oben
DANKE - MERCI ! Wir
danken ganz herzlich allen, die uns bei der Vorbereitung und Erstellung
dieses Kapitels unterstützt haben, indem sie wertvolle Informationen,
Fotos, Broschüren usw. zur Verfügung gestellt oder auf andere Weise
geholfen haben. - Un grand merci à tous ceux et celles qui
nous ont aidé
à rédiger cette page avec leurs informations, photos etc.
Von allen, die dazu beigetragen haben,
erwähne ich hier nur einige Mitglieder des
Forums
"Anciens et potes
des écoles françaises de Sarrebruck" (Näheres dazu
lesen Sie hier weiter unten am Ende von Abschnitt 2f):
Annemarie Brienne, Anne E. Fagherazzi, Michael Holzhauser, Jean-Gérard Robichez, Dieter Siekmann, François Touret u. a.;
außerdem Hans Bächle (DFG-LFA Saarbrücken), Jean Kind und Rolf Wittenbrock
|
1a) Nach dem Krieg wurden im Saarland französische Schulen eingerichtet
|
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten die Amerikaner für einige Monate das linksrheinische Reichsgebiet einschließlich des Saargebiets (siehe Seite Geschichte). Danach
übernahm die Franzosen diesen Teil der amerikanischen Besatzungszone
als ihre eigene Zone. Ab 10. Juli 1945 zogen ihre Truppen ins
Saargebiet ein. In der Folgezeit traten französische Beamte und
Angestellte zahlreiche Posten bei der Militärregierung, der
französischen Verwaltung der Saargruben
sowie in Industrie und
Handel an. Sie brachten natürlich auch ihre Angehörigen mit, und so
kamen nach und nach immer mehr französische Familien in unser Land.
Ihre
schulpflichtigen Kinder mussten nun an ihrem neuen Wohnort unterrichtet
werden. Die deutschen Schulen konnten Sie nicht besuchen, weil sie
deren Sprache nicht beherrschten. Daher war der Aufbau eines französischen Schulsystems im Saarland dringend erforderlich. Die erste französische Volksschule (école primaire)
wurde schon im Oktober 1945
in Saarbrücken
eingerichtet, nur fünf Monate nach dem Einzug der französischen Truppen ins Saarland. Am 1. Dezember
1945 erhielt sie den Namen Collège (du) Maréchal Ney. Eine ausführliche Beschreibung dieser Schule und ihrer Entwicklung erfolgt weiter unten im Abschnitt 2d.
Den meisten französischen Schulen waren auch Kindergärten (écoles maternelles) angegliedert. (Fotos aus [11])
Im übrigen Saarland wurden nun zahlreiche weitere französische Volksschulen
gegründet. Sie waren ein- bis fünfzügig und umfassten - wie die
Primarschulen in Frankreich - die erste (12e) bis fünfte Klasse (7e,
die Volksschul-Abschlussklasse). Die Anzahl der Schulen und Schüler
stieg im Laufe der Jahre
stetig an. Ende 1946 gab es
14
französische
Primarschulen im Land, die von insgesamt 652 Schülern besucht wurden [1], 1948 waren es bereits 19 Schulen [2], und 1955 21 Schulen mit zusammen 2.800 Schülern [3].
In
dieser ersten Zeit kurz nach dem Krieg sahen sich Lehrer wie Schüler
äußerst schwierigen Anfangsbedingungen gegenüber. Es fehlte an
Brennstoff zum Heizen, aber auch an Lehrbüchern und Schreibmaterialien.
Die Schülerzahlen wuchsen rasch an, weil immer mehr Franzosen ins
Saarland kamen und damit eine immer größere
Zahl von Kindern an
die französischen
Schulen drängte.
Liste der französischen Schulen im Saarland, Stand 1954/55 (mit Adressen [3a], falls bekannt):
In den Orten, deren Namen im folgenden Absatz unterstrichen sind,
hatten die französischen Schulen durchschnittlich jeweils etwa 100
Kinder in 4 bis 5 Klassen. Nur in diesen französischen Schulen durften
ab Oktober 1947 auch saarländische Schüler aufgenommen werden (siehe Abschnitt 1b). Die anderen französischen Schulen hatten meist nur eine Klasse, aber in den Schulen St. Arnual und Merzig
gab es deren zwei. In den Klassen waren jeweils 10 bis
20 Schüler [4].
Dillingen (Neuschloss)*), Dudweiler (Neuhauser Weg 2), Homburg (Untere Allee 71), Merzig (Parkstraße 40), Mettlach, Neunkirchen (Gerichtsstraße 4), Saarbrücken (am Collège Maréchal Ney und in St. Arnual, Saargemünder Straße 95), Saarlouis
(Rue du Maréchal Ney
8), St.
Ingbert
(Kaiserstraße 1), St.
Wendel (Balduinstraße 59), Sulzbach (Beethovenstraße 17) und Völklingen (Schubertstraße 2 - danke für die Mitteilung von K. Roth, Völklingen); sie war gleich unterhalb der Heinestraße; heute ist dort die Arbeiterwohlfahrt).
Außerdem
gab es solche Schulen (hauptsächlich für die Kinder der französischen
Zöllner) in den Grenzorten Einöd (Alter Bahnhof), Freisen, Jägersburg
(Schulstraße), Nennig, Nohfelden (Schulstraße), Nonnweiler
(Hauptstraße), Saarhölzbach, Wadern und Weiskirchen.
*) Die
Schule in Dillingen ist neben dem unten im Abschnitt 3 beschriebenen
DFG Saarbrücken - mit dem sie verbunden ist - die einzige heute noch in
Betrieb befindliche französische Schule im Saarland.
In Saarbrücken befand sich noch eine weitere französische Grundschule, und zwar in der Feldmannstraße 72: L'École du Cdt. R. Paynel. Das Gebäude hatte einen Schulhof mit einer sehr hohen Überdachung,
in dem die Schüler in den Pausen mit Klickern (Saarländisch für Murmeln)
spielten und gerne
von einer hohen Mauer heruntersprangen. Das Lehrpersonal bestand nur
aus Frauen (Mme Marescaux, Mme Caillat, Mme Robiole und die
Schulleiterin Mme Bettencourt).
Eine Ausnahme war der Deutschlehrer. Er war Saarländer, hatte nur einen
Arm (wahrscheinlich durch Kriegseinwirkung) und trug fast immer einen
schwarzen Ledermantel. Seinen schwarzen Peugeot 203 steuerte er
meisterhaft mit dem einen Arm
(nach Erinnerungen von Patrick Bach und zwei weiteren Zeitzeugen).
|
1b) Auch saarländische Schüler durften die französischen Schulen besuchen.
Schon am 5.
Februar 1946 verfügte das Regierungspräsidium in einem Erlass, dass auch deutsche Schüler berechtigt waren, eine französische
Schule im Saargebiet zu besuchen - siehe hier rechts
[5]. In
einem weiteren Erlass (er war vom 10. April 1946) wurde festgelegt,
dass die Eltern saarländischer Schüler, die eine französische Schule
besuchen sollten, schriftlich einen Antrag an die in Frage kommende
Schule zu richten hatten. Diese sollte daraufhin das Gesuch an die
Abteilung Unterricht der Militärregierung zur Genehmigung weiterleiten.
Sobald letztere erteilt
war, konnte "der saarländische Schüler die saarländische Schule verlassen und zur französischen Schule übergehen". Die Eltern mussten dann nur noch die bisherige Schule über die Genehmigung zum Übertritt informieren [6].
In diesem zweiten Erlass wird von "saarländischen Schülern" gesprochen, während in der ersten Verordnung, nur zwei Monate vorher, noch von "Kindern deutscher Staatsangehörigkeit" die Rede war.
Auf
welche Art die saarländischen Schüler am Unterricht des Lycée Maréchal
Ney teilnehmen konnten und welche Reaktionen die Möglichkeit dieses
Schulbesuchs außerhalb des "normalen Bildungswegs" im Land hervorrief,
können Sie detailliert in den Abschnitten 2f) und 2g)
auf dieser Seite nachlesen.
|
2) Das Collège Maréchal Ney wurde als einzige französische Schule zu einem Gymnasium ausgebaut.
|
2a) Tabellarischer Überblick über die Entwicklung des Collège/Lycée Maréchal Ney in Saarbrücken
(Eine ausführliche Beschreibung der Schule und ihrer Entwicklung erfolgt
weiter unten im Abschnitt 2d.)
Im Oktober 1945 gründete die französische Militärregierung in Saarbrücken eine französische Ecole primaire (Volksschule) in der Schillerstraße 16. Am 5. Dezember 1945 erhielt sie den Namen Collège Maréchal Ney und wurde bald danach um weitere Räume in der Mainzer Straße,
Ecke Am Kieselhumes, erweitert.
Am 1. August 1947
ist sie in Lycée Maréchal Ney (Marschall-Ney-Gymnasium) umbenannt
worden.
Am 1. Oktober 1947 wurde die Schule offiziell zu einem Lycée français à l'étranger (französisches Gymnasium im Ausland).
Von 1949 bis 1954 erfolgte der Bau der neuen Schulgebäude in der Halbergstraße nach den Plänen des Architekten Lefèvre (siehe
weiter unten Abschnitt 2h).
Bereits am 7. November 1949 wurde der schon fertiggestellte Teil der Gebäude durch Johannes Hoffmann und Gilbert Grandval eingeweiht (siehe Abschnitt 2e).
1953/1954 wurde der vierstöckige Quertrakt errichtet, der ebenfalls von Lefèvre entworfen worden war. Außerdem entstanden auf dem Schulgelände eine große Turnhalle, das neue Knabeninternat sowie ein Wohnhaus für das Verwaltungspersonal.
Nach der Ablehnung des Saarstatuts bei der Volksabstimmung am 23. Oktober 1955 war das "Lycée" von der Schließung bedroht.
Nach der Angliederung der Saar an die BRD begannen im Sommer 1959 Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Saarland über die Bildung einer binationalen Schule.
Als Ergebnis der Verhandlungen wurde am 5. September 1961 das Deutsch-Französische Gymnasium Saarbrücken in den Gebäuden des Lycée Maréchal Ney gegründet und am 25. September 1961
offiziell eingeweiht
(siehe
Abschnitt 3).
|
2b) Gedanken zur Namensgebung des "Collège/Lycée Maréchal Ney"
(der
folgende Text in brauner Farbe
ist von Rolf Wittenbrock)
Über
die Motive für die Namenswahl fehlen genaue Informationen, aber
offensichtlich wollte die französische Militärregierung mit dieser
Namensgebung an die Epochen guten saarländisch-französischen
Einvernehmens erinnern, hatte sich doch der spätere Marschall Ney aus
Saarlouis seit 1792 als Offizier
in französischen Diensten
als getreuer
Mitstreiter Napoleons erwiesen und von ihm den Ehrentitel "Brave des
braves"erhalten.
Dass diese Bezeichnung für die Schule durchaus als programmatischer
Ausdruck für die Gestaltung der kulturellen und politischen Beziehungen
der Besatzungsmacht zu den Saarländern interpretiert werden
kann, wird auch deutlich durch einen weiteren spektakulären Akt, mit
dem die Vertreter der französischen Regierung das Gedenken an den als
französischen Patrioten hingerichteten Saarländer wiederzubeleben
versuchten: auf der Vaubaninsel in Saarlouis wurde dem Marschall ein
Denkmal errichtet, das am 19. Mai 1946 vom Oberkommandierenden der
französischen Truppen in Deutschland, General Koenig, eingeweiht wurde.
Die von der Militärregierung geförderte, kulturpolitisch geschickte
Erinnerung an das gute Verhältnis zwischen Saarländern und Franzosen,
die sich in der Berufung auf den Marschall Ney besonders wirkungsvoll
und überzeugend personalisieren ließ, fand schließlich auch einen
Ausdruck in einer ab 1947 gedruckten Briefmarkenserie, auf der u.a. das
Marschall-Ney-Denkmal abgebildet wurde. [7]
|
|
Michel
Ney wurde 1769 in Saarlouis geboren. Sein Geburtshaus in der Altstadt
ist leicht zu finden: Es steht in der Bierstraße 13 und beherbergt
heute eine
|
|
"Auberge
und Restaurant". Eine Inschrift besagt: "Hier wurde Marschall Ney
geboren." - Das Schild rechts zeigt einige Daten aus seinem Leben.
|
|
|
Fotos: Denkmal oben rechts: aus
einer Broschüre der 50er-Jahre; drei Farbfotos
unten aus Saarlouis: R. Freyer 2010 |
|
2c) Entwicklung der Schülerzahlen am Collège (bzw. Lycée) Maréchal Ney von 1945 bis 1954:
|
Schuljahr
|
Schüler
gesamt
|
davon
Saarländer
|
|
1945
|
194
|
(9)
|
1946/47
|
382
|
17
|
1947/48
|
602
|
92
|
1948/49
|
736
|
251
|
1949/50
|
985
|
446
|
1950/51
|
1279
|
645
|
1951/52
|
1412
|
728
|
(Foto aus "L'enfant et nous" [8])
Im Schuljahr 1952/53 teilte sich die Gesamtschülerzahl von 1620 wie folgt auf:
• 760 Franzosen und 860 Saarländer
• 780 Mädchen und 840 Jungen
• 1060 Vor-/Grundschüler ("primaires") und 560 Sekundarschüler ("secondaires")
• 250 Interne, 270 Schüler mit Verpflegung in der Schulkantine, 1100 Externe
|
1952/53
|
1620
|
860
|
1953/54
|
?
|
700
|
Die Zahlenangaben weichen in
diversen Publikationen z.Teil leicht voneinander ab.
|
2d) Die Geschichte des Collège/Lycée von 1945 bis 1956
Diese Darstellung der Geschichte des "Lycée"
basiert zum Teil auf der Arbeit
von Rolf Wittenbrock, die er 1986 in der Broschüre über das 25-jährige
Bestehen des Deutsch-Französischen Gymnasiums veröffentlichte [9].
Leider hat man im Saarland bisher keine Dokumente aus der Verwaltung
der Schule und auch keine Schulchronik aufgefunden. Diese lagern
möglicherweise verstreut in französischen Archiven. So musste auf die
wenigen vorhandenen Akten des Landesarchivs,
auf vereinzelte Zeitungsausschnitte und auf das Werk von Heinrich
Küppers über die saarländische Bildungspolitik [10] zurückgegriffen werden.
Zusätzliche Informationen haben wir einer Broschüre der französischen
diplomatischen Mission
im Saarland von 1953 über das "Lycée" entnommen [11], sowie einem erst
kürzlich wieder entdeckten französischen Zeitschriftenartikel des
damaligen Schulleiters M. Bourgeois aus dem Jahr 1953 [12].
Dankenswerterweise wurden uns auch einige Erlebnisberichte und sorgsam
aufbewahrte Dokumente von ehemaligen Schülern der Schule zur Verfügung
gestellt.
|
Im
Abschnitt 2a) haben wir dargelegt, warum es 1945 notwendig wurde,
französische Schulen an der Saar einzurichten. Die erste entstand im
Oktober 1945 in Saarbrücken zunächst als Volksschule (école primaire). Hierzu benutzte man anfangs Räume der damals noch so genannten Bismarckschule (seit 1956 heißt sie Schillerschule), in
der damaligen Schillerstraße
(heute Bismarckstraße) 16, zwischen den Einmündungen
Rosenstraße und Karlstraße. Gegenüber befand sich die Villa Rexroth
(Schillerstraße 13), in der das Regierungspräsidium, die Verwaltungs-
kommission und ab 1947 die Saar-Regierung ihren Sitz hatten
(siehe Stadtplanausschnitt hier unten). Die
Kantine der französischen Schule befand sich im Erdgeschoss der Villa
Rexroth, wo diejenigen Schüler, die nicht zum Essen nach Hause gingen
(sogenannte demi-pensionnaires), bis 1947 ihr Mittagessen einnahmen.
Die Schulranzen blieben solange in der Schule liegen. [13] Für einige Klassen wurden auch Räume in dem hinter der Schule gelegenen Gebäude benutzt [14] (Karlstraße 1, heute Saarländisches Künstlerhaus). (Foto: Jean Kind)
|
|
|
Abbildung links:. Auf
dem Stadtplanausschnitt ist die Bismarckschule in Grün eingezeichnet.
Von Ende 1945 bis Ende 46 waren die unteren Klassen der Schule (9ème,
8ème) in zwei hölzernen Bungalows untergebracht. Diese Baracken waren
auf der Wiese der Villa Rexroth aufgebaut (hier ebenfalls in Grün
eingezeichnet). (Zeichnung: Jean Kind)
Anmerkungen zu Gebäude- und Straßennamen: Es gab bemerkenswerte "Über- kreuz-Umbenennungen" in den 50-er Jahren. Die damalige Schillerstraße heißt seit etwa 1956 Bismarckstraße. Das Schulgebäude trug bis zum Beginn der 50-er Jahre den alten Namen Bismarckschule [15]. Dann
wurde es in Schillerschule umbenannt [16]. Siehe dazu auch hier. - Die Schillerschule beherbergt heute eine
Instrumentensammlung der schräg gegenüber liegenden Hochschule für
Musik (HfM); bis etwa 2007 war dort die Alte Sammlung des
Saarland-Mueums.
|
Am 5. Dezember 1945 erhielt die Schule den Namen Collège du Maréchal Ney (später meist ohne "du"). Bald musste man sich nach weiteren Klassenräumen
umsehen, und man wurde fündig auf dem
riesigen Gelände der ehemaligen Ulanenkasernen
zwischen der Mainzer Straße, der Straße Am Kieselhumes und der
Halbergstraße. Zunächst wurde dort ein schon instandgesetzter Teil der
Kaserne Mainzer Straße, Ecke Am Kieselhumes, benutzt. Die Anschrift lautete Mainzer Straße 136.
Foto: So sieht das Gebäude heute aus. Es wird, wie der größte Teil des Ulanen-Geländes, für Diensträume der Polizei verwendet. (Foto: R. Freyer, 2010)
Die
Bismarckschule hatte aber als Schulraum für die französische Schule
noch nicht ausgedient; man benutzte sie noch einige Jahre lang weiter.
Zu
Beginn wurden nur die Klassenstufen 1 und 2 (nach deutscher Zählweise;
französisch: les classes de 11e et de 10e) angeboten. Man sagt, zu
Anfang seien dort nur sieben 5- und 6-jährige Kinder unterrichtet
worden [17]. Aber schon
vom 4. Januar 1946 an besuchten 124
Schüler die beiden Schulhäuser des Collège. Sie verteilten sich nun auf
alle Alters- und Klassenstufen, von der 11e (Klasse 1) bis zur Première
(Klasse 10) [18].
Saarländische SchülerInnen waren noch nicht zugelassen. In den beiden folgenden Trimestern
wurden unter oft schwierigen Bedingungen die notwendigen Aufbauarbeiten
in Angriff genommen. Im Oktober 1946 gliederte man dem Collège ein Internat
an, das man zunächst für kurze Zeit in den französischen Kasernen in
der Hellwigsstraße und danach in der zweiten Ulanen-Kaserne in der
Mainzer Straße eingerichtet hatte.
Im Oktober 1947 wurde die Schule offiziell in ein Lycée français à l'étranger (französisches
Gymnasium im Ausland) umgewandelt [19]. Nun wurden erstmals auch 92 saarländische SchülerInnen zum Besuch der
Schule zugelassen (siehe Abschnitt 1b und 2f).
Die Gesamtzahl der SchülerInnen stieg so stark an, dass man im Jahr 1947
Klassen mit bis zu 43 Kindern bilden musste. Im Laufe der Zeit wurde
der Raum immer knapper, und die Schule bemühte sich zunächst um die
Anmietung geeigneter Räume in der Nähe des Standorts an der Mainzer
Straße [20]. Schulleiter war in diesen frühen Jahren Pierre Sorand [21].
|
|
Das
Bild zeigt den Gesamtkomplex, wie ihn sich der Archi- tekt Lefèvre bei
seiner Planung vorstellte. Die heutigen SchülerInnen des DFG müssten das
Bild kennen, denn es hängt seit vielen Jahren im Flur neben dem
Rektorzimmer.
(Repro und Bearbeitung; R. Freyer. 2010)
Als im französisch-saarländischen Kulturabkommen vom
15. Dezember 1948 eine Garantie für den Bestand und die Entwicklung der
französischen Schulen im Saarland festgeschrieben wurde (Artikel 20),
eröffneten sich damit auch dem "Lycée" die sicheren
Voraussetzungen
für
eine bedarfsgerechte Erweiterung der Schule.
Infolgedessen begann man nun, nach den Plänen des Architekten Lefèvre (siehe Abschnitt 2h) an der gegenüber liegenden Seite des ehemaligen Ulanengeländes, also entlang der Halbergstraße, mehrere neue, große
und moderne Gebäude zu errichten, und zwar in drei Tranchen:
|
1) Zuerst wurde auf einer Länge von 110 Metern ein großes neues Gebäude gebaut, das moderne harmonische Linien aufwies. Das
gesamte Gelände umfasste einschließlich des Schulhofs und eines großen
Sportgeländes eine Fläche von fast drei Hektar. Im Oktober
1949 zogen alle Volksschulklassen sowie
alle Mädchen der Mittelschulklassen und das Mädcheninternat (externat
et internat filles) in das neue Hauptgebäude ein.
|
|
Im Hauptgebäude wurde auch der Kindergarten (Ecole Maternelle) für drei- und vierjährige französische und saarländische Kinder eingerichtet. Die Klassen trugen die Bezeichnungen M1, M2 und M3. Von 1950 bis 1956 waren als Kindergärtnerinnen eingesetzt: Mme Revert, Mme Sevrin, Mlle Limelette, Mme Mayer und Mme Chossat. (Quelle: Palmarès-Listen
dieser Jahre)
|
|
Am 7. November 1949 wurde das neue Gebäude in der Halbergstraße
feierlich eingeweiht (siehe Abschnitt 2e). Die
Jungen der "classes secondaires" blieben zunächst (zum Teil noch bis
1954) in dem Gebäude Ecke Mainzer Straße, und das Internat für die
Buben war weiterhin in der Bismarckschule untergebracht.
2) In einer zweiten Tranche errichtete man auf dem Gelände ein großes und komfortables Knaben- Internat (Bild links). Es bot 160 Schülern Platz und wurde am 1. Januar 1953 in Betrieb genommen [22].
|
3) Tranche Nr. 3 umfasste den Bau des vierstöckigen Quertrakts, der im rechten Winkel zum ersten Gebäude an dessen Ostseite angebaut wurde (im Foto rechts). Er war zur Aufnahme des Externats für die Sekundarstufe vorgesehen und wurde 1954 vollendet. (Externat bedeutet Schule für Externe, also
Schüler, die nicht
im
Internat wohnten.)
Auch er war - wie alle anderen Gebäude - von dem Architekten Pierre Lefèvre entworfen worden.
Diese sechs Fotos sind aus [11]
|
|
Damit
hatte die Schule eine Gesamtkapazität von 2000 Schülern, darunter 300
Internatsbewohner und 300 Halbinterne, also Schüler, die in der
Schulkantine verpflegt wurden, aber zu Hause wohnten. (Bourgeois S. 2). Die gesamte Einrichtung umfasste nun einen Kindergarten sowie eine vollständige Primar- und Sekundarstufe. So war sie zu einem "voll ausgebauten französischen Oberreal- Gymnasium mit Internat und angegliedertem Volksschulsystem" geworden [23].
|
Die Internate
hatten Foyers mit Spielen, Schall- platten und Radio. Einmal in der
Woche konnten die Schüler gemeinsam an einem Theater-, Konzert- oder
Kinobesuch teilnehmen oder die Werkstatt für Brandmalerei benutzen.
Jeden Monat unternahmen sie einen Ausflug mit Besichtigungen
verschiedener Einrichtungen
des Landes [24].
Frühere Bewohner der Internate berichteten, dass sie dort sehr wenig
Freiheiten hatten und - wie an allen französischen Schulen üblich -
einer äußerst strengen Disziplin unterlagen.
- Tabelle rechts: Die Internats-Tarife von
1958; z.Bsp. 33.000
Frs. entsprachen damals etwa 300 DM - das war nicht wenig für diese
Zeit!
|
|
Im
Foyer der
Mädchen Raum
mit Waschbecken für
die Buben.
Aufenthaltsraum
der Jungen
2e) Die Einweihungsfeier des neuen Schulgebäudes Halbergstraße 112 am 7. November 1949
Das neue Gebäude des Marschall-Ney-Gymna-
siums in der Halberg-
straße zu Saarbrücken wurde am Montag, dem 7. November 1949, seiner Bestimmung übergeben. Bei der Feier waren zugegen:
Gilbert Grandval,
Hoher Kommissar, Johannes Hoffmann, Ministerpräsident, >
|
|
(Forts. von links): Peter Zimmer, Landtagspräsi- dent und Bürgermeister, Michael Schulien, Päpstlicher Apostolischer Visitator für das Saarland, sowie der Schulleiter des Lycée, M. Bourgeois.
Der Kultusminister
Emil Straus war mit einer sld. Delegation auf einer
Dienstreise in Paris und wurde durch Oberschulrat Burghardt vertreten.
|
Die Gäste treffen ein. Am Schulgebäude weht (oben rechts) die Saarflagge. Auch das
Saarwappen ist an der Außenwand angebracht. (Alle Fotos der Einweihungsfeier: François Touret)
|
(vermutlich:)
Michael Schulien, der Grandval und Schulleiter
Bourgeois
Grandval
richtet das Wort an die Gäste. An der Wand
Apostolische Visitator im Saarland hinter
ihm die Trikolore (Mitte) und zwei Saar-Fahnen.
Die
hohe Zahl von Ehrengästen und der Inhalt der Festreden zeigten deutlich
die Ziele der französischen Kulturpolitik im Saarland auf und belegten,
wie wichtig den Franzosen der politische Bildungsauftrag der Schule
war. Grandval führte aus, dass man es als Endziel der engen
französisch-saarländischen Zusammenarbeit im Kultur- und
Erziehungsbereich
betrachte,
dadurch im Laufe der Zeit eine bildungspolitische Kooperation der
gesamten europäischen Jugend und später der Jugend der ganzen Welt zu
erreichen [25].
Zweiter
v. links: Gilbert Grandval, in d. Mitte (im Pelzmantel) Mme Grandval.
Grandval spricht vor einer Schulkasse. Zwei
Schülerinnen
Weiter
rechts sieht man Johannes Hoffmann
scheinen
sich mehr für den Fotografen zu interessieren.
Am folgenden Tag war in einem Zeitungsbericht der "Saar-Volksstimme" unter anderem zu lesen:
"In
den Ansprachen wurde darauf hingewiesen, dass diese
französisch-saarländische Schule dazu dienen solle, Saarländer und
Franzosen zusammenzuführen. Sie haben ihre Toren auch den
saarländischen Kindern geöffnet. Die Jungen und Mädel des Saarlandes,
die dort
zusammen mit französischen Schulkindern lernen und arbeiten, haben
Gelegenheit, sich gegenseitig näherzukommen und sich einander [sic!]
zu verstehen.Von den rund 1000 Schülern sind nahezu die Hälfte
Saarländer. In dem Mittelpunkt der Feier in dem neuen Gebäude, die
durch Liedvorträge der Schüler umrahmt war, stand eine Ansprache des
Hohen Kommissars. Darin heißt es u.a.: Die Klassen des
französisch-saarländischen Lyzeums füllen französische
und saarländische
Kinder, die geeint sind durch eine im Schoße der gleichen Gemeinschaft
herangewachsene spontane Kameradschaft." [26]
Maxime
Bourgeois, proviseur (Schulleiter) Le Haut Commissaire
Grandval en uniforme Oberschulrat Burghard,
später Leiter des Real-
gymnasiums mit humanist. Zweig St. Ingbert
Große
Zuhörerschaft in der Aula. In der 1. Reihe hat die Prominenz Platz
genommen, dahinter lauschen andächtig Lehrer, Eltern, Schüler.
Die Aula war mit französischen und saarländischen Fahnen geschmückt.
Links: Der gemischte Schülerchor trägt ein Lied vor. - Bild rechts: JoHo und Grandval besuchen die Mathematiklehrerin Françoise Neyret
beim Unterricht in ihrer Klasse. Ehemalige Schüler erinnern sich heute
noch gerne an sie, weil sie eine gute Lehrerin war. Sie verstarb im
Januar 2012 in Grenoble im Alter von
etwa 88 Jahren.
(Mitteilung von Jean Kind)
|
2f) Der Unterricht am Lycée Maréchal Ney für Franzosen und Saarländer
Wie in allen anderen Schulen Frankreichs bestand das Personal des "Lycée" aus Franzosen.
Der Unterricht wurde nach dem französischen System der Ganztags- schule
erteilt: Er endete täglich um 16:15 Uhr, der Donnerstag war
unterrichtsfrei bzw. nachmittags für schulinterne Sportveranstaltungen
reserviert. Der Unterricht fand
in
französischer Sprache statt und folgte den französischen Lehrplänen [27].
Die
Aufnahmeprüfung für die Sixième (Sexta, Eingangsklasse der
Sekundarstufe), die Prüfungen für das Certificat d'Études primaires
(Volksschulabschluss) und das B.E.P.C. (etwa: Zeugnis der Mittleren
Reife) konnten die Schüler in Saarbrücken ablegen. Für den
schriftlichen Teil der Abiturprüfung (Baccalauréat) mussten sie
aber zum Lycée Pange nach Saargemünd und für das "Mündliche" nach
Strasbourg
reisen. Auch
die Korrekturen erfolgten, wie in Frankreich üblich, nicht an der
eigenen Schule.
Wie im Abschnitt 1b bereits erwähnt, wurden zum
Besuch des "Lycée" auch saarländische Schüler
zugelassen (warum die Eltern ihre Kinder dort
gerne anmeldeten, lesen Sie im Abschnitt 2g.) Dabei war es unerheblich, ob diese
vorher schon Französisch gelernt hatten oder nicht.
Saarländer mit
keinen oder geringen Französischkenntnissen wurden in Parallelklassen
zu den rein französischen Klassen aufgenommen ("6e, 5e et 4e sarroises"
- Sexta, Quinta und Quarta für saarländische Schüler). Auch in diesen
sogenannten Spezialklassen fand der Unterricht vom ersten Schultag an
in
französischer
Sprache statt, allerdings
mit Lehrern, die gute deutsche Sprachkenntnisse hatten. Nur der
Deutsch- und Heimatkundeunterricht wurde in Deutsch gegeben. Um ihre
Lücken in Französisch auffüllen zu können, erhielten die Saarländer
zusätzlich 10 bis 12 Stunden Französischunterricht pro Woche.
Dabei wurde von Anfang nach der méthode directe gearbeitet, das heißt,
ausschließlich in der Fremdsprache gesprochen. Die Wochenstundenzahl in
Geschichte, Erdkunde und Naturwissenschaft wurde dafür entsprechend
reduziert [28].
Sobald die Französisch- Kenntnisse der Saarländer es zuließen, wechselten
diese in eine ihrem Alter entsprechende rein französische Klasse.
Das konnte schon nach einem Jahr geschehen, den meisten gelang es nach
zwei, manchen
erst nach drei Jahren. Die wenigen, die den Anschluss in Französisch
überhaupt nicht schafften, mussten die Schule verlassen.
Dass
die meisten Schüler aus dem Saarland den Schulabschluss trotz der hohen
Anstrengungen erreichten, die sie dafür erbringen mussten,
ist ihnen hoch anzurechnen. Mit eisernem Willen, vielleicht auch unter
dem Druck ihrer Eltern und aufgrund der von der Schule geforderten
strengen
Disziplin gelang es vielen von ihnen, die Schule mit Erfolg
abzuschließen. Sie mussten
möglicherweise
härter kämpfen
als ihre Kameraden, welche saarländische Schulen besuchten. Aber auch
die Lehrer leisteten ihren Beitrag dazu, sie arbeiteten meistens ohne
Bücher und mussten das Unterrichtsmaterial selbstständig
gestalten. Den erfolgreichen Schülern kamen im späteren Leben ihre
umfassende Bildung und die zumeist vollkommene Zweisprachigkeit zugute.
Dasselbe
gilt natürlich auch für die französischen Schüler des "Lycée", mit
einer kleinen Einschränkung: Sie erhielten ja nicht, wie ihre
saarländischen Mitschüler, Intensivkurse in der anderen Sprache,
sondern nur vier Wochenstunden Deutschunterricht, der etwa demjenigen
entsprach, den auch ihre Kameraden in
Frankreich
erhielten.
Aus diesem Grund erreichten sie eine perfekte Zweisprachigkeit nicht so
häufig wie die saarländischen Schüler. Dass dies vielen von ihnen
trotzdem gelang, war der Tatsache zu verdanken, dass entweder ihre
Eltern beiden Nationalitäten angehörten, oder dass sie häufig auch nach
der Schule mit deutschen Kindern zusammen waren, z.B. zum Spielen auf
der Straße.
Das
"Lycée" war aber nicht, wie das spätere (und heutige) DFG, eine echte
"Begegnungsschule der deutsch-französischen Verständigung" mit Unterricht sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache
(siehe Abschnitt 3). Es
war vielmehr eine rein französische Schule, in die auch saarländische
Schüler aufgenommen und mit Hilfe von Französisch-Förderkursen
integriert wurden.
Bei der Einweihungsfeier 1949
ist erstmals die Bezeichnung "Lycée français-sarrois Maréchal Ney" erwähnt
worden.
Sie konnte sich aber
nicht durchsetzen und wurde danach nie wieder offiziell verwendet. Dies
kann man als Beleg dafür betrachten, dass sowohl die Schulleitung als
auch die Lehrerschaft damals nicht genug hinter der Idee einer
Umgestaltung ihrer französischen Schule zu einer echten bikulturellen
Begegnungsschule standen [29].
Dessen
ungeachtet entwickelten sich zwischen den französischen Schülern und
ihren saarländischen Klassenkameraden häufig sehr enge Freundschaften,
die bis lange nach der Schulzeit andauerten und zum Teil heute noch
gepflegt werden. Einige von ihnen beteiligen sich zum Beispiel
regelmäßig an einem Internetforum, das Annemarie Brienne gegründet hat:
"Anciens et potes
des écoles françaises de Sarrebruck" ["Ehemalige und Freunde der
französischen Schulen Saarbrückens)"] (http://potesdesarrebruck.xooit.fr).
Ehemalige tauschen dort Erinnerungen an ihre frühere Schulzeit aus. Das
Forum ist aber nur für angemeldete Teilnehmer zugänglich; Voraussetzung
ist, dass man zwischen 1944 und 1955
geboren ist und Schüler
einer französischen Schule an der Saar war. - Es besteht auch eine
"Vereinigung der ehemaligen Schüler und Lehrer des
Deutsch-Französischen Gymnasiums e.V.", deren Vorstand François Touret,
Eva-Maria Dorscheid und Anne E. Fagherazzi bilden.
Die Bilder in diesem Abschnitt: aus den Gebäuden Halbergstraße: Ein Arbeitsraum für praktische Arbeiten - die Küche - ein Speiseraum
(Fotos aus der Broschüre [11])
|
2g) Warum saarländische Eltern ihre Kinder auf eine französische Schule schickten
Hierzu
kann man verschiedene Vermutungen anstellen. Das "Lycée" bot einige
Vorzüge, die die anderen Schulen des Landes nicht aufweisen konnten:
- Ganztägigen Unterrichtsbetrieb mit Nachmittagsbetreuung
- Verbleib der Kinder an derselben Schule vom Kindergarten bis zum Abitur ohne Wechsel der Anstalt
-
Intensives gleichzeitiges Erlernen zweier Sprachen und Unterricht in
französischer Sprache spätestens ab der Tertia in allen Fächern,
wodurch eine solide Zweisprachigkeit erreicht wurde
- Ein Abitur, das ohne Zusatzqualifikationen zum Studium an der saarländischen Universität und an französischen sowie deutschen
Universitäten berechtigte
Folgende Tatsache dürfte für manche Eltern das Motiv für die Auswahl des "Lycée" als Schule für ihre Kinder gewesen sein:
Das Bildungswesen im teilautonomen Saarstaat war gemäß seiner Verfassung konfessionell geprägt. Das französische System war aber traditionell laizistisch ausgerichtet.
Ihm war auch das "Lycée" im Saarland unterworfen. Dies bedeutete, dass
dort zwar ebenfalls Religionsunterricht erteilt wurde, aber wesentlich
weniger konsequent
als an den rein saarländischen Schulen. Eine kirchliche Prägung des
Lehrprogramms und des Schullebens war am "Lycée" nicht gegeben.
Während
der saarländische Kultusminister Emile Straus (CVP) in den staatlichen
Schulen jeglichen dort aufkommenden Säkularisierungs-Bestrebungen
entgegentreten musste, konnte er nicht umhin, sie hier zu dulden. Das
heißt, er musste die laizistische Ausrichtung der Bildung aufgrund der
Einstellung der Franzosen zulassen. Saarländische Eltern, die ihre
Kinder
der stark religiös geprägten Unterrichtsgestaltung der Schulen in ihrem
Land entziehen wollten (die Volksschulen waren ja sogar reine
Bekenntnisschulen), fanden daher in der Anmeldung zu einer
französischen Schule den einzigen legalen Ausweg.
Dies
rief heftigen Protest weiter Kreise hervor, vor allem im kirchlichen
Umfeld. Denn es widersprach eindeutig dem in der saarländischen
Verfassung festgeschriebenen Prinzip der Konfessionsschule [siehe dazu auf unserer Seite Schule unter C) Religionsunterricht!]. Ein großer Teil der katholischen Lehrerschaft im Saarland lehnte daher das "Lycée" kategorisch ab. Die Behörden befanden sich in einer Art
Zwickmühle: Einerseits war das konfessionelle Prinzip der Schulen in der Verfassung festgeschrieben, andererseits sollte, auch nach außen, die enge Verknüpfung
des Saarlands mit Frankreich demonstriert werden; dafür schien der gemeinsame Besuch der französischen Schulen durch Franzosen und Saarländer ein geeignetes Mittel zu sein. [30] - (Siehe hierzu auch die weitere Entwicklung der Schule nach der Volksbefragung von 1955: weiter unten in Abschnitt 3a).
Der
Anteil der saarländischen Schüler, die auf diese Weise außerhalb der
Bekenntnisschulen erzogen wurden, war übrigens recht gering. Nur etwa 1
% der Schüler waren im Saarland an einer französischen Schule angemeldet [31].
Einen
weiteren Grund für bestimmte Eltern, ihre Kinder auf das "Lycée" zu
schicken, führte der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar Richard
Bermann an: "Alle jüdischen Kinder gingen in diese Schule, um sicher zu sein, nicht von ehemaligen Nazilehrern unterrichtet zu werden." [31a]
|
2h) Anmerkungen zur Architektur der Schulgebäude in der Halbergstraße
|
In Memotransfront berichtet Rolf Wittenbrock,
dass
eine Architektengruppe um
Georges-Henri Pingusson (1894 - 1978) bereits 1945 von der Abteilung Städtebau und Wiederaufbau der Militärregierung
(Section Urbanisme et Reconstruction) den Auftrag erhalten hatte, den Wiederaufbau der zerstörten Städte im Saarland zu planen. Zusammen mit einigen anderen Architekten bildete er die "Equipe des Urbanistes de la Sarre" ("Urbanisten-Team"). So entstanden
u.a. die Pläne für die Wohnblöcke des Bruchwiesenviertels (Entwurf Marcel Roux). Pingusson, ein Schüler des berühmten
Architekten Le Corbusier, entwarf
später auch das große Botschaftsgebäude am Saarufer, später
Kultusministerium. Es war das einzige seiner eigenen Saarbrücker
Projekte, das verwirklicht wurde. [32] (Heute
ist es wegen massiver statischer und energetischer Probleme
sanierungsbedürftig; das Kultusministerium ist bereits 2014 ausgezogen.)
Eine weitere Aufgabe für die Urbanistengruppe war die Planung des neuen Gebäudes für das Lycée Maréchal Ney. Es wurde
1949 auf dem Gelände der ehemaligen Uhlanen-Kaserne zwischen
Halbergstraße und Mainzer Straße errichtet. Die Pläne hatte der aus
Marseille
stammende Pierre Lefèvre
[33]
erstellt. Auch für den 1953/54 errichteten vierstöckigen Quertrakt des "Lycée", welcher rechts auf dem Foto (vom Landesarchiv Saarbrücken) zu
sehen ist, hat Lefèvre die Pläne entworfen. Außerdem entstanden 1954
auf dem Schulgelände eine große Turnhalle, ein Internat sowie ein
Wohnaus für das Verwaltungspersonal.
Im Kunstlexikon Saar führt die Autorin Oranna Dimmig aus:
"Ganz
in der Nähe des Bruchwiesen-Viertels wurde ein weiteres Projekt des
Urbanisten-Teams verwirklicht. In der Halbergstraße steht der von
Pierre Lefèvre entworfene Neubau des "Lycée Maréchal-Ney".
(...) Wie
die Wohnblöcke von Marcel Roux ist auch dieses Gebäude nach Süden
orientiert, d. h. die Eingangsseite und die mit kleineren Fenster
versehenen Neben- und Funktionsräume liegen an der Nordseite, die
großzügig durchfensterten Haupträume an der Südseite. Gemeinsames
Merkmal sind zudem die deutlich vorspringenden horizontalen und
vertikalen Bänder, die den ansonsten funktional-nüchternen Fassaden ein
gliederndes Relief geben." [34]
Rolf Wittenbrock beschreibt die neuen Gebäude wie folgt:
"Zwischen den beiden unterschiedlich hohen, rhythmisch gegliederten Gebäudetrakten
entlang der Halbergstraße liegt im Eingangsbereich der Schule ein
Mitteltrakt für die Verwaltung. Der später entstandene östliche
Querbau mit vier Stockwerken bildet in seinem Bauvolumen einen Kontrapunkt
zu den älteren Bauteilen, die nur zwei- bzw. dreistöckig sind.
Allerdings sind alle Bauteile durch eine homogene Fassadengestaltung und
die Flachdachkonstruktion zu einer Einheit verschmolzen. Charakteristisch
für das Gestaltungskonzept sind die großen Fensterflächen
der nach Süden, Osten und Westen exponierten Klassensäle, die
– in zur Entstehungszeit bahnbrechender Weise – den Zutritt
von Licht und Luft ermöglichten und damit den Maximen der architektonischen
Moderne Rechnung trugen. Dementsprechend sind die übrigen Bauteile
der Fassaden, die Rippen, Riegel und Stützen, sehr schlank ausgebildet.
Die einerseits strenge geometrische Symmetrie, die andererseits Klarheit
und Leichtigkeit ausstrahlende Fassadenausbildung wurde dadurch ermöglicht,
daß die gesamte Fassade 1949 vor Ort gegossen wurde. In den Jahren
1988–1989 wurden die Gebäude grundlegend saniert. Mehr als
die Hälfte des gesamten Schulareals wurde dem benachbarten Innenministerium
übereignet. Mehrere Teilgebäude wurden abgerissen, darunter
zwei schuleigene Hallen und Räume für den Sportunterricht. Die
Bauschäden an den Fassaden wurden beseitigt, und die Innenräume
erhielten einen veränderten Zuschnitt. (...) "
"Das Deutsch-Französische
Gymnasium war nicht nur der erste saarländische Neubau einer Schule
nach dem Krieg, sondern auch einer der ersten Stahlbetonbauten im Land.
Aus der Sicht des Denkmalschutzes gilt das Gebäude als «Inkunabel
französischer Baukunst aus den 40er Jahren» und Paradebeispiel
funktionalistischer Sachlichkeit auf saarländischem Boden. Schon
seit einigen Jahren gehört es zu den Kulturdenkmälern unseres
Landes." [35]
|
2i) Verschiedenes aus dem Schulalltag
|
A) Die Schulleitung 1950
Stehend, v.l.n.r.:
M. Chavanne (Verwalter),
M. Chossat (Leiter der Grundschule),
M. Carnaud (censeur* Jungen)
* censeur: stellvertretende(r) Direktor(in)
Sitzend, v.l.n.r.:
Mlle Souillac, censeur filles,
M. Pellier, Verwaltungsdirektor
M. Bourgeois, Schulleiter
M. Simonin, censeur garçons,
Mme Simonin, censeur filles
(Foto: Evelyne Lachmann)
|
|
B) Die Krankenstation
Im Lycee gab es auch eine Infirmerie
(Krankenstation), die ständig besetzt war und den Schülern eine
Wundversorgung bot, wenn sie auf dem Pausenhof oder beim Sport
ausgerutscht oder gestürzt waren und sich ein offenes Knie zugezogen
hatten. Dies geschah recht häufig, denn die
rote Brasche war sehr rutschig und scharfkantig. Außerdem wurden alle
Schüler zweimal im Jahr durchleuchtet (siehe Bild oben!) und
körperlich untersucht. Mit Hilfe der dabei durchgeführten Blut- und
Urinuntersuchungen konnte so manche Krankheit der Nachkriegskinder im
Frühstadium erkannt werden, was für jene Zeit sicher sehr wichtig war. [Mitteilung von Erhard Curette]]
Foto: Röntgenuntersuchung (aus der Broschüre [11])
|
C) Künstlerische Bildung am "Lycée" (von Pierre André,
Übersetzung R. Freyer)
Die
Schüler des Lycée genossen eine sehr gute Allgemeinbildung, aber auch
der künstlerische Aspekt ihrer Bildung wurde nicht vernachlässigt. Zwei
Französischlehrer, M. Rodier und M. Tocanne hatten einen "Symphonischen
Zirkel" gegründet. Sie stellten uns in regelmäßigen Abständen einen
klassischen Komponisten
vor und sprachen
über sein Leben und sein Werk.
Dann wählten
sie eines seiner Werke aus und erklärten es uns. Schließlich hörten wir
es uns an. So habe ich gelernt, die klassische Musik zu lieben. Es sind
aber auch bekannte Künstler zu uns in die Schule gekommen: Lily Laskine
(berühmte Harfenspielerin), das saarländische Kammerorchester. Wir sind
auch zum Rathaus gegangen, um Samson
François zu hören, einen großen Chopin-Interpreten. Wenn das "Centre
dramatique
de l'est" im Stadttheater spielte, haben wir es uns dort angesehen. Wir
konnten auch Aufführungen des Schulchores besuchen oder Theaterstücke,
die von Schülern der Schule aufgeführt wurden. Auf diese Weise wurden
auch die musischen Künste nicht vernachlässigt.
|
D) Auch der Sport kam am "Lycée" nicht zu kurz
Es
wurden Fußball, Basketball, Volleyball, Leichtathletik, Tennis und
Schwimmen angeboten. Die Schule nahm auch manchmal an Sport-
wettbewerben teil. Anfang der 50-er Jahre hielt sie den
Frankreichrekord für Jugendliche im 50-Meter-Rückenschwimmen der
Kategorie "minimes"(etwa B-Jugend) inne
[30].
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Bilder oben rechts zeigen
a) Mädchen, die auf dem Hof Volleyball spielen,
b) Jungen beim Basketballspiel: Welche Mannschaft hat wohl gerade einen Punkt bekommen?
Die beiden Fotos sind aus [11]
Die
beiden Bilder auf der linken Seite zeigen die
Basketball-Jungenmannschaft aus der "seconde". Sie spielte 1954 gegen
das Lycée Nice (Gymnasium von Nizza).
Sportlehrer war M. Vergé.
Fotos: Jean-Pierre Caylus
|
|
Im
November 1954 spielte die Fußballmannschaft des Lycée Maréchal Ney
gegen das Gymnasium Forbach auf dem kleinen Spielfeld des Kieselhumes.
Leider verloren die Saarbrücker mit 0:5.
(stehend,
v.l.n.r.): Le capitaine de l'équipe de Forbach (Kapitän der Forbacher)
- Jacky Chavanne - Raymond Müller - Roger Jaquet - Roger Kahn (gardien
de but - Tormann) - Gottfried Hilgert - Jürgen Muhlke
(Hockend):
Jacques Marx - Gérard Menu - Roger Dornier - Norbert Cottong - Roger
Cahn [die Namensähnlichkeit mit dem Tormann war Zufall!]
|
|
|
E) Ein Klassenfoto aus dem Jahr 1956
|
Die
Klasse "Mathématiques élémentaires" von 1956 war erst 1955 in das
Gebäude Halbergstraße umgezogen. Vorne in der Mitte: Klassenlehrer
Albert Neyret. Am letzten Schultag porträtierte Jean Kind (2.
Reihe, ganz links) seinen Lehrer, dieser nahm ihm das Blatt ab und
steckte es ein. Nach 53 Jahren (2009) zeigte
er es beim Klassentreffen
seinen erstaunten Ex-Schülern. Jean Kind fotografierte es (er ist in der Zeichnung links porträtiert).
|
|
|
F) Impressionen vom Schulball "Saint Charlemagne"
November 1955, im Festsaal des Lycée Halbergstraße
Karl der Große (frz. Charlemagne, 748 - 814)
ist in Frankreich der Schutzpatron der "Schüler mit guten Leistungen".
An seinem Todestag, dem 28. Januar, wurde deshalb seit dem 15.
Jahrhundert an der Pariser Sorbonne "la Saint Charlemagne" gefeiert.
Das Lycée Maréchal
Ney veranstaltete ab 1955 zu seinen Ehren einen
Schulball,
den "Bal de la Saint Charlemagne". Der Festsaal
war damals dort, wo heute die Ecole Maternelle ist, also gleich beim
Eingang der Schule.
(Text und Fotos unten: Jean Kind)
Auf den Fotos vom November 1955 sind folgende Lehrer zu sehen (vgl. auch die französischen Bildunterschriften): Mme Neyret (Mathematik, siehe auch letztes Bild in Abschnitt 2e),
M. Grossmann (Geschichte, Erdkunde), M. Vergé (Sport), M. Neyret
(verdeckt; Mathematik), M. Biwer (Deutsch), M. Vautard (Mathematik), M.
Piquemal (Französisch).
Schüler(innen): Georges Roussy, Agnès
Vedillon.
|
|
|
Georges Roussy écoute ce que M. Vautard (maths)
dit à M. Piquemal (français).
|
M. Vautard danse avec une de ses bonnes élèves:
Agnès Verdillon. |
|
|
M. Grossmann (hist-géo), M. Vergé (éd. physique - Sport),
M. Neyret (maths, caché), M. Vautard (maths., de dos)
|
Georges Roussy danse avec Mme Neyret.
|
3a) 1957 bis 1961: Schwierige Jahre für das "Lycée" nach dem Nein zum Saarstatut
Nachdem die Saarländer in der Volksbefragung vom 23. Oktober 1955 das Saarstatut abgelehnt
hatten, zeichnete sich sehr schnell ab, dass das Saarland wieder an
Deutschland angegliedert werden würde. Dies hatte zur
Folge, dass viele Franzosen,
die bisher an der Saar tätig waren (z.B. in der Verwaltung, bei der
Regierung oder beim Zoll) die Grundlage für ihre Anwesenheit im Land
verloren. Die meisten von ihnen verließen deshalb das Saarland.
Da
die sogenannte "Heimatbund-Regierung" unter Dr. Hubert Ney sich darum
bemühte, die bisherigen engen Verbindungen zu Frankreich
zurückzufahren, drohte auch dem Lycée die Schließung.
Ein ehemaliger Schüler berichtet:
Nach
der Rückgliederung 1957 kam die Polizei zu meinen Eltern in
Neunkirchen. Sie bekamen eine Strafe aufgebrummt: Da sowohl mein Bruder
als auch ich das Lycée
Maréchal Ney besuchten, waren wir nach Auffassung der Schulbehörde "auf
keiner Schule". Unsere Eltern hatten uns "der Schulpflicht entzogen".
Erst als meine Mutter
(sie war Journalistin) dafür sorgte, daß der Bescheid - mit ironischer
Kommentierung -
in der FAZ publiziert wurde, ruderte das Saarbrücker Kultusministerium
- maulend - zurück. (Michael
Holzhauser)
Im
Sommer 1959 begannen Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Saarland
über die Bildung einer binationalen Schule. Am 25. September 1961 wurde
das Deutsch-Französische Gymnasium gegründet.
|
3b) 1961 bis heute: Deutsch-Französisches Gymnasium (DFG) / Lycée Franco-Allemand (LFA) Saarbrücken
1961 wurde in den Gebäuden des Marschall-Ney-Gymnasiums als dessen Nachfolger am 5. September das Deutsch-Französische Gymnasium (DFG) gegründet.
Am 25. September wurde es offiziell eingeweiht. Sein besonderer
kulturpolitischer Auftrag besteht darin, als Begegnungsschule
der deutsch-französischen
Verständigung zu dienen. Seine Schüler(innen) werden im Gebrauch der
jeweiligen Partnersprache so intensiv gefördert, dass sie eine
angemessene Zweisprachigkeit erreichen und eine umfassende Kenntnis der
beiden Nationalsprachen erhalten. Die Schule wird heute von über 1000
Schülern besucht.
|
|
Auszug von der Webseite des DFG dfg-lfa.org (mit frdl. Genehmigung des DFG):
Das Deutsch-Französische Gymnasium Saarbrücken ist eine binationale Begegnungsschule mit mehr als 1000 Schülern und einer pädagogischen Mannschaft von mehr als 90 Erwachsenen, in der
-
Schüler und Lehrer beider Muttersprachen miteinander lernen und arbeiten,
-
sich
zwei Schulsysteme und Konzeptionen von Unterricht begegnen, sich
gegenseitig bereichern und zu einem dritten Weg entwickeln.
|
|
Was ist unser Ziel?
Schülerinnen und Schüler aus der Region Saar-Lor-Lux sollen fit gemacht werden für Europa, indem sie
-
täglich in binationalen Gruppen lernen und arbeiten,
-
zur Mehrsprachigkeit erzogen werden,
-
Interkulturelle Kompetenz erwerben,
-
vorbereitet werden auf den zweisprachigen Arbeitsmarkt unserer Region.
Dies geschieht durch
-
verstärkten Unterricht in den Partnersprachen im ersten Jahr und
deutsch-französischen Lehrertandems im zweiten und dritten Jahr,
-
bilingualen Sachfachunterricht in der Partnersprache mit muttersprachlichen Lehrkräften,
-
früh einsetzenden Englischunterricht im zweiten Jahr,
-
Vermittlung weiterer europäischer Sprachen: Spanisch und Italienisch,
-
integrierte binationale Lerngruppen von Anfang an bis hin zu
komplett integrierten deutsch-französischen Klassen ab dem vierten Jahr,
-
passgenaue Angebote für Kinder ohne Kenntnisse in der
Partnersprache, für bikulturelle Schüler (Kinder aus
deutsch-französischen Familien) und für Kinder mit bereits guter
mündlicher Kompetenz in der jeweiligen Partnersprache (z.B. Kinder aus
bilingualen Grundschulen),
-
Kooperation mit den Arbeitsagenturen des Saarlandes und Lothringens,
-
Präsentation binationaler Studiengänge im Rahmen der Berufsorientierung,
-
Austauschmaßnahmen und COMENIUS-Projekte,
-
einen binationalen Abschluss, der zur uneingeschränkten Studienberechtigung in beiden Ländern führt: das Deutsch-Französische
Abitur. Der komplett integrierte Unterricht in der Sekundarstufe II
führt dazu, dass unsere Abiturienten sprachlich in der Lage sind, jedes
Fach in der Partnersprache zu studieren.
Wenn Sie mehr Informationen über das heutige DFG wünschen, konsultieren Sie bitte seine Website > dfg-lfa.org
oder wenden Sie sich an das Sekretariat der Schule.
Fotos im Abschnitt 3b): Rainer Freyer, 2010
|
Zum
Bild unten: Statuette des Maréchal Ney, die Gilbert Grandval dem Leiter
des Lycée anlässlich der Einweihung des neuen Gebäudes
(siehe oben, Abschnitt 2e) als Geschenk überreichte. Foto: Jean Kind |
Anmerkungen zum Text:
[1] Küppers, Heinrich. Bildungspolitik im
Saarland 1945 - 1955. Veröffent-
lichungen der Kommission für
saarländische Landesgeschichte und
Volksforschung XIV. Saarbrücken 1984. S.
113, Anm. 271
[2] Küppers, ibd. S. 166, Text und Anm. 160a
[3] Wirtschaftliches und kulturelles Handbuch d.Saarlandes. 1955. S. 27
[3a] Adressen aus: Unterricht Erziehung, Band Saarland. Paulus Rehm
Verlag München, o. D., etwa 1954/55, bzw. von ehem. Schülern
[4] Küppers, ibd. S. 166. Anm. 163
[5] Amtsblatt des Regierungspäsidiums
Saar, Nr. 2/1946 vom 28.2.1946
[6] Amtsblatt des Regierungspäsidiums
Saar, Nr. 9/1946 vom 28.4.1946
[7] Wittenbrock, Rolf. Vom Collège Maréchal Ney zum Deutsch-Franzö-
sischen Gymnasium. In: Deutsch-Französisches Gymnasium (Hg.)
Deutsch-Französisches Gymnasium 1961–1986. Saarbr.1986. S. 17
{8] L'enfant et nous. Revue française et internationale d'information
culturelle et sociale. No.10. Paris, o.J. [ca.1953]. Ohne Seitenzahlen
[9] Wittenbrock, ibd. S. 17-29
[10] Küppers, Heinrich. Bildungspolitik (siehe Anm. 1.)
[11] Mission Diplomatique Française en Sarre (Hg.). Lycée Maréchal
Ney Sarrebruck. Saarbrücken, o.J. [1953]
[12] M. Bourgeois. Le lycée français de Sarrebruck. In: L'enfant et nous
[siehe Anm. 8.] [S. 27f.]
[13] und
[14] Info: Jean Kind
[15] Saarbrücker Adressbuch von 1936
[16] Saarbrücker Adressbuch ab 1952/53
[17] Wittenbrock, ibd. S.17
[18] und 19] M. Bourgeois, ibd. S. 27
[20] Wittenbrock, ibd. S. 18
[21] Info: Jean Kind
[22] M. Bourgeois, ibd. S. 27
[23] Fünf Jahre Bauen an der Saar. Sonderausgabe des "Bau-Anzeiger für das Saarland". Saarbrücken 1952. S. 40
[24] M. Bourgeois, ibd. S. 27
[25] Wittenbrock, ibd. S. 19
[26] "Eine Kulturstätte europäischen Formats. Das neue Gebäude der
Maréchal-Ney-Schule seiner Bestimmung übergeben." In: "Saar-
Volksstimme" vom 8. November
1949
[27]
M. Bourgeois, ibd. [S. 28]
[28]
Mission Diplomatique Française en Sarre. Ibd. S. 6 und 7
[29] Wittenbrock, ibd. S. 20
[30] Küppers, ibd. S. 51; Von der Stunde 0 zum Tag X, S. 265. L'enfant et nous. Revue française, ibd. [S. 28]
[31] Küppers, ibd. S. 166, Anm. 163
[31a] In: Dieter Gräbner. Wer war Hermann Röchling? Conte-Verlag, 2014. S. 144
[32] Wittenbrock, Rolf. Deutsch-Französisches Gymnasium Saarbrücken. In: Memotransfont:
http://www.memotransfront.uni-saarland.de/dtfrz_gymnasium.shtml
[33] Die Nennung des Vornamens "Michel" in "memotransfront" beruht (wie der Autor auf Nachfrage bestätigte) auf einem Irrtum.
[34] Oranna Dimmig. Die französischen Urbanisten an der
Saar 1945 bis 1947. In: Kunstlexikon Saar: Architektur
http://www.kunstlexikon-saar.de/architektur/artikel/-/aspekte-die-franzoesischen-urbanisten-an-der-saar-1945-bis-1947/100/
[35] wie Anm. [32]
|
Quellen und Literaturangaben
|
- Küppers, Heinrich. Bildungspolitik im Saarland 1945 - 1955. Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung XIV. Saarbrücken 1984. S. 113, Anm. 271
- Wittenbrock, Rolf. Vom Collège Maréchal Ney zum Deutsch-Französischen Gymnasium. In: Deutsch-Französisches Gymnasium (Hg.),
Deutsch-Französisches Gymnasium 1961–1986, Saarbrücken 1986. S. 17-29
- Wittenbrock, Rolf. Deutsch-Französisches Gymnasium Saarbrücken. In: Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild
Krebs und Johannes Großmann (Hg.): Stätten
grenzüberschreitender Erinnerung - Spuren der Vernetzung des
Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la
mémoire transfrontalière - Traces et réseaux dans l’espace
Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles,
Saarbrücken 2002, 3., technisch überarbeitete Auflage 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter
http://www.memotransfront.uni-saarland.de. URL des zitierten Artikels: http://www.memotransfront.uni-saarland.de/dtfrz_gymnasium.shtml
- Kunstlexikon Saar.
Ein Forschungsprojekt des Instituts für aktuelle Kunst im Saarland an
der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Architektur. http://www.kunstlexikon-saar.de/architektur/artikel/-/aspekte-die-franzoesischen-urbanisten-an-der-saar-1945-bis-1947/100/
- Mission Diplomatique Française en Sarre (Hg.). Lycée Maréchal Ney Sarrebruck. Saarbrücken, o.J. (1953)
- L'enfant et nous. Revue française et internationale d'information culturelle et sociale. No.10. Paris, o.J. (ca.1953). [Ohne Seitenzahlen]
ANHANG
|
Organisation der Schullaufbahn an der Marschall-Ney-Schule zwischen 1946 und 1959
Der Studienablauf an der Marschall-Ney-Schule von den
Anfangsklassen der Grundschule über das Collège bis zum Abitur am Gymnasium war
relativ einfach und überschaubar in den Jahren 1946 bis 1956 und wahrscheinlich
auch bis zu dem Zeitpunkt, an dem aus dieser Einrichtung das
"Deutsch-Französische Gymnasium" wurde.
Vorbemerkungen:
In Frankreich werden die Klassen in
"umgekehrter" Reihenfolge gezählt. Klasse 12 ist also für die jüngsten
Schüler, Klasse 1 für die ältesten. Das angegebene Durchschnittsalter
bezieht sich auf Schüler, die - wie in Frankreich damals üblich - mit
fünf Jahren in die Grundschule eintraten und im Laufe ihrer Schulzeit
keine Klasse wiederholten.
Der französische Schulzweig der Marschall-Ney-Schule war in
drei Abschnitte eingeteilt:
A) Die Grundschule (L'école primaire): Sie umfasste sechs Jahre und ging von der 12.bis zur 7. Klasse (durchschnittliches Alter der Schüler: 5 bis 10 Jahre).
Die 12 und 11. Klasse wurden als Vorschule bezeichnet (heute CP1 und
CP2), in der die Kleinen mit ihrer Umwelt vertraut gemacht wurden
(Alter: 5 und 6 Jahre)
Die 10 und 9. Klasse bildeten den Grundkurs (heute CE1 und CE2), in dem die Kinder begannen, spielend lesen,
schreiben, zeichnen und rechnen zu lernen (Alter: 7 und 8 Jahre).
Die 7. und 8. Klasse stellten den mittleren Kurs dar (heute CM1 und
CM2). Die Schüler lernten korrektes Lesen und Schreiben in ihrer
Muttersprache sowie
Rechnen. Sie entdeckten die Sachfächer Geschichte, Erdkunde und
Naturwissenschaft, und
sie wurden in Moral, Disziplin, Gehorsam und Respekt dem Lehrer
gegenüber
eingewiesen.
(Alter 9 und 10 Jahre)
Dieser Schulabschnitt wurde mit dem „Certificat d’études“
(Grundschulabschlusszeugnis) abgeschlossen. Es bescheinigte eine
Grundausbildung, die es den Schülern erlaubte, einen Beruf zu ergreifen, wenn
sie die Schule verlassen wollten. Wer den Schulbesuch fortsetzen wollte, konnte
ins „Collège“ eintreten, wenn am Ende der 7. Klasse die Zugangsprüfung zur
Klasse 6 erfolgreich abgelegt wurde.
B) Das „Collège“ (vierjährige Sekundarschule) umfasste die 6.
bis 3. Klasse (durchschnittliches Alter 11 bis 14 Jahre). Mädchen und Jungen waren getrennt.
Darin gab es zwei Zweige:
1) „Classique“ (C) (altsprachlich). In den C-Klassen wurden Latein und Griechisch unterrichtet.
2) „Moderne“ (M) (neusprachlich). In den M-Klassen lernte man zuerst eine, dann zwei moderne
Sprachen (Deutsch und Englisch), eine davon in der 6. und 5. Klasse, eine
zweite in den Klassen 4 und 3.
Der
Unterricht umfasste in beiden Zweigen auch die Fächer
Mathematik,Französisch, Geschichte, Geografie, Biologie,
Kunstgeschichte und Sport.
3)
In der 6. bis 4. Klasse gab es noch eine dritte Abteilung,
die aus den so genannten „Saarländischen Klassen“ bestand. Sie sollte
den saarländischen Schülern die Französisch-Kenntnisse vermitteln, die
für ihre Zusammenlegung mit den
französischen Schülern in der 3. Klasse notwendig waren. Wer schon
früher
genügend gut Französich sprach, konnte bereits in der 5. oder 4. Klasse
in die
französische Sektion überwechseln.
Am
Ende dieses Schulabschnitts legten die Schüler zu Ende der 3. Klasse
ein Examen ab (sie waren dann im Durchschnitt 14 Jahre alt) und
erhielten das BEPC (Brevet d’ Etudes du premier Cycle - entspricht etwa
der Mittleren Reife an deutschen Schulen). Danach
konnten sie die Schule verlassen, um entweder ins Berufsleben (als
Lehrling in einem Unternehmen) einzutreten oder die Ecole Normale
(entspricht unserer Pädagogischen Hochschule zur Ausbildung
von Grundschullehrern) zu besuchen. Sie konnten mit dem BEPC auch ans
Gymnasium überwechseln.
C) Das Gymnasium umfasste die 2. und 1. Klasse sowie die Abschlussklasse (3
Jahre; Alter 15 bis 17 Jahre). Danach konnte man auf dem Lycée Maréchal Ney noch zwei
Vorbereitungsklassen für die „Grandes Écoles“ (entspricht etwa den
Eliteuniversitäten) absolvieren:
Math - Sup (angewandte Mathematik) und Math - Spé (spezielle
Mathematik). Diese wurden aber Ende 1955 wegen zu geringer Nachfrage
eingestellt. Die daran Interessierten mussten dann nach Straßburg oder
Nancy gehen.
Für die 2. und 1. Klasse gab es zwei Abteilungen:
Eine Abteilung „Classique A, B“ für die eher literarischen
Studien und eine Abteilung „Moderne C, M“ für die eher naturwissenschaftlichen
Studien. Natürlich waren Übergänge möglich, also von „Classique“ zu „Moderne“ bei
entsprechenden naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, oder von „Moderne“ zu
„Classique“ bei Schwächen auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Dies wurde ziemlich
flexibel gehandhabt, und es gab eine geringe Durchfallquote. Aber nur eine
kleine Anzahl von Schülern hat von dieser Möglichkeit des Wechsels Gebrauch
gemacht.
Die Prüfung zum „1. Teil des Abiturs“ schloss den Studienblock der 2. und der 1. Klasse ab.
Wer sie erfolgreich ablegte, durfte die Abschlussklasse besuchen. Diese bot drei Möglichkeiten:
Elementare Mathematik (Math-Elem), Experimentale
Wissenschaft (Sc-Ex) und Philosophie (Philo). Die erste Variante beinhaltete
eine Grundausbildung in exakten Wissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie).
Sie öffnete den Weg zu Hochschulstudien (sciences fondamentales, Math Sup, Math
Spé, anschließend Zugang zu den Eliteuniversitäten).
Die zweite Möglichkeit ermöglichte den Zugang zu
Hochschulstudien in angewandten Wissenschaften (Physik, Chemie, Biologie,
Botanik, Geologie, Pharmazie, Medizin…).
Die dritte Möglichkeit, die Philosophieklasse, führte zu
humanistischen Studien (Jura, Wirtschaft, Soziales, Rechnungswesen, Verwaltung,
Sekretariat…).
Am Ende der Abiturklasse stand der „2. Teil des Abiturs“,
der den Absolventen das Recht zur Aufnahme von Hochschulstudien gab
(Universität, Vorbereitungsklassen für die Elitehochschulen und Eintritt in
bedeutende Hochschulen, wie HEC (Hautes Études Commerciales
- Wirtschaftsstudien), Polytechnique (Hochschule zur Ausbildung von Ingenieuren),
Ecole Centrale (Ausbildung zur Leitung eines privaten oder staatlichen
Unternehmens), Normale Sup (Studien zur Lehrer- und Professorenausbildung), ENI
(Ecole Nationale d’Ingénieurs - Ingenieursausbildung), Ecole des Mines
(Bergakademie)…etc.
Nach
dem Abitur gingen viele Schüler an die Universität,
einige besuchten die Vorbereitungsklassen, andere wandten sich der
Lehrerausbildung zu,
und wieder andere strebten eine Laufbahn beim Militär an. Sehr viele
Mädchen besuchten die Universität, nur wenige gingen wegen der Dauer,
Schwierigkeit und Strenge der Studien auf Eliteschulen . Da sie im
Heiratsalter waren, wollten
viele von ihnen nun eine Familie gründen. Trotzdem ergriffen zahlreiche
junge
Frauen einen Beruf im öffentlichen oder privaten Bereich, nachdem sie
noch zwei
oder drei Studienjahre auf einer Universität absoviert hatten oder auf
einer
für Frauenberufe geeigneten Fachschule (für Sekretärinnen,
Kindergärtnerinnen,
Laborantinnen, Krankenschwestern, Lehrerinnen…).
KOMMENTAR (von Jean Kind):
Der schulische Studiengang der 40er, 50er und 60er Jahre (bis
1968, dem Jahr der angeblichen Kulturrevolution in Frankreich, als sich aber
eher das Chaos installierte) war relativ einfach und verständlich. Diese
Studien waren sehr gut dazu geeignet, die Menschen an das Berufsleben
heranzuführen. Sie verfolgten nicht den Zweck, sie in einem Beruf auszubilden,
sondern ihnen ein Grundwissen, eine Allgemeinbildung beizubringen, die ihnen
dann erlaubte, einen Beruf oder ein Hochschulstudium für leitende Angestellte
zu ergreifen. Sie waren nicht dazu bestimmt, die Menschen direkt für einen
speziellen Beruf auszubilden, sondern sie befähigten intelligente Menschen zu
unterschiedlichen Berufen und brachten keine Roboter hervor, die außerhalb
ihrer vorgegebenen Fähigkeiten verloren sind. Das war aus gesellschaftlicher
Sicht eine bedeutend bessere Vorbereitung auf eine berufliche Tätigkeit.
(J. Kind erzählt
auch auf unserer Seite Sechs Schüler zusammen mit fünf Freunden über ihre Erinnerungen und Abenteuer aus der Zeit.)
|
Diese Seite wurde begonnen am 14.10.2010. Zuletzt bearbeitet am
20.2.2021
>Version française de cette page - zur französischen Fassung dieser Seite
nach oben
|
zurück <---------> weiter
wwwonline-casino.de
(Gesamt seit 2008)
Home (zur Startseite) > www.saar-nostalgie.de
|
|