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und verschiedene Mast-Abbrüche
Die private französische Radio-Sendestation
EUROPE 1
entstand in den 50er-Jahren
auf saarländischem Gebiet aufgrund von Verträgen seiner Betreiber mit
der damaligen Saar-Regierung. Eine ausführliche Darstellung der Entstehung und Entwicklung des Senders finden Sie auf unserer Seite Europe
No 1. Er sendete sein werbefinanziertes Rundfunk-Programm
in französischer Sprache von 1954
bis Ende 2019 über die weithin sichtbaren
Langwellen-Antennen auf dem Gebiet der
saarländischen Gemeinde Felsberg-Berus.
Mit den Masten dieser Anlage gab es im Laufe der Jahrzehnte verschiedene
mechanische Probleme:
1) Nach einem Bericht in der saarländischen
"Neue Zeit"*) vom 13.1.1955 mit der Überschrift "Skandal um Europa Nr.1"
war einer der ersten beiden Antennenmasten (die anderen kamen erst fünf bzw.
zehn Jahre später hinzu) schon kurz nach seiner Errichtung "wackelig". Das
Blatt berichtete: "Von den beiden 200 Meter
hohen Sendemasten
neigt sich einer wie der schiefe Turm
von Pisa. Es wird in der Bevölkerung erzählt, daß es der 'schiefe Turm von Berus'
sei." *) Die Neue Zeit
war damals das Organ der Kommunistischen Partei, Landesverband Saar.
2)
Eine kleine Sensation war ein Ereignis im Jahr 1959: Damals wurde einer der beiden Masten um über 100 m verschoben,
ohne dass man ihn vorher abgebaut hatte! Über die Gründe und die
Einzelheiten dieser "Verschiebung" können Sie Näheres nachlesen auf unserer
Sonderseite "Sendemast auf Wanderschaft" unter der
Überschrift "Wie
1959 einer der über 270 m hohen Sendemaste um 102 Meter verschoben wurde".
Anm.:
Die nachfolgend beschriebenen Ereignisse aus der neueren Zeit passen
eigentlich nicht in den Zeitrahmen dieser Saar-Nostalgie- Website.
Wir berichten aber trotzdem darüber, weil es um die Antennenanlage
eines Senders geht, dessen Entstehung eng mit dem Saarstaat der
50er-Jahre verknüpft war und damals für viel Aufsehen sorgte - siehe dazu auf unseren Seiten Europe No. 1 und Telesaar.
3)
Mast 4 wurde 1974/75 errichtet, und
1975 ist die Leistung der Sender verdoppelt
worden auf 2 x 400 kW und 1 x 600 kW.
Ebenfalls 1975 wurden auf Ittersdorfer Bann
die beiden Reservemasten 5 und 6 errichtet.
1976 sind in der Halle zwei weitere Sender
mit jeweils 1000 kW installiert worden.
3) Am 8. August 2012 brach
das obere Drittel von einem der vier Hauptsendemaste des
Langwellensenders Europe 1 in Felsberg-Berus ab. Deshalb wurde das
Programm von da an über die Reserveantenne abgestrahlt. Den Rest des
havarierten
Mastes haben Spezialisten am 19. November 2012 gesprengt. Ein weiterer
Mast wurde im
Juni 2013 umgelegt, sodass die Haupt-Antenne heute nur noch aus zwei
Masten besteht.
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Zeitliche Übersicht der Antennen-Ereignisse ab 2012:
08.08.2012: Abbruch des obersten Drittels von Mast 2
19.11.2012: beabsichtigte Sprengung von Mast 2
13.06.2013: Sprengung von Mast 1
Was war geschehen? Am
Mittwoch, 8. August 2012, meldete ein Hörer dem Saarländischen Rundfunk, dass der obere Teil
von einem der 4 Hauptsendemasten von Europa 1 abgebrochen sei. Das
schätzungsweise etwa 100 m lange Maststück liege nicht weit vom
Sendegebäude entfernt auf dem Boden. Laut SR wurde nach Angaben der
Behörden bei dem Zwischenfall niemand
verletzt.
Der SR berichtete danach auf seiner Website:
"Die
Technische Betreibergesellschaft der Sendeanlage in Berus hat
Spezialisten damit beauftragt, den Vorfall zu untersuchen. Vermutungen,
dass die Betreiber ihren Instandhal- tungspflichten vielleicht nicht
nachgekommen seien, weist der Geschäftsführer zurück. Es gebe zwar
Sicherheitsprobleme, aber es seien keine Wartungsarbeiten versäumt
worden."
Das
Programm des Senders wurde von da an weiterhin auf Langewelle 183 kHz, aber
mit verminderter Leistung (vermutlich 1000 kW) über die Ersatzantenne
abgestrahlt. Diese besteht aus zwei kürzeren, jeweils nur 234 m hohen
Masten, die in ca. 1000 m Abstand zum Sendegebäude stehen (siehe Skizze auf unserer Seite Europe
No.
1 und verschiedene Fotos hier weiter unten). Das Foto rechts zeigt die Spitze des damals abgeknickten Masts.
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Die weitere Entwicklung der defekten Antennenanlage
(von 2012 bis 2020):
1) Der nächste Schrittt erfolgte am 19. November 2012, also gut drei Monate nach dem Abbruch. Der havarierte Rest-Mast wurde von Spezialisten gesprengt. Eine
öffentliche Vorankündigung erfolgte nicht. Die Saarbrücker Zeitung berichtete am 20.11.2012, dass der
etwa 200 Meter hohe Rest-Mast mit einem weithin vernehmbaren Donnern
genau dorthin fiel, wo ihn die Fachleute haben wollten, nämlich neben
das Gebäude der Senderanlage.
2) Ein gutes halbes Jahr später, am 13. Juni 2013,
wurde auch der benachbarte Mast 1 (der am weitesten nordöstlich stand)
gesprengt, wiederum ohne jede Vorankündigung. In der Zeitung war am nächsten
Tag zu lesen, die Betreibergesellschaft habe sich zu diesem Schritt
entschlossen, weil der Mast nicht mehr benötigt wurde. Bis zu einer
dauerhaften
Lösung sollte das Programm weiterhin über die Ersatz-
Antenenn gesendet
werden.
Stand der Dinge seit 2014: Offensichtlich
hat man inzwischen die Speisung der beiden verbliebenen beiden
Hauptmasten so umgebaut, dass sie nun alleine zur Abstrahlung des
Signals verwendet werden können. Die Sendeleistung soll 1 MW betragen
(= 1.000 kW). Über die Entwicklung der Sendeanlage seit 2016 lesen Sie
bitte auf unserer Seite
LW-Sender Europe No.1 ganz unten im Abschnitt "Zur aktuellen Entwicklung auf dem Sauberg seit 1. August 2016".
Im Folgenden zeigen wir Bilder vom Aussehen der Antennenanlage in den verschiedenen Stadien der Sprengungen 2012/13.
Alle Fotos
auf dieser Seite: Ingrid Tschurl und Rainer Freyer
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Die vier Haupt-Sendemasten in Berus waren ursprünglich (von SW nach NO gesehen) 270, 276, 280 u. 282 m
hoch. Jeder Mast war an fünf Stellen in je drei Richtungen mit
Stahlseilen ("Pardunen") abgespannt. Auf dem folgenden Foto sind nur drei der
Masten zu sehen. Der höchste der vier Masten steht ganz links,
außerhalb des Bildes. Zwei von dessen
Abspannseile laufen schräg durch das Foto. Im Bild ist
halblinks der im Jahr 2012 havarierte Mast zu sehen; er war
ursprünglich 280 m hoch.
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Dieser
Mast ist zwischen seiner dritten und vierten Abspannungsbefestigung
abgebrochen. Von seinen ursprünglich 26 (abwechselnd roten
und weißen) Farbsegmenten sind nur noch die unteren 16 zu sehen. Dies
bedeutet, dass der Restmast um ca. 40 %, also etwa 100 Meter kürzer war als vorher. Er war in diesem Zustand immer noch etwa 180 Meter hoch. Rechts
von dem abgeknickten Mast erkennt man den damals für den europäischen
Fernsehsender geplanten (aber nur Anfang 1958 für wenige Tage
benutzten) Antennenturm (siehe auf unserer Seite Telesaar!), und rechts daneben steht die Sendehalle von Europe 1.
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Bild links: Die abgebrochene Mastspitze" in Großaufnahme. - Foto in der Mitte: Aus diesem (Tele-) Blickwinkel scheinen die Masten dicht neben- einander zu stehen. Der Abstand zwischen ihnen beträgt aber in Wirklichkeit jeweils etwa 350 Meter!
Bild ganz rechts: In den rechts im Foto sichtbaren
Masthalterungen erkennt man die herausgebrochenen
Isolatoren.
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8. August 2012: Der heruntergefallene Mastteil liegt am Boden. Dahinter verläuft, von kurzen Pfosten gestützt, ein Stück der Antennenzuleitung (besser zu erkennen auf der folgenden Ausschnittsvergrößerung!)
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In der
Mitte des Bildes oben sieht man einen der (noch intakten) Isolatoren, die in die Pardunen eingebaut
waren.
Rechts daneben hängt
ein herabgefallener Abspannungsdraht über der ebenfalls beschädigten Speiseleitung.
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Bild oben:
Auf
dieser Luftaufnahme vom 8. September 2012 (die ich aus einem Sportflugzeug
machen konnte)
sind aus Blickrichtung Südosten alle sechs Masten zu sehen. Der
beschädigte Mast ist der zweite von rechts; er steht direkt neben der
Sendehalle und dem kleinen Fernsehturm aus Beton. Hinter dem vierten Hauptmast (halblinks)
erkennt man schwach die etwa einen Kilometer entfernt stehenden beiden
Masten der Reserveantenne. Sie sind jeweils 234 m
hoch.
Bild links:
In dieser zweiten Luftaufnahme
(sie ist eben- falls vom 8.12.2012) sieht
man den abgebrochenen Teil des beschädigten Mastes auf dem
Boden liegen. Durch den Aufnahme-Winkel von schräg oben
ergibt sich eine ungewöhnliche Ansicht der Dachfläche des
Sendehallen-Gebäudes, das gerne als "muschelförmig" bezeichnet wird (siehe die anderen Bilder von dem Gebäude auf unserer
ersten Seite über
Europe 1). |
Die folgenden Bilder zeigen den Zustand der Anlage vor und nach der Sprengung von Mast 2:
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Nach dem "Unfall": die vier Hauptmasten; der zweite von links ist der abgebrochene. Aufnahme: 16. Sept. 2012.
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Nach der Sprengung am 19. November 2012 stehen nur noch drei Masten; der abgebrochene ist verschwunden.
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Diese Bilderreihe zeigt die Entwicklung der Europe-1-Antennen ab 2012:
Juli 2012: Von Saarlouis aus
gesehen, als die (Antennen-)Welt in Felsberg-Berus "noch in Ordnung" war:
Die
zwei kürzeren Maste der Reserve-Antenne stehen auf diesem Bild außerhalb des Blickfeldes.
Die
nächsten drei Fotos bieten einen Blick auf die gesamte Antennenanlage
zu verschiedenen Zeiten aus etwa 20 km Entfernung (vom Schoksberg
zwischen Köllerbach und Riegelsberg aus gesehen). Die
vier großen Maste der Hauptantennenanlage sind jeweils von rechts nach links nummeriert.
Zwischen den Masten 3 und 2 sieht man auf jedem dieser
drei Bilder das Dach der großen
Sendehalle und den kleinen Fernsehturm. Ganz rechts
stehen im Hintergrund die beiden 234 Meter hohen Maste der Reserve-Antenne; sie
befinden sich einen knappen Kilometer von der Sendehalle
entfernt und wirken deshalb noch kleiner (siehe Zeichnung auf unserer Seite Europe 1 und Luftaufnahme hier weiter oben;
die Blickwinkel, aus denen die Fotos aufgenommen wurden, sind leicht
verschieden, wie man an der Stellung der Reservemaste und der Windräder
zu den
Hauptmasten erkennen kann).
Die beiden Windräder tragen die Namen Adèle und Chantal.
Sie gehören zu einer Gruppe von insgesamt fünf
Windrädern und stehen nahe der deutsch-französischen Grenze in der Gemarkung der
lothringischen Gemeinde Berviller en Moselle
(danke für Infos
an Markus Ehl, Altforweiler).
August
2012: Mast 2 ist der havarierte Mast, der oben um ein gutes
Drittel seiner Länge abgebrochen ist. Die beiden kleineren Maste rechts
im Bild sind in etwa 1000 m Entfernung von der Hauptantenne aufgebaut
und stellen die Reserveantenne dar.
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November 2012:
Der havarierte Mast 2 (er stand bisher hier in der Bildmitte) ist weggesprengt worden.
Danach lagen die Überreste des gesprengten Mastes 2 am Boden:
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Juni 2013: Mast 1 ist jetzt ebenfalls gesprengt worden. Rechts im Bild sind nur noch die beiden
Masten der Reserveantenne zu sehen. Dies
war der Zustand der Antennanlage ab 2013.
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Nach
dem 13. Juni 2013 lagen die Reste von Mast 1 über die Wiese
verstreut:
Oktober 2020:
Abriss der letzten Antennen-Masten des
Langwellen-Senders Europe 1, die bis dahin noch in Berus
standen
Nach der endgültigen Einstellung des Sendebetriebs von
Europe 1 am 31. Dezember 2019 war klar, dass man auch
die noch stehenden Masten 3 und 4 der ehemaligen
Hauptantenne und die beiden Masten der
ehemaligen Reserveantenne schnellstens
abbrechen musste. Letztere hatten bis dahin als
Hauptantenne für den relativ neuen, halbleiterbestückten
Sender gedient. Weitere Gründe für den baldigen Abriss
waren neben statischer Bedenken sicher auch die
laufenden Kosten für Betrieb und Unterhalt der für die
hohen Masten notwendigen Hindernis-Befeuerung für den
Luftverkehr.
So
wurden am 20. Oktober 2020 die beiden Masten der
Hauptantenne gesprengt, und am 27.
Oktober folgten die beiden Masten der alten
Reserve-Antenne, die seit Oktober 2015 als
Hauptantenne benutzt wurde.
Die
vormals weithin sichtbaren Masten sind damit als
Landmarken auf dem Sauberg verschwunden.
Dieser Standort wird
aber in Zukunft für einen anderen Senderbetrieb genutzt
werden. Der alte Fernsehturm von Tele-Saar wurde
inzwischen renoviert und dient zukünftig mit neuer
Technik der Ausstrahlung des digitalen Fernsehens DVB T2
und des digitalen Hörfunks DAB+. Fotos oben u.
rechts: Ingrid Tschurl
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Danke für einige Infos zu
diesem Thema an Willi Diwo, Überherrn!
Über die
Sprengung der Masten 3 und 4 der alten Hauptantenne am
27. Oktober 2020 können Sie im Internet ein
Video
des SR sehen:
https://www.sr.de/sr/sr3/themen/panorama/sprengung_sendemasten_berus_felsberg_100.html
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Diese Seite wurde am 09.08.2012 begonnen und zuletzt bearbeitet
am 22.2.2021
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