oben

Home (zur Startseite) >> www.saar-nostalgie.de


 

 

3) Fernsehen im Saarland:

 

 

       TELESAAR  (von 1953-1958), danach: SR-Fernsehen (ab 1959)

 

 


 

Weitere Seiten im Rundfunk-Kapitel:  Rundfunkgeschichte - Radio Saarbrücken - Radio-Erinnerungen - Reporter & Ü-Wagen - Weissenbachs - Saarlandbrille - Wartburg - Radio-Orchester - MW-Sender Heusweiler - - Europe No 1 - Radio-Geräte

 


Inhalt dieser Seite:


1)  Ein faszinierendes Medium wird geboren

2)  Die Entstehung des ersten saarländischen Fernsehsenders

3)  Ausstrahlung und Empfang des TELESAAR-Programms

4)  Fast ein Fernseh-Krimi: Das Ende v. TELESAAR & wie d. Deutsche Fernsehen ins Saarland kam

5)  Nach der Schließung von TELESAAR: SR-Fernsehen

Anhang:  a) Wie TELESAAR seine Zuschauer informierte und unterhielt: Programm -  b) Mitarbeiter

Technischer Anhang:  a) Ü-Wagen  b) Fernsehkameras  c) Farbfernsehen geht nur mit 819 Zeilen?


 

1) Ein faszinierendes Medium wird geboren.

 

In Deutschland wurden die ersten öffentlichen Fernsehsendungen schon in der Zeit des Dritten Reiches ausgestrahlt, und zwar von 1935 bis 1940. Während des Krieges sind Fernsehübertragungen in der Heimat nicht mehr für Unterhaltungsprogramme genutzt worden, sondern nur noch zu militärischen Zwecken. Auch die Franzosen hatten bereits etwa 1935 mit dem Fernsehen begonnen. Beim Einmarsch der Deutschen in Paris im Jahr 1940 zerstörten sie aber noch schnell ihren eigenen Sender auf dem Eiffelturm. Die Nazis reparierten ihn jedoch und strahlten vom 29. September 1943 an ein deutschsprachiges Programm für die Wehrmacht in Paris in der damaligen deutschen 441-Zeilen- Norm aus. Es richtete sich u.a. an ihre Soldaten im Kriegslazarett.


Während die Franzosen bei Kriegsende schon kurz nach der Befreiung von Paris im August 1944 wieder mit eigenen Fernseh- Sendungen begannen, musste man in Deutschland nach dem Krieg bis Mitte 1951 warten, bevor hier wieder TV-Versuche auf regionaler Ebene stattfinden konnten. Schließlich begann in der Bundesrepublik die am 9. Juni 1950 gegründete ARD erst gegen Ende 1952 ihre bundesweiten täglichen Sendungen.


Im Saarland wollte man nun ebenfalls gerne ein eigenes Fernseh- Programm ausstrahlen. Erste Pläne zur Einrichtung eines solchen Saarländischen Fernsehens entstanden 1951/52. Bei der Stockholmer Wellenplankonferenz für UKW und Fernsehen im Jahr 1952 vertrat die französische Postverwaltung das Saarland. Den westdeutschen Sendern wurden die Kanäle E5 bis E12 im Band III zugewiesen; dem Saarland teilte man den französischen Kanal  F1b  im Band I  zu. Dessen Bild- und Ton-Frequenzen entsprachen etwa denjenigen des deutschen Kanals E2.

 














 

 

Bild oben: So sah das Testbild von TELESAAR aus. 

Um ein Foto der Ludwigskirche herum waren einige Felder und Kreise mit Zahlen platziert, mit deren Hilfe man verschiedene Parameter des Fernseh-Bildes messen und einstellen konnte (zum Beispiel Helligkeit, Kontrast, Auflösung, Geometrie usw.).


Damals wurde das Testbild noch nicht - wie später meist - mit Hilfe eines elektronischen Testbild-Generators erzeugt, sondern man filmte es mit einer Fernsehkamera von einer Tafel im Studio ab - siehe ganz unten auf dieser Seite im Anhang 2b, sechstes Bild!

Zum Programm:  Für den geplanten TV-Sender im teilautonomen Saarland kam es aus politischen Gründen natürlich nicht in Frage, die bundesdeutschen Fernsehsendungen zu übernehmen. Doch wie konnte ein eigenes Programm für unser Land finanziert werden? Aus öffentlichen Mitteln hätte man es auf keinen Fall bestreiten können. Daher musste man auf private Geldgeber zurückgreifen. Diese standen schon "Gewehr bei Fuß", und zwar in Frankreich (siehe nächsten Abschnitt). So kam es dazu, dass der erste private Fernsehsender Europas bei uns im Saarland eröffnet wurde - und das schon Ende 1953!  Er erreichte allerdings nur eine recht überschaubare Zahl von Zuschauern, weil sich nur wenige Saarländer damals schon ein Fernsehgerät leisten konnten... Und er sendete nur viereinhalb Jahre lang!

 

2) Die Entstehung des ersten saarländischen Fernsehsenders

 

Wie in Deutschland und fast allen anderen europäischen Ländern waren in Frankreich kommerzielles Radio und Fernsehen verboten. Aber in einigen kleinen Staaten an der Peripherie des Landes strahlten schon früh private Radiosender ihre werbefinanzierten Sendungen in französischer Sprache aus: im Südwesten Frankreichs Radio Andorra, im Südosten Radio Monte Carlo und im Nordosten Radio Luxembourg. Da sie alle mit hoher Leistung auf Mittel- bzw. Langwelle sendeten, konnte man sie (besonders während der Nacht) in weiten Teilen Frankreichs empfangen.

 

Den LW-Sender in Monaco betrieb die dort ansässige private Holding-Gesellschaft Images et Son ("Bilder und Ton"). Deren Hauptanteils- Eigner waren Prinz Rainier III. von Monaco und der ehemalige Uhrenhändler und Medienunternehmer Charles Michelson (er stammte aus Rumänien, wurde aber oft als staatenlos bezeichnet). In den frühen 50er-Jahren bereiteten die Gesellschafter von Images et Son gerade den Aufbau einer kommerziellen Fernsehstation in Monte Carlo vor, als sie auch im Saarland geeignete Partner für ein solches Vorhaben entdeckten. So beteiligten sie sich dort an der Gründung der Saarländischen Fernseh AG, die am 16./17. Mai 1952 über die Bühne ging. Es gelang ihnen, deren Hauptaktionäre zu werden. Vorsitzender der Fernseh AG wurde Henri de France, der auch Chef der französischen Firma Radio Industrie war (siehe unten, im Anhang dieser Seite; Henri de France entwickelte später das französische Farbfernsehsystem SECAM). Ziel der AG war es zunächst, die Genehmigung für den Betrieb eines privaten Fernsehsenders für das Saarland zu erhalten.

 

Am 18. Juni 1952 verabschiedete der Saar-Landtag ein neues Rundfunkgesetz. Mit diesem wurde die Rundfunkhoheit, die seit 1946 bei den Franzosen lag, auf das Saarland übertragen. Außerdem legte man fest, dass in- oder ausländische Gesellschaften Konzessionen zur Errichtung und/oder zum Betrieb von Radio- und Fernsehsendern im Saarland erhalten konnten. Auf dieser Grundlage wurde kurz danach der gerade entstandenen Saarländischen Fernseh AG (siehe im Absatz oben) durch einendgd Vertrag mit der Saarländischen Rundfunkverwaltung (welche den Mittelwellen-Sender Radio Saarbrücken betrieb) die Genehmigung erteilt, eine kommerzielle deutschsprachige Fernsehstation im Saarland aufzubauen und zu betreiben. Die Fernseh AG sollte für die Finanzen, die Technik und das Programm des Senders verantwortlich sein. Als Fernsehnorm wurde nicht die im übrigen Europa (außer GB) verwendete Norm mit 625 Zeilen festgelegt, sondern die in Frankreich übliche 819-Zeilen-Norm.

 

Kurz nach Abschluss dieses Vertrages schlug der Generaldirektor von Radio Saarbrücken, Frédéric Billmann, dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann vor, der Fernseh AG auch das Recht einzuräumen, parallel zu dem TV-Sender einen ebenfalls kommerziellen Radiosender aufzubauen. Nur mit den Werbeeinnahmen einer solchen Station könnten die hohen Kosten des neuen Fernsehsenders aufgefangen werden, denn es würde mehrere Jahre dauern, bis dieser eigene Gewinne abwerfe. Billmann war selbst als Aktionär an der Fernseh AG beteiligt und wurde später ihr geschäftsführenderDirektor.

 

Man kann vermuten, dass er den Plan für einen zusätzlichen lukrativen Radiosender schon lange vorher in der Tasche hatte, um ihn jetzt als unerlässliche Finanzierungsgrundlage für den saarländischen TV-Sender vorzulegen. Als weiteren Köder versprach er, Radio Saarbrücken einen neuen, stärkeren (100-kW-starken) Mittelwellensender zu spendieren (dazu kam es aber nie; Näheres darüber auf unserer Seite Rundfunkgeschichte, am Ende von Abschnitt 2).


Foto rechts: Michael John, Holz. Siehe dazu auch unsere Seite Radio- u. Fernsehgeräte aus sld. Produktion unter B!  

 

Hoffmann erklärte sich mit Billmanns Vorschlag einverstanden, stellte aber zur Bedingung, dass für Radio Saarbrücken durch den geplanten neuen Radiosender keine finanziellen Nachteile und keine Störung des Betriebes entstehen dürfe, und dass die Fernseh AG sich selbst um die Zuteilung einer Frequenz für diesen Sender kümmern werde. Kurz darauf wurde der Deal vertraglich festgeklopft. Damit war auch die Grundlage für die Errichtung des späteren französischen Langwellen-Reklamesenders auf saarländischem Gebiet mit dem Namen "Europe No. 1" geschaffen (mehr darüber: siehe unsere Seite Europe No 1). Dieser ging im 1. Januar 1955 auf Sendung.

 

Von Billmann stammte wahrscheinlich auch die Idee, den Sender Radio Saarbrücken in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umzuwandeln. Und so wurde am 24. Oktober 1952 die "Saarländischer Rundfunk GmbH" gegründet. Unmittelbar danach schrieb man die zwischen der Rundfunkverwaltung und der Fernseh AG abgeschlossenen Verträge auf die neue SR-GmbH um und unterzeichnete sie am 30. Januar 1953 sicherheitshalber noch einmal neu. 

TVNun wurde damit begonnen, den saarländischen Fernsehsender in Saarbrücken aufzubauen. Bereits im Laufe des Jahres 1953 starteten die ersten Versuchs- sendungen der neuen Station TELESAAR. Diese begann damit sogar schon eher als ein anderer, bereits früher von der Images-et-Son-Holding geplanter TV-Sender: "Télé Monte Carlo" nahm in Monaco seinen Betrieb erst am 19. November 1954 auf. Das Fernsehen startete somit im Saarland nur wenig später als in der Bundes- republik, allerdings mit einer Station, die von französischen Geldgebern privat finanziert wurde!                                                                                     Pressemeldung dazu  >

                                                                                            

In Deutschland wäre die Genehmigung eines Privatsenders damals (und noch bis etwa 1984!) undenkbar gewesen. Deshalb führte diese Situation nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik am 1. Januar 1957 zu heftigen politischen Turbulenzen (siehe unten im Abschnitt 4: "Das Ende von TELESAAR").  

Die erste "richtige" Sendung von TELESAAR fand dann am 23. Dezember 1953 statt. Es war der 63. Geburtstag von Johannes Hoffmann, und der Generaldirektor von Radio Saarbrücken, Frédéric Billmann, gratulierte dem Ministerpräsidenten vor laufender Kamera.

In dieser Auftaktsendung waren außerdem zu sehen:


Christa Adomeit als Ansagerin, Fritz und Gerdi Weissenbach (damals noch Gerti Palmer), Viktor Lenz und Sohn, das Schlager- Terzett "Die drei Raben" und der Sänger Luitpold Ganther. Man sendete auch einen Märchenfilm, einen Kurzfilm über Johannes Hoffmann und einen Kulturfilm von Ernst Bingen über das Saarland.


(Es gibt leider keine Bildaufzeichnungen von den Fernsehsendungen dieser Anfangszeit, weil die technischen Möglichkeiten dazu damals noch nicht bestanden.) Danach folgten verschiedene weitere Versuchs- ausstrahlungen, bis es ab 6. Juni 1954 tägliche Fernseh-Sendungen mit einem Vollprogramm gab. Die Sendedauer betrug etwa drei Stunden pro Tag.  -  Mehr über das Programm von TELESAAR finden Sie unten im Abschnitt 6.

 

TELESAAR wurde über einen 100-Watt-Sender vom Eschberger Hof in Saarbrücken aus im Band III, Kanal F 7 (horizontale Polarisation) in der französischen 819-Zeilen-Norm ausgestrahlt. (Näheres dazu: siehe unten im Abschnitt 3). Das Mini-Studio war nur 58 qm groß und befand sich im Hause der Saarländischen Volksfürsorge in der Dudweiler Straße 57-59, Ecke Richard-Wagner-Straße. Man nahm dafür zwei Stockwerke in Anspruch, um besser mit den hohen und sehr heißen Scheinwerfern (den so genannten Jupiterlampen) umgehen zu können. Bild rechts: der Eschberger Hof > 

 

Auf dem Foto oben links sehen wir den Turm mit der TELESAAR-Sendeantenne am Eschberger Hof in Saarbrücken (siehe auch Bild oben rechts). In dem Foto darüber sehen wir die Richtfunkantenne, die auf dem Dach des Volksfürsorge- Hauses Ecke Dudweiler Straße/Richard-Wagner-Straße angebracht war (dieses ist auf dem Foto rechts abgebildet).

 

Rechts neben diesem Anwesen erkennt man das Haus Richard-Wagner-Straße 58-60. Darin befindet sich noch heute der Sitz der "Europäischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft mbH Europa 1". Diese ist übrigens auch die Hauptgesell- schafterin der heutigen privaten saarländischen Radiostation RADIO SALÜ, deren Studios ebenfalls in diesem Gebäude untergebracht sind.

 

Die Bilder wurden in den 50er-Jahren von TELESAAR-Mitarbeitern aufgenommen.

 

Literaturangaben zu den hier geschilderten Vorgängen finden Sie unten am Ende dieser Seite.

 

Das Personal des saarländischen Fernseh- Senders bestand  z.B. im Jahr 1954 aus 28 Personen, 25 von ihnen waren Saarländer. Die Mitwirkenden vor und hinter den Kameras und Mikrofonen waren überwiegend Radioleute, die man schon vom Reichssender bzw. von Radio Saarbrücken her kannte. Viele von ihnen arbeiteten jetzt sowohl für diesen Radiosender als auch für TELESAAR.


Weitere Angaben zu einzelnen Mitarbeitern beim Fernsehen finden Sie in unserer Tabelle weiter unten.



Ansagerinnen

<  Das Stationsbild des saarländischen Fernsehsenders beinhaltete eine
              
Grubenlampe und die Bergbausymbole Schlägel und Eisen.                        

Kurz nach der Aufnahme des Sendebetriebs von TELESAAR wurde schon ab Mitte Mai 1954 Fernsehwerbung ausgestrahlt, denn die Einnahmen daraus wurden benötigt, um zur Finanzierung des privaten Unternehmens beizutragen. Dieses sollte später einmal auch Gewinne abwerfen - dazu ist es aber nie gekommen.

 

Die Vermarktung der Werbung oblag der Radio-Reklame GmbH, die auch für die Rundfunkwerbung bei Radio Saarbrücken zuständig war.

 

(Siehe hierzu auch unsere Seite Radio Saarbrücken, Abschnitt 8)


Alle Bildschirm-Fotos: Richard Kirst, Dudweiler

fdfd

Inzwischen war auch der Bau der Sendeanlagen für den kommerziellen Radiosender auf dem Sauberg bei Felsberg-Berus in Angriff genommen worden. Er sollte sein mit Werbung finanziertes Programm - meist in französischer Sprache - ab 1. Januar 1955 auf Langwelle unter dem Namen Europe No. 1 ausstrahlen (der Name des Senders wurde 1983 abgekürzt zu "Europe 1"; so lautet er heute noch).


 

Weitere Einzelheiten zu dem Langwellen-Sender finden Sie auf unserer Extra-Seite über  Europe  No.1, auf welcher die Verknüpfung der Entstehungsgeschichten von TELESAAR  und Europe No.1 beschrieben werden.


 

 

3) Ausstrahlung und Empfang des TELESAAR-Programms

 

Im Saarländischen Landtag wurde am 18. Juni 1952 ein Rundfunkgesetz verabschiedet, in dem für das Saarland die Übernahme aller technischen Normen des französischen Fernsehsystems festgeschrieben wurden. Es wurde also wie in Frankreich mit 819 Bildzeilen gesendet, und Bild und Ton wurden in AM ausgestrahlt.

 

Mit Fernsehgeräten, die nur für diese Norm ausgelegt waren, konnte man deshalb im Saarland zwar TELESAAR und das französische Fernsehen schauen, nicht aber das deutsche, das ja im PAL-System 625 Zeilen verwendete. Umgekehrt war TELESAAR in der angrenzenden BRD mit einem normalen Fernsehgerät nicht zu sehen. Nur mit teuren Mehr- Normen-Geräten (wie z.B. dem rechts abgebildeten) konnte man beide Systeme empfangen.

 

Es gab im Saarland damals insgesamt nur wenige Fernsehgeräte: ganz am Anfang etwa 100, 1954 ca. 700 und 1958 rund 4000. In fast jeder Gastwirtschaft stand ein Fernseher. Das günstigste Gerät auf dem Markt war ein 819-Zeilen-Gerät von Sonora mit 36cm Bilddiagonale. Es kostete etwa 60.000 Francs. Da man damals in der Regel nur ein einziges Programm empfangen konnte, galt ein Kanalwähler bei diesen Geräten als unnötiger Luxus. Falls doch eine Kanalwahl nötig war, wurden einfach einige mitgelieferte Spulen ausgetauscht.

 

Ein für das Saarland zur damaligen Zeit besonderer Fernseher, Marke Telemaster.

Es war ein Mehrnormengerät ("Mehrzeiler") und kostete ca.125.000 frs. Foto: M. John, Holz

TELESAAR sendete im Band III auf Kanal F7 mit horizontaler Polarisation. Dieser Kanal war auf der Stockholmer Wellenkonferenz nicht dem Saarland zugeteilt worden, sondern Frankreich. Aber die RTF (Radio Télévision Française) trat ihn für unser Gebiet an TELESAAR ab. So konnten Fernseh-begeisterte Saarländer das TELESAAR-Programm in und um Saarbrücken mit geringem Antennenaufwand auf diesem Kanal empfangen. Der in Stockholm dem Saarland offiziell zugewiesene Fernsehkanal F1b im Band I (seine Frequenzen überschneiden sich mit denen des Kanals E2), blieb vorläufig ungenutzt (bis Januar 1957, siehe unten im Abschnitt 4).


Mit größeren Antennen war TELESAAR auch in weiter entfernten Höhenlagen zu empfangen. Die Geräte und Antennen dafür konnte man z.B. im Raum Neunkirchen bei Radio Zeiler in der Bahnhofstraße kaufen oder bei der Firma Maekel, Ecke Hüttenbergstraße/Oberer Markt. Im Gastraum des Restaurants Burgkeller am Oberen Markt stand ein Gerät, auf dem sich die Gäste den saarländischen TV-Sender anschauen konnten, und auch in der Gaststätte "Beim Hör" in Haus Furpach war ein Fernsehempfänger aufgestellt. (Mitteilung von J. Dippe.)

 

Über seine frühen TV-Empfangserlebnisse berichtet Udo Burkhardt aus Neunkirchen: "Ich habe dort bei der Fa. Maekel von 1961 bis 1965 das Radio- und Fernsehtechniker-Handwerk erlernt. Die alten Geräte, die Mitte der fünfziger Jahre gebaut wurden, habe ich noch repariert, und ich kannte mich auf vielen Dachböden Neunkirchens bestens aus. In Furpach, wo ich aufgewachsen bin, gab es auch schon 1955 im Gasthaus "Zur Ewigkeit" (Ripplinger) ein Fernsehgerät. Ich erinnere mich noch gut an den Bau der Antenne. Ein Riesending! An manchen Stellen des Saarlandes, vor allem im Homburger Raum, bekam man den Südwestfunk vom Sender Hornisgrinde auf Kanal 9 besser herein. Saarbrücken war dort schlecht zu empfangen. Das lag an der senkrechten Abstrahlung des Signals (gemeint ist die vertikale Antennen- Polarisation*), welche zwar die Reichweite erhöhte, aber durch die vielen "Schatten" (Reflexionen) war kaum etwas zu erkennen. Von der Hornisgrinde kam das Signal horizontal. Da war das Bild zwar oft voller Grieß, aber man konnte von dem Geschehen auf dem Schirm mehr erahnen."  *) 

Zu dem Bild: Solche und ähnliche abenteuerliche Selbstbau-Antennen verhalfen den wenigen Fernsehfreaks in den Anfangszeiten des neuen Mediums zum Empfang eines einigermaßen erkennbaren Bildes. Diese beiden 21 m hohen freitragenden Stahlmaste standen drehbar in Ensheim beim Haus des Direktors der Saarländischen Röhrenwerke, Baumbach. Sie wurden schon 1953 aufgebaut, um den Sender Feldberg im Taunus auf Kanal 8 zu empfangen. Die Antenne soll aus 64 Elementen bestanden haben; bei Planung und Bau sollen bekannte TV-Techniker wie Werner Rummel (Sbr.), Ernst Groß (St. Ingbert) und Günther Krauß (Güdingen) mitgewirkt haben. (Foto u. Bericht: SZ 28.08.53)

 

Im Anhang ganz unten auf dieser Seite finden Sie einen Bericht "So kann man sich irren" mit interessanten Details über die im Vorfeld geführten Diskussionen bezüglich der im Saarland einzuführenden Zeilennorm und dem damals ebenfalls schon angedachten - aber noch lange nicht verwirklichten - Farbfernsehen.

 

3a) Im Saarland der 50er-Jahre empfangbare Fernsehsender

 

Mit entsprechenden Empfangs- und Antennenanlagen konnte man damals - je nach Wohnlage - folgende Fernsehsender empfangen:

 

Programm

Sprache

Standort

 kW

von - bis

Kanal

Norm

Bild (MHz)

Ton (MHz)

TELESAAR

 

deutsch

 

Saarbrücken - Eschberg

Felsberg - Berus

0,1

3

23.12.53 -15.7.58

15. - 25.1.1958

F 7

F1b vert

E - 819

E - 819

177,15 pos.

 52,40  pos.

188,30 AM

 41,25 AM

Deutsches Fernsehen

 

 

 

 

deutsch

 

 

 

 

Saarbr.-Schwarzenbg. [1]

 

Saarbrücken - Eschberg       (über einen Zeilenumsetzer)

Göttelborner Höhe

 0,1

 

 0,1

 

100

1.1.57 mit Unterbre-

  chungen bis Okt. 59

16.7.58 - Nov. 58

 

ab 15.10.1959

E 2 vert.

 

F 7

 

E 2 vert. *)

B - 625

 

E - 819

 

B - 625

  48,25 neg.

 

177,15 pos.

 

  48,25 neg.

  53,75 FM

 

188,30 AM

 

  53,75 FM

                                                                                                                                                                                  *) Göttelborn ab 1976 horizontal

In guten Empfangslagen waren (mit gewinnbringenden Antennen) auch zu empfangen:                                       

Deutsches Fernsehen

 

 

deutsch

 

 

Hornisgrinde

Gr. Feldberg im Taunus

Weinbiet (bei Neustadt)

80

10

30

ab 1954

ab 29.5.1953

ab Ende Mai 1953

E 9

E 8

E 6

B - 625

B - 625

B - 625

203,25 neg

196,25 neg

182,25 neg

208,75 FM

201,75 FM

187,75 FM

Radiodiffusion-Télévi- sion Française (RTF)

französ.

 

Metz (Luttange)

Straßburg (Lauth)  [2]

10

3

ab 1956

ab 1953

F 6

F 5

E - 819

E - 819

173,40 pos.

164,00 pos.

162,25 AM

175,15 AM

Télé Luxembourg

französ.

Dudelange

100

ab 23.1.1955

E 7

E - 819

189,25 pos.

195,75 AM

[1]  Vom 6.1.57 bis 14.1.58 sendete man vom Schwarzenbergturm aus nur sporadisch, etwa 1x pro Woche (Näheres darüber siehe unten im Abschnitt 4 "Das Ende von TELESAAR"). Am 1.9.58 wurde seine Leistung von 100 W (= 0,1 kW) auf 2 kW erhöht.

[2]  Der Sender Straßburg-Lauth konnte an der Saar wahrscheinlich nur an sehr wenigen Orten empfangen werden, da er sehr schwach war. Er wurde ab 1964 auf demselben Kanal (F5) durch einen Sender in Straßburg (Nordheim) mit 50 kW ersetzt.

Tabelle: Rainer Freyer und Karl Presser.

Quellen: Chronik der ARD (http://web.ard.de/ard-chronik/); Wikipedia (Stichwörter: Namen einzelner Sendeanlagen); die französische Zeitschrift Le HAUT-PARLEUR vom 30. Oktober 1962 sowie verschiedene Berichte aus der SVZ und anderen Zeitungen der 50er-Jahre



Über das Programm von TELESAAR: 

 

Wie TELESAAR seine Zuschauer informierte und unterhielt

 

Das tägliche TELESAAR-Programm war in den ersten Jahren in zwei Blöcke aufgeteilt: Der erste Teil lief von 17 bis 18 (später bis 19) Uhr mit Sendungen für Kinder ("Kinderstunde" u. a. mit Tante Christa und Werner Wiedemann: Basteln, Kasperletheater usw.), für Hausfrauen und Mütter ("Magazin der Frau"), für Gartenfreunde und andere Interessengruppen. Volkstümliche Konzerte wurden von Josef Reichert präsentiert. Nach einer Sendepause begann dann das Abendprogramm. In späteren Jahren lief das gesamte Programm ohne Pause von 19 bis ca. 22.15 Uhr.


tagesschau


Um 20 Uhr sendete man jeden Tag eine "Tagesschau" (diejenige des Deutschen Fernsehens lief erst ab Oktober 1956 täglich!). Das meist aus Frankreich stammende Filmmaterial wurde ohne Ton, aber mit Rohtexten, aus Paris geliefert. Auf der Basis dieser Texte schrieben die TELESAAR-Redakteure im Laufe des Tages deutsche Kommentare zu den Filmbeiträgen und nahmen sie auf Tonbänder auf. Diese wurden dann abends parallel zu dem in Saarbrücken geschnittenen Filmmaterial abgespielt. Vor dem Sendeschluss, meist gegen 21:45 Uhr, wurde die Tagesschau live wiederholt.

 

Dazwischen lief ab 20:15 Uhr ein Spielfilm, eine Unterhaltungssendung (damals hieß es noch "Bunter Abend") oder ein Sketch. Man produzierte aber auch schon eigene Fernsehspiele, und die wurden natürlich immer live gesendet. Überhaupt konnte alles nur "direkt" ausgestrahlt werden, zeitversetzte Sendungen oder Wiederholungen waren nicht möglich, weil es damals noch keine Geräte für eine magnetische Aufzeichnung (MAZ) gab.

Da man Spielfilme in der Anfangszeit des Fernsehens noch nicht elektronisch abtasten konnte, musste man sie im Studio direkt von einem Filmprojektor aus auf die Aufnahmeröhre einer Fernsehkamera projizieren. Deren Bilder gingen dann live über den Sender; die Bildqualität war dadurch allerdings recht bescheiden.

 

Das TELESAAR-Programm wurde in den Tageszeitungen abgedruckt. Es gab auch eine saarländische Programmzeitschrift, TELE Bild mit Radio (mehr dazu auf der Seite Radio Saarbrücken unter Programmzeitschrift). Besonders in den ersten Jahren beschwerten sich Zuschauer häufig, weil an vielen Tagen der Titel des Spielfilms, der abends auf TELESAAR laufen sollte, nicht in der Programmvorschau der Tageszeitungen erschien. Offensichtlich wurde meist ziemlich kurzfristig entschieden, welcher Film im TV gezeigt werden sollte.

 

Sportsendungen spielten eine große Rolle bei TELESAAR. Wichtige Fußballbegegnungen aus dem Ludwigspark und Kieselhumes, manchmal auch aus dem Neunkircher Ellenfeld und anderen Stadien, wurden in der Sendung "Und wieder rollt das Leder" live übertragen und kommentiert. Da unser Sender nicht am internationalen Programmaustausch der europäischen Fernsehanstal- ten teilnehmen durfte, konnte er keine populären Sport-Ereignisse von außerhalb des Saarlandes übertragen.

 

Wer im Saarland die Spiele der Fußball-WM 1954 sehen wollte, konnte in grenznahen Gebieten mit Geräten, die für die deutsche Norm geeignet waren, die ARD-Übertragungen genießen. Vielerorts wurden eigens dafür große Antennenanlagen gebastelt, damit man einen der ARD-Sender empfangen konnte (siehe Tabelle oben im Abschnitt 3). In manchen Gebieten konnte man sich - je nach Lage - die Übertragung über einen Sender aus Frankreich anschauen, natürlich nur mit französischem Ton. Für diejenigen, die keine dieser Möglichkeiten nutzen konnten, wurden Sonderbusse eingesetzt, um sie in grenznahe Orte der Bundesrepublik zu fahren. Dort konnten sie die Spiele an den Fernsehern in Gaststätten verfolgen.

 

TELESAAR berichtete auch über Pferderennen aus Güdingen und Motorradrennen aus St. Wendel. "Catch as catch can"-Kämpfe waren damals besonders in Frankreich beliebt, und solche Veranstaltungen wurden auch im Saarland ausgetragen und im Fernsehen gezeigt.

 

Für die Sportberichterstattung im Studio und die Bekanntgabe der Tippreihen und der Lottozahlen war u.a. Franz Duhr zuständig, der auch bei Radio Saarbrücken die Sportergebnisse präsentierte (siehe hier!).

 

Der Sender übertrug auch Rosenmontagszumzüge, die Eröffnung der Saarmesse, die Ankunft von Politikern am Saarbrücker Bahnhof oder auf dem Flugplatz St. Arnual, den Empfang von Filmstars und anderen Künstlern im Saarbrücker Rathaus usw. Aus der Wartburg und dem Johannishof wurden Veranstaltungen aller Art gesendet. Für diese warb man oft im ganzen Land mit Plakaten.


 

Bei Erwachsenen waren Unterhaltungssendungen mit Variété- und Tanzdarbietungen sehr beliebt; sie wurden meist aus der Saarbrücker Wartburg übertragen. Eine davon hieß "Telecocktail" (Bild links) mit Heinz Schenk (der später zum HR wechselte und im Ersten Deutschen Fernsehen in der Sendung "Zum Blauen Bock" den Mainzer Otto Höpfner ablöste und dort Karriere machte).


Eine andere TELESAAR-Sendung trug den Titel "TELEVARIETE" (rechtes Foto). Dies war eine beliebte Samstagabend-Sendung, deren Programm in der Hauptsache aus Tanzvorführungen und Darbietungen von Musikern und Artisten bestand. Die dabei dargebotene Erotik beschränkte sich etwa auf das, was man auf dem Foto rechts sieht. Aber für die damalige Zeit waren Damen in Dessous im noch jungen  Fernsehen wohl noch eine recht "gewagte" Sache...

 

Abb. rechts: Blick auf das Abendprogramm in einer typischen Programmwoche von TELESAAR im Jahr 1955

 

In der Programmvorschau wird für Samstag um 19:45 Uhr die Sendung "Tante Christa und die Fernsehsternchen" angekündigt.

Auf dem Foto unten sehen wir die "Sternchen" mit dem Märchenonkel von Radio Saarbrücken (Bildmitte).

Mehr über Tante Christa und über den Märchenonkel finden Sie auf unserer Seite Radio Saarbrücken unter Kinderfunk.

 

 

Wöchentliche Programmvorschau mit Roland Stigulinszky mit dem Titel: "Sie werden sehen - Stigs lustige Programmvorschau" >

 

Der bekannte saarländische Zeichner und Karikaturist zeichnete ("Stig") von 1954 bis 1958 die Programmvorschau von TELESAAR. Immer freitags um 19:40 stellte er das Fernsehprogramm der folgenden sieben Tage vor. Das tat er vor einer Staffelei, auf der er live lustige Zeichnungen zu den wichtigsten Sendungen anfertigte. Im Bild rechts ging es zum Beispiel um eine Koch- Sendung, die am darauffolgenden Samstag um 19:15 Uhr laufen sollte.

(Foto: Roland Stigulinszky)

 

Wenn ein Zeichenblatt voll war, zog er es von der Staffelei ab und legte es zur Seite, um mit einer neuen Zeichnung zu beginnen. Die fertigen Blätter müssen seine Fernseh-Kollegen alle entsorgt oder mit nach Hause genommen haben, denn zu seinem Bedauern findet sich heute keines mehr davon in seiner privaten Sammlung.

Bericht von Roland Stigulinszky am 30.4.2011; er vollendete am 29. April 2020 sein 94. Lebensjahr.

 

14-tägige Rundfunk- und

 

Fernsehvorführung

 

in der Bahnhofstraße

 

Mai/Juni 1952

 

In diesem Gebäude in Saarbrücken

(Bahnhofstraße 54, Ecke Rotenhofstraße)

fand eine etwa 14-tägige Rundfunk- und

Fernsehvorführung von Radio Saarbrücken

und TELESAAR statt.

 

Foto aus dem Buch "Saarbrücken wie es war 3"

von Karl August Schleiden; Droste Verlag

 

Informationen über dieses Gebäude finden Sie

auf unserer Seite Orte & Gebäude unter Nr. 5.


  


 

 

Leiter und Mitarbeiter bei TELESAAR:

 

 

 

Generaldirektor

Frédéric Billmann

 

Bild und Dekor

 

Richard Kirst

Werner Kirst

Personal- und kaufm. Direktor

M. Favelier

Leitender Ingenieur

 

M. Legée

Ludwig Schüssler

Tontechnikerin

Ilse Laudenklos

Tontechniker

Otto Gerber

1. Regisseur

Günter Meyer

Kameramänner

 

 

 

Willi Raber

Fredi Ohnsorge

Elmar Schönecker

Ohm Wegener

Regisseur

Ramon Gill

Regie-Assistent

Siegfried Kohl

Bildtechniker

 

Horst Loch

Arthur Wilhelmi

Sprecher


 

 

O.K. Müller

Olaf Quaiser

Günther Stutz

u.a.

Bild- und Film-Techniker

 

 

Janni Karamontzo

Ehrhard Pröschel

Eduard Jung

Ansagerinnen

 

Christa Adomeit

Hedi Ballier u.a. (siehe auf dem Foto weiter oben)

Beleuchter

Rudi Dohn

 

 

Zur Technik bei TELESAAR

 

a) Der TELESAAR-Übertragungswagen                

 

  Als Fernsehübertragungswagen diente TELESAAR

  ein umgebauter Omnibus.

 

  


 

b) Fernsehkameras von damals       

 

Bild links: Solche 819-Zeilen-Kameras des Fabrikats Radio- Industrie) wurden in den Studios von TELESAAR verwendet.

(Foto: SR)

 

Beide Bilder unten: zwei etwas modernere Kameras der Fernseh-GmbH aus den frühen 60er-Jahren für das Regionalprogramm des Saarländischen Rundfunks

(Fotos: R. Freyer, 2009 im energis-VSE-Elektromuseum Illingen)

      

 


Ernst Becker, ehemals Toningenieur beim Radio (siehe >hier auf unserer Seite Wartburg), erinnerte sich: Der Herr mit Brille, der auf dem Bild weiter oben links auf die Kamera 2 deutet, war sehr wahrscheinlich sein Kollege Günter Meyer.

 

Meyer wirkte in der Wartburg als Toningenieur im Hörspiel- Studio von Radio Saarbrücken mit und moderierte auch eine Jazz-Sendung im Funk.

 

Später kümmerte er sich um den guten Ton bei TELESAAR. Danach ging er nach Frankfurt zum Hessischen Rundfunk und schaffte es dort bis zum Produktionsleiter. Auch privat war er sehr "erfolgreich": Er heiratete eine Fernsehansagerin vom WDR.

 

<Das Foto hier links zeigt weitere Techniker in den Räumen von TELESAAR. Im Hintergrund hängt halbrechts an der Wand das Testbild von TELESAAR (siehe Abbildung ganz oben auf dieser Seite!). Es wurde von hier aus mit einer Fernseh-Kamera abgefilmt und dann gesendet.





Dieses seltene Farbfoto muss bei einer Außenaufnahme von TELESAAR auf einem saarländischen Bauernhof entstanden sein, also bei einer Veranstaltung "auf dem Land".

Links ist ein offener Lastwagen zu sehen, auf dessen Ladefläche wahrscheinlich Techniker und Reporter sitzen.  Daneben steht ein Peugeot 203 mit dem Telesaar-Emblem auf der Tür.

 

 

 


 

 

c) So kann man sich irren: falsche Erkenntnis im Jahr 1951: "Farbfernsehen geht nur mit 819 Zeilen"

Als man im Saarland nach 1950 damit begann, erste Pläne für die Errichtung eines eigenen Fernsehsenders zu schmieden, machten sich die Saar-Regierung und einige französische Interessenten aus der Rundfunkindustrie ihre Gedanken über die Fernsehnorm, mit der ein zukünftiger saarländischer Sender arbeiten sollte. Die Norm legt z.B. fest, aus wie vielen Zeilen das Bild besteht. Für die in Deutschland geplanten Sender wurde 1948 eine Norm mit 625 Zeilen festgelegt. Die meisten übrigen Länder Europas schlossen sich diesem Standard an. Die Franzosen sendeten aber schon seit 1948 mit 819 Zeilen. Wenn man mit ein und demselben Fernsehgerät beide Normen empfangen wollte, brauchte man ein Mehrnormengerät (im Volks- mund "Mehrzeiler" genannt), der aber damals zuerst gar nicht und später nur mit einem hohen Aufpreis zu haben war.

Die saarländische Regierung musste sich nun für ein System entscheiden. Den Franzosen war natürlich daran gelegen, ihre 819-Zeilen-Norm auch im Saarland einzuführen. Um die Saar- Regierung von deren Vorzügen zu überzeugen, brachten sie Ende 1951 ein merkwürdiges Argument ins Spiel - siehe Text rechts >>>

 

Der abgebildete Text ist ein Auszug aus der Übersetzung eines Schreibens, das der damalige Directeur Général der Firma Radio-Industrie Paris, Henri de France, Ende 1951 an die saarländische Regierung gerichtet hatte.

 

Was hier die französischen und angeblich auch die amerikanischen Fachleute noch 1951 als unumstößliche Voraussetzung für eine künftige Farbübertragung im Fernsehen propagierten, wurde schon in den sechziger Jahren bei der Einführung des Farbfernsehens eindeutig widerlegt: Auch das französische SECAM-Farbsystem verwendete ab 1967, genauso wie das deutsche PAL, 625 Zeilen; für den amerikanischen NTSC-Farb-Standard waren schon 1953 sogar nur 525 Zeilen festgelegt worden.

 

Man entschied sich im Saarland mit dem Rundfunkgesetz von 1952 für die volle Übernahme der französischen Norm. Dass dies wegen ihrer angeblich "exklusiven" Farbtauglichkeit geschah, ist unwahrscheinlich. Den Hauptausschlag für die Entscheidung gaben wohl die wirtschaftlichen Interessen der französischen Industrie. Außerdem konnte die Regierung damit einmal mehr ihren Willen zu einer weitgehenden Anlehnung unseres Landes an Frankreich durchsetzen. So war es im Saarland nämlich nicht möglich, mit den hier "üblichen" Fernsehgeräten in der französischen Zeilennorm von 819 Zeilem außer TELESAAR und dem französischen Fernsehen RTF auch das Deutsche Fernsehen zu empfangen. Davon abgesehen wären bei einer Übernahme der 625-Zeilen-Norm im Saarland die dafür geeigneten Fernsehgeräte viel teurer geworden, denn sie hätten aus Deutschland eingeführt und verzollt werden müssen.

 


 

Literaturangaben zu dieser Seite:

 

- Andreas Fickers. Die Anfänge des kommerziellen Rundfunks im Saarland. Die Geschichte der Saarländischen Fernseh AG (Tele-

  Saar und Europe No.1). In: Clemens Zimmermann/Rainer Hudemann/Michael Kuderna (Hrsg.). Medienlandschaft Saar von 1945

  bis in die Gegenwart. Band 1: Medien zwischen Demokratisierung und Kontrolle (1945 - 1955). München 2010. Seiten 241 bis 280

 

- Privat-Sender. Freibeuter an der Saar. In: Der Spiegel 16/1958, Seite 47f.  http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41760626.html

 

- Europa I, Piraterie im Äther. In: Der Spiegel 1/1961, Seite 63.  http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159238.html

 

- Heribert Schwan: Der Rundfunk als Instrument der Politik im Saarland 1945 - 1955. Berlin 1974. Seiten 55ff.

 

- Fritz Raff, Axel Buchholz, Hg.: Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar - 50 Jahre Saarländischer Rundfunk.

  Freiburg, Basel, Wien 2007. Seiten 54 bis 56

 

- Michael Geib. Fernsehen in den Kinderschuhen. In: Von der `Stunde 0´ zum `Tag X´. Das Saarland 1945-1959. (Katalog zur

   Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloss). Saarbrücken 1990. Seiten 407 bis 416

 

- Mineralienatlas: http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Saarland/Saarlouis/Ü%DCberherrn (zum Muschelkalk in

  Überherrn)

 

- Saarländischer Rundfunk (Hg.) Unser Sender an der Saar. 50 Jahre Rundfunk im Saarland. Saarbrücken, 1985. Seiten 54 f

 

- Sellemols - Vor 50 Jahren: TELESAAR. Sendung des SR-Fernsehens über Telesaar vom 1. Februar 2004

 

- 15 Jahre Werbefunk an der Saar. Hgg. von der Werbefunk Saar GmbH, o.D.; wahrsch. 1963

 

Herzlichen Dank an Hans-Günter Quirin, Völklingen, für seine Zeitzeugenberichte und für zahlreiche Kopien aus seiner umfangreichen Sammlung über die Entwicklung von TELESAAR mit vielen Bildern, Texten und Zeitungsausschnitten aus den 50er- und 60er-Jahren.

 


 

 

 

Inhalt des Kapitels Radio & Fernsehen:


1)  Geschichte des Rundfunks im Saarland (von 1929 bis 1959 und danach)

  

2)  Radio Saarbrücken:

 

     a)  Radio Saarbrücken - der Heimatsender der Saarländer

     b)  Radio-Erinnerungen

     c)  Reporter und Übertragungswagen

     d)  Die Familie Weissenbach  (die beliebten Moderatoren Gerdi und Fritz)

     e)  Die Saarlandbrille  (beliebte Sonntagssendung mit "Zick, Zack & Marieche")     

      f)  Die Wartburg (das Funkhaus von Radio Saarbrücken)

     g)  Die Orchester der Saarbrücker Radiosender

     h)  Der Mittelwellen-Sender Heusweiler

      i)  Bilder vom Heusweiler Sender

 

3)  Fernsehen im Saarland: Von TELESAAR zum SR-Fernsehen  (diese Seite)

 

4)  Europe 1

     a)  Der private französische Langwellensender Europe No 1     

     b)  Die Antennen-Anlage von Europe 1 - Mastbruch 2012

  

5)  Radio- und Fernsehgeräte aus saarländischer Produktion

 

Diese Seite wurde 2008 begonnen und zuletzt bearbeitet am 21.3.2021


 

 

nach oben

arrow4_u.gif

|

arrow4_L.gifzurück <---------> weiter arrow4_R.gif

wwwonline-casino.de

 

(Gesamt seit 2008)

 

Home (zur Startseite) > www.saar-nostalgie.de