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 Gilbert Grandval

 

 

     (*12. Februar 1904, †29. November 1981)

 

 

  vertrat zehn Jahre lang (von 1945 bis 1955)

 

  die Interessen der französischen Regierung an der Saar.

 

  Foto: Grandval in französischer Militäruniform, 1946  (aus: Saarbrücker Bergmannskalender 1947)

 

Gilbert Grandval 1947

 



        Inhalt:

 

 




 


 
A - Die Lebensgeschichte von Gilbert Grandval
 

      
1) Abkömmling einer elsässischen Familie
      2) Im Zweiten Weltkrieg

      3) 1945-55: Vertreter Frankreichs im Saarland
      4) Grandval nach seiner Mission an der Saar
 
     
5) Tod, Vermächtnis, Nachkommen

      6) Grandval und die Religion
      
7) Grandvals deutsche Sprachkenntnisse


B - Aus der Arbeit Grandvals im Saarland


C - Madame Yvonne Grandval

Folgende Abschnitte dieses Kapitels sind auf der Seite Grandval 2:

D - Weihnachts- und Neujahrskarten von Grandval
E - Ein Wandteller zum Abschied

 


 

Zeitlicher Überblick:

 

Ab August 1945 war Gilbert Grandval Militärgouverneur der französischen Besatzungsmacht im Saargebiet.

 

Ende 1947 wurde das Saarland als ein teilsouveränes Land mit eigener Verfassung und eigener Regierung in Wirtschaftsunion mit Frankreich gegründet. Der "Saarstaat" (inoffizielle Bezeichnung) war faktisch ein französisches Protektorat, weil auch seine Landesverteidigung und seine auswärtige Vertretung in Händen der Franzosen lagen.

 

1948 wurde Grandval Hoher Kommissar Frankreichs an der Saar und fungierte hier als Vertreter seines Landes, also als eine Art "Prokonsul" oder "Statthalter".

 

Von 1952 an war er französischer Botschafter im Saarland.

 

Während der gesamten Zeit seiner Tätigkeit bestand seine wichtigste Aufgabe einerseits darin, dem Saar-Regime die Vorstellungen und Vorgaben der französischen Regierung zur saarländischen Politik zu übermitteln und ihre Ausführungzu überwachen; dabei ging er sehr konsequent vor und schreckte auch vor harten Maßnahmen nicht zurück. Andererseits überbrachte er in Paris die Wünsche und Vorschläge der Saarbrücker Regierung und setzte sich dort oft auch für deren Realisierung ein - manchmal sogar gegen den Widerstand seiner eigenen Regierung.  (Einzelheiten zur Arbeit Grandvals im Saarland finden Sie auch in unserem Geschichtlichen Überblick!)

 


 


 A) Die Lebensgeschichte von Gilbert Grandval

 

 


 

Vorbemerkungen zur Biografie Grandvals:

 

a) Obwohl diese Website in der Hauptsache das Saarland in der Zeit von 1945 bis 1959 beschreibt, erscheint es uns wichtig, bei bestimmten Themen auch über die Vorgänge und Zusammenhänge der vorangehenden und nachfolgenden Epochen zu berichten., weil man dadurch die Ereignisse und Entwicklungen in der eigentlich betrachteten Zeitspanne besser verstehen und einordnen kann. Deshalb beschreiben wir z.B. die Lebenswege von Johannes Hoffmann und Gilbert Grandval auch über die Zeiten des Saarstaates hinaus, also auch in den Jahren davor und danach. (Wenn Sie die Lebensgeschichte Grandvals in den Jahren vor 1945 überspringen möchten, klicken Sie bitte hier.)

 

b) Es war anfangs schwierig, nähere Einzelheiten über die Person und das Leben Gilbert Grandvals herauszufinden. Erst nach und nach konnten durch intensive Nachforschungen Informationen in verschiedenen Quellen gefunden und in diese Biografie eingearbeitet werden. Schließlich wurden aus später neu entdeckten amtlichen französischen Dokumenten noch verschiedene wichtige Daten und Fakten aus dem frühen Leben Gilbert Grandvals entnommen. Teile dieser Akten sind im folgenden Text wiedergegeben.

 

Wir danken Stefan Haas, Bodenheim, für seine Mitarbeit an diesem Text und für verschiedene Recherchen zum Thema Grandval.

 


 

"Für die Saar habe ich einige der schönsten Jahre meines Lebens hingegeben.  Meine Jugend ist hier zu Ende gegangen. 

Der Saar verdanke ich die Jahre der Reife."   

(aus: Gilbert Grandval. Abschiedsansprache; siehe Literaturangaben am Ende dieser Seite!)  

 

 

 

1) Gilbert Hirsch-Ollendorff, Abkömmling einer jüdischen Familie aus dem Elsass

 

Grandval wurde am 12. Februar 1904 als Sohn einer alten jüdischen Familie geboren, die aus dem Elsass stammte. Er kam in der rue La Boétie im 8. Pariser Arrondissement zur Welt und wurde dort unter dem Namen Yves Gilbert Edmond Hirsch in das Geburtsregister eingetragen (siehe rechts).

 

Sein Vater Edmond Hirsch (geb. 1873) war der Sohn des Buchhändlers Henri Hirsch (geb. 1829) aus Straßburg. Als das Elsass im Jahr 1871 dem Deutschen Kaiserreich zugeschlagen wurde, entschied sich Henri Hirsch für die Option, mit seiner Familie nach Frankreich zu übersiedeln, und verlegte seinen Wohnsitz nach Paris. Die Buchhandlung übernahm später sein Sohn (und Gilberts Vater) Edmond, der ihr einen Verlag für Schulbücher angliederte [1]. Gilberts Mutter war Jeanne Ollendorff (geb. 1880), Tochter von Paul Ollendorff (geb. 1852), dem Verleger des französischen Schriftstellers Guy de Maupassant [2] und Herausgeber der Zeitschrift "Gil Blas".

 

Übersetzung des obigen Textes aus dem Geburtsregister der Stadt Paris: Am 15. Februar 1904, abends um 02.30 Uhr, Beurkundung der Geburt von Yves Gilbert Edmond Hirsch, Geschlecht: männlich, geboren am 12. Februar dieses Jahres um vier Uhr morgens in der Wohnung seines Vaters und seiner Mutter; Sohn von Edmond Hirsch, 31 Jahre alt, Kaufmann, und von Jeanne Ollendorff, 24 Jahre alt, ohne Beruf, Eheleute, wohnhaft in der rue la Boétie ...

 

Gilberts Vater Edmond Hirsch und sein Großvater Paul Ollendorff bezeugten die Geburt mit Ihren Unterschriften auf der standesamtlichen Eintragung.

 

Gilbert nahm später den aus den Familiennamen seiner beiden Eltern zusammengesetzten Doppelnamen Hirsch-Ollendorff an und behielt ihn bis kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges bei (siehe unten, am Ende von Abschnitt 2). Von seinen drei Vornamen (Yves Gilbert Edmond) gebrauchte er fast ausschließlich "Gilbert". Warum er in einem britischen Buch als "Salomon Hirsch Ollendorf" erwähnt wird [3], ist nicht bekannt; möglicherweise steht dies im Zusammenhang mit seiner jüdischen Abstammung.

(Grandval trat später zum katholischen Glauben über; siehe unten, im Abschnitt 6)

 

 

Seine Schulausbildung erhielt Gilbert am renommierten Lycée Condorcet in Paris. Anschließend begann er auf Wunsch seiner Familie ein Medizinstudium, das aber durch den Militärdienst von 1924 bis 1926 unterbrochen wurde. Er hat es danach nie wieder aufgenommen. [4]


 

Durch die Vermittlung guter Freunde konnte er 1927 in das bedeutende französische Unternehmen Compagnie de St. Gobain einsteigen, das Gläser und chemische Produkte herstellte. 1929 wurde er im Alter von 25 Jahren zum kaufmännischen Leiter dieser Firma und war in dieser Funktion für die Bretagne und die Normandie zuständig.


 

Am 31. Januar 1927 heiratete Gilbert Hirsch-Ollendorff in Paris (16e) Simone Octavie Léa Mapou. 1928 kam ihr erster Sohn Bertrand zur Welt (siehe unten im Abschnitt 5). Wann und wie (Scheidung oder Tod der Gattin?) diese Ehe endete, ist uns nicht bekannt.

 

Oben: In dem hier wiedergegebenen Teil eines Standesamts-Auszugs sind die beiden Eheschließungen Grandvals eingetragen. Auch die spätere Namensänderung von 1946 ist darin durch Streichung des Namens Hirsch dokumentiert (siehe unten, am Ende von Abschnitt 2).

 

1939 arbeitete Grandval als kaufmännischer Leiter einer Düngemittelfabrik, deren Anlage sich in Lyon befand und die zum Besitz seiner Familie gehörte [5]. Am 10. Juni 1938 schloss Gilbert seine zweite Ehe, dieses Mal in St. Cloud (Département Seine-et-Oise). Seine neue Frau war Yvonne Schwenter. Aus ihrem Vorleben ist nur bekannt, dass ihr Vater ein Hotel in Paris geführt hat. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Christine und Gérard hervor. (Über die spätere Rolle seiner Ehefrau im Saarland lesen Sie weiter unten im Abschnitt C "Mme Yvonne Grandval"; mehr über Grandvals Nachkommen siehe unten im Abschnitt 5.)

 

_________________________

 

Fußnoten zu Abschnitt 1):

 

[1] Vgl."Europakonflikt. Für jeden, der sehen will". In: DER SPIEGEL 6/1952 vom 6.2.1952, Seite 5. Im Netz zu finden unter:

     http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21317914.html  (zuletzt aufgerufen am 10.8.2020).

[2] Siehe: Gilbert Grandval et Jean Collin. Libération de l’ Est de la France. Paris 1974. Vordere Umschlagklappe.

[3] In dem Buch: James Shields. The extreme right in France: from Pétain to Le Pen. Routledge, 2007 wird er auf Seite 79 wie folgt erwähnt:

    "... people who don't even dare to say their names: ..., Salomon Hirsch Ollendorf, otherwise known as Grandval, ..." (Leute, die nicht

    einmal ihren Namen zu sagen wagen: ..., Salomon Hirsch Ollendorf, sonst bekannt als Grandval, ...)

[4] Vgl. Schneider, Dieter Marc. Gilbert Grandval. Frankreichs Prokonsul an der Saar. In: Martens, Stefan (Hrsg.). Vom "Erbfeind" zum

    "Erneuerer". Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. Sigmaringen 1993. S. 201-243.

[5] Siehe auch: Küppers, Heinrich. Johannes Hoffmann (1890-1967). Biographie eines Deutschen. Düsseldorf 2008, S. 476, Anm. 554.

 

 

 

2) Im Zweiten Weltkrieg: Militärpilot und Widerstandskämpfer

 

Zu Beginn des Krieges wurde Gilbert Hirsch im Alter von 35 Jahren zur französischen Luftwaffe eingezogen, und zwar als Sous-Lieutenant pilote (Pilot im Range eines Leutnants). Die dafür notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hatte er vorher in einer großen Anzahl von Flugstunden als Privatpilot erlangt. Im Krieg war er als Flieger an alliierten Flucht- und Rettungseinsätzen beteiligt und wäre 1940 beinahe in Gefangenschaft geraten. (Grandval war später auch im autonomen Saarland maßgeblich am Wiederaufbau und Betrieb des Luftverkehrs beteiligt und flog selbst mit einer eigenen Maschine häufig vom und zum Saarbrücker Flughafen St. Arnual - siehe unsere Seite Flugverkehr).

 

Nach der militärischen Niederlage Frankreichs im Juni 1940 trat Gilbert der Résistance bei, und ab April 1943 beteiligte er sich im Norden des Landes an Aktionen der Widerstandsgruppe Ceux de la Résistance (CDLR). Eine seiner Aufgaben bestand darin, neue Mitstreiter anzuwerben, obwohl er sich selbst nicht vollständig dieser Organisation verschrieben hatte.

 

Am 6. August 1943 wurde er von den deutschen Besatzern in Paris verhaftet. Mangels Beweisen wurde er jedoch nach zwei Tagen wieder freigelassen. Nach diesem Vorfall widmete er seine ganze Aufmerksamkeit und Arbeit der Untergrundorganisation CDLR und war von diesem Zeitpunkt an vollwertiges Mitglied der Résistance. Er benutzte dabei verschiedene Decknamen: "Chancel", "Pasteur", "Berger", "Planète" und "Grandval" [6]. Im Laufe der Zeit entwickelte er ein gewisses Führungspotenzial, war sehr vertraut mit den Strukturen der Résistance und stand nach einiger Zeit weit oben in der Hierarchie dieser Bewegung.

 

Im Range eines Colonels (Obersten) befehligte Gilbert Grandval, wie er sich nun meist nannte, vom November 1943 an die französischen Widerstandskräfte (Forces françaises combattantes de l’intérieur - FFI) in acht Départements im Osten Frankreichs (Région C, von den Ardennen bis zum Elsass). Auf Weisung von General Charles de Gaulle wurde er als Militärbeauftragter dieser Region eingesetzt. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 ernannte man ihn zum Operationsoffizier der 20. Militärregion (Nancy). Damit hatte er drei der wichtigsten und gefürchtetsten Posten des Geheimdienstes inne.

 

Abbildung rechts: In diesem Buch von 1974 schildern Grandval und A. Jean Collin ausführlich (in französischer Sprache) die Ereignisse während der Befreiung Ostfrankreichs.

 

Man sagt, dass Grandval im September 1944 in Nancy die letzten dort noch verbliebenen Reste der deutschen Wehrmacht auslöschte, nachdem er in die Stadt eingerückt war - nur zwei Tage vor den US-Soldaten. Aus den anschließend aufgetretenen Streitigkeiten mit amerikanischen Offizieren entstand wohl seine Abneigung gegen die Amerikaner.

 

General de Gaulle war von 1944 bis 1946 provisorischer Staatspräsident. Als er am 25. September 1944 das befreite Nancy besuchte, sprach er Grandval seine Anerkennung für dessen große Verdienste in der Widerstandsbewegung und bei der Befreiung Frankreichs aus. Er verlieh Grandval den Ordre de la Libération, den er 1940 selbst gestiftet hatte. Grandval durfte sich fortan Compagnon de la Libération nennen und wurde 1946 Chevalier (oder Grand Officier) de la Légion d`Honneur (Ritter bzw. Großoffizier der Ehrenlegion). Am 31. Dezember 1948 (er war bereits drei Jahre im Saarland) wurde er zum Commandant (Major) befördert. Kurz zuvor hatte er die Medaille Rosette de la Résistance erhalten, und die amerikanische Armee hatte ihm den Orden Legion of Merit verliehen. [7]

 

Er erhielt noch einige weitere Auszeichnungen. Außerdem wurde ihm durch amtliche Verfügung gestattet, vom 25. Februar 1946 an seinen bisherigen Résistance-Decknamen Grandval [8] offiziell als Familiennamen zu führen. Wie aus dem nachfolgend wiedergegebenen Erlass hervorgeht, durfte sich auch sein Vater Edmond Hirsch fortan Grandval nennen.

 

Übersetzung: Berichtigt auf Anordnung des Präsidenten der Zivilkammer des Départements Seine am 26.12.1947 in dem Sinne, dass es Yves Gilbert Edmond Hirsch und seinem Vater gestattet wird, ihren Familiennamen durch den Namen Grandval zu ersetzen und sich in Zukunft rechtmäßig Grandval statt Hirsch zu nennen, durch Verordnung des Präsidenten der Übergangsregierung der Französischen Republik am 25.2.1946. Verordnung transkribiert am 12.3.1948. Mit gleichem Datum, der Bürgermeister. (Übersetzg.: R.Freyer)

 

Fußnoten zu Abschnitt 2):  

 

[6]  Siehe: Grandval et Collin. Libération de l’ Est de la France. Paris 1974, S. 14.

[7]  Siehe: Grandval, Gilbert. Ma mission au Maroc. Librairie Plon. Paris 1956, im Lebenslauf auf dem Rückdeckel des Buchs.

[8]  Dass dem Franzosen Gilbert sein Nachname "Hirsch" nicht besonders gefiel, ist leicht nachzuvollziehen. Warum er aber gerade "Grandval" als Familiennamen wählte, ist nicht überliefert. Er hatte in der Résistance ja mehrere Decknamen geführt (siehe oben, Abschnitt 2, dritter Absatz). Grandval ist (noch heute) auch der Name eines Stausees und einer Gemeinde in der Schweiz; vielleicht erschien er ihm deshalb als der "schönste" seiner früheren Decknamen?

 

 

3) 1945 bis 1955: Vertreter Frankreichs im Saarland

 

 

a) Délégué Supérieur (Militärgouverneur), 1945 -1947

 

Schon kurz nach Ende des 2. Weltkriegs begann Grandval seine politischen Aktivitäten im Saarland. Nachdem im Juli 1945 das amerikanische Militär aus dem Land abgezogen und französische Besatzungstruppen dort eingerückt waren (siehe Seite Geschichtlicher Überblick), kam der 41-Jährige am 30. August 1945 ins Saarland. Der französische Regierungschef, General de Gaulle, hatte ihm die Aufgabe übertragen, innerhalb der französischen Zone eine Sonderregelung für die Saar zu erlangen, und zwar möglichst im Einvernehmen mit der Bevölkerung [9]. Er ernannte ihn zum Militärgouverneur (Délégué Supérieur) des Saarlandes. Am 7. September 1945 trat Grandval sein Amt an und stand damit an der Spitze der französischen Militärregierung im Saarland ("Gouvernement Militaire" oder "Délégation Supérieure de la Sarre").

 

Sein Sohn Bertrand Grandval beschrieb später in einem Zeitzeugenbeitrag die damaligen Vorgänge. Er berichtete, dass General Pierre Marie Koenig, der im Juli 1945 von General de Gaulle zum Oberbefehlshaber der Französischen Zone ernannt worden war, ursprünglich andere Pläne mit Grandval hatte: Da er ihn aus den letzten anderthalb Kriegsjahren als erfolgreichen Résistance-Kämpfer kannte, schlug er ihm vor, seine rechte Hand in Baden-Baden zu werden. Aber Grandval, der ja vor dem Krieg bereits in einem Industriebetrieb gearbeitet hatte (siehe weiter oben), war an einem solchen rein politischen und diplomatischen Einsatz nicht interessiert.

 

 

 

 

Grandval spricht im Saar-Landtag.

Fotos: Sammlung Jan Müller

Ihn reizten vielmehr konkretere Dinge wie Kohle, Stahl und Wiederaufbau. Schon im Mai 1945 hatte er bei einem kurzen Besuch an der Saar erkannt, dass dort große und vordringliche Aufgaben zu erfüllen waren. Vor allem musste die Industrie wieder in Gang gesetzt werden, um die darniederliegende Wirtschaft anzukurbeln und den Menschen ihre Lebensgrundlage zurückzugeben, aber auch, um die deutschen Reparationsleistungen an Frankreich (hauptsächlich in Form von Steinkohle) sicherzustellen. Aus diesem Grund bemühte er sich darum, dass man ihm "die Saar anvertraute". Sein Wunsch wurde erfüllt. [10]

 

 

b) Haut Commissaire - Hoher Kommissar von 1948 bis Januar 1952  [11]

 

Grandval sollte eigentlich nur einige Monate, höchstens für ein halbes Jahr, im Saarland bleiben, aber seine Mission wurde schließlich auf knapp zehn Jahre ausgedehnt. Nachdem im Dezember 1947 die saarländische Verfassung verabschiedet worden war, beendete die französische Militärregierung Anfang Januar 1948 ihre Arbeit im Saarland. Sie wurde von einem Hochkommissariat abgelöst, dessen Leitung Gilbert Grandval übertragen wurde. Als Hoher Kommissar Frankreichs war er dem Pariser Außenministerium unterstellt. Seine Hauptaufgabe bestand darin, darauf zu achten, dass die saarländische Regierung keine Beschlüsse fasste oder Gesetze erließ, welche die Autonomie des Landes und die Wirtschafts- und Zollunion mit Frankreich gefährden könnten. [12]

 

Das Foto zeigt Grandval mit dem damals etwa fünfjährigen Jan Müller, Sohn des Ministers Erwin Müller. (Sammlung Jan Müller)

  

Grandval verstand es, die ihm gestellte Aufgabe konsequent und erfolgreich zu erfüllen. Johannes Hoffmann charakterisierte später seine Vorgehensweise mit folgenden Worten: "Grandval hatte seine eigene Vorstellung von der Saarlösung. Mit geschickter Überredungskunst und mit dem ihm eigenen Charme verband er den Willen, sich notfalls der politischen und wirtschaftlichen Macht zu bedienen. Wenn er Gefahren für seine Konzeption sah, versuchte er sein Gegenüber durch Diskutieren zu überzeugen oder in Paris vorsorglich Barrieren zu errichten, um eine starke Abweichung von seinem Kurs zu verhindern." [13]

 

Über Grandvals praktische Arbeitsweise haben wir noch nicht viel erfahren. Seine "rechte Hand", also wohl seine Sekretärin, soll eine gewisse " Madame Müller" gewesen sein. -  Wer weiß mehr zu diesem Thema? (> Kontakt)

 

Am 1. Oktober 1950 verlieh der Saarlouiser Bürgermeister Anton Merziger Grandval die Ehrenbürgerschaft der Stadt Saarlouis (gleichzeitig mit Johannes Hoffman, Dr. Kurt Neugebauer, und Dr. Jacob Hector; ein Bild von der Verleihung sehen Sie hier auf der Seite Johannes Hoffmann im Kapitel D).

 

Grandvals Wohnungen und Amtssitze. 

 

1945 wohnte er mit seiner Familie in Saarbrücken unweit der Christ-König-Kirche, und zwar zuallererst für kurze Zeit in der Yorckstraße und danach in dem alleinstehenden herrschaftlichen Haus in der Puccinistraße 9 [14]. Von dort aus war es nur ein kurzer Weg bis zu seiner Arbeitsstätte, die er in dem wuchtigen Gebäude am Ende der damaligen Alleestraße, heute Franz-Josef-Röder-Straße, Hausnummer 21 - 23, eingerichtet hatte (siehe Bild unten). Dieses war 1937 als Reichsfinanzamt erbaut worden und daher in den 40er-Jahren unter dem Namen "Neues Finanzamt" bekannt. Als die Franzosen im Juli 1945 ins Saarland einzogen, machten sie es zunächst zum Sitz ihrer Militäregierung. 1948 richteten sie dann ihr Hochkommissariat dort ein. Grandval war Chef beider Institutionen; er hat das Anwesen und seine Umgebung stets sorgfältig überwachen lassen. Ab 1957 hatte der Vorsitzende der DPS-Fraktion Paul Simonis dort sein Büro.

 

Der Amtssitz Grandvals befand sich von 1945 bis 1954 in diesem Gebäude, Alleestr. 21.

 

Die Inschrift oben am

Dach lautete zunächst

 

"Gouvernement Militaire de la Sarre"

 

und ab 1948:

 

"Haut Commissariat de la République Française en Sarre".

 

Seit dem Auszug Grandvals (1954) sind in dem Gebäude das saarländische Innen- und das Arbeits-Ministerium untergebracht.

 

Einen Bildervergleich des Gebäudes von damals und heute finden Sie auf unserer Seite "Orte und Gebäude" unter Nr. 8.

(Foto oben: von einer Postkarte der 50er-Jahre)

Etwa 1946 richtete Grandval den Wohnsitz für sich und seine Familie im Schloss Halberg ein. Angehörige des Saarbataillons (siehe Foto) sorgten für ihre Sicherheit. Es gab dort einen großen Garten, einen Teich, zwei Schwimmbäder, einen Pferdestall und eine Reithalle. Grandval ließ den Pfarrer ein paar gleichaltrige Kinder aus der Volksschule als Spielkameraden für seine Kinder aussuchen, die dann zum Schloss kamen. Zur Belohnung erhielten sie immer ein Stück Flûte, wenn sie wieder nach Hause gingen. [15]   Foto: Werner Resch, Saarlouis

 

Das Schloss Halberg wurde im September 1961 zum Sitz des Saarländischen Rundfunks (siehe unsere Seite Wartburg). Mehr Informationen über die Zeit, als Grandval auf Schloss Halberg residierte, finden Sie in dem SR-Fundstück "Der Saarbrücker Halberg bevor der SR kam" auf sr-de (Autor: Axel Buchholz).

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[12] Die Befugnisse und Aufgaben Grandvals an der Saar sind weiter unten im Abschnitt B) "Aus der Arbeit Grandvals im Saarland" im Einzelnen aufgeführt.

[13] Siehe Hoffmann, Johannes, a.a.O.

[14] Erinnerung von Klaus Altmeyer, Lebach, lt. telefonischer Mitteilung im Juli 2013.

[15] Erinnerung des Fernsehregisseurs Edgar von Heeringen, wiedergegeben in einem Artikel von Elsa Middeke. Saarbrücker Zeitung vom 2.12.2013, Seite C7


c) Ambassadeur (Botschafter; 1952 - 1955)

 

Am 25. Januar 1952 änderte sich Grandvals Stellung erneut. Die französische Regierung ernannte ihn zu ihrem Botschafter und Leiter der diplomatischen Vertretung Frankreichs im Saarland. In dieser neuen Position übte er nun diejenigen Befugnisse aus, die ihm im Rahmen der französisch-saarländischen Konventionen als Botschafter übertragen wurden.

 

Auch in dieser Funktion hatte er nach wie vor die Aufgabe und das Recht, Einspruch zu erheben gegen eventuelle Gesetzesvorschläge der Saarregierung, die dazu geeignet sein könnten, die Autonomie des Saarlandes oder dessen Wirtschafts- und Zollunion mit Frankreich in Frage zu stellen. (Siehe hierzu auch unten im Abschnitt B1.)

 

1954 verlagerte Grandval seinen Amtssitz in das neue, von dem Architekten Pingusson erbaute Botschaftsgebäude am Saarufer (siehe Bild rechts; später Kultusministerium). Seinen privaten Wohnsitz im Schloss Halberg behielt er vorläufig bei. Ob er 1955 noch für kurze Zeit (er verließ die Saar 1955, siehe unten) mit seiner Familie in die dafür vorgesehene Wohnung im neuen Botschaftsgebäude einzog, ist ungewiss.

 

Rechts: Die "Mission Diplomatique Française en Sarre", von 1954 an Amtssitz Grandvals in Saarbrücken, Hohenzollernstr. 60 (danach war darin bis 2014 das Kultus- ministerium untergebracht).

 

Foto: Historisches Museum Saar. Copyright: Manfred Bauer, Sittensen;

das Foto entstand um 1956.

 

Links: Grandval und Johannes Hoffmann (Landesarchiv Saarbrücken, B 1121)

 

Am 25. Januar 1955 vereinbarten Herbert Blankenhorn, deutscher Botschafter in Paris und enger Mitarbeiter Konrad Adenauers, sowie Georges Henri Soutou, stellvertretender französischer Kabinettschef, Gilbert Grandval noch vor Beginn der Drei-Monatsfrist vor der Volksabstimmung aus dem Saarland abzuberufen. [16]

 

 

d) Adieu à la Sarre - Abschied vom Saarland  (30.6.1955)

 

Und so wurde der 30. Juni 1955 zu Grandvals Abschieds- tag von der Saar. Bei einem Empfang, den die Regierung des Saarlandes ihm zu Ehren gab, hielt er eine bewegende Abschiedsansprache. Darin bezeichnete er den Auftrag, mit dem ihn die französische Regierung im Saarland betraut hatte, als "eine der erhebendsten Aufgaben, die heute einem Franzosen gestellt werden können." [17]

 

Er sagte, dass er seiner "zehnjährigen Mission" im Saarland auch für sich persönlich eine große Bedeutung beimesse. Er nannte sie einen seiner wichtigsten Lebensabschnitte und versicherte, dass "...die

Erinnerung an die Saar in meinem Herzen niemals verblassen oder untergehen wird." [18]. Da er das Saarland schon knapp vier Monate vor der Volks- befragung verließ, ging er bei seinem Abschied noch davon aus, dass das Saarstatut angenommen werde.

 

Oben: Dieses Foto veröffentlichte die Saarbrücker Zeitung am 25. Juni 1955 zusammen mit dem folgenden Bericht über den vorletzten Besuch Gilbert Grandvals im Saarland vor seinem Aufbruch nach Marokko.

 

 

 

 

e) Grandvals Nachfolger im Saarland (ab 2. 7. 1955)

 

Eric (Charles Marie) de Carbonnel (1910 bis 1965) wurde am 5. Juli 1955 zu Grandvals Nachfolger als Botschafter Frankreichs im Saarland ernannt; am 20. Juli trat er dieses Amt an. Er hatte schon von 1948 bis 1950 dem französischen Hohen Kommissariat in Saarbrücken in leitender Stellung angehört. Karl August Schleiden nannte ihn später einen "Karrierediplomaten" [19]. De Carbonnel hatte das Amt des Botschafters bis zum 27. Oktober 1956 inne, gut zwei Monate vor der politischen Angliederung der Saar an die Bundesrepublik.

 

Während man Grandval in der Literatur häufig als unversöhnlich und unnachgiebig ("intransigent") charakterisiert, wird de Carbonnel als ziemlich einsichtiger Mensch dargestellt.

 

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Fußnoten zu Abschnitt 3):

 

  [9] Siehe: Hoffmann, Johannes. Das Ziel war Europa. Der Weg der Saar 1945-55. Wien, 1963. Seite 24.

[10] Vgl.: Bertrand Grandval. "Gilbert Grandval". In: Rainer Hudemann, Raymond Poidevin (Hrsg.). Die Saar 1945 - 1955: Ein

       Problem der europäischen Geschichte. München, 1992. Der Artikel ist teilweise im Netz zu finden unter dieser URL (zuletzt aufgerufen

       am 18.7.2014).

[11] "Hoher Kommissar" war nach dem 2. Weltkrieg die Bezeichnung des jeweils höchsten Vertreters der alliierten Siegermächte in den

       besetzten Gebieten.

[16] Tagebuchnotiz Blankenhorns, zitiert nach: Herbert Elzer. Konrad Adenauer, Jakob Kaiser und die "kleine Wiedervereinigung": die

       Bundesministerien im aussenpolitischen Ringen um die Saar 1949 bis 1955. Röhrig Universitätsverlag, 2008. Seite 758, Anm. 74.

       Die Drei-Monatsfrist vor der Volksabstimmung begann am 27.7.1955; siehe Seite Volksbefragung und Abstimmungskampf unter b).

[17] Abschiedsansprache S.E. Gilbert Grandval, Französischer Botschafter, Chef der französischen diplomatischen Vertretung im Saarland.

      Donnerstag, den 30. Juni 1955, bei dem ihm zu Ehren von der Regierung des Saarlandes veranstalteten Empfang. Presse-Verlag,

      Saarbrücken, o. D., o. Seitenangaben.

[18] Ebd.

[19] Vgl. Karl-August Schleiden. Saarbrücken - so wie es war 2. Düsseldorf, 1980. Seite 101.

 

 

 

4) Grandval nach seiner Mission an der Saar

 

 

Weitere Lebensstationen: Der SPIEGEL meldete bereits im April 1954, dass Grandval Generalresident (offizieller Regierungsvertreter) im Protektorat Französisch-Marokko werden sollte. Der Sultan von Marokko habe sich aber heftig dagegen gewehrt, weil Grandval mosaischen (jüdischen) Glaubens war. Daraufhin habe man den Posten anderweitig besetzt [20]. Aber kurz nach seinem Weggang aus dem Saarland wurde Grandval am 20. Juni 1955 schließlich doch zum Résident général au Maroc ernannt. Dieses Amt gab er jedoch bereits nach 55 Tagen wieder auf, weil er mit der Politik der Regierung Edgar Faure nicht übereinstimmte.

 

Über seine Zeit in Marokko reflektierte er auf 270 Seiten in der Monographie Ma Mission au Maroc (siehe Bild). Darin beschrieb er die Regierungsentscheidungen (décisions gouvernementales), mit denen er sich dort konfrontiert sah [21].  

 

Im September 1958 wurde er zum Generalsekretär der französischen Handelsmarine berufen. Als Linksgaullist gehörte er 1959 zu den Mitbegründern der Union démocratique du Travail (UDT). Im April 1962 übernahm er das Amt eines Staatssekretärs im Außenhandelswesen, bevor er kurz danach, nämlich im Mai 1962, in der fünften französischen Republik unter Präsident Charles de Gaulle und Premierminister Georges Pompidou französischer Arbeitsminister wurde. Dieses Amt hatte er bis Januar 1966 inne.

 

Ab Juli 1966 übte er das Amt des Präsidenten der Reederei Messageries Maritimes aus, deren Geschicke er bis zum Beginn seines Ruhestands im Jahre 1972 leitete.

 

Da er auch danach nicht ohne politische Betätigung sein wollte, ließ er sich 1971 zum Präsidenten der links- gaullistischen Partei "Union travailliste" (UT) wählen.

 

Foto: Grandval als französischer Arbeitsminister 1965 (Landesarchiv Saarbrücken)   

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  Fußnoten zu Abschnitt 4):

 

  [20] S. Der Spiegel, Nr. 22/1954 vom 26. Mai 1954, S.26.

  [21] Vgl. Grandval, Gilbert. Ma mission au Maroc. Librairie Plon. Paris 1956.

 

 

5) Tod, Vermächtnis, Nachkommen

 

 

Gilbert Grandval starb am 29. November 1981 in Saint-Cloud (dép. 92 Hauts-de-Seine).

 

Eintrag des Standesbeamten von St. Cloud am 1.12.1981:

 

 


 

Grandvals Leichnam wurde auf dem Friedhof von Saint-Cloud beigesetzt. Die Grabinschriften lauten: "Famille Grandval" (vorne) und "Gilbert Grandval, Compagnon de la Libération 1904 - 1981" (auf der Grabplatte). [Fotos unten: www.landrucimetieres.fr mit freundlicher Genehmigung des Webmasters Philippe Landru; rechts: François Touret 2015].

 

 

 

Grandval verfügte über ein umfangreiches Privatarchiv (Archives privées). Seine Tochter Christine (siehe nächsten Absatz) hat nach dem Tod ihres Vaters dem Historischen Institut der Saar-Universität eine große Anzahl von Kopien daraus übergeben. 

(Siehe Literaturangaben ganz unten auf dieser Seite unter Gilbert Grandval).

 


 

 Hinweis: In Epinal (Département Vosges, Frankreich) gibt es eine Rue Gilbert Grandval.

 



Grandvals Nachkommen

 

Wie bereits erwähnt, hatte Gilbert aus erster Ehe einen Sohn (Bertrand). Aus seiner zweiten Ehe gingen zwei Kinder hervor: Tochter Christine und ihr etwa ein Jahr jüngerer Bruder Gérard. Nachdem Gilbert 1947 den Nachnamen Grandval angenommen hatte, übernahmen auch seine Frau und seine drei Kinder ihn als Familiennamen. Christine und Gérard besuchten ab 1949/50 das Lycée Maréchal Ney in Saarbrücken. [22]

 

Bertrand Grandval (geboren 1928) war mit einer gewissen Sheila Morrisson verheiratet. Aufgrund ihres von dem Couturier Jacques Heim geschaffenen Brautkleides gelangte das Paar einmal in die Schlagzeilen der französischen Presse [23]. Bertrand starb 1992. Er hat einen interessanten Zeitzeugenbericht (in französischer Sprache) über die Arbeit seines Vaters im Saarland geschrieben, der 1995 veröffentlicht wurde. [24]

 

Christine Grandval wurde am 28. Januar 1944 in Neuilly sur Seine geboren. Sie lebte zuletzt in Saint-Rémy-l'Honoré (Département Yvelines), starb am 24.9.2013 und wurde im Familiengrab in St. Cloud beigesetzt (siehe Fotos weiter oben).

 

Grandvals jüngster Sohn Gérard Grandval (siehe Bild rechts) kam 1945 zur Welt. Über sein Leben ist uns außer seiner Schulzeit im Saarbrücker Lycée Maréchal Ney bisher nichts bekannt. (Er ist nicht identisch mit dem renommierten Architekten gleichen Namens, der in den 70ern die "Choux de Créteil" gebaut hat.) Er starb 1985 und wurde ebenfalls im Familiengrab in St. Cloud beerdigt. [25]

 

Yvonne Grandval geb. Schwenter (*1908) starb 1983. Sie liegt zusammen mit ihrem Ehemann Gilbert, ihren Eltern und den drei Kindern Bertrand (sowie dessen Ehefrau Sheila), Christine und Gérard im Familiengrab Grandval in St. Cloud.

___________________________________

 

Das Foto zeigt Gérard Grandval mit seinem Vater am 25. April 1949 beim Pferderennen auf den Güdinger Wiesen.

(Bild: Verlag die Mitte; Historisches Museum Saarbrücken)

  Fußnoten zu Abschnitt 5):

 

  [22]  Die Namen Christine und Gérard Grandval sind in den Palmarès (Bestenlisten eines Schuljahrgangs) des Lycée Maréchal Ney von

         1949/50 bis 1952/53 aufgeführt. Mehrere Ehemalige des Lycée erinnern sich gut an ihre beiden Mitschüler (Befragung im Jahr 2012).

  [23]  Siehe: http://www.monde-diplomatique.fr/1954/07/A/21200  (zuletzt aufgerufen am 18.7.2014)

  [24]  Bertrand Grandval. "Gilbert Grandval". In: Rainer Hudemann, Raymond Poidevin, Annette Maas (Herausgeber). Die Saar 1945 bis

         1955: Ein Problem der europäischen Geschichte. 2. Auflage. München, Oldenburg 1995, S. 127ff. Der Beitrag ist im Netz zu finden

         unter dieser URL (Stand 18.7.2014).

  [25]  Quellen: a) Auskunft der Mairie von Saint-Rémy-l'Honoré; b) Todesanzeige im Figaro vom 2.Oktober 2013; c) Anzeige im Internet

          unter dieser URL (Stand: 19.5.2015); d) Verschiedene Recherchen bei Behörden und Besichtigung der Grandval-Grabstätte in St.

          Cloud am 22.7.2015 durch François Touret, Paris.

 

 

6) Grandval und die Religion

 

Im Saarstaat herrschte eine innige Verknüpfung zwischen Politik und Religion, wie sie im laizistischen Frankreich niemals möglich gewesen wäre. Man denke nur an die saarländischen Konfessionsschulen oder an die Saar-Flagge, in der die französischen Farben Blau-Weiß-Rot nicht einfach als Streifen eingesetzt sind. Stattdessen werden hier blaue und rote Felder durch ein weißes Kreuz voneinander getrennt (siehe auf unserer Seite Name, Wappen, Flaggen, Hymnen).

 

Der aus einer jüdischen Familie stammende Gilbert Grandval ist irgendwann in seinem Leben zum katholischen Glauben übergetreten. Anne Gemeinhardt schreibt dazu in ihrem Beitrag "Der Wiederaufbau jüdischen Lebens im Saarland 1945-1955": "Grandval konvertierte, wahrscheinlich während des Krieges, zum Katholizismus; dennoch war er, sei es als Militärgouverneur, als Hoher Kommissar oder als Botschafter Frankreichs für die Mitglieder der Synagogengemeinde wichtiger Ansprechpartner in allen offiziellen Belangen." [1].


Ein eindeutiger Hinweis für den Glaubensübertritt Grandvals ist auch die Tatsache, dass auf seinem Grabstein ein Kreuz zu sehen ist (siehe Foto oben, im Abschnitt 5). [2]  

Auch folgende Begebenheit zeigt, dass er der katholischen Kirche nahe stand. Er schenkte im Jahr 1950 dem aus Püttlingen stammenden Kardinal Josef Clemens Maurer kurz nach dessen Weihe zum Titularbischof von Cea und Weihbischof von La Paz (Bolivien) die links abgebildete prachtvolle Mitra (Bischofsmütze). Mit der Herstellung hatte Grandval die Saarbrücker Kunstgewerblerin Ella Brösch beauftragt.

Die Mitra trug das bischöfliche Wappen des Kardinals (siehe Bild rechts). Mitra, Bischofsstab, Brustkreuz und Bischofsring überließ Kardinal Maurer kurz vor seinem Tode (1990) der Stadt Püttlingen.

 

Die Inschrift des Wappens lautet: Dominus aedifiactio mea - Der Herr ist meine Erbauung.

Fotos: Stadt Püttlingen

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Fußnoten zu Abschnitt 6):

 

[1] Ludwig Linsmayer/Peter Wettmann-Jungblut (Hg.). Last aus tausend Jahren. NS-Vergangenheit und demokratischer Aufbruch im Saarstaat. Reihe ECHOLOT. Saarbrücken 2013. Seite 118.

[2] Ein persönlicher Brief des Herausgebers dieser Website an Grandvals Tochter Christine Grandval im Jahr 2010 mit verschiedenen Fragen über ihren Vater, u.a. bezüglich des Zeitpunkts und der Gründe für seinen Glaubensübertritt, blieb leider unbeantwortet.

 

 

7) Grandvals deutsche Sprachkenntnisse

 

Kurz nach seinem Amtsantritt im Saarland hatte Grandval geäußert, dass seine Kenntnisse der deutschen Sprache "rudimentär" seien. [25] Franz Schlehofer bestätigte in einem Interview von 2002, dass Grandval auch im Saarland fast nur Französisch gesprochen habe. Dies empfanden manche Saarländer als Affront Grandvals, weil sie dachten, er wolle dadurch seiner Abneigung gegen alles Deutsche Ausdruck verleihen. Höchstens gelegentlich soll er ein paar deutsche Sätze von sich gegeben haben [26].

 

Weil die Saarländer von der Antipathie Grandvals gegen den Gebrauch der deutschen Sprache wussten, stellten sie sich manchmal auch gerne darauf ein. Hier ein Bericht des Zeitzeugen Arnold Imig, Jahrgang 1938, übermittelt von Ulrich Meisser, Dillingen, im Februar 2011:

    Grandval in Wallerfangen (damals "Vaudrevange") auf einer Weihnachtsfeier 1946

     

    An einem späten Nachmittag im Advent des Jahres 1946 wurden die Schulkinder der Volksschule in Wallerfangen, das damals offiziell  in Vaudrevange umbenannt worden war, zu einer vorweihnachtlichen Feier ins "Münchner Kind’l" in der Hauptstraße befohlen. Dieses lag schräg gegenüber der heutigen Filiale der Kreissparkasse. Durch den Hausgang gelangte man über den Hof und eine Treppe nach oben in den Saal. Der Saal war unbeheizt. Einer der älteren Schüler, etwa dreizehn Jahre alt, gab die Parole aus: „Wenn der Grandval kommt, sagen wir 'Bonjour, Monsieur!'“ Der Militärgouverneur erschien zwar in Begleitung mehrerer Herren, aber es blieb bei der verabredeten, im Chor geschmetterten Begrüßung: „Bonjour Monsieur!“, worauf dieser dankte: „Bonjour mes enfants!“ Die Begrüßung des Repräsentanten Frankreichs durch die Schüler war keineswegs von oben angeordnet, sondern deren spontaner Einfall, allerdings ganz im Sinne eines vorauseilenden Gehorsams, der die Absichten der Veranstaltung, die ‚pénétration pacifique’, durchaus richtig interpretierte.

     

    Der Musiklehrer Alfons Sibille hatte französisches Liedgut einstudiert. Zunächst die 'Hymne an die Nacht' nach Jean-Philippe Rameaus Melodie, mit einem der verschiedenen Texte, die dieser Melodie unterlegt worden sind. Ich kann noch heute den Text ‚par cœur’: „O nuit, qu’il est profond ton silence“. Später folgte dann, es ging ja auf Weihnachten zu, „Mon beau sapin, roi des forêts" (Oh Tannenbaum). An die Reden erinnere ich mich nicht mehr, zumal diejenige des Délégué Supérieur, wie immer, auf Französisch gehalten war. Zum Abschluss gab es für jedes Kind ein sofort verzehrbares kleines Geschenk, damals etwas besonders Wertvolles.

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Fußnoten zu Abschnitt 7):

 

[25] Siehe: Schneider, Dieter Marc. Gilbert Grandval. Frankreichs Prokonsul an der Saar. In: Martens, Stefan, (Hrsg.). Vom "Erbfeind" zum

       "Erneuerer". Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. Sigmaringen 1993. S. 201-243.

[26] Vgl. Küppers, Heinrich: Johannes Hoffmann (1890-1967). Biographie eines Deutschen. Düsseldorf 2008, S. 476, Anm. 554.

 

Hinweis: Sämtliche auf dieser Seite wiedergegebenen Urkunden-Auszüge von der Geburt bis zum Tod Grandvals befinden sich auf einem Blatt des Geburtsregisters der Stadt Paris, in welches sie im Zeitraum von 1904 bis 1981 nach und nach eingetragen wurden.

 

Weitere Literaturangaben und Links zu Grandval finden Sie ganz unten.

 


 

 

B) Aus der Arbeit Grandvals im Saarland

 

 

1) Liste der Befugnisse und Aufgaben Grandvals als Haut Commissaire

 

 

Der Hohe Kommissar Frankreichs für das Saarland unterstand dem Pariser Außenministerium. Seine Hauptaufgabe war es, auf die strikte Einhaltung der Richtlinien zu achten, die in der saarländischen Verfassung, besonders in ihrer Präambel, in Bezug auf die Zollunion und die wirtschaftliche Verknüpfung der Saar mit Frankreich festgelegt waren. So oblagen ihm zum Beispiel jegliche Anordnung oder Genehmigung von Angleichungsmaßnahmen bei der Währungsumstellung im Dezember 1947 (Einführung des französischen Franken).

 

Im Einzelnen waren ihm Ende 1947 folgende Befugnisse übertragen worden: [1]

 

1) Der Hohe Kommissar gewährleistet die Verkündung und Anwendung derjenigen französischen gesetzgeberischen Maßnahmen, die auf die Saar anwendbar sind;

 

2) der Hohe Kommissar trifft auf dem Verordnungswege die mit der französisch-saarländischen Zollunion und dem wirtschaftlichen Anschluß zusammenhängenden Maßnahmen;


3) Gesetze und Verordnungen der saarländischen Regierung können erst nach Genehmigung durch den Hohen Kommissar verkündet und in Kraft gesetzt werden; [2]


4) der Hohe Kommissar ernennt die höheren saarländischen Beamten und entscheidet in allen Einbürgerungsfragen;


5) der Hohe Kommissar hat das Recht, in den saarländischen Haushaltsplan diejenigen Summen einsetzen zu lassen, die für die Durchführung des wirtschaftlichen Anschlusses und für die Aufrechterhaltung einer ordnungsgemäßen Abwicklung der öffentlichen Dienste erforderlich sind;


6) der Hohe Kommissar ist berechtigt, alle Schritte zu unternehmen, die geeignet sind, die öffentliche Ordnung angesichts einer eventuell eintretenden Bedrohung der in der Präambel der saarländischen Verfassung enthaltenen Grundsätze zu garantieren.

 

Außerdem verfügte der Hohe Kommissar über folgende Vollmachten: Ihm unterstanden sämtliche französischen Zivilbehörden im Saarland. In Dienstangelegenheiten übte er die Strafgewalt gegenüber den französischen Beamten aus, die in der saarländischen Verwaltung eingesetzt waren. Er verfügte auch über die im Saarland stationierten Streitkräfte und benutzte sie gemäß dem französischen Gesetz.

 

Im Februar und März 1950 trat Ministerpräsident Johannes Hoffmann in Paris in Verhandlungen mit dem französischen Außenminister Robert Schuman über die Regelung des Verhältnisses Frankreich - Saarland ein, die zur Unterzeichnung der Saarkonventionen führten. Dabei erreichte er dank seiner Standhaftigkeit und wohl auch aufgrund der Erstarkung der kurz zuvor (am 23.5.1949) gegründeten Bundesrepublik einige Verbesserungen für sein Land. So wurde zum Beispiel das anfangs uneingeschränkte Vetorecht Grandvals auf diejenigen Bereiche beschränkt, die den wirtschaftlichen Anschluss und die militärische Sicherheit betrafen. Durch die Unterzeichnung neuer Saarkonventionen am 20. Mai 1953 entfiel das Vetorecht der Franzosen vollständig. [3]

 

____________________________

 

Fußnoten:

 

[1] Erlass Nr. 47-2436 vom 31.12.1947 über die Befugnisse des Hohen Kommissars der Französischen Republik im Saarland. Veröffentlicht im Amtsblatt des Saarlandes Nr. 4 vom 26.1.1948, Seiten 78 und 79. Hier in einer Kurzfassung wiedergegeben, die bei Jacques Freymond, Die Saar 1945 - 1955 (Oldenbourg Verlag München 1961) auf S. 374 abgedruckt ist. Die Originaltexte in Französisch und Deutsch sind in dem oben genannten Amtsblatterlass nachzulesen. Im Erlass Nr. 47-2447, der in dem genannten Amtsblatt auf S. 79 - 81 abgedruckt ist, werden verschiedene Vollmachten des Hohen Kommissars im Saarland aufgeführt und Richtlinien zum Aufbau der französischen Behörden im Saarland festgelegt.

[2] Von diesem Recht soll er während seiner Amtszeit aber nur fünfmal Gebrauch gemacht haben. Siehe Jacques Freymond. Die Saar 1945 - 1955. Oldenbourg Verlag München 1961, S. 375.

[3] Siehe Karl August Schleiden. Vom Waffenstillstand 1945 über Autonomie zum Bundesland. In: Dieter Staerk, Hg. Das Saarlandbuch. 5. neu bearbeitete Auflage. Saarbrücken 1990. S. 236 - 238.

 

 

2) Grandval war immer dabei!

 

 

GA

Auf zahlreichen zeitgenössischen Fotos von offiziellen Veranstaltungen sieht man Grandval im Beisein saarländischer Regierungs- Mitglieder.

 

Auf diesen beiden Bildern zum Beispiel am Ostausgang des Saarbrücker Hauptbahnhofs, wo im Jahr 1949 ein französischer Staatsgast empfangen wird.

 

An den Außenmauern des Bahnhofs-

gebäudes wehen die Flaggen der beiden Länder. Angehörige des Saarbataillons stehen Spalier und präsentieren das Gewehr.

 

 

bbb

Zum offiziellen Begrüßungskomitee gehören außer Gilbert Grandval Wirtschaftsminister Franz Maria Singer, der damals zugleich auch Bürgermeister von Saarbrücken war, und der spätere Innenminister Edgar Hector (hier direkt links hinter Grandval zu sehen).


Daneben steht eine Limousine der saarländischen Polizei; es war ein Citroën Traction Avant 11 BL.

 

Hier schreitet Grandval (Mitte) auf dem festlich beflaggten Großen Markt in Saarlouis neben Ministerpräsident Johannes Hoffmann und einigen französischen Militärangehörigen zu einem festlichen Ereignis (wahrscheinlich waren es Feierlichkeiten zum 14. Juli gegen Ende der 40er-Jahre). Im Hintergrund sieht man die Kirche St. Ludwig.

 

Diese drei Fotos:

Landesarchiv Saarbrücken

 

Anmerkung von Ulrich Meisser zu diesem Bild: Grandval trägt hier die Uniform eines Départements-Präfekten, obwohl das Saarland damals rechtlich nicht etwa ein französisches Département war (ein solches war es nur von 1798 bis 1815). Die Schaffung dieser Uniform war in Frankreich von de Gaulle in Auftrag gegeben worden, um am 1. August 1945 die alte Präfekten-Uniform mit Zweispitz und Degen abzulösen. Ihre wesentlichen Bestandteile, auf dem Bild alle deutlich zu erkennen, sind der Zweireiher mit goldbestickten, abnehmbaren Epauletten, goldenen Stickereien von Lorbeer- und Eichenlaub an den Ärmelaufschlägen, Hosen mit Seidenstreifen sowie die beim französischen Militär (das bis in die höchsten Generalsränge das Képi trägt) unübliche goldbestickte Schirmmütze. Diese damals sehr moderne Uniform ist ob ihrer Eleganz bis heute mit minimalen Änderungen die Kleidung der französischen Départements-Präfekten geblieben.   
 

Grandval sitzt auf dem rechten Rücksitz eines offenen Mercedes 230 (er ist links im Bild zu sehen) am 1. September 1949, als die Stadtwerdung von Dillingen gefeiert wurde. Ulrich Meisser war als (damals noch sehr junger!) Zeitzeuge dabei; er berichtet:

 

Der Wagen kommt hier aus Richtung Saardom, wo von 9 bis 10 Uhr der Haupt-Festgottesdienst stattgefunden hat. Dabei und bei dem eigentlichen (weltlichen) Festakt ab 10.45 Uhr im Saale Zech (Saarlouiser Straße) waren Johannes Hoffmann und Gilbert Grandval anwesend.

 

Das Fahrzeug gehörte der französischen Militärverwaltung und war vermutlich einer von Grandvals Dienstwagen; es trug eine Kokarde an der Frontscheibe und natürlich die Trikolore am linken vorderen Kotflügel, außerdem zwei klitzekleine Lothringerkreuze, die von den beiden Haupt-Scheinwerfern aus auf dünnen Stielen nach oben ragten.

Zu dem Wagen bemerkt Karl Presser:

Cabrios waren vormals bevorzugte Fahrzeuge der Machthaber im Dritten Reich gewesen. Ein Mercedes Cabrio schien auch unserem Haut Commissaire zu gefallen, besonders bei schönem Wetter. Das Fahrzeug trägt das Kennzeichen 15543 HCS. "Beutefahrzeuge" und Wagen, die von den Amerikanern kamen, wurden damals von den Franzosen einfach durchnummeriert. Die Ergänzung "HCS" im Kennzeichen könnte für "Haut Commissaire de la Sarre" gestanden haben (auch französische Kolonialkennzeichen hatten zu jener Zeit Ergänzungen mit drei Buchstaben).

(Das Bild hat uns Ulrich Meisser zur Verfügung gestellt.)


 

 Hinweis: In Epinal (Département Vosges, Frankreich) gibt es noch heute eine Rue Gilbert Grandval.

 


 

 

C) Madame Yvonne Grandval (1908 - 1983)

 

 

Im Januar 1927 heiratete Gilbert Hirsch-Ollendorff Yvonne Schwenter in zweiter Ehe (siehe oben im Abschnitt A 1). Über ihre Herkunft ist nicht viel bekannt, außer dass sie die Tochter eines Pariser Hoteliers war. Ihre Eltern werden in dem auf Tatsachen beruhenden Buch von Mrs. Robert Henrey "The Return to the Farm" (London, 1947) erwähnt. Yvonnes Mutter sagt dort von sich, dass sie völlig in ihren kleinen Enkelsohn vernarrt sei (es muss sich dabei um Sohn Bertrand der Grandvals gehandelt haben), und verweist auf einen Kinderwagen, der bei ihr im Flur stehe. Wörtlich fährt sie fort: "My daughter is married to Colonel Granval (sic!) who, with Pierre Brossolette, was one of the most romantic figures in the maquis." ("Meine Tochter ist mit Oberst G. verheiratet, der zusammen mit P.B. eine der romantischsten Figuren im Maquis war.") Der "Maquis" (wörtlich: 'Busch') war in der französischen Résistance ein Ausdruck für jene Gegend Frankreichs, die nicht unter der Kontrolle der Nazis oder ihrer Kollaborateure stand. Pierre Brossolette alias Lavoisier soll zur Zeit der Résistance ein guter Bekannter Grandvals gewesen sein.

 

Während ihrer Zeit im Saarland soll Madame Grandval nach Zeitzeugenberichten in der "Residenz" ihres Gemahls im Schloss Halberg "das Sagen" gehabt haben, besonders was die Ausstattung der Räume anging. So mussten z. B. Mitarbeiter vom Textilhaus Weinhold die Vorhänge und Gardinen genau nach ihren Anweisungen nähen und anbringen.

 

Häufig begleitete Mme Grandval ihren Gemahl zu offiziellen Anlässen im ganzen Land. Die nachfolgenden Fotos zeigen einige Beispiele dafür. - Yvonne Grandval geb. Schwenter starb 1983.

 

Am 15. Juli 1950 übernahm sie die symbolisch wichtige Aufgabe, in Neunkirchen als Ehefrau des Hohen Kommissars den ersten Hochofen des Eisenwerks wieder in Betrieb zu setzen. Im Bild rechts hat sie neben JoHo Platz genommen, und dessen Frau Frieda sitzt neben Grandval (sechster von links).

(Fotos: Landesarchiv Saarbrücken, Presse Foto-Actuelle; Saarstaat)

 

    

 

    

   

    Oben:  Madame Grandval beim Wiederanstich des Neunkircher Eisenwerks

    Rechts: Mme et M. Grandval auf dem Großen Markt in Saarlouis anlässlich

    der Feiern zum Französischen Nationalfeiertag im Saarland am 14.Juli 1954. 

 

Hinweis: Der 14.Juli war von 1947 bis 1949 auch im Saarland gesetzlicher Feiertag.

(Siehe dazu Seite Saargeschichte, Abschnitt "Das Jahr 1947")

 

---------------------

 

Links: Die Ehepaare Hoffmann und Grandval beim "Ball der Saar" der Vereinigung Saarländischer Studenten im Hotel Continental in Paris am 30. April 1954.

(Foto: Heimatverein Düppenweiler, JoHo-Alben)

 

Das Bild unten entstand bei einem Konzert in den Räumen der Französischen Botschaft am Saarufer, später Kultusministerium.

Neben und hinter Madame Grandval (in der ersten Reihe links) sitzen die Saar-Minister Richard Kirn und Dr. Singer.

(Fotos: Landesarchiv Saarbrücken)

 

 


 

Literaturangaben:

 

1) Eigene Veröffentlichungen Grandvals

 

- Grandval, Gilbert/Johannes Hoffmann: La Sarre - bilan d'une année de reconstruction [Die Saar - Bilanz eines Jahres

  Wiederaufbau]. Paris, 1949.

- Allocation d'Adieu. Deutscher Titel: Abschiedsansprache S.E. Gilbert Grandval, Französischer Botschafter, Chef der französischen

  diplomatischen Vertretung im Saarland, Donnerstag, den 30. Juni 1955 bei dem ihm zu Ehren von der Regierung des Saarlandes

  veranstalteten Empfang. (Text in Französisch mit deutscher Übersetzung.) Saarbrücken: Presse-Verlag, 1955.

- Grandval, Gilbert: Ma Mission au Maroc [Meine Mission in Marokko]. Paris, Librairie Plon, 1956.

- Grandval, Gilbert et Jean Collin: Libération de l’Est de la France [Die Befreiung Ostfrankreichs]. Paris, Hachette Littérature,

  collection La libération de la France, 1974.

- Grandval, Gilbert: Archives privées. Paris, 1983 (Kopien davon befinden sich beim Historischen Institut der Universität des Saarlandes)

- L'économie sarroise. Toutes les activités sarroises passées en revue par 20 industriels sarrois [Die Wirtschaft des Saarlandes.

  Sämtliche saarländische Aktivitäten aus der Sicht 20 saarländischer Industrieller]. Ed. Gilbert Grandval. Paris, 1984.

 

2) Weitere Literaturangaben und Links (siehe auch die Literaturangaben oben in den Anmerkungen zu Abschnitt A)

 

-  Herbert Elzer: Konrad Adenauer, Jakob Kaiser und die "kleine Wiedervereinigung": die Bundesministerien im aussenpolitischen Ringen

   um die Saar 1949 bis 1955. Röhrig Universitätsverlag 2008. Seite 758, Anm. 74.

 

-  Dieter Marc Schneider: Gilbert Grandval Frankreichs Prokonsul an der Saar 1945 - 1955, in: Stefan Martens (Hg.). Vom "Erbfeind"

   zum "Erneuerer". Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg. Sigmaringen, 1993, S. 201- 243

 

-  Europa-Konflikt. Für jeden, der sehen will, in: Der Spiegel 6/1952 vom 06.02.52, Seite 5. Im Netz zu lesen unter der URL:

   http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21317914.html (zuletzt aufgerufen am 8.8.2020)

 

-  Bertrand Grandval: Gilbert Grandval. In: Rainer Hudemann, Raymond Poidevin, Annette Maas (Herausg.): Die Saar 1945 bis 1955:

   Ein Problem der europäischen Geschichte. 2. Auflage. München: Oldenburg 1995. 

 

 


> Zur Fortsetzung dieses Themas finden Sie  die Abschnitte

   D) Grandvals Weihnachts- und Neujahrskarten
  und

   E) Wandteller zum Abschied Grandvals

   auf unserer Seite Grandval 2.
 


 

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Diese Seite wurde begonnen am 14.9.2009; zuletzt bearbeitet am 10.8.2020

 

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