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Inhalt des Kapitels VERKEHR:
a) Allgemeines / Autofahren im Saarst.
b) Die Kfz-Kennzeichen des Saarlandes
c) Was bedeutete das "OE"?
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d) PKW: französische Fabrikate
Extraseiten: Renault 4 CV Citroën 2CV Traction Av.
e) PKW: deutsche & ausländische Marken
f ) Motorräder und Motorroller
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g) Fahrzeuge mit "SAAR"-Kennzeichen
h) Nutzfahrzeuge: LKW 1, LKW 2, Kombis, Sonderfahrzeuge, Omnibusse, Straßenbahn, Obusse, Eisenbahn, Feuerwehr, Fliegen, Schiffe
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c) Was bedeutete das "OE" in den Autokennzeichen?
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Bisherige Vermutungen über die Bedeutung des "OE"
In der rechts wiedergegebenen Verordnung der Saar-Regierung vom 10. Februar
1949 waren keinerlei Anhaltspunkte zu der
Frage enthalten, ob die Abkürzung
OE in den damals neu eingeführten
saarländischen Autokennzeichen irgend eine "Bedeutung" hätte.
Umso heftiger und kontroverser wurde diese Frage aber damals, also ab
1949, unter den Saarländern in Stammtischgesprächen oder an der Theke
diskutiert.
50 Jahre später, im Jahr 2000, und
noch einmal im
Sommer 2007, fragte die Saarbrücker Zeitung ihre Leser, ob jemand von
ihnen etwas über die "wahre" Bedeutung des geheimnisvollen
Buchstabenpaares "OE" wisse. In den zahlreichen Antworten der
Zeitungsleser wurden sehr unterschiedliche Vermutungen geäußert:
Sehr oft wurden
"Occupation
Est"
oder "Occupation en Europe"
(Ostbesetzung
bzw. Besatzung in Europa) genannt.
Dies hätte aber keinen Sinn ergeben, weil
die saarländischen Kennzeichen
während der eigentlichen Besatzungszeit
des Saarlandes durch die Franzosen (Juli
1945 bis Anfang 1948) noch nicht mit
"OE" gebildet wurden, sondern mit "SA"
begannen, und zwar noch bis Anfang 1949 (siehe unser Kapitel Kfz-Kennzeichen unter 2 und 3).
Zur Zeit der
Einführung der OE-Kennzeichen zu Anfang 1949
war das Saarland schon über ein Jahr
lang nicht mehr von den Franzosen "besetzt",
sondern bereits in deren französischen Wirtschaftsraum integriert und in politischer Hinsicht ein größtenteils autonomes Land.
Die Versionen "Occupation Exclusive (exklusiv),
Extraite oder Étrangère (fremd)" sind aus demselben Grund widersinnig, und noch mehr trifft dies auf "Ober-Elsass" oder "Ost-Elsass" zu.
Weitere
Deutungsversuche: "Officellement
Enregistré"
(amtlich registriert), "Orts-Erkennungszeichen",
"Orts-Einheit" oder, eher
scherzhaft gemeint, "Ordnungsgemäß entnazifiziert",
"Ober-Esel", "Ohne Einkommen", "Ohne Ehre" und "Ohne essence" (ohne Benzin). Ein Schwiegersohn
Johannes Hoffmanns berichtete vor einiger Zeit über folgende
Version, welche
JoHo nahestehende Menschen gerne gebraucht hätten:
"Oasis
Européenne"; JoHo wollte ja das Saarland in eine Art "europäische
Oase" verwandeln.
Nachdem
die SZ-Redakteure ihre Leser befragt und bei Behörden und anderen
amtlichen Stellen recherchiert hatten, ohne irgend eine Bestätigung für
eine bestimmte Version zu finden, sah es lange Zeit so aus, als ob es
nicht mehr möglich sein würde, die wahre Begründung für die Verwendung
dieser zwei Buchstaben herauszufinden.
Des Rätsels "Lösung"
Im
Januar
2008,
kurz nachdem die bisherigen Vermutungen über die OE-Bedeutung auf
unserer Website veröffentlicht worden waren, legte uns Dieter
Berger aus Bexbach einen Artikel
vor,
der im
Lokalteil "Kreisanzeiger für Homburg und
St.Ingbert" der Saar-
brücker Zeitung abgedruckt worden war, und zwar schon
in der Ausgabe vom 6. Mai 1949. (Er ist weiter unten
vollständig wiedergegeben - bitte lesen,
vor allem die zweite Spalte!).
Darin wird zunächst geschildert, dass die saarländische
Bevölkerung schon gleich nach der Einführung
der neuen OE-Kennzeichen im Jahr
1949 darüber zu rätseln begann,
was das OE bedeuten könnte. Dabei wurden auch einige
der oben erwähnten Deutungsversuche
bereits angeführt.
Und dann wird in dem Artikel -
schon im Jahr 1949! - klipp und klar festgestellt:
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Oben: Auszug aus
dem Amtsblatt Nr. 19/1949 vom 10.2.1949,
Seite 265f. Unten: Im Amtsblatt Nr.22/1949
vom 8.4.1949 wurde ein (wahrscheinlich
Setz-)Fehler korrigiert (ohne Bindestrich
zwischen OE und 5):
Die in der ersten Verordnung genannte Frist (30.4.49) wurde
am 11.4.49 in der 2.Verordnung zur Straßenverkehrszulassungsordnung
(Amtsblatt Nr. 30 vom 6.5.1949) verlängert:
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Hinter dem rätselhaften "OE" verbirgt sich ... rein gar nichts!
Da das Saarland seit
November 1947 mit Frankreich eine wirtschaftliche Einheit bildete,
beschloss man, die neuen saarländischen Auto- kennzeichen nach
demselben Muster zusammenzusetzen wie die damals in Frankreich gültigen
Nummernschilder. (Diese wurden dort am 1. April 1950 auf das neue
System umgestellt, das bis 2009 in Kraft blieb.)
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Dieses
Foto zeigt, wie die französischen Kennzeichen damals bis 1950 aussahen:
weiße Schrift auf schwarzem Grund, eine bis zu
vierstellige Zahl und dann eine Kombination aus zwei
Buchstaben und einer weiteren Ziffer. Diese Doppelbuchstaben waren
in Frankreich den einzelnen Départementszugeordnet. Aber sie stellten
nicht etwa eine Abkürzung für die Namen der Départements dar, sondern
ergaben sich rein zufällig. So gab es zum Beispiel für Elsass-Lothringen folgende Kombinationen: NV bis NZ (Dép. Bas-Rhin), PB bis PD (Haut-Rhin) und LH
bis LN (Moselle; Beispiel im Foto unten). Später
(vom 1. April 1950 bis 2009) wurden für diese Départements die Nummern
67, 68 und 57 verwendet. Die vollständige Liste der bis 1950 in
Frankreich gültigen Kennzeichen ist ganz unten auf dieser Seite
abgebildet.
Fazit:
Die saarländischen Kennzeichen sollten also in das bestehende
französische System integriert werden. Dabei wurde für die
saarländischen Nummernschilder das Buchstabenpaar "OE" festgelegt. Und
ebenso, wie die Doppelbuchstaben der französischen Kennzeichen dieser
Epoche in keinem Zusammenhang mit den Namen der dazu gehörigen
Départements standen, hatte auch unser
OE absolut nichts mit irgendeinem Namen oder
Begriff zu tun.
Foto: Die neuen saarländischen OE-Nummernschilder glichen den französischen "aufs Haar". Foto: Sammlung Ferdinand Kleineick
Warum aber gerade "OE" für das Saarland?
In der Bottin-Liste (siehe hier unten im Anhang) fällt
auf, dass für die oben beschriebenen Buchstabenpaare in Frankreich damals keine Kombinationen mit dem "O"
als erstem Buchstaben verwendet wurden. Auch als zweites Zeichen im
Buchstabenpaar wurde das O nicht verwendet. Der Grund dafür dürfte
gewesen sein, dass man eine Verwechslung mit der Zahl "0" vermeiden
wollte, so wie dies später für die ab 1950 gültigen Kennzeichen in
Frankreich sogar ausdrücklich festgelegt wurde [1]. Also ließ man dort
das O zunächst ganz aus.
Als
dann für das Saarland 1949 neue Kennzeichen benötigt wurden, griff man
dafür auf dieses in Frankreich unbenutzte "O" zurück. Warum man als
zweiten Buchstaben das E wählte, wird wohl für immer ein Geheimnis
bleiben, denn amtliche Unterlagen dazu sind leider nicht erhalten
geblieben. Nur eine Akte des Chef-Justitiars der Regierung vom Dezember
1948 über den Entwurf der für 1949 geplanten Änderungsverordnung
enthält Angaben dazu, wobei aber OF statt OE genannt wird. Für die Wahl von OE soll sich Gilbert Grandval eingesetzt haben [2].
In all den Jahren, in denen man über
die Bedeutung des OE öffentlich rätselte, hat sich kein einziger Zeitzeuge gemeldet, der irgend eine
"Bedeutung" des OE mit Beweisen oder Wissen (nicht Vermutung)
bestätigt hätte. Daher ist davon auszugehen,
dass die hier dargestellte Erklärung die einzig
zutreffende ist. Und so dürfte das Rätsel
endgültig gelöst sein, auch wenn diese "banale" Lösung für
manchen etwas enttäuschend klingen mag.
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[1] Im Bottin de l'Automobile
von 1956 steht: "Lettre O: ni seule, ni combinée
avec une autre lettre en raison du risque de confusion
avec le chiffre 0"
(mitgeteilt von Dr. Ulrich Meisser, Dillingen). Übersetzung: Der Buchstabe
O soll
bei den Kfz-Kennzeichen wegen der Verwechslungsgefahr mit der Ziffer 0 weder
alleine noch in Verbindung mit einem anderen Buchstaben verwendet werden.
[2]
Siehe dazu Michael Sander. Geschichte der Kraftfahrzeugkennzeichen im
Saarland. In: Eckstein Nr. 13 vom September 2014, S.50ff.
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Der Originalartikel
aus der SZ, Kreisanzeiger für Homburg und St. Ingbert, vom 6. Mai
1949:
In
dem folgenden Zeitungsartikel wird ausgeführt, dass man
"behördlicherseits" auch an die Buchstaben S oder SL als
Kfz-Kennzeichen für das Saarland gedacht habe, dass diese aber bereits
für Schweden bzw. Syrien und Libanon vergeben gewesen seien. Dies entspricht auch der Feststellung in dem Buch
"Registration Plates of the World", nach der bei den französischen
Kennzeichen bewusst alle Kombinationen ausgelassen wurden, die
identisch mit internationalen Kennzeichen waren. Als Beispiele werden
in dem Buch aufgeführt: BG, BR, CS, CU, DK, ET, FL, GB, GR, LR,
LT, MN, MS, MT, NL,
PA, PE, PL, RA, RH. Für ihre eigenen Kolonien hatten die Franzosen
ebenfalls Kombinationen reserviert wie AL für Algerien, MA für Marokko,
TU für Tunesien, IF für Indochina; außerdem war MC dem Fürstentum
Monaco vorbehalten. (Vielen Dank für diese Mitteilung an Frank Regenberg.)
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Anhang: Die alten Kfz-Kennzeichen in Frankreich (von 1940 bis März 1950)
Hinweis: Nach dem Muster dieser Kennzeichen wurden 1949 auch die saarländischen OE-Nummern zusammengesetzt (siehe weiter oben!).
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In dieser Liste aus dem BOTTIN de l'Auto von 1951 ist das Schema der Buchstaben
in den französischen Kennzeichen aufgelistet, wie
es von 1940 bis zum 31.3.1950 gültig war.
Die Kennzeichen begannen (wie
später die Saar-OE-Nummern) mit einer ein- bis vierstelligen
Zahl, gefolgt von einer Kombination aus zwei Buchstaben
und einer weiteren Ziffer. Die in der Liste links stehenden,
größer gedruckten Buchstaben stellten das
erste Zeichen der Kombination dar, und daran wurde einer
der jeweils dahinter in kleinerer Schrift gedruckten
Buchstaben als zweites Zeichen angeschlossen.
Beispiele: Fahrzeuge im Département
Lot konnten eine der folgenden Kombinationen
enthalten: JT
oder JU. Ein
Auto, dessen Kennzeichen mit LH
begann, war im Département Moselle
angemeldet.
Man stellt fest, dass einige
Buchstaben als erstes Zeichen eines Buchstabenpaars nicht
gelistet sind. Von diesen waren S, U und V als zusätzliche
erste Buchstaben für das Département Seine
vorgesehen, wurden aber nie zugeteilt. Das W war für Werkstatt- und
Überführungs-Fahrzeuge reserviert (ähnlich wie im
Saarland VWS bzw. VW). Der
einzige überhaupt nicht verwendete
Buchstabe war das O,
wahrscheinlich - wie weiter oben ausgeführt - wegen der
Verwechslungsgefahr mit der "0" (Null). An dieses in Frankreich
unbenutzte O hängte man nun ein E an (möglicherweise zufällig
ausgewählt) und legte so den Block OE für das Saarland fest.
(Bottin-Auszüge von Ferdinand
Kleineick, Bischmisheim.) |
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Inhalt des Kapitels VERKEHR:
a) Wiederaufbau / Autofahren im Saarst.
b) Die Kfz-Kennzeichen des Saarlandes
c) Was bedeutete das "OE"?
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d) PKW: französische Fabrikate
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e) PKW: deutsche & ausländische Marken
f ) Motorräder und Motorroller
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g) Fahrzeuge mit "SAAR"-Kennzeichen
h) Nutzfahrzeuge: LKW 1, LKW 2, Kombis, Sonderfahrzeuge, Omnibusse, Straßenbahn, Obusse, Eisenbahn, Feuerwehr, Fliegen, Schiffe
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5.5.2020
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