Walter
Lorang (
jun.)
Saar -
Abstimmung 1955 - Erinnerungen eines Sohnes
Übersicht
und Gliederung: (Ein Klick bringt Sie direkt zu dem
entsprechenden Abschnitt!)
1.
Zur Einführung
2.
Persönliches
zur Motivation. Beweggründe.
3.
Voraussetzungen
des 23. Oktobers 1955 – aus meiner Sicht und
Erfahrung
3.1
Schikanen
der französischen Besatzungsmacht
3.2
„Nie
wieder deutsch“
3.3
Die Erfahrung des Hungers
3.4
Katholische
Kirche und Katholische Jugend an der Saar
4.
Die
Zeit der Illegalität und des Abstimmungskampfes
4.1 Keine
Rede- und Versammlungsfreiheit
4.2
Europäisches Saarstatut und / oder
Deutschland – ein Widerspruch?
4.3 „Die
Zeit war nicht reif“
4.4
Die angebliche ökonomische Attraktivität
der Bundesrepublik Deutschland
4.5 Zur
Situation am Vorabend der Abstimmung in
Neunkirchen – Verhaftung
5.
Die
Einigung des christlichen Lagers, ein
beschwerlicher Weg
Anmerkungen
Alle
Rechte vorbehalten. Kopien oder Nachdrucke sind
ohne meine Einwilligung nicht erlaubt, Zitate nur
mit Quellenangabe.
1. Zur Einführung
Die hier
vorgelegten Ausführungen sind meine ganz
persönlichen Erinnerungen, die sich tief in
mein Gedächtnis und in mein Herz eingegraben haben.
Ich bin mir dabei bewusst, dass andere Zeitgenossen
zu den gleichen von mir berichteten Vorgängen
unterschiedliche, womöglich gegensätzliche
Erinnerungen haben. Ich bin daher offen für
Widerspruch und Gespräch und auch bereit, mich
gegebenenfalls zu korrigieren.
Zusammengeschrieben
habe ich diese Erinnerungen erstmals im Winter
2007/2008 während eines Skiurlaubs in Bad
Hofgastein, Österreich. Überarbeitet habe ich das
Manuskript im Winter 2009/2010, endgültig
abgeschlossen im Sommer 2010.
Ich habe das
Erstellen des Textes als „Zusammenschreiben“
bezeichnet, d.h. ich habe mir im Laufe meines
Lebens, vor allem dann, wenn mir Zeitungsberichte zu
einzelnen Aspekten der Abstimmung von 1955
zugänglich wurden, die ich von sehr einseitiger
Darstellung empfand, meine eigenen Notizen gemacht,
stichwortartig und in kurzen Skizzen meine
Erinnerungen festgehalten und in einer Mappe
gesammelt. Später wollte ich sie dann in einer Art
Familiengeschichte oder -chronik zusammenfügen. Die
aktuellen Beweggründe werden nachfolgend
beschrieben. Außerdem habe ich da, wo es mir
sinnvoll erschien und möglich war, auch schriftliche
Quellen, die größtenteils aus dem Nachlass meines
Vaters stammen, herangezogen.
Schließlich
habe ich das Manuskript meiner Schwester Martina
Tholey und meinem Cousin Gerhard Lorang zur
kritischen Durchsicht zugesandt. Beiden verdanke ich
wichtige Informationen, die in den Anmerkungen
eigens aufgeführt sind. Dem jetzigen Vorsitzenden
der CDU Neunkirchen und ihrer Stadtratsfraktion,
Herrn Karl Albert, habe ich das Manuskript ebenfalls
zur Verfügung gestellt. Im Juni 2010 führten wir ein
intensives Gespräch darüber, wofür ich äußerst
dankbar bin. Im Verlauf dieses Gespräches wurde mir
u.a. klar, dass es notwendig ist, meine Unterlagen
noch einmal genauestens zu durchforsten nach
historisch exakten Angaben zur Wirkungszeit meines
Vaters und diese in meine „Erinnerungen“
aufzunehmen. In diesem Gespräch gab Herr Albert auch
die Anregung, meine „Gedanken und Erinnerungen“, so
die ursprüngliche Titelformulierung, als
„Erinnerungen eines Sohnes“ zu benennen. Diese
Anregung habe ich bei der Neuformulierung der
Überschrift gerne aufgenommen.
In
Erinnerung an den 23.Juli 1955: Sammarei, den 23.
Juli 2010, gez. Walter Lorang zur
Übersicht
2.
Persönliches zur Motivation.
Beweggründe.
Es geht mir
um Gedanken und Erinnerungen
- an den
23.Oktober 1955 und die Zeit davor, die nicht in
Vergessenheit geraten dürfen
- an
Tatsachen und Ereignisse um die Saarabstimmung 1955,
die offensichtlich und gern in Vergessenheit geraten
sollen
- an
Erlebnisse und Erfahrungen, sowie Denken und Handeln
eines damals 17-Jährigen
sowie um die
Würdigung der Verdienste der vielen Menschen, die
bei den Gedenkfeierlichkeiten zum 50. Jahrestag des
Saarlandes mit und ohne Absicht namenlos geblieben
sind, obwohl ohne deren furchtlosen Einsatz damals
dieses Jubiläum nicht hätte gefeiert werden können
und es vor allem kein Bundesland Saarland gäbe.
Einer dieser
Namenlosen - gerade in der Stadt Neunkirchen und im
Altkreis Ottweiler - ist mein Vater, der
Schreinermeister Walter Lorang (sen., siehe
Bild rechts), der in Stadt und Kreis die CDU
gegründet hat. Seine ersten und engsten Mitarbeiter
in Neunkirchen waren:
- der
damalige Oberstudienrat Josef Scher,
direkter Nachbar, der unmittelbar nach dem 23. Juli
1955 den Vorsitz der Stadt-CDU übernahm,
- der Redakteur Hans
Staut, ebenfalls in unmittelbarer Nähe in der
Hermannstraße wohnend.
Diese drei
Genannten haben besonders in der Zeit vor dem
23.Juli, in der Zeit der so genannten Illegalität,
eng und konspirativ zusammengearbeitet. Getroffen
haben sich die drei in der Regel in unserer Wohnung,
im sog. Stübchen. Ich musste während der Treffen vor
unserem Hause „Schmiere“ stehen, d.h. mich in der
Nähe des Hauses aufhalten, um rechtzeitig vor
ungebetenem Besuch durch die Polizei warnen zu
können. Treffen im größeren Kreis fanden z.T. in
unserer Schreinerei in der Zweibrückerstraße 11
statt. Die Namen derer, die auf Kreisebene bei der
Gründung in der Illegalität mitgewirkt haben, sind
mir entfallen, mit einer Ausnahme: Otto
Arend, Lehrer aus Landsweiler-Reden. (Das Bild
zeigt Walter Lorang sen., Ende der 50er Jahre. Foto: Foto Hartmann)
Wenn heute
nach 50 Jahren die noch lebenden Gründungsmitglieder
geehrt werden, dann ist das nur recht und billig.
Schließlich waren es anfangs doch nur wenige, die
den Mut hatten, im Untergrund bei Aufbau und
Gründung der CDU mitzuwirken. Sie haben auch die
Hauptlast z.B. bei der Verteilung von Schriften und
Flugblättern, die ja nur bei Nacht und Nebel
erfolgen konnte, getragen. Mich persönlich macht es
schon sehr betroffen und es verletzt mich auch, dass
bei diesen Ehrungen nicht meines Vaters gedacht
wird, der die Gründung der CDU auf Stadt und
Kreisebene initiiert hat. Es gab in der Illegalität
ein Netzwerk von Kontakten und Verbindungen derer,
die in der Stadt Neunkirchen und im Kreis Ottweiler
konspirativ die Voraussetzungen geschaffen haben,
dass am 23. Juli 1955 ein Parteibüro für Stadt und
Kreis am Hüttenberg eröffnet werden konnte. Man muss
sich dabei klar machen, dass ein enormer Zeitdruck
herrschte: Nur drei Monate standen für Gründung und
Aufbau der Struktur der CDU zur Verfügung, und
gleichzeitig musste der Wahlkampf zur Abstimmung am
23. Oktober inhaltlich und organisatorisch bewältigt
werden. Und die Spinne in diesem Netzwerk vor dem
23. Juli war mein Vater, der dann mit seinen
Freunden in Stadt und Kreis ganz legal nach dem 23.
Juli die einzelnen Ortsverbände gründen konnte. Ich
erinnere mich, dass mein Vater oft erst spät in der
Nacht nach Hause zurückkehrte, da an einem Abend
manchmal mehrere Ortsverbände gegründet wurden.
|
Mit der Konspiration
und Geheimhaltung in der Illegalität war es
offensichtlich nicht sonderlich weit her.
Die Polizei wusste Bescheid, und mein Vater
bekam das zu spüren und zu wissen. Ich
erinnere mich sehr genau, wie atemlos und
gehetzt mein Vater nach einer für ihn noch
gut ausgegangenen Verfolgungsjagd durch die
Polizei zu Hause ankam. Mein Vater hatte
einen Informanten bei der Polizei, der ihn
in der Regel rechtzeitig vor den Razzien
warnen konnte. Manchmal hat das aber nicht
geklappt. Ein auch mir bekannter
Neunkirchener Polizist hat einmal meinem
Vater gesagt: „Wir wissen genau Bescheid. Am
23. Juli macht Ihr Eure Geschäftsstelle am
Hüttenberg auf.“ Von daher ist es nur allzu
verständlich, dass meine Mutter, meine
Schwester und ich in großer Unruhe waren,
wenn mein Vater zu versteckten Treffen
wegfuhr bzw. abgeholt wurde. Zudem wussten
wir das auch nicht immer vorher, oft haben
wir erst im Nachhinein erfahren, dass er
wieder in Sachen CDU unterwegs war. Selbst
nach dem 23. Juli dauerte diese Angst und
Sorge noch lange an.
|
Ausschnitt
aus dem Briefkopf der Schreinerei Gebr.
Lorang.
|
So ist es für
mich nicht hinnehmbar, dass der Name meines Vaters
verschwiegen wurde, als auf Stadtebene der Gründung
der CDU nach 50 Jahren gedacht wurde. Darüber hinaus
- so mein Eindruck - ist das politische Wirken
meines Vaters weitgehend in Vergessenheit geraten,
aus welchen Gründen auch immer. Das hat er nicht
verdient. Schließlich hat er neben seiner Familie
auch seine berufliche Existenz gefährdet.
Gewiss ist
die schriftliche Quellenlage über die Aktivitäten in
der sog. „Illegalität“, d.h. vor dem 23. Juli 1955,
unbefriedigend. Aber in der Zeit danach? Das Urteil
der Zeitgenossen und politischen Weggefährten über
den Menschen Walter Lorang und sein politisches
Wirken ist unmissverständlich. So hat z.B. nach
einem Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 29. März
1966 der Kreisparteitag, auf dem Werner Scherer zum
Nachfolger meines Vaters gewählt wurde, „MdL Walter
Lorang mit allen Stimmen bei einer Stimmenthaltung
zum Ehrenvorsitzenden mit Sitz und Stimme auf
Lebenszeit gewählt.“ In dem Bericht heißt es dann
weiter: „Dank und Anerkennung übermittelte Dr. Röder
dem scheidenden Kreisvorsitzenden. In den zehn
Jahren seines Wirkens habe Walter Lorang die Partei
im Kreis Ottweiler nicht nur repräsentiert, sondern
auch durch sein menschlich und politisch sauberes
Wesen geformt.“ In einem Nachruf der „Saarbrücker
Zeitung“ vom 5. April 1972 zum Tode meines Vaters
heißt es abschließend: „Den CDU-Kreisverband
Ottweiler führte Lorang vom Juli 1955 bis März 1966.
Als ihn damals der jetzige Kultusminister Werner
Scherer ablöste, ernannte ihn die
Delegiertenversammlung spontan zum Ehrenvorsitzenden
des Kreisverbandes (...) Walter Lorang (...) war ein
Mann des Ausgleichs. Aktiv im Ringen um die
Wiedereingliederung des Saarlandes in die deutsche
Heimat, hat er schon bald nach dem Abstimmungserfolg
1955 mit die Wege zur Einigung des christlichen
Lagers bereitet. Es war viel der Aktivität und
Umsicht dieses erfahrenen Mannes zu danken, dass
Trennendes nach harter politischer
Auseinandersetzung so schnell überwunden wurde.“ In
einem weiteren Beitrag der „Saarbrücker Zeitung“
(vom 8. April 1972) heißt es: „Walter Lorang (...)
erfreute sich insbesondere in seiner Heimatstadt
großer Beliebtheit und Wertschätzung. (...) Er half
überall dort, wo er konnte, ungeachtet der
politischen oder religiösen Einstellung der
Bittsteller, die mit ihrem Anliegen zu ihm kamen. So
wird sein Name nicht nur in der CDU, die er in
Neunkirchen und im Kreis Ottweiler maßgeblich mit
aufbauen half, sondern auch in der Kommunal- und
Landespolitik, vor allem aber in Kreisen jener ,
denen er stets mit Rat und Tat zur Seite stand,
unvergessen bleiben“.
Weiterhin
erscheint es mir geboten, darauf hinzuweisen –
gerade weil es viele heute nicht mehr wissen bzw.
gar nicht wahrhaben wollen – dass es vor dem 23.
Juli keine Rede- und Versammlungsfreiheit gegeben
hat; oder mit den Worten meines Vaters, der lange
genug diese Einschränkungen ertragen musste:
„Bislang gab es an der Saar keine Redefreiheit in
Wort und Schrift. Nur diejenigen, die
französisch-europäische Politik machten, hatten das
Recht der freien Meinungsäußerung.“ (1)
Außerdem
wurden diejenigen, von denen in der Illegalität
bereits bekannt wurde, dass sie „bei de annere sin“
(= bei den anderen sind, also Neinsager) und dann
später nach dem 23. Juli die Ortsverbände gründeten,
schief angesehen, gerade im „christlichen“ Lager.
Das hatte einen eindeutigen Hintergrund: In den
Hirtenbriefen zu den Wahlen in vorausgegangener Zeit
wurde immer wieder aufgefordert: „Wählt christlich“!
Häufig wurde dies direkt mit „Wählt CVP“ von den
Kanzeln auch so vorgelesen, zumindest war es so
gemeint. Die CVP, das waren die "besseren"
Katholiken. Dazu einige Beispiele:
Meinem Vater,
der Mitglied des Kirchenvorstandes war und daher bei
den hl. Messen „mit dem Körbchen gehen“ musste, also
Geld einsammelte, wurden immer wieder Zettel in das
Körbchen geworfen mit der Aufforderung, aus der
Kirche zu bleiben. In einem anonymen Brief heißt es:
„Sie katholischer Kommunist, bleiben Sie endlich aus
der Kirche raus. Niemand kann zwei Herren dienen.“
(2)
Bei seinem
Heimatpastor, dem damals in Neunkirchen allseits
bekannten Dechanten Wilhelm Wein, hat sich mein
Vater als Stadt – und Kreisvorsitzender der CDU
vorgestellt. Er bat seinen Pastor, dafür Sorge zu
tragen, dass die Christen in der CDU in ihrer
Gewissens- entscheidung für Deutschland respektiert
und nicht weiter diffamiert werden. Die Antwort
lautete: „Ich weiß das schon, ich bin informiert.
Walter, ich bin froh, dass Du wenigstens dabei
bist.“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen: Was aus der Sicht des Pastors Anerkennung
und Vertrauensbeweis für meinen Vater sein sollte,
war für alle anderen CDU-Engagierten eine schallende
Ohrfeige. Mein Vater hat diesen Satz auch nicht als
Kompliment aufgefasst.
Der Slogan
„Wählt christlich“ diente in den Augen meines Vaters
auch dazu, die Ergebnisse der Landtagswahlen zu
verfälschen: „Die durchgeführten Landtagswahlen
konnten daher nie ein klares Bild ergeben, weil man
angeblich ja nur weltanschaulich, d.h. christlich
oder sozialistisch zu wählen hatte. Versteckt in der
Politik dieser beiden Parteien hatte man den
Anschlussgedanken getarnt. Wer eine der Parteien aus
wirklich weltanschaulichen Gründen gewählt hatte,
der hatte nach Auffassung dieser Männer den
wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich
befürwortet.“ (3)
Es ist für
mich nicht einsehbar und auch nicht nachvollziehbar,
dass aus der Spitze der Bundes- wie der Landes-CDU
die Weisung ausgegeben wurde, bei der 50-Jahrfeier
alles zu vermeiden, was die alten Gräben wieder
aufreißen würde. „Die Wahrheit wird euch frei
machen“, steht schon im NT (Joh. 8, 32).
Diesem Satz fühle ich mich verpflichtet. Und nach 50
Jahren müsste es in diesem biblischen Geist möglich
sein, dass diejenigen, die von Anfang an bei der CDU
- die Zeit der Illegalität mit einbegriffen - dabei
waren und diejenigen, die aus dem Lager der CVP zur
CDU gestoßen sind bzw. sich auch heute noch dieser
Seite verpflichtet fühlen, offen und ehrlich
miteinander umgehen, nichts verschweigen, sagen, was
jeder für notwendig erachtet. Nur so ist Versöhnung
möglich! Ich weiß, wovon ich rede: Ich habe den
Versöhnungsprozess zwischen Werner Scherer und
meinem Vater teilweise mitverfolgen können.
zur
Übersicht
3. Voraussetzungen
des 23. Oktober 1955 – aus meiner Sicht und
Erinnerung
Damit meine
ich Fakten und Faktoren, die die Stimmung der
Menschen an der Saar über lange Zeit beeinflusst
haben. Sie haben später im Abstimmungskampf bewusst
oder unbewusst eine besondere Rolle gespielt.
3.1 Schikanen
der französischen Besatzungsmacht
Ich
beschränke mich darauf, nur das zu berichten, was
meiner Familie widerfahren ist.
So war z.B.
bekannt, dass die französische Armee von Amerikanern
und Briten aus der Gefangenschaft entlassene
deutsche Soldaten bei ihrer Ankunft auf ihren
saarländischen Heimatbahnhöfen sofort verhaftete und
in französische Gefangenschaft verbrachte. Meinem
Vater blieb durch Glück, Fügung oder ein kleines
Wunder dieses Schicksal erspart. Und das verhielt
sich so:
Mein Vater
war in britischer Kriegsgefangenschaft, genauer
gesagt in „Reservation“, auf der Insel Fehmarn in
der Ostsee. (Er erzählte später, dass sich in diesem
Lager das Gerücht hartnäckig halten konnte, Briten
und Amerikaner wollten die deutschen
Kriegsgefangenen so schnell wie möglich entlassen,
damit aus ihnen wieder eine Armee für den Einsatz
gegen die Sowjetunion zusammengestellt werden
konnte.)
|
Briten und Amerikaner
– so mein Vater – hatten bevorzugt in ihre
jeweiligen Besatzungszonen entlassen. Da der
letzte Aufenthaltsort, den mein Vater von
seiner Familie wusste, in der damaligen
amerikanischen Besatzungszone lag, ließ er
sich dorthin entlassen: Hünfeld/Rhön (wir
waren dorthin evakuiert worden, siehe
Abschnitt 3.3). Als er dort ankam, war
meine Mutter mit uns Kindern wenige Tage
vorher abgereist.
Also machte sich mein
Vater auf den Weg nach Neunkirchen. Zwischen
Wiebelskirchen und Neunkirchen stoppte der
Zug: Keine Einfahrt in den Hauptbahnhof von
Neunkirchen, Zeitpunkt der Weiterfahrt
ungewiss. So entschloss sich mein Vater, auf
freier Strecke auszusteigen und in Richtung
Wagwiesental, Steinwaldstraße, Scheib und
Hermannstraße, wo wir wohnten, zu
marschieren. Am Ende der
Steinwaldstraße/Anfang Scheib trifft er
einen Klassenkameraden, der ihn heftig am
Arm packt und ihn in den nächsten
Hauseingang zerrt. Wie er denn so in seiner
Marineuniform frei herumlaufen könne, fragte
er meinen Vater, da die Franzosen doch jeden
deutschen Soldaten schon am Bahnhof gefangen
nehmen würden. Er solle äußerst vorsichtig
sein beim Weitergehen. Nun, etwas anderes
als seine Uniform hatte mein Vater nicht am
Leib . Aber er war ja schon ganz in der Nähe
unseres Hauses, das er dann auch sicher und
unerkannt erreichte.
|
Die Zollkontrolle
in Saarhölzbach war berühmt und berüchtigt,
gerade unter Frauen. Denn hier tat sich eine
bestimmte französische Zöllnerin besonders durch
ihre Leibesvisitationen hervor. In Saarhölzbach –
Grenzstation des neuen „Saarlandes“ zum ebenfalls
französisch besetzten Rheinland-Pfalz – mussten alle
Zugpassagiere mit ihrem Hab und Gut den Zug
verlassen und wurden durchsucht. Gepäck durchwühlen,
Abtasten und Beschlagnahme von Nahrungsmitteln waren
normale Prozedur. Manche Frauen, nicht alle, wurden
von einer französischen Zöllnerin in einer Kabine
einer Leibesvisitation unterzogen, die jegliches
Schamgefühl vermissen ließ. Meiner Mutter blieb
dieses Schicksal erspart. Sie wusste aber von
mitreisenden Frauen, die noch auf der Weiterfahrt
berichteten, was ihnen widerfahren war, und von
Bekannten, die Ähnliches erlebt hatten.
In späteren
Jahren wurden die Zollkontrollen humaner. Man musste
nicht mehr aussteigen, die Zöllner kamen in den Zug,
kontrollierten Abteil für Abteil, und da auch nicht
jeden Reisenden. Ich war auf dem Weg nach Trier zu
meinem Patenonkel, um dort die Ferien zu verbringen.
In meinem Rucksack hatte ich fein säuberlich und mit
einer gewissen Systematik meine Wäsche und sonstige
Utensilien verpackt. Ein Zöllner betritt das Abteil,
schaut zum Gepäcknetz hoch, deutet auf meinen
Rucksack und schaut in die Runde. Zunächst warte ich
ab, stehe aber dann auf, nachdem der Zöllner sich an
dem Rucksack zu schaffen machte. Er öffnet den
Rucksack und fängt an, wahllos Wäsche herauszuholen
und zu wühlen. „Est ce que c'est ça, la politesse
francaise?“ spreche ich ihn an, worauf er sofort
aufhört. „C'est à moi, si vous voulez, je vous
présente tout ce qui se trouve dans mon sac à dos.“
(Ist das die französische Höflichkeit? Das gehört
mir, wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen alles, was in
dem Rucksack ist.“) Der Zöllner entschuldigte sich
kurz bei mir. Dass ich ihn auf Französisch ansprach,
hatte ihn beeindruckt. Aber das Durcheinander in
meinem Rucksack musste ich schon selbst beseitigen.
zur
Übersicht
3.2. „Nie
wieder deutsch“
An den Anfang
– auch von der geschichtlichen Entwicklung her -
gehört für mich der Satz Johannes Hoffmanns, den ich
hier nur sinngemäß wiedergebe: Das Land, in das ich
zurückkehren werde, wird wohl nie wieder deutsch
werden." Dieser Satz war lange Jahre vor seiner
Erwähnung in „Der Spiegel“ (4) fester Bestandteil
der Kritik meiner Eltern an Johannes Hoffmann und
mir so geläufig und vertraut wie die Erfahrung des
Hungers unmittelbar in den Jahren 1945/47.
Schließlich zählten meine Eltern zu den wenigen
Saarländern, die 1935 bei der Saarabstimmung auf der
Seite von Johannes Hoffmann standen und für den
Status quo stimmten. Auch hatten sie noch
Verständnis dafür, dass Johannes Hoffmann nach der
Abstimmung aus dem Saargebiet geflohen ist. Kein
Verständnis hatten sie aber dann nach seiner
Rückkehr für seine Hinwendung nach Frankreich und
sein Bemühen, die Saar dort anzubinden. Im
Gegenteil: Sie versagten jede Mithilfe dazu und
setzten sich von diesem Moment an für die Rückkehr
der Saar nach Deutschland ein. Deutschland, das es
jetzt aufzubauen galt, war und bleibt für meine
Eltern das Vaterland. Das war nicht gegen Frankreich
und gegen „die“ Franzosen gerichtet, geschweige denn
so etwas wie eine Kampfansage, obwohl die Saarländer
nach den Erfahrungen mit der französischen
Besatzungsmacht einer deutsch-französischen
Verständigung nicht unbedingt zugeneigt sein
mussten. Dies war der Tenor der Gespräche in unserer
Familie, an die ich mich gut erinnern kann.
Wie schon
berichtet, hatte mein Vater das Glück, nach dem
Krieg sehr schnell aus englischer
Kriegsgefangenschaft entlassen zu werden. Als er
begann, zusammen mit seinem Bruder die Schreinerei
wieder in Betrieb zu nehmen und um Aufträge bemüht
war, wurde er von einem alten Bekannten aus der
katholischen Szene auf eine Gründung der CVP in
Neunkirchen angesprochen. Es war der langjährige
Direktor der "Neunkirchener Buchdruckerei und
Verlag“, Josef Staub. Mein Vater sprach nur - wie
das in Neunkirchen so üblich war - vom „Staub Sepp“,
der ihn - und das über Jahre hinaus - für eine
Mitarbeit in der CVP gewinnen wollte. Ein Motiv für
Staub waren das persönliche Ansehen und die
Stellung, die mein Vater innerhalb des
saarländischen Handwerks, besonders im
Schreinerhandwerk, einzunehmen begann. Mein Vater
ließ sich für eine Mitarbeit gewinnen, ist aber sehr
bald, noch im Gründungsjahr und vor den
Landtagswahlen 1947, wieder ausgetreten. An dieser
Stelle muss ich offen gestehen, dass die anfängliche
Mitgliedschaft meines Vaters in der CVP mir völlig
unbekannt war und nicht zu meinen Erinnerungen
zählt. Diese Information habe ich dem Handbuch
„Landtag des Saarlandes. Saarbrücken 1957, S. 359
entnommen. Aber einer der Gründe, weshalb mein Vater
auf Distanz zur CVP gegangen ist und auch späteren
Versuchen, ihn umzustimmen, widerstanden hat, ist
mir sehr genau in Erinnerung geblieben : Er werde
alles tun, um zu verhindern, dass sein Sohn einmal
als Soldat der französischen Armee in Algerien oder
Marokko kämpfen müsse. Das wiederum wies der „Staub
Sepp“ empört zurück und appellierte an das
christliche Gewissen meines Vaters: Die Christen
müssten zusammenstehen und die Gefahr des
Kommunismus bekämpfen. Dieses Argument kann für die
damalige Situation an der Saar nicht hoch genug
eingeschätzt werden: Es wurde besonders der
katholischen Bevölkerung im Vorfeld der Abstimmung
über die Verfassung 1947 immer wieder vor Augen
gehalten, wie noch zu zeigen sein wird. Ironie der
Geschichte: Johannes Hoffmann hat der Kommunismus
nicht sonderlich geschert: Von Anfang an gab es
unter ihm kommunistische Abgeordnete im Landtag. Die
deutschen Parteien hingegen wurden bekämpft, bzw.
gar nicht erst zugelassen, oder wie die DPS, erst
zugelassen und dann verboten.
Meine eigene,
konkrete Erfahrung mit der Politik der Anbindung an
Frankreich liegt im Schulalltag: Ab dem 2. Schuljahr
hatten wir regelmäßig Französisch-Unterricht. Da wir
eine Französisch-Lehrerin hatten, die eine
begeisterte Anhängerin des Anschlusses der Saar an
Frankreich war, nahm der Französisch-Unterricht
einen solchen Umfang an, dass wir kaum noch in
deutscher Sprache unterrichtet wurden. Meine Eltern
hatten dagegen mehrfach protestiert, allerdings ohne
Erfolg. In diese Zeit, grob gerechnet vor 1949, dem
Jahr, in dem ich zum Gymnasium wechselte, gehört ein
anderes Detail, mit dem mir die Loslösung der Saar
von Deutschland belegbar war: Der damalige
Kultusminister, Emil Straus, hatte damals verkündet,
er habe entdeckt, dass die Saarländer einen eigenen
Rassetypus darstellten.
Johannes
Hoffmann ist - trotz allem, was ihm
heute zugute gehalten wird - seiner antideutschen
Haltung treu geblieben. Wenige Wochen vor der
Landtagswahl 1952 erklärte er am 19.10. in Radio
Saarbrücken: „Die Saar wird nie wieder zu
Deutschland zurückkehren.“ (5)
Dabei hätte
Johannes Hoffmann bei dieser Wahl – so mein Vater in
der Zeit der härtesten Auseinandersetzung im
Abstimmungskampf und später im Kontext der
Versöhnungsbemühungen zwischen CDU und CVP – noch
eine letzte Chance gehabt, von seinem bisherigen
Kurs abzuweichen und eine Politik hin zu Deutschland
einzuleiten. Ich kann nicht sagen, womit mein Vater
diese Behauptung belegt hat. Ich weiß nur, dass mein
Vater mit dieser Meinung nicht allein stand und dass
er sich in diesem Punkt mit Heinrich Schneider einig
war. Für diese Auffassung spricht auch die Tatsache,
dass ein beachtlicher Teil der Saarländer „weiß“
gewählt hatte.
zur
Übersicht
3.3. Die
Erfahrung des Hungers
Diese gehört
zu den schlimmsten Erinnerungen meiner Kindheit, nur
noch vergleichbar mit denen an die Bombardierungen,
besonders nachts, und den Beschuss durch
Tiefflieger.
Abgesehen
davon, dass ich immer das Gefühl hatte, mich nicht
satt essen zu können und mit leerem Magen
herumlaufen zu müssen, ist mir eine Szene in unserer
Familie aus diesen Tagen in bleibender Erinnerung.
Wir saßen um den Tisch in der Küche, Vater, meine
Schwester und ich, Mutter hantierte am Herd. Sie
stellte dann einen großen Topf in die Mitte des
Tisches und öffnete den Deckel. Außer Wasserbrühe
sah ich nur Kartoffelschalen im Topf herumschwimmen.
Ich sagte: „Das sind ja nur Kartoffelschalen“,
woraufhin meine Mutter in Tränen ausbrach, aus der
Küche rannte und sich im Schlafzimmer auf das Bett
fallen ließ und fürchterlich weinte. Sie war fix und
fertig, verzweifelt darüber, mehr ihrer Familie
nicht zum Essen anbieten zu können. Dabei hatte sie
stets alles versucht, um etwas auf den Tisch stellen
zu können.
Ich erinnere
mich, dass sie einmal mit uns Kindern in den
Hochwald zu Verwandten gefahren war. Aber unsere
Rucksäcke und Körbchen blieben leer. Allein fuhr sie
mehrfach nach Hünfeld/Rhön, wo wir evakuiert waren
und das Kriegsende erlebten. Dort bettelte sie um
das Nötigste. Nie umsonst. Ihre Freundin Thea
Jüngst, seit Jahrzehnten in den USA lebend, hat sie
nie im Stich gelassen: Jedes Mal, wenn sie nach
Hünfeld aufbrach, wussten wir Kinder, wenn Mutter
zurückkommt, dann wird es uns etwas besser gehen.
Satt wurden wir allerdings immer noch nicht, die
Vorräte mussten ja für einen längeren Zeitraum
reichen. Außerdem hatte der französische Zoll – wir
lebten ja in der französisch besetzten Zone – ihr
bei jeder Kontrolle an der Grenze einiges
weggenommen. Bis heute bin ich davon überzeugt, dass
die Fahrten nach Hünfeld zu ihrer Freundin Thea uns
vor dem Verhungern bewahrt haben. In diesem
Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf ein
mehrwöchiger Aufenthalt in einer befreundeten
Bauernfamilie in Böckweiler bei Homburg, während
dieser Hungerszeit. Mir kamen diese Wochen wie das
Leben im Paradies vor, da es an nichts mangelte. Vor
allem Milch konnte ich trinken, soviel ich wollte.
Eine Szene in
der Werkstatt meines Vaters - sie muss sich kurz
nach der Rückkehr meines Vaters aus der
Kriegsgefangenschaft abgespielt haben - ist mir auch
heute noch in guter Erinnerung: Mein Vater stand an
der Hobelbank, rechts vor dem Ausgang, ich werkelte
etwa in der Mitte der Schreinerei. Die Tür geht auf,
drei Personen betreten die Schreinerei. Ich bekomme
schnell mit, dass es sich um Verwandte aus Hangard
handelt, Eltern mit Tochter. Sie wollen u.a. eine
komplette Küche bestellen, da die Tochter demnächst
heiraten wird. Mein Vater lehnte sofort ab. Es
entwickelte sich ein längeres Gespräch, in dessen
Verlauf mein Vater immer wieder ablehnte. Dann fiel
der entscheidende Satz: „Ihr kriegt auch ein
Kälbchen“, worauf mein Vater erwiderte: „Solange in
Neunkirchener Krankenhäusern Kranke auf dem Fußboden
liegen müssen, nehme ich mein Holz und mache Betten
daraus“. Im gleichen Augenblick machte er die Tür
auf und forderte die Verwandten zum Gehen auf. Für
mich brach eine Welt zusammen: Ein Kälbchen hätten
wir haben können, das hätte doch bedeutet, dass es
wieder etwas mehr zum Essen gegeben hätte, und jetzt
war das Kälbchen weg! In späteren Jahren habe ich
über diese Szene mit meinem Vater geredet, nicht nur
einmal. Er hat mir sie so bestätigt, wie ich sie
geschildert habe und hinzugefügt, er würde wieder so
handeln.
Ich kann
heute nicht mehr sagen, ab welchem Zeitpunkt sich
die Versorgungslage an der Saar gebessert hat [Näheres
dazu finden Sie hier.],
aber zwei Begebenheiten sind mir noch in lebendiger
Erinnerung: Ich kann jedem heute noch die Stelle in
der Hermannstraße zeigen, an der meine Mutter,
bepackt mit zwei großen Taschen mit Brot und anderen
Lebensmitteln, ihrem auf sie zurennenden Sohn sagte:
„Bub, ab heute kannst du dich immer satt essen“.
Und: Meine Eltern haben diese Zeit des Hungerns
eindeutig den damals politisch Verantwortlichen, vor
allem Johannes Hoffmann, angelastet. Schließlich ist
es den Saarländern nach den sogenannten Hungerwahlen
1947 deutlich besser gegangen als den Deutschen in
den übrigen Besatzungszonen. Das Hungernlassen der
saarländischen Bevölkerung hatte für meine Eltern
eine klare politische Dimension: Die Bevölkerung
dazu zu bringen, der Verfassung zuzustimmen und den
Landtag zu wählen. [Präzisierung von R. Freyer:
diejenigen Parteien in den Landtag zu wählen, die
die Verfassung und damit den wirtschaftlichen
Anschluss an Frankreich billigten.]
Aus dieser
Zeit ist mir auch noch der ironische Spruch in
Erinnerung haften geblieben: Die nördlichste Spitze
der saarländischen Hamsterer hat die Südspitze
Schwedens erreicht. Die damals geläufige
Interpretation des Kürzels „MRS“ ist mir ebenfalls in guter Erinnerung. Es
bedeutete [in Wirklichkeit]: Mouvement pour le rattachement de la Sarre
à la France.
Diese Bewegung hatte sich – wie im Namen eindeutig
ausgesagt – zum Ziel gesetzt, die Saar an Frankreich
anzugliedern. In ihr arbeiteten auch Saarländer mit
(5a). Dass diese Bewegung von den Saarländern
eindeutig mit dem Hungern in Verbindung gebracht
wurde, besagt die [volkstümliche] Deutung
des Kürzels: Mehr Rapp-Supp.
In einer Wassersuppe gibt eine Kartoffel, auf einem
Reibeblech gerieben (im Dialekt: gerappt) und dann
mit Wasser gestreckt und aufgekocht, eben mehr her,
als wenn sie nur in Stücke geschnitten wird!
Zum Thema MRS
erlaube ich mir, meinen Vater zu zitieren: „Wenn
heute Herr Hoffmann behauptet, er allein habe den
MRS zerschlagen, so können wir, die es erlebt und
beobachtet haben, doch nur etwas anderes festhalten.
Nachdem sich die Wogen der Nachkriegserscheinungen
wie Ausweisungen, Epurationen
usw. geglättet hatten, ist doch der MRS
sanftentschlafen. Viele waren hineingezwungen
worden, andere mit Rücksicht auf ihre frühere
politische Tätigkeit eingestiegen. Die wenigsten
aber, glaube ich behaupten zu dürfen, waren aus
innerer Überzeugung dabei. Wann und wo haben Sie
davon gehört, dass CVP und SPS sich auch nur dagegen
gewehrt hätten, als man von ihnen seitens des MRS
verlangte, bestimmte Kandidaten auf die Wahlliste zu
setzen? Heute noch sitzen z.B. in Neunkirchen,
soviel wie mir bekannt ist, zwei Vertreter des inzwischen sang- und klanglos begrabenen
MRS bei der CVP-Fraktion im Stadtrat.“(6)
Die Zeit des
Hungerns hat ein gleichaltriger saarländischer
Zeitgenosse auch nicht vergessen. In seinem Gedicht
„Sechseferzisch/Siwenne- ferzisch“ (46/47) hat er
ähnliche Erfahrungen, wie ich sie habe, beschrieben.
(7)
zur
Übersicht
3.4.
Katholische Kirche und
Katholische Jugend an der Saar
Von
vornherein will ich klarstellen: Ich kann hier keine
erschöpfenden Aussagen machen. Ich will nur
schildern, was ich von dieser Proble- matik in
meinem Elternhaus mitbekommen und was ich selbst auf
Grund meines Engagements in der Jugend unserer
Pfarrei erlebt habe.
Unbestritten
ist, dass die Rolle der Katholischen Kirche an der
Saar nach 1945, genauer gesagt, die Rolle der
zuständigen Diözesanbischöfe, und für uns besonders
die der Trierer Bischöfe, sowie die Rolle des
saarländischen Klerus für die politische Entwicklung
von großer Bedeutung sind.
Ich bin in
einem politisch wachen, tief religiösen und der
Kirche eng verbundenen Elternhaus aufgewachsen.
Gespräche über die aktuellen politischen und
kirchlichen Ereignisse waren gerade bei Tisch an der
Tagesordnung. Ein Engagement in Kirche und Staat war
selbst- verständlich. Meine Eltern standen wie in
der Nazi-Zeit, so auch nach Ende des Krieges immer
treu und fest zum Bischof von Trier. Dies galt
insbesondere für Bischof Bornewasser, der mit seinem
klaren Hirtenwort zur Abstimmung über die Verfassung
und Wahlen 1947 meine Eltern in ihrer Haltung gegen
Johannes Hoffmann bestärkte. (Dieser Hirtenbrief
wurde dann im Abstimmungskampf 1955 von den
deutschen Parteien immer wieder zitiert).
Zu diesen
Wahlen und zur Abstimmung über die saarländische
Verfassung von 1947 gibt es eine Stellungnahme der
damaligen Dechanten an der Saar, die für Johannes
Hoffmann alles andere als schmeichelhaft war. Da
nach meinem Kenntnisstand und meinen Beobachtungen
diese Stellungnahme der Dechanten vom 16.3.1950 in
der öffentlichen Diskussion überhaupt nicht erwähnt
und, für mich klar erkennbar, totgeschwiegen wird,
erlaube ich mir, den mir vorliegenden Wortlaut in
meine Ausführungen aufzunehmen:
„Saarbrücken,
den 16. März 1950.
Die
fortgesetzte Missdeutung der bisherigen Wahlen im
Saarland hat bei vielen Katholiken im Saarland zu
einem inneren Gewissenskonflikt geführt. Diese
Gewissensnot zwingt die Dechanten des Saarlandes
auf ihrer heutigen Konferenz am 16. März 1950 zu
folgender Feststellung:
Unmittelbar
vor der Landtagswahl am 5.Oktober 1947 haben die
Dechanten als einmütige Willensbekundung des
saarländischen Klerus in einem einstimmig
beschlossenen Schreiben an den Parteivorsitzenden
der CVP, Herrn Johannes Hoffmann, die Forderung
erhoben, dass bei der bevorstehenden Wahl die
Entscheidung für die christlichen Anliegen der
Konfessionellen Schule, der Rechte und Freiheiten
der Kirche und des kirchlichen Lebens von den
politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen
abgetrennt und einer besonderen Volksbefragung
unterstellt würden.
(...) Mit
betontem Hinweis auf dieses Schreiben (...) sehen
wir uns heute genötigt, zur Steuerung der Wahrheit
und zur Gewissensberuhigung vieler Katholiken,
folgendes festzustellen:
Der
heutige Status des Saarlandes beruht auf dem
Ergebnis der Landtagswahl am 5. Oktober 1947. Bei
dieser Wahl standen die Katholiken vor der
Entscheidung über christlich oder nicht christlich
orientierte Politik. Mit dieser Entscheidung wurde
leider verknüpft eine Entscheidung für oder gegen
den wirtschaftlichen Anschluss, der eine Trennung
von Deutschland und eine begrenzte Autonomie im
Rahmen einer Wirtschaftsunion mit Frankreich zur
Folge habe. Die Entscheidung wurde erleichtert
durch die Zusicherung, dass der politische Status
des Landes erst durch den Friedensvertrag
endgültig geregelt werde.
Die
christlichen Wähler, soweit sie nicht weiße
Stimmzettel abgaben, wollten mit ihrer Stimmabgabe
an erster Stelle die christlich-kulturellen
Forderungen schützen und durchsetzen. Viele waren
sich nicht bewusst, viele haben es schweren
Herzens auf sich genommen, dass sie sich damit
gleichzeitig vom bisherigen Vaterland
vorübergehend lossagen mussten. Diese Wahl war
nicht frei von Furcht, Zwang und Unwissenheit.
Da wir
immer wieder feststellen müssen, dass bei der
heutigen Diskussion um die Saarfrage der wahre
Sinn der ersten Landtagswahl und auch der beiden
folgenden Kommunalwahlen missdeutet wird, fühlen
wir uns vor unserem Gewissen verpflichtet, den
Herrn Landespartei- vorsitzenden daran zu
erinnern:
Bis heute
ist das Saarvolk – wie auch Leon Blum im Populaire
ehrlich erkannt hat – noch nicht klar und
eindeutig über seinen außen- politischen Willen
befragt worden, so dass die übliche amtliche
Auslegung der bisherigen drei Wahlergebnisse als
politische Willens- bekundung des Saarvolkes nicht
einer objektiven Interpretation entspricht.
- Im Auftrag der Dechantenkonferenz,
gez. Braun,Dechant“ (8)
Die Situation
der Not und des Hungerns der saarländischen
Bevölkerung in den Jahren 1945 bis 1947 wurde
unmissverständlich politisch instrumentalisiert, wie
der damalige Bürgermeister von Saarbrücken,
Landtagspräsident und Abgeordneter der SPS, Peter
Zimmer erklärt: "Können wir uns nun aus der
Überlegung heraus, das Beste für die Saarländer tun
zu müssen, gegen den wirtschaftlichen Anschluss
wenden? (...) Um das beantworten zu können, müssen
wir einmal einen kleinen Rundblick halten, wie es
wäre ohne den wirtschaftlichen Anschluss. Dann wären
wir als Saarland ein Teil der gesamtdeutschen
Wirtschaft ohne Aussicht auf eine befriedigende
Existenz und Lebensversorgung. Wie es zur Zeit
steht, wissen Sie alle.“ (9)
Die
Stellungnahme der Dechanten vom März 1950 hat in den
Gesprächen meiner Eltern eine große Rolle gespielt.
Ihre Treue zu Trier wurde unter Bischof Wehr auf
eine harte Probe gestellt. Schließlich beginnt mit
ihm die Zeit der Aufforderung „Wählt christlich“ mit
deutlicher Nähe zur CVP, was von vielen Geistlichen
direkt mit „Wählt CVP“ von den Kanzel verlesen
wurde. Das war für meine Eltern und viele Saarländer
unannehmbar und führte u.a. zu den katastrophalen
Folgen, wie ich sie eingangs beschrieben habe: zur
Spaltung des christlichen Lagers. Um die enge
Verbindung von Teilen des saarländischen Klerus und
CVP bzw. Johannes Hoffmann näher zu beschreiben,
braucht man sich nur im Archiv der Saarländischen
Volkszeitung mit ihren Berichten über
Kircheneinweihungen und Glockensegnungenumzusehen,
bzw. im Archiv des Paulinus, dem Trierer
Bistumsblatt.
|
Ich
war Mitglied in der katholischen Jugend
unserer Pfarrei, hatte es dort bis zum
stellvertretenden Pfarrjugendführer gebracht
und leitete eine Ministrantengruppe.
Offizielle Bezeichnung war: „Bund der
Deutschen Katholischen Jugend“; sie galt für
das gesamte Bistum Trier, das Saargebiet
ausgenommen. Dort war das Wort „deutsch“
verboten. Daher hieß es offiziell: Bund der
Katholischen Jugend, Bezirk Saar. Die
Mitgliedsmarken in unseren
Jungscharausweisen wiesen diesen Aufdruck
auf. Bei den St. Georgspfadfindern war es
nicht anders: Offiziell im ganzen Bistum
„Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg“ mit
Ausnahme der Saar: „Pfadfinderschaft St.
Georg, Gau Saar“ (10). Als mein
Religionslehrer am Neunkirchener Gymnasium,
Josef Neyses, anfangs der 50er Jahre den
„Bund Neudeutschland“ gründen wollte, wurde
ihm dies mit dem Hinweis auf den Namen
„Neudeutschland“ untersagt.
|
Auch
weiß ich aus
dieser Zeit um die Bemühungen, ein eigenes Saarbistum
zu errichten, ganz im Sinne der Absichten
von Johannes Hoffmann. Diese Bemühungen
waren sehr ernst zu nehmen, schließlich
hatte der Vatikan bereits einen
apostolischen Visitator für den
saarländischen Teil des Bistums Trier
eingesetzt: Monsignore Schulien. Und der
Name dessen, der gerne saarländischer
Bischof geworden wäre, war auch bekannt:
Prof. Görgen aus Saarbrücken.
|
Fazit: Auch
an der kirchlichen Entwicklung an der Saar ist die
Tendenz der Loslösung und Abtrennung der Saar von
Deutschland klar und unmissverständlich erkennbar.
zur
Übersicht
4. Die
Zeit der Illegalität und desAbstimmungskampfes
Über den
Beginn und den Zeitraum der illegalen Tätigkeit
meines Vaters, vor allem mit Blickrichtung CDU -
erste Kontakte, Aufbau einer Organisationsstruktur
in der Illegalität - kann ich keinerlei Angaben
machen. In dieser Richtung haben wir (Mutter,
Schwester und ich) nach dem Tode meines Vaters 1972
keinerlei Aufzeichnungen und Hinweise gefunden. Die
Tochter des langjährigen Ministerpräsidenten Franz-
Josef Röder, Frau Dr. Röder-Baldauf, hat mir
Ähnliches von ihrem Vater berichtet. Ich weiß um
Treffen mit Dr. Hubert Ney, auch in unserer Wohnung.
Mit seinem späteren Landtagskollegen aus Homburg,
Hermann Steitz, hat er in der Zeit der Illegalität
intensiven Kontakt gehabt. Ein sehr wichtiger
Kontaktmann in der Zeit der Illegalität war der
Trierer Bundestagsabgeordnete Karl Walz, der als
einziger CDU-Abgeordneter im Bundestag gegen den
Saarvertrag gestimmt hatte.
Ich habe
allen Grund zur Annahme, dass mein Vater spätestens
mit Beginn der 50er Jahre Kontakt zu anderen Leuten
hatte, die ebenso wie er aus ihrer prodeutschen
Haltung keinen Hehl machten. Auf jeden Fall wurde zu
diesem Zeitpunkt in unserer Familie sehr viel über
die Person und Aktivitäten Heinrich Schneiders, DPS,
gesprochen, nicht zuletzt bedingt durch die
berufsständischen Kontakte meines Vaters zu Heinrich
Schneider. Diese Annahme sehe ich von Heinrich
Schneider selbst bestätigt, wenn er in seinem Buch
„Das Wunder an der Saar“ schreibt: „Dass eine Reihe
von Landesinnungsmeistern schon frühzeitig zur DPS
stießen, habe ich schon erwähnt“ und nennt u.a.
meinen Vater mit dem Zusatz in Klammern „später CDU
Neunkirchen“. (11)
Die Risiken
und Schwierigkeiten der illegalen Tätigkeit habe ich
bereits eingangs beschrieben. Hier will ich nur auf
einige, mir wichtig erscheinende Tatsachen
hinweisen, in deutlichem Widerspruch und Abgrenzung
zu vielem, was in den letzten Jahren an
verharmlosender Darstellung in der Öffentlichkeit zu
lesen war.
zur
Übersicht
4.1 Keine Rede- und Versammlungsfreiheit
Es gab an der
Saar zu Johannes Hoffmanns Zeiten keine Rede- und
Versammlungsfreiheit. Wer daran rumdeutet und noch
meint, gar Verständnis für Johannes Hoffmann
aufbringen zu müssen, will die Tatsachen nicht
wahrhaben. Einen besseren Beweis dafür als den
Saarvertrag zwischen Deutschland und Frankreich kann
es kaum geben: Er schaffte erst die Voraussetzungen,
dass die deutschen Parteien gegründet werden und
völlig legal arbeiten konnten. Die Tatsache, dass
man diesen gerade mal drei Monate eingeräumt hatte,
um eine Organisationsstruktur aufzubauen und den
Abstimmungskampf um das Saarstatut zu bestreiten,
lässt noch auf die Einschränkungen früherer Zeiten
schließen und ist kein Zeichen für Vertrauen in
demokratische Verhältnisse. Dies zeigt ungeschminkt
ein Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 24.10.2006
aus Anlass des Todes von Franz Schlehofer. In diesem
Bericht wird von der Skepsis Schlehofers gegenüber
dem Saarstatut gesprochen, wie er sie aus Anlass
seines 90. Geburtstages formulierte. Dort heißt es
u.a.: „Ferner zeigte sich, dass die nationalen
Kräfte, die Neinsager, im Abstimmungskampf die
Überhand gewinnen würden.“ Deshalb, so der damalige
Chef der Präsidialkanzlei, habe die Saar-Regierung
das Referendum noch kippen wollen: „Also haben wir
versucht, in Rücksprache mit Paris, die Abstimmung
auszusetzen.“ Doch zu dem Plan habe Robert Schuman
gesagt: „Das geht nicht.“ (12) Das braucht nicht
mehr interpretiert und kommentiert werden! Zur
Person Franz Schlehofers noch soviel: Er hatte laut
„Spiegel“ seine deutsche Staatsbürgerschaft abgelegt
und wurde Saarländer, zudem war er „ehemaliger
Angehöriger der allgemeinen freiwilligen SS“. (13)
4.2
Europäisches Saarstatut
und/oder Deutschland, ein Widerspruch?
Für die
Gründer der Saar-CDU bedeutete diese Fragestellung
einen tiefen und doppelten Konflikt: Zum einen waren
sie selbst eindeutig für die Verwirklichung der
europäischen Idee, zum anderen waren sie großem
Druck der Bonner CDU ausgesetzt. Davon berichtete
mein Vater jedes Mal, wenn er von den Gesprächen,
die im Vorfeld der Zulassung der CDU (d.h. in der
Zeit der Illegalität) in der Benediktiner-Abtei St.
Matthias Trier stattfanden, zurückkehrte. Bei
Adenauer persönlich hatten die CDU-Saar-Vertreter
keinen leichten Stand. Die Gegnerschaft der Saar-
CDU Johannes Hoffmann gegenüber hat er wohl nie ganz
verstanden. “Hat er denn silberne Löffelchen
geklaut?“ hat er einmal die Saarvertreter gefragt
und sie abblitzen lassen. Ich kann allerdings heute
nicht mehr sicher sagen, bei welcher Gelegenheit
Adenauer das geäußert hatte, ob bei den
Vorgesprächen zur Gründung der CDU oder später, als
es um die Einigung des christlichen Lagers ging.
Fest steht, dass Adenauer diesen Satz gesagt hat,
und dass er unter den Saarvertreten damit große
Verärgerung und Enttäuschung hervorgerufen hat.
Außerdem waren sich alle CDU-Saar-Gründer einig in
dem Bestreben, die Chance, die eine Abstimmung über
das Saarstatut bot, zu nutzen, um ihre politischen
Vorstellungen von Demokratie und Rückkehr der Saar
nach Deutschland als Christen umzusetzen undin einem
vereinten Deutschland den Weg nach Europa zu gehen.
Für etwas
anderes hätten sie gar nicht erst anzutreten
brauchen, und
sie hätten es auch nicht getan. Deshalb kam für sie
nur die Gründung der CDU in Frage. Sie waren sich
dabei völlig im Klaren darüber, dass – um diese
Ziele zu erreichen – der Abstimmungskampf vom
Saarstatut weg und hin zur letzten Chance für eine
Rückkehr in das deutsche Vaterland umgedreht werden
musste. Diese Argumentation wurde zudem von den
damaligen verantwortlichen Politikern Frankreichs
bestens unterstützt: Wenn die Saarländer für ein
„Ja“ stimmen, dann ist die Tür nach Deutschland
endgültig zugeschlagen, so sinngemäß die
französischen Politiker Edgar Faure und Pierre
Mendès-France. Ich erlaube mir an dieser Stelle
meinen Vater selbst zu Wort kommen zu lassen:
„Heute, nachdem die deutschen Parteien an der Saar
ihre Stimme, die wahre Stimme des Volkes erheben,
stempelt man uns nur allzu gerne als Nationalisten
und Ewig-Gestrige , die aus der Geschichte nichts
gelernt haben. Ja man scheut sich nicht, mit
Drohungen zu kommen, in die nun nach heutigen
Pressemeldungen auch Frankreich mit einstimmt. (...)
Frei und unbeeinflusst wollen wir den Weg gehen, den
uns unser Herz und unser Gewissen vorschreibt. Wir
haben keine Ressentiments gegen Frankreich, im
Gegenteil, wir wollen eine ehrliche Zusammenarbeit
bei gleichberechtigter Partnerschaft. Wir lassen
selbstverständlich gern dem Franzosen sein
Nationalgefühl und seinen Stolz, aber haben wir
nicht die gleichen Rechte? Wenn für den Franzosen
Vaterlandsliebe und Treue Tugenden sind, dann können
es für uns keine Verbrechen sein.“ (14)
In diesem
Zusammenhang erinnere ich mich noch sehr gut an den
Briefwechsel mit meinem französischen Freund Pierre
Bouchy aus Landres, Département Meurthe et Moselle.
Ich schrieb ihm damals, dass ich mich für die
Rückkehr der Saar nach Deutschland einsetze und er
das nicht als einen Affront gegen Frankreich oder
gar gegen ihn persönlich und unsere langjährige
Freundschaft auffassen möge. Er hatte vollstes
Verständnis: „Tu dois le faire“ (du musst das tun).
Diesen Satz habe ich nicht vergessen. (15)
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4.3 „Die
Zeit war nicht reif“
Dieses Urteil
über die Saarländer, auch wenn es von dem von mir
sehr geschätzten Peter Scholl-Latour stammt, und
seine Wiederholung ist auch heute noch so falsch wie
damals. Letztlich ist dies auch eine Beleidigung
derer, die sich mit ihrem Nein zum Saarstatut für
einen Weg nach Europa, aber in ihrem deutschen
Vaterland entschieden haben. Man sollte sich auch in
diesem Zusammenhang einer historischen Tatsache
erinnern, die mein Vater so beschrieben hat: „Man
wollte uns an ein Frankreich binden, das selbst als
erster in der französischen Kammer die „Europäische
Verteidigungsgemeinschaft“ (EVG) abgelehnt und damit
bewiesen hat, dass es sein eigenes
nationalstaatliches Leben nicht aufgeben will.“ (16)
4.4 Die
angebliche ökonomische Attraktivität
der Bundesrepublik Deutschland
Dieses
Argument für das „Nein“ der Saarländer habe ich
erstmals im Verlauf der Feierlichkeiten zum 50.
Jahrestag der Saarabstimmung gehört. Ich halte das
aber für unzutreffend zur Schilderung der damaligen
Situation bzw. Motivation. Gerade Johannes Hoffmann
und seine Anhänger haben die saarländischen
Berg- und Hüttenleute z.B. mit Faltblättern darauf
aufmerksam gemacht, dass sie im Falle des „Nein“
Kindergeld und sonstige Familienzulagen und
Vergünstigungen verlieren würden. Eine
Argumentation, die durchaus Wirkung zeigte und den
deutschen Parteien zu schaffen machte. Mein Vater
hat das bei seinen Veranstaltungen zu spüren
bekommen. Die Heimatbund-Parteien sind offensiv mit
dem Argument umgegangen und haben ihren Landsleuten
klar gesagt, dass sie mit sozialen Einschnitten im
Falle eines „Nein“ rechnen müssten.
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4.5 Zur
Situation am Vorabend der
Abstimmung - Verhaftung
Auch wenn
durch Umfragen zuverlässig belegt war, dass die
Saarländer mit deutlicher Mehrheit das Saarstatut
ablehnen würden, herrschten große Unsicherheit,
Nervosität und Angst, je näher der Tag der
Abstimmung heranrückte. Schließlich hatte u.a.
Konrad Adenauer mit seiner Äußerung, er wisse nicht,
warum die Saarländer nicht auch Ja sagen sollten,
erheblich dazu beigetragen. Die ursprünglich
angenommene Dreiviertelmehrheit war dahin. Die Frage
war, wie viele Prozente es wirklich werden würden
und ob es wenigstens noch zu einer
Zweidrittelmehrheit reichen würde..
Außerdem
beschäftigte die Verantwortlichen in den deutschen
Parteien angesichts des zu erwartenden Ergebnisses
die bange Frage: Was passiert politisch, wenn das
Saarstatut abgelehnt ist? Für diesen Fall gab es in
den deutsch-französischen Abkommen keine Regelungen.
Würde Johannes Hoffmann zurücktreten? (Er tat es
dann ja tatsächlich noch in der Wahlnacht.)
Angesichts dessen, was Franz Schlehofer in späteren
Jahren offenbaren sollte (s. Abschnitt 4,1), waren
diese Ängste wohl begründet.
Symptomatisch
für diese wachsende Unsicherheit auf beiden Seiten
sind für mich zwei Beispiele:
In den
letzten Tagen vor der Abstimmung erzählte man sich,
dass die „Garde Mobile“ an der
französisch-saarländischen Grenze stationiert worden
sei. Unter Saarländern galt die „Garde Mobile“ als
die Elite-Schlägertruppe der französischen Polizei.
Ich bin gern
bereit, auch einzuräumen, dass es sich hier um ein
gezielt gestreutes Gerücht, von wem auch immer,
handeln kann. Damals aber wurde das für bare
Münze genommen und hatte entsprechende Auswirkungen.
Das zweite
Beispiel: Mit eigenen Augen habe ich gesehen, dass
am Vorabend der Abstimmung in meiner Heimatstadt
Neunkirchen vom Unteren Markt an, über den
Hüttenberg bis zum Oberen Markt auf beiden Seiten
der Straße im Abstand von ca. zehn bis 15 Metern
eine Doppelpostenkette der saarländischen Polizei
aufgestellt war. Schließlich sollte am Abend
Johannes Hoffmann nochmals in Neunkirchen sprechen.
Und noch einmal wollte man sich durch Demonstranten
und Provokateure nicht überrumpeln lassen.
Die Geschäftsstelle der CDU lag im unteren
Bereich des Hüttenberges. Hier hatte ich am
Spätnachmittag des 22. Oktober meine Schultasche
voll gestopft mit nur einem Flugblatt, etwa
Postkartengröße, rötlich, mit dem Spruch „alle Esel
sagen Ja“. Dieses Flugblatt verteilte ich an alle
Passanten auf meinem Weg nach Hause. Es war mein
letzter Wahlkampfeinsatz. Zudem hatte mir mein Vater
vor dem Verlassen der Geschäftsstelle
unmissverständlich zu verstehen gegeben – angesichts
des Großaufgebotes von Polizei und ganz zu schweigen
von Polizisten in Zivil – niemanden zu provozieren
und mich selbst nicht provozieren zu lassen. Nach
dem Verteilen solle ich direkt nach Hause gehen und
dort bleiben und nichts mehr unternehmen. Aber es
kam anders.
Ich verteilte
das Flugblatt an alle, auch an die Polizisten. Dabei
war für mich maßgebend ein Wort meines Vaters, „dass
auch unter einer Polizeiuniform ein deutsches Herz
schlagen könne“. (Mit diesem Satz hatte mein Vater
die bei den Wahlkampfveranstaltungen der CDU
anwesenden Polizisten in Schutz genommen – gegen die
Rufe „Polizei raus“ – und dafür von den Zuhörern
viel Beifall erhalten.) Ich zog kreuz und quer über
den Hüttenberg, an der Marienkirche vorbei zum
Oberen Markt. Manche Polizisten nahmen das Flugblatt
gar nicht erst an, manche sahen und lasen es und
warfen es mit grimmiger Miene weg, manche wiederum
grinsten und steckten es ein. Mir hat es auf jeden
Fall Spaß gemacht, bis ein Polizist mir einen Packen
Flugblätter aus der Hand riss und sagte: „Sie sind
verhaftet“. „Hoppla“ sagte ich und fuhr fort „darf
ich denn wenigstens den Grund wissen, so schnell
schießen die Preußen ja auch nicht“. Darauf der
Polizist: „Leisten Sie keinen Widerstand. Kein
Aufsehen. Auf dem Flugblatt fehlt die Angabe des
Herausgebers bzw. des dafür Verantwortlichen. Folgen
Sie mir zum Polizeipräsidium.“
Es war
ziemlich genau 19.00 Uhr, Ecke Oberer Markt/
Max-Braun-Straße. Mit dem "kein Aufsehen Erregen"
hätte es beinahe nicht geklappt: Eine Gruppe von
drei bis vier Schülern, alle unterwegs im Auftrag
der Heimatbundparteien, kam aus Richtung
Buchhandlung Didié quer über den Oberen Markt auf
mich zu und riefen:“ Walter, was ist los, sollen wir
dir helfen?“ Der Polizist forderte mich auf, Ruhe zu
bewahren. Ich rief zurück: „Alles in Ordnung, nicht
nötig“ und folgte dem Polizisten. Auf dem Präsidium
wurde ich in ein Zimmer geführt mit der
Aufforderung, zu warten. Die Tür zum Flur blieb
offen. Ich beobachtete ein eiliges Hin und Her von
Polizisten, „meinen“ habe ich nie mehr gesehen. Ich
wartete und wartete und wartete und beobachtete das
Treiben auf dem Flur: Ob ich abhauen kann? Denn für
mich interessierte sich niemand. Ich verhielt mich
ruhig, wartete ab und beobachtete. Es müssen wohl
ein bis zwei Stunden vergangen sein – diese
Zeitspanne hatte ich rekonstruiert als ich wieder in
Freiheit war – als ein mir bestens bekannter
Polizist draußen vorbeieilte, dann plötzlich stehen
blieb und mich ansah: „Du bischd doch dem Lorang
Walter seiner“!? Es war einer der beiden
Kirchner-Brüder , die in Neunkirchen bei der Polizei
waren, in der gleichen Straße wohnten wie wir und
von den „Lorangs Buwe“ (Buben) nicht nur wegen ihres
Laufvermögens gefürchtet waren. Ich bejahte seine
Frage und erläuterte ihm dann den Grund meines
Hierseins. Er schaute mich prüfend und zugleich
augenzwinkernd an und sagte: „Mach dass de
hemm kommschd!“. Was ich dann nur auf
Umwegen tat. Schließlich hatte ich ja noch viele
Flugblätter in meiner Schultasche, sie waren mir
nicht abgenommen worden. Und kaum lag das
Polizeipräsidium hinter mir in sicherer Entfernung,
begann ich erneut mit dem Verteilen der Flugblätter
und zog in Richtung CDU- Geschäftsstelle. Die
Flugblätter wurde ich angesichts der großen
Menschenmenge spielend los. Auf der Geschäftsstelle
berichtete ich von meinem Abenteuer. Mein Vater war
alles andere als angetan und sagte
unmissverständlich „Jetzt mach, dass de hemm
kommschd!“. Nun, diesen Satz hatte ich heute schon
einmal gehört. Dieses Mal befolgte ich ihn.
zur
Übersicht
5. Die Einigung des christlichen
Lagers, ein beschwerlicher Weg
Eine
umfassende Betrachtung und Beschreibung dieser
Entwicklung kann und will ich hier nicht anstellen.
Ich will nur festhalten, was ich in meinem
Elternhaus mit dem dazugehörigen Freundes- und
Bekanntenkreis gesehen und erlebt habe und dabei
meinem Vater und Werner Scherer wenigstens ein
kleines Denkmal für ihren Weg zu Versöhnung setzen.
Es war ja
nicht so, dass die politischen
Meinungsverschiedenheiten im Freundeskreis meiner
Eltern erst mit den Diskussionen über das
Europastatut und die Europäisierung der Saar
begonnen hätten. Wer in diesem Kreis CVP-Anhänger
war bzw. auf Seiten der Regierung von Johannes
Hoffmann und ihrer Politik stand, war bekannt ebenso
wie die Widersacher und ihre Ziele, die sie in der
damals verbotenen DPS von Heinrich Schneider und
Richard Becker und einer irgendwann einmal zu
gründenden CDU vertreten sahen. Es wurde heftig
gestritten, aber dies war nicht die Regel, sondern
deutlich die Ausnahme. Bei den vielen Geburtstagen,
die es in diesem Freundeskreis zu feiern gab und
anderen festlichen Gelegenheiten wurden diese
Meinungsverschiedenheiten ausgeklammert.
Ich will dies
an einem Beispiel erläutern: 50. Geburtstag meines
Vaters am 7. Oktober 1955, also in der Endphase des
Abstimmungskamp-fes. Die Stimmung im ganzen Land war
angespannt, auch im Freundeskreis meiner Eltern.
Jeder stellte sich die Frage, wie mag das an diesem
Abend ausgehen? Alle wussten, dass mein Vater an
diesem Spätnachmittag und frühen Abend zu
Wahlkampfveranstaltungen zusammen mit dem
CDU-Landesvorsitzenden Dr. Ney unterwegs war. Wir
begannen also ohne meinen Vater zu feiern. Die
Stimmung war hervorragend. Als dann endlich mein
Vater dazukam, brach ein Riesenhallo mit den
üblichen Glückwünschen aus. Es wurde durchgefeiert
bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages
und: von Politik kein einziges Wort!
Ein Beispiel
für ein ernsthaftes Ringen miteinander auf Grund -
wie sich schließlich herausstellen sollte -
unüberbrückbarer Gegensätze ist mir in Erinnerung
geblieben. Zum Bekanntenkreis meiner Eltern gehörte
ein Ehepaar, das sich der Pax-Christi Bewegung unter
Pater Manfred Hörhammer besonders verbunden fühlte.
Diese wollte die Aussöhnung mit Frankreich
vorantreiben und sah in einem Ja zum Saarstatut eine
günstige Gelegenheit dazu. Diese Position war für
meine Eltern absolut nicht nachvollziehbar. Die
Ablehnung des Statuts war für sie die einzige
Möglichkeit, erstmals in einer freien und geheimen
Abstimmung, ihrem Willen zur Zugehörigkeit und
Rückkehr zum deutschen Vaterland Ausdruck zu
verleihen. Dabei wollten sie ihr Votum nicht gegen
die Versöhnung mit Frankreich und gegen den
Europagedanken verstanden wissen. Sie strebten beide
Ziele innerhalb eines geeinten Deutschlands an. Das
Gespräch im „Stübchen“ unserer Wohnung dauerte
lange. In der Sache konnten die beiden Paare sich
nicht einigen, aber ein Ergebnis erreichten sie
dennoch: „Wir bleiben doch Freunde“ war der Satz,
mit dem sie sich auf dem Treppenpodest unseres
Hauses verabschiedeten.
Und sie
blieben es!
Das
Verhältnis zwischen meinem Vater und seinem
Nachfolger im Kreisvorsitz, Werner Scherer, war von
tiefer Freundschaft geprägt. Das gilt besonders für
die letzten Jahre seiner Tätigkeit als
Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der CDU
und für die kurze Zeit, die ihm im Ruhestand
vergönnt war. Aber das war nicht selbstverständlich
und nicht immer so. Davor lag ein langer und
beschwerlicher Weg zur Aussöhnung zwischen den
beiden.
Trotz einer
Vereinbarung zwischen CDU und CVP vom 20.3.1956, in
der es u.a. heißt: "... in dem Wunsche nach der
baldigen Vereinigung mit der Bundesrepublik, vor
allem aber in dem Bewusstsein der gemeinsamen
christlichen Verpflichtung und in dem Bestreben, die
Trennung der christlich-demokratischen Kräfte an der
Saar zu beenden...“ (17) und trotz des Beschlusses,
die CVP aufzulösen (18), herrschte faktisch in der
CDU die Angst vor, von der CVP unterwandert oder gar
übernommen zu werden. Diese Angst war in der
Führungsebene bis in die Ortsverbände hinein
spürbar. Hinzu kommt ein weiteres Problem für die
CDU: Die Ministerialbürokratie des Landes war
eindeutig CVP- orientiert. Entsprechend schwierig
gestalteten sich die ersten Gesprächskontakte (19).
Mein Vater
war auf Werner Scherer in dem beginnenden
Annäherungsprozess überhaupt nicht gut zu sprechen.
Dessen Kommentare und Artikel in der „Saarländischen
Volkszeitung“, dem Organ der CVP, waren in der CDU
gefürchtet und provozierten entsprechende Reaktionen
auf Seiten der CDU. Die Antworten der CVP durch
Werner Scherer waren um keinen Deut
rücksichtsvoller. Mein Vater fand die Äußerungen
Scherers schlichtweg als Hetze.
Aber
irgendwie mussten sie ja zusammenkommen. Doch der
erste Versuch scheiterte auf der ganzen Linie: Nach
der offiziellen Einigung standen in der CDU des
Kreises Ottweiler Neuwahlen zum Vorstand an.
Werner Scherer stellte sich als Gegenkandidat zu
meinem Vater zur Wahl. Er versuchte, die Mehrheit
der Delegierten in den Ortsverbänden auf seine Seite
zu bringen. Meinem Vater blieb dies alles nicht
verborgen. Er unternahm alles in seiner Macht
Stehende, Scherers Pläne zum Scheitern zu bringen.
Mit Erfolg. Die Wahl fiel deutlich zu seinen Gunsten
aus. Nur stellte sich beiden Kontrahenten die Frage:
Cui bono? Wem ist mit diesem Wahlausgang gedient?
Und die beiden stellten sich dieser Frage!
In der folgenden Zeit kam es
zu intensiven Gesprächenzwischen den beiden. Viele
dieser Gespräche haben in unserer Wohnung, im
sogenannten „Stübchen“, stattgefunden. Ich weiß,
dass es andernorts zu weiteren Vier-Augengesprächen
kam. Ob es im Hause Scherer ebenfalls solche Treffen
gegeben hat, kann ich nicht sagen. In den Gesprächen
schenkten die beiden sich anfangs offensichtlich
nichts. Sie redeten Tacheles. Man sah es an den
hochroten Köpfen, wenn sie auseinander gingen. Die
Verletzungen und Wunden auf beiden Seiten waren
tief. Was alles im einzelnen gesagt wurde, hat Vater
im Kreis der Familie – im Gegensatz zu seinen
sonstigen Gepflogenheiten – nicht berichtet. Ich
habe allen Grund zur Annahme, dass unsere Mutter im
Wesentlichen informiert war. Zu sehr hatte sie unter
den Attacken Scherers gelitten. Doch irgendwann
gelang der Durchbruch. Aus dieser Zeit ist mir der
Satz meines Vaters in Erinnerung geblieben: „Jetzt
haben wir es geschafft.“ Ein Datum kann ich dafür
nicht benennen.
Zu einem
späteren Zeitpunkt, nach entsprechenden
Vorbereitungen und im beiderseitigen Einvernehmen,
übernahm dann Werner Scherer den Kreisvorsitz von
meinem Vater. Mein Vater hatte immer gesagt - und
das auch öffentlich - er werde mit 65 Jahren „den
Hobel aus der Hand legen“ und sich in den Ruhestand
zurückziehen. In der Zeit zuvor hat er dafür
gesorgt, dass er die Ämter, die er im Handwerk und
in der Politik innehatte, ordentlich übergeben
konnte. Jetzt sollten die Jüngeren ran, das war sein
Hauptmotiv.
Den Kontakt
zu seinen Nachfolgern hat er in der kurzen Zeit des
Ruhestandes, die ihm beschieden war, nie abreißen
lassen, besonders den Kontakt zu Werner Scherer
nicht. Schließlich waren beide mittlerweile mit
weiteren Freunden in einem Kegelklub aktiv.
Regelmäßig fuhr er zu den Kegelabenden, auch wenn er
dazu mittlerweile von der Eifel aus - wo ich als
Militärpfarrer tätig war und wohin meine Eltern
gezogen waren -
nach Neunkirchen fahren musste. Das waren ihm
seine Freunde und besonders Werner Scherer wert!
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Anmerkungen
1) Redemanuskript 1 meines
Vaters, undatiert, vermutlich Begrüßungsrede bei
Ortsveranstaltungen mit Dr. Ney u.a.; im Besitz des
Verfassers.
2) Anonymer Brief, im Besitz
des Verfassers.
3) Redemanuskript 2,
undatiert, für den Wahlkampf zum neuen Landtag am
18.12.55, Seite 2; im Besitz des Verfassers. Vgl.
dazu die Stellungnahme der Dechantenkonferenz vom
16.3.1950, S. 8f.
4) Der Spiegel, Nr. 48 vom
26.11.52, S. 12.
5) Der Spiegel a.a.O., S.12.
5a) Ja sogar
Heimatvertriebene, die sich im „Saargebiet“
niederlassen durften und dafür in das MRS
„hineinkomplimentiert“ wurden. Dies verdient
insofern besondere Beachtung, als die CVP im
Wahlkampf später stolz verkündete, man habe keine
Flüchtlinge aufgenommen.
Diesen Hinweis verdanke ich meinem Cousin Gerhard
Lorang ebenso wie die Information, dass ein uns
beiden bekannter Studienrat des Realgymnasiums
Neunkirchen Mitglied des MRS war. (Telefonat am
28.3.2010).
6) Redemanuskript 2, S. 2f.
7) Gerd Meiser:
Sechseferzisch/Siwenneferzisch, in: Neunkircher
Mund-Art, Neunkircher Hefte Nr. 7 o.J.,
herausgegeben vom Neunkircher Verkehrsverein e.V.
Meiner Schwester, Martina Tholey, verdanke ich in
diesem Zusammenhang folgenden Hinweis: Sie kann sich
noch sehr gut daran erinnern, dass ich in dieser
Zeit nachmittags an der Haustüre „Sturm geläutet“
und vom Hof aus gerufen hätte: „Mama, wann ist es
drei Uhr?“ Unsere Mutter habe uns dann eine
Kleinigkeit noch zugesteckt, damit wir den Hunger
besser aushalten konnten.
8) Dr. Franz Schönberger: Das
Saarland in Geschichte und Gegenwart.
Saar-Sonderheft. Handreichungen für einen
gegenwartbezogenen Unterricht. Neue Folge: 3.
Jahrgang Nr. 11/12 vom 1. und 15. August 1953.
Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt a.M. S.46f.
9) Dr. Franz
Schönberger a.a.O. S. 44.
10) Mein
Cousin Gerhard Lorang berichtete mir: „Es gab
innerhalb der Pfadfinderschaft auch leitende Leute,
die den Anschluss an die französische
Pfadfinderbewegung suchten; es gab Versuche, mit dem
Bischof von Metz in Kontakt zu kommen. Er lehnte
jedoch ein solches Ansinnen ab.“ (Schriftliche
Anmerkung zu meinem Manuskript und Telefonat am
28.3.2010).
11) Heinrich
Schneider, Das Wunder an der Saar, Seewald Verlag,
Stuttgart 1974, S. 382.
12)
Saarbrücker Zeitung vom 24.10.2006, Nr.247, Seite B
2, Landespolitik/Region.
13) Der
Spiegel, a.a.O. S. 11.
14)
Redemanuskript 1.
15) Dazu eine
Ergänzung meines Cousins Gerhard Lorang:
„Als 16-Jähriger habe ich mit zwei Freunden während
einer Lothringen- und Elsassradtour in der Scheune
eines lothringischen Bauern übernachten dürfen (in
Rohrbach-lès-Bitche). Dieser Bauer hat sich abends
mit uns in der guten Stube unterhalten. Zur
Saarpolitik der französischen Regierung merkte er
sehr offen an: „Was die Franzosen da mit euch
machen, ist nicht rechtens.“
(Schriftliche
Anmerkung zu meinem Manuskript).
16)
Redemanuskript 2, S. 3.
17)
Niederschrift über die Besprechung zwischen
Mitgliedern der CDU-Saar und der CVP am 20. März
1956 in Unkel/Rhein und am 21. März 1956 in Morbach
(Abschrift vom 21.3.56), im Besitz des Verfassers.
18) a.a.O.
IV, 1.
19) s.
„NN-Sonderdruck, Wahlzeitung der CDU-Saar“, ohne
Datum, höchstwahrscheinlich zu den Kommunalwahlen am
13. Mai 1956 herausgegeben, mit Dokumentation der
Niederschrift und des Briefwechsels zwischen CDU und
CVP nach der Besprechung vom 20.3.1956, im Besitz
des Verfassers.
Der
Zeitungsausschnitt oben ist aus der "Neunkircher
Zeitung" vom 12. Oktober 1970.
Seite
begonnen am 22.02.2011, zuletzt bearbeitet am
5.12.2017
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