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Während der letzten drei Montate vor der Volksbefragung
veranstalteten sowohl die Befürworter als auch
die Gegner des Statuts an mehreren Orten des Saarlandes
Kundgebungen, um ihre jeweiligen Standpunkte
darzustellen.
Bei ihren Ansprachen waren die Redner keinesfalls
zimperlich in der Wahl ihrer Worte. Auf
der einen Seite präsentierten sich die
führenden Köpfe aus CVP und SPS (JoHo und Kirn), auf der anderen Seite traten die Vertreter der Heimatbundparteien an (Schneider, Conrad, Ney).
Einige der Veranstaltungen, besonders diejenigen mit
JoHo, endeten in Auseinandersetzungen und
Polizeieinsätzen mit Tränengasattacken und dem
Gebrauch von Schlagstöcken.
Gemäß der gesetzlichen Regelung (siehe Seite Saarstatut) mussten die Kundgebungen in geschlossenen
Räumen abgehalten werden, und es durften keine Redner auftreten, die nicht teilnahmeberechtigt an der Volksabstimmung waren (damit sollte sichergestellt werden, dass keine Ausländer - und dazu zählten an der Saar offiziell auch Bundesdeutsche! - vor die Mikrofone
traten).
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a) Großkundgebung mit Johannes Hoffmann im Gemeindehaus Neunkirchen
Am 17. August 1955 veranstaltete die Europa-Bewegung
im Ev. Gemeindehaus in der Vogelstraße in Neunkirchen eine Großkundgebung mit dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (CVP) und dem Landtagspräsidenten
Peter Zimmer (SPS). Es kam zu einer
Gegendemonstration, die mit heftigen und gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten
endete.
Eine der Heimatbund-Zeitungen
berichtete am nächsten Tag in einem ausführlichen Artikel darüber:
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Die in der Bundesrepublik erscheinende Neue Illustrierte brachte folgenden Kurzbericht über dieses
Ereignis:
Meine Eltern hatten mich in den Sommerferien 1955 zu einer Erholungsreise mit dem Jugendferienwerk nach
Oberstdorf im Allgäu geschickt. Wir wohnten
in der dortigen Jugendherberge. Als ich eines Tages,
es muss der 18. oder 19. August gewesen sein, durch die
Straßen des Ortes spazierte, fiel mir im Straßenaushang
der Oberstdorfer Lokalzeitung ein Bericht mit Fotos aus meiner Heimatstadt ins Auge. Darin war sogar der Hüttenberg erwähnt, die Straße, in der wir damals wohnten. Erstaunt verschlang ich den Artikel über
die Kundgebung unseres Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann im ev. Gemeindehaus
in Neunkirchen und die dabei entstandenen Unruhen. Ich
dachte mir: "Wenn sogar hier in weiter Ferne darüber
berichtet wird, dann muss ja dort gerade etwas ganz Wichtiges
geschehen". Zurück in der Heimat, begann
ich sofort damit, alle erreichbaren Informationen über die zwei Monate später stattfindende
Volksabstimmung auf Zetteln, Aufklebern usw. zu sammeln. Diese Sammlung wurde 2007 der Anlass zur Schaffung der "Saar-Nostalgie" (s. Seite Über uns). (R. Freyer)
(Foto: Landesarchiv Saarbrücken, Presse Photo Actuelle.)
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Die FAZ schrieb über diese Veranstaltung und
ihre Folgen:
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Demonstranten und Polizei
am Hüttenberg in Neunkirchen.
(Foto: Landesarchiv Saarbrücken,
Presse Photo Actuelle.)
(Eine ausführliche
Analyse dieser Veranstaltung aus heutiger Sicht finden Sie im Internet auf dieser Seite des Historischen Vereins Neunkirchen.)
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Die Heimatbund-Parteien veranstalteten ebenfalls Kund-
gebungen im Neunkirchener Gemeindehaus, die letzte zwei Tage vor der Volksbefragung. Aber auch Joho gab nicht
auf: Nur einen Tag später, also am Vorabend der Abstimmung, kam er noch einmal nach
Neunkirchen.
Die SPS war schon einige Wochen vorher dort gewesen (s. Zettel unten).
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b) Auch in Beckingen-Haustadt
wurde JoHo unfreundlich empfangen.
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Zu dieser Kundgebung erschien
am folgenden Tag eine
Karikatur in einer Heimatbund-Zeitung:
Anmerkung zur ersten Zeile der nebenstehenden
Zeitungsmeldung: Mit "Transport-Europäer"
bezeichneten die Statutgegner diejenigen Teilnehmer
an Kundgebungen mit JoHo, die dieser, wie sie sagten, jedesmal mit
mehreren Omnibussen zu seinen Kundgebungsstätten "karren"
ließ, um die Säle mit Anhängern zu füllen
.
Zum Foto unten links: Die Parole vom "Dicken" war in Haustadt von Heimatbundanhängern auf die Straße gepinselt worden.
(Foto: Landesarchiv Saarbrücken,
Pressefoto Actuelle, Oettinger 42-15.)
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Fotos und Texte rechts und unten: Zeitungsausschnitte
c) Eine weitere Kundgebung fand
in St. Arnual statt:
(
Saarbrücker Zeitung, 12. Oktober 1955)
Es
gab noch weitere Auftritte von Johannes Hoffmann, die gewaltsame
Auseinandersetzungen
zwischen
Polizei und Demonstranten zur Folge hatten, so zum Beispiel
am
18.8.1955 in St. Ingbert und am 14.9.1955 in Völklingen.
Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am 28.8.2014
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