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Bexbach
liegt zwischen Neunkirchen und Homburg und hat heute ungefähr 18.000
Einwohner. Es ist u.a. bekannt für sein Bergbaumuseum und seinen
Blumengarten, in dem von 1949 an jedes Jahr Ausstellungen stattfanden.
Deren Protektor war in den ersten Jahren immer Ministerpräsident
Johannes Hoffmann. Die ausführende Gemeinde Mittelbexbach dankte ihm
1952 für
seine bisherige Schirmherrschaft, indem sie ihm ein Fotoalbum mit
zahlreichen Bildern von diesen Ereignissen überreichte (siehe Albumblatt mit Widmung ganz unten auf dieser Seite!).
Einige
der Fotografien dieses Albums können Sie im Folgenden sehen, ebenso wie
einige weitere Bilder und Auszüge aus einer Ausstellungsbroschüre, die
uns das Stadtarchiv Bexbach jetzt freundlicherweise zur Verfügung
gestellt hat.
Zur Entstehung der Stadt Bexbach
Ab
1937 bildeten die bis dahin selbstständigen Gemeinden Mittelbexbach,
Höchen, Oberbexbach, Frankenholz und Ludwigsthal die Großgemeinde Höcherberg. Nach dem Krieg wurden sie am 1.1.1947 jedoch wieder selbstständig. Mittelbexbach wurde 1955 in Bexbach umbenannt (siehe Urkunde rechts). 1970
erhielt
der Ort das Recht, die Bezeichnung "Stadt" zu führen. Bei der
Gebietsreform 1974 wurden die anderen oben genannten Gemeinden sowie
Niederbexbach und Kleinottweiler in die Stadt
eingegliedert (nur Ludwigsthal kam zur Stadt Neunkirchen).
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Geschichte des Blumengartens (mit Textbeiträgen von Achim Schmitt, Stadtarchiv Bexbach)
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1931
begann die Gemeinde Bexbach mit dem Bau eines Wasserhochbehälters. Er
hatte ein Fassungsvermögen von 200 cbm und wurde an der
Niederbexbacherstraße mit Blick auf die Bergehalde "Monte Barbara" (s. Foto rechts) erstellt. Er sollte gleichzeitig als Aussichtsturm dienen und ein Grubenmuseum beherbergen. 1933
wurde er eingeweiht und erhielt den Namen Hindenburgturm.
Nach
dem Zweiten Weltkrieg sollte er auf Anordnung der Franzosen in
"Bellevue" umbenannt werden. Dies wollte aber die Gemeinde nicht
akzeptieren. Am 2. Juli 1947 beschloss der Gemeinderat eine
Namensänderung in "Museums- und Aussichtsturm". Nach der
Volksabstimmung erhielt er 1956 seinen alten Namen (Hindenburgturm)
wieder zurück.
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Schon kurz nach dem Krieg begann die Saar-Regierung damit, auf dem Gelände am Hindenburgturm eine Bauausstellung
vorzubereiten, die 1949 eröffnet wurde. 1951 legte man auch einen
Blumengarten an und nannte die Ausstellung nun "Garten und Blumen im
sozialen Wohnungsbau".
(Mehr zu den Ausstellungen: siehe weiter unten!) Der
Name "Garten und Blumen" gefiel der Bevölkerung für den Park aber
nicht, und so hieß er im Sprachgebrauch von Anfang an "Blumengarten".
Offiziell taucht dieser Name allerdings erst 1954 in den
Sitzungsprotokollen der Gemeinde Mittelbexbach auf, vorher war darin
immer nur vom "Park am Turm" die Rede.
In
den Folgejahren entwickelte sich der Blumengarten zu einem
Publikumsmagneten.
Zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte fanden jedes Jahr dort statt.
Viele Jahre lang lockten auch die jährliche Camping-Ausstellung "100
000 Tulpen blühen" (eine Tulpenschau für Saar, Rhein und Mosel), die
Blumengartenfeste und die Stadtfeste in den Blumengarten.
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Das
Bild oben zeigt den Turm in den 50ern vom Blumengarten aus, die Fotos
unten wurden vom Turm aus unterschiedlicher Höhe gemacht.
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Das Grubenmuseum kann noch heute besichtigt werden. Seit 1960 befindet sich hinter dem Blumengarten der "Sonderlandeplatz Bexbach" (Näheres darüber in Kürze auf unserer
Seite
Flugzeuge). Erwähnenswert ist auch der Kinderverkehrsgarten im Blumengarten.
Bild links: Diese Widmung ziert ein Fotoalbum, das die Gemeinde Mittelbexbach 1952 Johannes Hoffmann geschenkt hat, und aus welchem wir die meisten Fotos der vorliegenden Seite entnommen haben.
Die ersten Ausstellungen in Bexbach waren:
1) 1949 und 1950: Sozialer Wohnungsbau - Bauausstellung des Saarlandes (siehe hier unten)
2) 1951: Garten und Blumen im sozialen Wohnungsbau (siehe ganz unten auf dieser Seite)
3) 1952: Aus 100 Jahren Post und Eisenbahn - s. unsere Extra-Seite Eisenbahn & Post-Ausstellung
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1) Die Bauausstellung des Saarlandes - Sozialer Wohnungsbau (1949 und 1950)
Im
Zweiten Weltkrieg wurde im Saarland - wie im übrigen Deutschland - ein
großer Teil der Häuser völlig zerstört oder so stark beschädigt, dass
sie nicht mehr bewohnbar waren. Hieraus ergab sich eine unerträgliche
Wohnungsnot allerorten. Die ersten Menschen, die 1945 aus der
Evakuierung zurückkamen,
mussten sich
Notunterkünfte suchen oder in Ruinen leben. Beschädigte Häuser wurden
notdürftig wieder instand gesetzt. Für einen Wiederaufbau fehlte das
Geld. Das Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt unter Richard Kirn
stellte bald in Zusammenarbeit mit der Landesbausparkasse günstige
Finanzierungsprogramme zur Verfügung, mit deren Hilfe sich die
arbeitende Bevölkerung an den Bau oder Kauf von Eigenheimen heranwagen
konnte. Auch die Régie des Mines
legte ein großzügiges Wohnungsbauprogramm für die Bergleute auf.
Um
den Saarländern zu zeigen, welche Möglichkeiten es beim Eigenheimbau
gab, erstellte man am Bexbacher Blumengarten eine kleine Siedlung mit
Musterhäusern in verschiedenen Bauweisen. Diese waren die Grundlage für
eine Bauausstellung, die von 1949 an dort einige Jahre lang
ausgerichtet wurde. Von ihr sollte
eine Fülle von Anregungen für die Bauwilligen im ganzen Land ausgehen.
In seiner Eröffnungsansprache sagte Ministerpräsident Johannes Hoffmann am 27. August 1949 unter anderem:
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Die
Beseitigung der Wohnraumnot in unserer Heimat ist die dringlichste
Aufgabe, die die Regierung des Saarlandes im Einvernehmen mit den dabei
zu beteiligenden Organisationen und Institutionen zu lösen hat. Seit
dem Dreißigjährigen Krieg war nie so viel Zerstörung in unserem Land
wie nach der letzten Völkerauseinandersetzung.
Niemals wurde in unserem Land auch so viel Unordnung und absolute
Vernichtung jeglicher organisatorischer Bindungen vorgefunden wie 1945.
Aus diesem Elend will das Saarvolk heraus. Zu einem menschenwürdigen
Dasein gehört vor allen Dingen ein entsprechendes Wohnen. Dieser
Zustand muss erreicht werden. Dann ist auch die Erziehung unserer
Jugend gesichert.
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Die
Regierung des Saarlandes hat vom ersten Tage ihres Bestehens an der
Lösung des Wohnraumproblems die größte Aufmerksamkeit zugewandt und die
nach Lage der Dinge überhaupt nur möglichen Voraussetzungen dafür zu
schaffen gesucht. Dass sie hierbei jede private oder gemeindliche
Initiative außerordentlich begrüßt, ist selbstverständlich.
Nur in der gemeinsamen Arbeit aller und miteinander können die
unsagbaren Wohnungsschwierigkeiten beseitigt werden. Die Gemeinde
Bexbach hat unter der Führung ihres Bürgermeisters mit der Ausstellung
"Sozialer Wohnungsbau" einen besonderen Beitrag zu leisten versucht.
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Fotos oben: Mit einem Umzug durch die Gemeinde feiern die Bexbacher die Ausstellungseröffnung.
Auszug aus dem Grußwort von Gilbert Grandval in der Broschüre zur Ausstellung:
Die
Saar, durch den Krieg ernstlich betroffen, arbeitet unermüdlich an
ihrem Wiederaufbau. Die in Bexbach unter dem Losungswort "Sozialer
Wohnungsbau" ergriffene Initiative stellt einen bedeutenden
Wiederaufbauplan von großem Ausmaß dar. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,
den Behörden und interessierten Privatleuten zu ermöglichen, die besten
Wege
zum Wiederaufbau von Wohnhäusern, angefangen bei den
allerbescheidensten, zu gehen.
Der Bürgermeister von Bexbach, Aloys Nesseler, führt in derselben Broschüre u.a. aus:
Sozialer
Wohnungsbau - ein großes Wort in einer Zeit, die aus Trümmern und der
dadurch entstandenen Wohnungsnot den leidenden Mitmenschen Hilfe zu
schaffen hat. Leere Worte und hinhaltende Versprechungen können hier
nicht helfen - nur noch sichtbare Taten sind Trumpf. (...)
In
der richtigen Erkenntnis, dass die Art des Wohnens der Anfang und das
Ende der Kultur, der Erziehung und der Gesundheit eines Volkes ist,
gibt es nur ein einziges unaufschiebbares Handeln: B A U E N !
Foto: Das Ehepaar Hoffmann beim Rundgang über die Ausstellung.
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Oben:
Blick vom Aussichtsturm auf die Musterhaussiedlung und auf Bexbach.
Hinter der Ausstellung verläuft die Bahnlinie Neunkirchen - Homburg.
Links erkennt man die Kohlenwäsche der Grube Frankenholz (mit dem
Schornstein) und rechts davon den historischen Bahnhof (erbaut
1848). Noch weiter rechts an der Bahnstrecke entlang folgt
der Güterbahnhof. Ganz hinten vor der bewaldeten Hügelkette sieht man
in der Mitte die drei Schornsteine des Falzziegelwerks, rechts von
diesem das Kraftwerk St. Barbara 1 und links davon die Häuser der
Bergarbeitersiedlung St. Barbara. - Vielen Dank für Foto und
Beschreibung an Gerhard Reichmann, Bexbach.
Alfred Dorscheid, der Leiter des Informationsamtes, schreibt in der Broschüre zur Bauausstellung 1949 (Abb. rechts):
Der
Saarländer drängt zum Eigenbau. Dieses Streben ist ein Wesenszug von
ihm und beweist, daß er nicht der Proletarisierung anheimfallen will.
Darin drückt sich nicht zuletzt die Liebe zum angestammten Boden aus
und die Sehnsucht, in der von seinen Vätern überlieferten Heimat das
einzig wahre Glück des engsten Raumes in Familie und Häuslichkeit
zu leben. Die Zerstörungen des Krieges und der jahrelange Ausfall
organischer Wohnraumbeschaffung aber machen durch die grausame
Wohnungsnot dieses Glück für eine große Mehrheit unserer Bevölkerung
unmöglich. Da müssen weiter Auswege und eine Beseitigung der traurigen
Wohnzustände gesucht werden. (..)
Aus
solchen Überlegungen kam die Bexbacher Bauausstellung "Sozialer
Wohnungs- bau" zustande. Sie ist (...) Ausdruck eines sozialen Motivs,
das in einer klug geleiteten Gemeinde pulst, die aus einem Versuch
einen allgemeinen Fortschritt erzielen will.
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Oben: der Übergang vom Blumengarten zur Bauausstellung, Bild links ein Musterhaus
Unten
links der Stand der Holzbearbeitungsfirma Heinrich Petri,
Mittelbexbach, die sich z.B. für das Schleifen von neuen und alten
Fußböden anbot. Unten rechts der Durchgang zur Siedlung und zum
Musterhaus der Bausparkasse des Saarlandes.
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Sägewerk und Holzhandlung Karl Born, Mittelbexbach, Auguststraße
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Die Rebenaufbaugenossenschaft Nennig-Perl war auch vertreten.
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Die Musterhaussiedlung umfasste
insgesamt zehn Häuser, sechs Einzelhäuser und zwei Doppelhäuser mit je
zwei Wohnungen. Die bebaute Fläche der Einzelhäuser bzw.
Doppelhaushälften betrug zwischen 55 und 96 m², ihre Wohnflächen
beliefen sich auf 57 bis 121 m².
Die
Baupreise der vorgestellten Häuser richteten sich nach ihrer Aufteilung
und Ausstattung. Die Einzelhäuser kosteten zwischen 895.000 und
1.750.000 Franken, die Doppelhäuser waren für 1.900.000 bzw. 2.400.000
Franken zu haben.
Auch über die Finanzierung
seines Bauvorhabens konnte sich der interessierte Saarländer auf der
Ausstellung informieren. Er konnte z.B. ein Bauspardarlehen bei der
Bausparkasse des Saarlandes beantragen (siehe rechts) oder ein langfristiges Baudarlehen bei einer der Sparkassen in Anspruch nehmen. Die Kreissparkasse Homburg
hatte auch schon vor dem Krieg
zahlreiche Bauvorhaben im Höcherberg- Gebiet finanziert. Sie wollte nun
an diese Tradition anknüpfen, obgleich ihr die Kapitalknappheit und die
strengen Kontigentierungsbestimmungen starke Hemmungen auferlegten (Ausstellungsbroschüre, S. 37).
Bei Ausstellungseröffnung war die Bausparkasse des Saarlandes
bereits seit sieben Monaten tätig und hatte "in dieser verhältnismäßig
kurzen Zeit nahezu 4000 Bausparer erfasst, die sich zum größten Teil
aus Arbeitern, Angestellten, Beamten und kleinen Gewerbetreibenden
zusammensetzten" (aus der
Broschüre, auf Seite 36). Ca.
500 Wohnungen hatte sie bis dahin schon finanziert, und sie erwartete,
dass sich diese Zahl noch wesentlich erhöhen würde, sobald die ersten
Zuteilungen erfolgt seien. Das Institut hatte seine Arbeit bei einem
Bedarf von 90.000 Wohnungen begonnen. Die Siedlung konnte man auch in
den folgenden Jahren weiterhin besichtigen; die Musterhäuser wurden
erst später wieder abgerissen.
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2) Garten und Blumen
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Für die Saison 1951 wurde im Gelände am Turm ein Blumengarten errichtet, und zusammen mit der Musterhaussiedlung entstand daraus die Ausstellung "Garten
und Blumen im sozialen Wohnungsbau".
Sie
wurde von der Landesregierung ausgerichtet und sollte an zentraler
Stelle dem Siedler, dem Junggärtner und allen
Gartenfreunden eine Übersicht geben über die toten und die lebenden
Gartenbauelemente und den schönen Zusammenklang zeigen von Pflanzen,
Wasser, Stein
und Holz. Man wollte damit ein parkähnliches
Ausstellungsgelände als Daueranlage schaffen.
Bild oben: Sondermarke (Michel Nr. 307) und Sonderstempel der Saar-Post
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Zu
der
Ausstellung 1951 kamen über 100 Aussteller aus der Bundesrepublik
Deutschland,
Frankreich, Holland, Belgien, Luxemburg und natürlich aus dem Saarland.
Es waren zehn internationale garten- und landwirtschaftliche Verbände
vertreten. Der Eröffnungsfeier wohnten bei: der Hohe Kommissar Gilbert
Grandval,
Wirtschaftsminister Ruland als Vertreter des Ministerpräsidenten
Johannes
Hoffmann, der Präsident der Landwirtschaftskammer Kurz, Vertreter des
Hohen Kommissariats und der Regierung sowie Landräte, Repräsentanten
der Bausparkassen und der Baugenossenschaft sowie der in- und
ausländischen landwirtschaftlichen Verbände.
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Herzlichen Dank für die Überlassung von Fotos und Informationsmaterial zur Gestaltung dieser Seite an das Stadtarchiv Bexbach und den Heimatverein Düppenweiler (dessen Museumsbestand jetzt im Besitz
der "Stiftung Kulturbesitz der Gemeinde Beckingen" ist).
Weitere Links und Quellen:
http://www.saarlandbilder.net/orte/bexbach/geschichte.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Bexbach
Sozialer Wohnungsbau. Broschüre zur Bauausstellung des Saarlandes von August bis Oktober 1949 in Bexbach. Bexbach 1949.
> Zu unserer Seite "Ausstellung 'Aus 100 Jahren Post und Eisenbahn" von 1952 in Bexbach
Diese Seite wurde erstellt am 1.1.2012, zuletzt bearbeitet am 6.1.2019
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