oben
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A) Zur Firmengeschichte
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1871 übernahm der Drechsler Ludwig Gottlieb, dessen Familie schon seit
Generationen am St. Johanner Markt 23 wohnte, das Lebensmittelgeschäft eines
Herrn Christmann im gleichen Hause (siehe übernächstes Foto). In den Folgejahren eröffnete
Gottlieb unter Beteiligung seiner Söhne Ludwig jr.
und Heinrich sowie seines Schwiegersohns Andreas Günther Friedrich (genannt Fritz) Francke weitere Lebensmittel- oder Consumgeschäfte.
1880 schied Ludwig Gottlieb sen. aus dem Betrieb aus. Nach dem frühen Tod von Heinrich
im Jahr 1883 führten Ludwig Gottlieb jr. und Fritz
Francke die Geschäfte in Saarbrücken weiter, und vor dem Hintergrund des
gewonnenen Krieges 1870/71 war auch eine Ausweitung in Richtung
Elsass-Lothringen möglich.
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Oben: Gottlieb-Filiale Bahnhofstraße St. Wendel um 1910 (von einer alten Postkarte). - Unten: Das Gottlieb-Stammhaus am St. Johanner Markt 23 in Saarbrücken, Ende des 19. Jahrhunderts. Wo
es sich am St. Johanner Markt genau befand, können Sie auf der ersten der
zwei Postkartenaufnahmen erkennen, die Sie ganz unten auf dieser Seite
sehen. Es war zwischenzeitlich neu gebaut und
den beiden Nachbar- Häusern in der Höhe angepasst worden.
Die
Großstadt Saarbrücken entstand 1909 durch die Vereinigung von St.
Johann, Alt-Saarbrücken und Malstatt-Burbach. In St. Johann befand sich
der Bahnhof der Stadt. Deshalb entwickelte sich dieser Stadtteil wegen
seiner guten Verkehrs-
anbindung
zum überregionalen Handelszentrum im Südwesten der Rheinprovinzen. Die
Bevölkerung wuchs stark an, aus vielen traditionellen
Handwerksbetrieben entstanden kleine Industriebetriebe, und aus
Einzelhandelsunternehmen entwickelten sich Filialketten. Die Firma
L.Gottlieb baute bereits vor dem Ersten Weltkrieg von St. Johann aus ein
Filialnetz mit über 300 Läden auf, das von Luxemburg über
Elsass-Lothringen bis nach Basel reichte.
Nach
dem Krieg gingen die Geschäfte in Elsass-Lothringen und
Luxemburg verloren. Die verbleibenden
Firmenteile wurden durch die Nachkommen des Familienzweiges Francke im
Saarland und durch diejenigen der Familie Gottlieb im Raum Freiburg
unabhängig voneinander weitergeführt. Immer mehr Gottlieb-Filialen
wurden im Saarland eröffnet. Auch im Zweiten Weltkrieg ging der Verkauf
weiter, soweit es möglich war. Nach dem Krieg bauten die alten und einige neue
Mitarbeiter aus dem Nichts heraus mit Energie und Fleiß das Unternehmen
wieder auf. Es kamen immer mehr neue Bedienungsläden hinzu, und
1953 eröffnete Gottlieb in Saarbrücken den ersten
Selbstbedienungsladen des Saarlandes (siehe weiter unten).
Der Leitspruch der Firma war:
"Vom Guten immer das Beste".
In den 50er-Jahren gab es Gottlieb-Filialen in
folgenden saarländischen Orten (in manchen auch mehrere, allein in Saarbrücken waren es neun):
Altenkessel, Beckingen, Bischmisheim, Bous, Burbach, Dillingen,
Dudweiler, Elversberg, Ensdorf, Fürstenhausen, Gersweiler, Klarental,
Lebach, Malstatt, Merzig, Neunkirchen, Püttlingen, Quierschied,
Riegelsberg, Rohrbach, Saarbrücken, Saarlouis, St. Ingbert und
Völklingen.
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Nach dem Beitritt des Saarlandes zur
Bundesrepublik Ende der 50er-Jahre arbeiteten die Gottlieb-Filialen
zunächst unverändert weiter.
1969 übernahm der Freiburger
Gottlieb-Familienzweig die Saarbrücker Firma.
1985 kaufte die Tengelmann-Gruppe den größten
Teil der etwa
35 Filialen des saarländischen Gottlieb-Zweiges auf und betrieb sie weiter unter dem Namen ihrer
damaligen Tochter Plus.
1987
übernahm die ehemalige Bremer Handelskette Kafu-Wasmund die
verbliebenen Filialen von der letzen Familiengesellschafterin, Ellen
Gottlieb-Schramm. Der Name Gottlieb wurde weiter verwendet. Im Jahr 1992 kaufte
die EDEKA die Gottlieb-Filialen. [1]
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[1] Informationen von Fritz Francke jun., Mainz, und
aus dem Wikipedia-Artikel „Gottlieb-Handelsgesellschaft“, dessen Inhalt
bezüglich des saarländischen Gottliebzweigs auf dem Text
dieser Saar-Nostalgie-Seite „L.Gottlieb GmbH“ beruht.
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B) 1953/55: Gottlieb eröffnet seine ersten Selbstbedienungsläden
1) Saarbrücken:
Am 4. September 1953 eröffnete Gottlieb an der Ecke Viktoria-/Kohlwaagstraße den ersten Selbstbedienungsladen des Saarlandes
(der zweite folgte zwei Monate später in der Bahnhofstraße;
es war ein Edeka-Laden im Haus von Möbel
River).
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Auf
dem Foto rechts kann man im Hintergrund links das Totohaus an der
Saaruferstraße auf der anderen Saarseite sehen; heute steht das Haus
Berlin
davor.
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2 Bilder
oben: die provisorische Gottlieb-Nachkriegs-Filiale Ecke
Viktoria-/Kohlwaagstr. wurde im Jahr 1953 zu einem
Selbstbedienungsladen umgebaut. Das Gebäude mit der REI-Reklame im
Hintergund des oberen Bildes steht mit seiner Front an der
Bahnhofstr. - Die nächsten sechs Bilder zeigen die neue SB-Filiale in
betriebsbereitem Zustand.
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In diesem Zeitungstext wurde den Saarbrückern
zum ersten Mal erklärt, wie man in einem SB-Laden mit dem Korb in der Hand einkauft.
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Blick in den Laden und auf die blumengeschmückte Kasse
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Hinweise: Das Waschmittelregal in
dem Foto links ist vergrößert auch auf unserer Seite
Produkte & Werbung abgebildet. - Auf einigen
der Fotos vom Saarbrücker Rosenmontagszug 1955, die auf unserer Fastnachtsseite sind,
sieht man auch diese Gottliebfiliale im Hintergrund.
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< Links: Der neue Laden in der Viktoriastraße am Eröffnungstag. Sogar ein Polizist steht bereit für den großen Andrang.
- Foto unten: Die Gottlieb-Filiale Ecke Mainzer Straße/ Paul-Marien-Straße in den 50er-Jahren. Die Preise
an den Schaufenstern sind noch in frs. (Franken). (Foto: Schmidt)
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Zum Foto rechts: Diese Filiale in der Paul-Marien-Straße befand sich
mindestens seit den 30-er Jahren
an dieser Stelle. Sie wurde im Nov. 1958 nach Modernisierung und
Umstellung auf Selbstbedienung neu eröffnet und zuletzt (bis Anfang 2000) von
Tengelmann/Plus betrieben.
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Abb. rechts: Gottlieb machte auf saarländischen Streichholzschachteln Werbung mit Logo und Namenszug.
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2) Neunkirchen:
1878
wurde die erste Gottlieb-Filiale in Neunkirchen errichtet, und zwar in
der Bahnhofstraße. Bald gab es drei solcher Filialen in der Stadt, u.a.
in der Langenstrichstraße 4. Diese wurde 1955 geschlossen, als Gottlieb
den ersten Selbstbedienungsladen Neunkirchens eröffnete. Er war in der
Bahnhofstraße 57, am Stummdenkmal, zwischen dem Restaurant Nikolaus
Klein (genannt "Kleinnickel") und
dem Hut- und Pelzhaus Reetz (s.Bilder unten).
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Bild
links: Blitzsauber und mit prall gefüllten Regalen erwartet der neue
Gottlieb-Laden seine ersten Kunden.
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C) Die Fahrzeugflotte der Firma L.Gottlieb GmbH
Die drei Farbfotos wurden im Mai 1961 aufgenommen. Sie zeigen den fast
vollständigen Nachkriegsfuhrpark der Firma in den 50er Jahren. Die Fahrzeuge stehen auf dem Gottlieb-Betriebsgelände, das sich im Nauwieser Viertel, Kurze Straße 2 bis 4 befand, gegenüber der damaligen Oberrealschule
(heute Otto-Hahn-Gymnasium). Sie liefen zum Teil noch bis in die Mitte der 60er-Jahre. Vorne links stehen...
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...drei Renault R 4140 Fainéant.
Dieser
Fahrzeugtyp war Anfang der 50er-Jahre auf den Markt gekommen, unter
anderem als 10-Tonner.
Besonderheit war der Sechs-Zylinder-Diesel-Unterflur- motor, der im
Fahrzeugrahmen hinter dem Führerhaus unter der Ladefläche liegend
eingebaut war. Hierdurch ergab sich im Führerhaus mit einer Doppelsitz-
bank Platz für zwei Beifahrer.
Die insbesondere in Frankreich geläufige
Bezeichnung Fainéant bedeutet
soviel wie faul, zu nichts nutze und rührt daher, dass die ersten Modelle mit
ca. 105 PS sehr lahm und wenig spritzig waren. Später wurde die Leistung auf
bis zu 150 PS gesteigert.
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Neben den drei Renaults folgt auf dem Foto ein Ford F-11 W 5-Tonner-LKW.
Dieser Typ wurde von Ford in Poissy bei Paris bis etwa 1949
hergestellt. Antriebsquelle war ein V8-Benzinmotor. Das Fahrzeug mit
dem eckigen Kühlergrill war das Nachfolgemodell für die Armeelaster
Ford F-917, die während des Krieges in Frankreich für die Deutschen
produziert worden waren.
Der daneben stehende Langhauber ist ein Opel Blitz 3,5-Tonner,
wie er schon bei der deutschen Wehrmacht lief, angetrieben von einem 3,5-
Liter-6-Zylinder-Benzinmotor. Diese Fahrzeuge wurden noch bis Anfang der 50er Jahre aus Restbeständen gebaut.
Dahinter folgen vier Renault 2,5-Tonner, ähnlich denjenigen, die auch bei der saarländischen Polizei gefahren wurden (siehe
auf unseren Seiten Polizeifahrzeuge und Saar-Bataillon).
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Die
Fahrzeuge mit Benzinmotoren wurden in den ersten Jahren noch mit
Grubengas betrieben. Typische Gastanks für Kraftfahrzeuge gab es
allerdings noch nicht; getankt wurde, indem man die großen
Stahlflaschen austauschte, die auf beiden Seiten unter der Ladefläche
montiert waren und von denenimmer ein Vorrat zum Tausch gelagert war.
Zur Not konnte man auch auf
Benzinbetrieb umschalten.
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Foto links: Blick auf dieselbe Reihe von Fahrzeugen wie oben, aus einer anderen Perspektive.
Der Lieferwagen im Hintergrund links ist eine Renault Estafette, Baujahr 1959.
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Die andere Ecke des Hofes. Hier stehen von links
nach rechts:
1) ein Renault 2,5-Tonner
(in Rückansicht)
2) ein 5-Tonner-Ford Cargo
(der Cargo war seit 1949 das Nachfolgemodell des Ford F-11 W - "5 tonnes Poissy"; dieser Cargo von Gottlieb war wahrscheinlich
mit einem 8-Zylinder Benzin-Motor ausgestattet.)
3) ein Borgward B 655, Baujahr 1960/61.
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Alle Fotos und die umfangreichen Informationen
oberhalb dieser Zeile wurden von der Familie Francke zur Verfügung gestellt.
Dieser Renault R 4154 Fainéant war
ein Frischdienst-Wagen, der auch zum Fleischtransport zugelassen war.
Hier steht er Mitte der 50er-Jahre, kurz nach der Auslieferung durch
die SKF, vor der damaligen Oberrealschule (heute Otto-Hahn-Gymnasium) am Landwehrplatz. Es gab dazu auch noch einen passenden Kühlanhänger (siehe übernächstes Bild!), deshalb das gelbe Dreieck auf dem Führerhaus.
(Foto: Paul Hartmann für SKF am 18. Juni 1954)
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SAVIEM JL 25, 150 PS 6-Zylinder
Diesel. Das Bild dieses Gottlieb-Sattelzuges wurde etwa 1962 aufgenommen.
(Foto: SKF Saarbrücken)
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Der Frischdienst-Wagen Renault Fainéant steht hier zusammen mit einem Kühlanhänger vor dem
SAVIEM JL 25 - Sattelzug (siehe voriges Bild) in der Kurze Straße in Saarbrücken. (Foto: Familie Francke)
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Zwei frühere Gottlieb-Filialen in Saarbrücken und Völklingen:
(von alten Postkarten)
Die Gottlieb-Filiale am St. Johanner Markt 23 in Saarbrücken, einige Zeit vor dem 2. Weltkrieg.
Es steht an der Stelle des alten Gottlieb-Stammhauses (siehe zweites Bild ganz oben auf dieser Seite).
Rechts ist die Gottlieb-Filiale in der früheren Wilhelmstraße (heute Rathaus-Straße) in Völklingen, zu sehen (um 1940)
(einen Vergleich zum Aussehen dieser Straße von 1947 und heute finden Sie auf unserer Seite
Orte und Gebäude - gestern und heute unter Nr. 6).
Herzlichen Dank für die Überlassung der beiden Postkarten an Torsten Gatzke, Völklingen.
Diese Seite wurde begonnen am 11.1.2011
und zuletzt bearbeitet am 21.01.2021
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