walter Barbian; siehe http://www.saarlandarchiv-walter-barbian.eu

 

 

 

Unten: Gilbert Grandval an den Särgen der Verunglückten.

 

 

 


 

       Der folgende rückblickende Bericht enthält Auszüge aus der Broschüre "90 Jahre Sportverein Rohrbach - 1911 - 2001".

 

  

  

 

                                                                            


 

Die Zeitungsausschnitte, Buchauszüge und Fotos zu diesem Bericht wurden uns

zur Verfügung gestellt von Karl Abel, Rohrbach, (falls nicht anders angegeben).

 

Mehr zu dem beschriebenen Unglück finden Sie auf www.rohrbach-nostalgie.de

 


  

Inhalt unserer Reihe "Besondere Ereignisse im Saarstaat":   

 

 

 

Rohrbach 1948 - Tragisches Sportlerunglück (diese Seite)

Johannistag in Rohrbach 1948

Einweihung der Saar-Brücke Bous-Wadgassen 1951

Ausstellungen im Bexbacher Blumengarten

 


   Diese Seite wurde begonnen im Januar 2009 und zuletzt bearbeitet am 2.3.2021                     

 

 

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