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  3) Polizeifahrzeuge zur Saarstaatzeit

 


 

In den ersten Jahren nach dem Krieg mussten die Angehörigen des Polizei-Einzeldienstes bei der Kontrolle ihres Reviers zu Fuß gehen oder ihr Fahrrad benutzen. An den Dienstfahrrädern wurde ein Blechschild mit der Aufschrift "Polizei" angebracht. Ein ehemaliger Polizist, der schon damals im Saarland Dienst tat, berichtete, dass viele Ortspolizisten ihre vom Krieg übrig gebliebenen privaten Motorräder oder Pkw benutzten. Ein Dorf-Gendarm soll zum Beispiel auch dienstlich seinen eigenen Simca Aronde gefahren haben.

 

Motorisierte Polizeifahrzeuge hatten nur vereinzelt den Krieg in noch gebrauchsfähigem Zustand überstanden. Bis 1947 gab es bei der Saar-Polizei nur 88 Motorfahrzeuge. Darunter waren mehrere VW Kübelwagen sowie schwarze oder wehrmachtsgraue Limousi-

nen der Marken Adler, Horch, Mercedes-Benz und Wanderer.

 

Der Polizeiposten Marpingen verfügte über den im Bild gezeigten Opel Super 6, und bei der Gendarmerie in Tholey wurde ein schwarzer Ford Eifel mit weißen Stoßstangen gefahren. Für die Leute sei es immer eine Schau gewesen, wenn mal ein "richtiges" Polizeiauto zum Orts-Gendarmen kam.

 

Die Fahrzeuge hatten als "hoheitliches Utensil" oftmals nur einen Handsuchscheinwerfer mit blauer Vorstecklinse.

 

(Foto links: ARCHIV REDUIT)

 

Bald begann man, den Umstieg vom Polizei-Fahrrad auf motorisierte Zweiräder zu organisieren. Der Bestand an Motorrollern und Motorrädern übertraf so anfangs den an Pkw beträchtlich. (Mehr über die damals verwendeten Motorrad-Fabrikate finden Sie ganz unten auf dieser Seite im Abschnitt Polizei-Motorräder.)

 

Nach der Herstellung der Wirtschaftsunion mit Frankreich und der Einführung des französischen Franken am 20.11.1947 wurden die ersten neuen Kraftfahrzeuge für die saarländische Polizei angeschafft. Sie waren alle französischer Herkunft, weil diese um bis zu 30 Prozent preisgünstiger waren als entsprechende deutsche Modelle. Beim Kauf deutscher Fahrzeuge wären dazu auch noch hohe Importzölle nach den französischen Bestimmungen angefallen, weil Deutschland damals für die Saar als Ausland galt.

 

Die ersten neu erworbenen Pkw waren Fahrzeuge des Typs Renault Juvaquatre oder 4 CV sowie einige wenige Peugeot 203. In späteren Jahren wurden auch eine Renault Frégate sowie sieben Citroën Traction Avant gekauft. Schließlich war mit der Anschaffung einer größeren Anzahl weiterer Peugeot 203 als Limousine und Kombi das über viele Jahre hinweg bevorzugte Fabrikat für die Polizeifahrzeuge gefunden worden.

Das Foto zeigt einen Beamten der Landespolizei in den ersten Nachkriegsjahren mit einem Renault Juvaquatre. Letzterer hatte noch ein SA-Kennzeichen, deshalb dürfte das Bild spätestens im Juni 1949 aufgenommen worden sein.

 

(Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken; das Fahrzeug ist auch auf unserer Seite Kfz-Kennzeichen im Abschnitt 2 zu sehen. - Wer erkennt die Straße, in der das Foto aufgenommen wurde? Im Polizeimuseum war bei dem Foto vermerkt: "vermutlich bei Völklingen")

 

Im April 1949 wurde der etwa zwei Jahre zuvor eingerichtete "Polizei-Fahrdienst" zur Kommandostelle der saarländischen Landespolizei. Er trug von da an die Bezeichnung "Kraftfahr- und Verkehrsüberwachungsdienst" (KVÜ), zwei Jahre später wurde er umbenannt in "motorisierte Verkehrsbereitschaft". Seine Aufgabe bestand einerseits in der Bereitstellung von Fahrzeugen aller Art für polizeiliche Zwecke, zum anderen in der Überwachung und Absicherung des Verkehrs.

 

Da damals noch keine offizielle Farbgebung festgelegt war, waren die saarländischen Streifenwagen anfangs alle in Grau oder Schwarz lackiert. Erst Ende 1955 wurde die Farbe Tannengrün eingeführt; die Pkw hatten meist weiße Kotflügel. Die Farbe der Kennleuchten saarländischer Polizeifahrzeuge war immer Blau, genauso wie in Deutschland. Dies galt auch für Fahrzeuge der Feuerwehr (siehe hier). Häufig war an den Fahrzeugen vorne und/oder hinten ein Blechschild in der Form des Saarwappens mit der Aufschrift "POLIZEI" angebracht (siehe Bild links und an dem Renault Juvaquatre im Bild oben).

 

Am 1. Oktober 1956 wurde per Erlass des Innenministers die Neuordnung des kraftfahr- und verkehrstech- nischen Dienstes verfügt. Der bisherige KVÜ (siehe weiter oben) wurde aufgeteilt in die Abteilung K (Kraftfahrwesen der Landespolizei) und die Verkehrsinspektion, die in allen kraftfahrtechnischen und verkehrspolizeilichen Fragen federführend war. Mehrere Verkehrsunfall- und Überfallkommandos waren für die Aufnahme schwerer Verkehrsunfälle zuständig. Die neunzehn damals vorhandenen größeren Polizeidienststellen sollten über Funkstreifenwagen und die acht kleineren über Krafträder verfügen. Der Einsatz der Fahrzeuge wurde zentral von der jeweiligen Inspektion aus gesteuert.

 

Auch nach 1959 wurden bei der saarländischen Polizei noch viele Jahre lang fast nur Wagen französischer Produktion gefahren. Sie verfügte lediglich über sechzehn deutsche Fahrzeuge: drei VW-Spezialwagen für die Motorisierte Verkehrsbereitschaft, zehn VW-Transporter als Unfallkraftwagen und drei VW Cabriolets in Polizeiausführung.

Letztere waren schon vor 1959 angeschafft worden (siehe im übernächsten Bild an 3. und 4. Stelle der Fahrzeugkolonne!) und müssen, verzollt, ein kleines Vermögen gekostet haben.

 

Die Polizei-Lkw waren fast alle von Renault und die Pkw meist von Peugeot (siehe weiter unten). - Im Kraftfahrdienst der Saar-Polizei waren 64 Beamte und acht Arbeiter beschäftigt.

 

 

Das Polizei-Funksprechnetz des Saarlandes  

 

Die ersten Polizeifahrzeuge hatten noch keine Sprechfunkanlagen anBord. Die Notwendigkeit dieser Einrichtungen wurde aber bald deutlich, und so begann man Anfang der 50er-Jahre mit dem Aufbau eines UKW-Funknetzes für die Polizei. Da das Saarland wegen seiner unterschiedlichen Höhenlagen funkgeographisch als ziemlich ungünstig anzusehen ist, erwies es sich als notwendig, drei Feststationen im Land aufzubauen. Die erste entstand 1950 auf dem Saarbrücker Schwarzenbergturm; dort wurde eine Funkanlage des Typs SEF 60-80 eingerichtet. Gleichzeitig beschaffte man acht Fahrzeugstationen. Beim Einbau in die ersten Funkstreifenwagen hatten sie noch einen hohen Platzbedarf. Erst später standen raumsparendere Modelle zur Verfügung.

 

Die zweite Feststation wurde 1954 auf dem Tholeyer Schaumbergturm errichtet und die dritte 1958 in Saarbrücken auf dem Gebäude der Bereitschaftspolizei. Beide waren vom Typ WG 100. Die Sendeleistung der Feststationen betrug 80 bis 100 Watt. Die Anzahl der mobilen Stationen wurde ständig erhöht; um 1960 waren es bereits 44.

 

Die Leitvermittlungsstelle (Rufname Steiger) war in der Polizeikaserne an der Mainzer Straße in Saarbrücken, hinzu kamen vier ortsfeste Revierstationen mit den Rufnamen Kohle 2, 3, 4 und 5 sowie fünf bewegliche Funkvermittlungen (Kohle 1, 6, 7, 8 und 10). Zusätzlich zu den mit Funkgeräten fest ausgestatteten Fahrzeugen stand noch eine Anzahl von tragbaren und für Krafträder geeigneten Anlagen zur Verfügung.

 

Da der Polizei-Funkverkehr nur knapp unterhalb des UKW-Rundfunkbereichs (damals 88-100 MHz) im oberen Ende des 4-Meter-Bands übertragen wurde, das bei 87,5 MHz endete, konnten die wenigen Besitzer von Autoradios mit UKW-Teil den Polizeifunk (verbotenerweise) mitverfolgen. - Polizei-Rufsäulen gab es im Saarland erst ab 1960.

 

Das Bild gewährt uns einen Blick durch die geöffnete Beifahrertür in einen Peugeot 203 als Funkstreifenwagen der saarländischen Kriminalpolizei, 1956.   Foto: Walter Barbian (http://www.saarlandarchiv-walter-barbian.eu)

 


 

 

 Die wichtigsten nach 1945 bei der Saar-Polizei verwendeten Fahrzeugtypen

 

 

Dieses Bild zeigt eine größere Anzahl von Streifenwagen und -motorrädern verschiedener Hersteller. Sie stehen in der (verlängerten) Völklinger Rathausstraße in Fahrtrichtung Wehrden. Die dazugehörigen Polizeibeamten haben sie vor der beeindruckenden Kulisse der Völklinger Hütte in Reih und Glied aufgestellt.

 

Vorne sehen wir zwei Peugeot 203 Kombi. Der erste trägt eine Polizeisirene mit Kennleuchte und eine Antenne für die eingebaute Funksprechanlage auf dem Dach, der zweite einen Lautsprecher für Durchsagen.

 

Daran schließen sich zwei der drei bei der Saarpolizei vorhandenen VW-Cabriolets an. Danach stehen hintereinander etwa zehn Motorräder. Am Ende sieht man noch einen weiteren 203.

 

(Techn. Infos: Karl Presser. Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken)

 

 

 a) Pkw und Kombis

 

 

Citroën Traction Avant

 

Die saarländische Polizei verfügte in den 50er Jahren über sieben Citroën Traction Avant, darunter vier 11 B und drei 15-CV-Six.

 

 

Ein Citroën Traction Avant mit Sprechfunkgerät. Anlässlich eines Mordfalles im Jahr 1953 ist er hier im Einsatz in Bildstock. Seine ausstellbare Frontscheibe und die oben montierten Scheibenwischer zeigen, dass das Fahrzeug vor 1952 gebaut worden war.

 

 

Dieser 11 BL ist mit Starktonhörnern ausgestattet. Er steht im Jahr 1949 am Ostausgang des Saarbrücker Hauptbahnhofs, wo ein französischer Staatsgast von Grandval und saarländischen Ministern empfangen wird. Ein Polizist salutiert angesichts der hohen Persönlichkeiten. Diese sind auf einem weiteren Bild zu sehen, das Sie sich hier auf der Seite Grandval anschauen können.

 

Links: Pressefoto von 1954. Oben: Ausschnitt aus einem Foto des Landesarchivs Sbr.

 

 

 

 

Peugeot 203

 

Dieser Fahrzeugtyp von Peugeot fand bei der saarländischen Polizei zunächst nur in kleineren Stückzahlen Verwendung. Später wurden größere Mengen davon als Limousine und als Kombi angeschafft.

 

Das Bild zeigt einen Peugeot 203. Motor: 4 Zyl., 1290 ccm, 42 PS und 118 km/h Höchstgeschwindigkeit.

 

Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken

 

 

 

 

Peugeot 203 Kombi (Familiale)

 

Mit dem links abgebildeten Fahrzeug fuhr die Motorisierte Verkehrsbereitschaft der Saar-Polizei Streife.

 

Adolf Heck aus Homburg, Jahrgang 1926 (im Bild rechts), posiert zusammen mit seinen beiden Kollegen Marzlin und Neis vor den Garagen des Kraftfahrt- und Verkehrsüberwachungsdienstes am Kieselhumes in Saarbrücken. Das Foto ist 1952 entstanden.

 

Wie bei zahlreichen Polizeifahrzeugen beginnt das OE5-Kennzeichen mit einer Zahl über 9700.

 

Foto: Adolf Heck, Homburg

 

Peugeot 403

 

 

Ab 1955 wurde bei Peugeot in Sochaux der Typ 403 produziert, und die saarländische Polizei orderte von da an eine größere Menge dieser Fahrzeuge. Sie verfügten bereits über eine wesentlich kleinere, im Armaturenbrett eingebaute Funksprechausrüstung. Der 403 wurde in der von 1955 an für Polizeifahrzeuge einheitlichen Lackierung Tannengrün mit weißen Kotflügeln ausgeliefert. Er wurde von den Polizeibeamten als "außerordentlich gutes und strapazierfähiges Kraftfahrzeug" geschätzt.

 

Der hier abgebildete Peugeot 403 (mit 1457 ccm Hubraum und 58 PS, Höchstgeschwindigkeit 135 km/h) trägt schon ein SB-Kennzeichen. Er wurde im Bereich der Gendarmerie/ Schutzpolizei Saarbrücken verwendet.

 

 

 

Diese drei Fotos: Polizeiarchiv Saarbrücken

 

 

 

Peugeot 404

 

Nach 1959 ergänzten auch Fahrzeuge des Typs Peugeot 404 die Flotte der saarländischen Polizei.

 

 

Im Mai 1960 stellte Peugeot sein neues Modell 404 vor. Es stammte, wie bereits der 403, aus dem Designstudio Pininfarina. Der Entwurf folgte der aktuellen Trapezlinie. Der 404 war nicht nur kürzer, sondern auch schmaler und niedriger als das weiter produzierte Modell 403. Mit seinem 1,6 Liter Motor und, nach Art des Hauses Peugeot schmeichelhaften 72 PS (SAE), entsprechend 65 PS (DIN), erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 142 km/h. Zum Einsatz bei der Polizei kamen, wie schon beim Vorgänger 403, alle Karosserievarianten, das Cabrio ausgenommen. Es gab mindestens eine Limousine mit unauffälliger Lackierung und normalem SB-Kennzeichen. Sie war mit einer Traffipax Mess-und Fotoausrüstung zur Geschwindigkeitsüberwachung ausgerüstet. (404-Text: Karl Presser; Fotos: Polizeiarchiv Saarbrücken)

 

Renault  Colorale Prairie

 

Beim Verkehrs-Unfallkommando Saarlouis tat in den 50er Jahren dieser Renault Colorale Prairie Dienst. Sein Kfz-Kennzeichen war 2985-OE5. Damals waren bei der saarländischen Polizei insgesamt sieben Colorales im Einsatz.

 

Die Colorale-Reihe wurde von 1950 bis 1957 produziert. Der Prairie war eine viertürige Limousine, dessen Form an einen Kombi erinnerte. Ein 2-Liter-Motor mit etwa 55 PS konnte ihn auf bis zu 110 km/h beschleunigen.

 

 

 

 

          Foto: Werner Resch, Saarlouis (Dritter von links im Bild). Das kleine Bild ist aus einem Firmenprospekt.

 

b) Mannschafts- und Gruppenwagen

 

 

 Citroën Typ H - 1200 kg

 

 

 

Das Foto wurde während des Metallarbeiterstreiks im Februar 1955 aufgenommen. Im Hintergrund überqueren Fußgänger und - im Gegensatz zur heutigen Regelung - auch Fahrzeuge die Alte Brücke. Dahinter steht das damals neu erbaute Finanzamt. Vorne sieht man einen kleinen Mannschaftswagen des Typs H von Citroën. Diese "Wellblech-Kleinbusse" wurden auch bei der saarländischen Polizei verwendet. Vorne links ist auf der Stoßstange, neben dem Kennzeichen 2477-OE 5, das Polizei-Schild mit dem Saar-Wappen zu sehen. Der Citroën Typ H hatte auf der Beifahrerseite eine Schiebetür. Wegen seines Aufbaus aus Wellblech wurde er scherzhaft auch als "JU 52" bezeichnet. Das H-Modell von Citroën wurde von 1947 bis 1981 gebaut und war deshalb viele Jahrzehnte lang auf allen Straßen Frankreichs - und des Saarlandes - anzutreffen. - Links steigt ein Polizist von einem BMW-Motorrad ab, dahinter steht ein Renault-2,5-Tonnen-Mannschaftswagen (mehr über diesen Typ weiter unten).   Foto: Landesarchiv Saarbrücken, Archiv-Nr. B 500 2C.

 

Renault 750 kg 4X4 mil.  

 

Dieser Typ wurde beim Saar-Bataillon verwendet. Er war vom Renault 1.000 kg abgeleitet und stellte ab 1956 den äußerlich fast unveränderten Nachfolger des R 2067 dar. Wie dieser verfügte auch er über Allradantrieb und eine erhöhte Bodenfreiheit.

 

Seine Technik war von Anfang an ziemlich rückständig, denn er war mit dem recht schwachen 2-Liter-Motor der Renault Frégate mit nur 58 PS ausgestattet. Sein großer Vorteil bestand in seiner anerkannten Zuverlässigkeit, und er konnte Steigungen von bis zu 38º überwinden.

 

Foto: Sammlung Beyerrmann

 

Renault 1000 kg

 

(Hersteller-Bezeichnung nach 1958: "Voltigeur")

 

Die Landespolizei benutzte ab 1950 zum Transport größerer Gruppen ihrer Männer auch "Kleinbusse" der Marke Renault, die auf der Basis des Renault 1000 kg aufgebaut waren.

 

Die Saar-Polizei verfügte nur über die drei Exemplare dieses Typs, die auf diesem Bild zu sehen sind.

 

In jedem von ihnen fanden bis zu 14 Personen Platz.

Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken

 

 

Renault 2,5 to Mannschaftswagen MLKW 17

 

(Weitere Fotos dieses Fahrzeugstyps können Sie sehen auf unserer Seiten über das Saar-Bataillon und über die Feuerwehr ()

 

 

Die Mannschaftstransportkraftwagen für Bereitschaftspolizei und Saar-Bataillon trugen die polizeiinterne Bezeichnung MLKW 17. Sie konnten außer dem Fahrer noch 17 weitere Personen transportieren; 16 von ihnen belegten die beiden seitlich angebrachten Klappbänke hinten auf der Ladepritsche, und der siebzehnte saß neben dem Fahrer. Die Saar-Polizei muss um 1955 über mindestens neun dieser MLKW verfügt haben.

 

Ein Blick auf den Einstieg am Heck zu den Sitzbänken eines Mannschafts-Transporters MLKW 17 der saarländischen Polizei:

 

 

Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken

Die Renault-Typenbezeichnung der MLKW 17 lautete: Camion Léger 2,5 tonnes (erst später, ab 1959, findet man in Renault-Prospekten den Beinamen Galion für diesen Typ). Der Radstand der Fahrzeuge betrug 2,44 m, ihre Räder waren mit Trilex-(Stern-)Felgen ausgestattet und auf der Hinterachse doppelt bereift. Anhand dieser Merkmale konnte man sie gut von den ähnlich aussehenden Renault 1000 kg (siehe Bild weiter oben) unterscheiden.  Foto oben: Gerhard Becker, Riegelsberg

 

 

Diese Fotos zeigen drei der MLKW 17 mit den Kennzeichen 96-, 94- und 98-OE5. Auf dem rechten Bild sieht man ganz rechts oben den "ausgefahrenen" linksseitigen Winker des Fahrzeugs, und auf allen drei Bildern ist das Saarwappen vorne auf der Stoßstange zu erkennen - (siehe dazu auch unsere Seite Polizeifahrzeuge, fünftes Bild von oben!)

(Wir haben diese Farbbilder mit freundlicher Genehmigung des MCW St. Wendel aus dessen  8-mm-Film  herauskopiert, der im Mai 1955 beim Großen Preis des Saarlandes in St. Wendel aufgenommen wurde. . © MCW Motorsport Historiker St. Wendel.)

 

Die Motoren der MLKW 17 hatten 4 Zylinder, 2141 ccm und 65 PS und konnten eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h erreichen. Die beiden Bilder unten wurden nach 1956 aufgenommen. Das Fahrzeug ist nicht grün lackiert, sondern grau. Es hat schon ein SB-Kennzeichen und, wie 1955 bei Renault für die leichten LKW eingeführt, weiße Parkleuchten vorne. Außerdem ist es nicht mehr mit Winkern, sondern mit Blinkern ausgerüstet. Diese sind an der Frontseite oberhalb der Scheinwerfer montiert; seitliche Blinker befinden sich auf Halterungen am Fahrerhaus.

(Fotos unten: Polizeiarchiv Saarbrücken; technische Infos: Karl Presser)

 

 

VW-Bus  in Sonderausführung

 

In der BRD nannte der Volksmund alle Versionen dieses Fahr- zeugs "Bulli", im Saarland hießen sie "VW-Kombi" oder, wenn sie hintere Seitenfenster hatten, "VW-Bus". Diese beiden Bilder entstanden im Abstimmungskampf 1955. (Foto unten: Landesarchiv Saarbrücken/Presse Photo Actuelle); rechts: aus einer Illustrierten von 1955)

 

  

 

 

Anlässlich einer Abstimmungs-Kundgebung am 17.8.1955 in Neunkirchen ergaben sich heftige Auseindersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Diese setzte Tränengas und Gummiknüppel gegen die mit Mauersteinen bewaffneten Demonstranten ein.

Einige von ihnen stürzten einen VW-Bus um, der der Polizei als Einsatzwagen diente. Später richteten die Beamten ihn wieder auf.

Einen Illustrierten-Bericht zu dieser Veranstaltung und weitere Informationen über Tumulte im Abstimmungskampf finden Sie hier.

 

 

Hanomag L 28 G

 

Gruppenkraftwagen Baujahr 1952

 

Zum Transport von kompletten Hundertschaften, Gruppen oder Zügen wurden Gruppenkraftwagen eingesetzt.

 

Dieses Hanomag-Modell war offen und wurde von den Beamten wegen seiner Form oft als "Badewanne" bezeichnet.

 

Jedes dieser Fahrzeuge bot 12 Personen Platz (einschließlich Fahrer) und wurde auch im Bereich der Saarbrücker Bereitschaftspolizei verwendet. Das Foto ist aus dem Jahr 1959.

 

Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken

 

General Motors Company (GMC) CCKW 2,5 to  aus US-Beständen

 

Die saarländische Polizei verfügte auch über zwei GMC CCKW. Das waren 2,5-Tonner Allrad-Dreiachser aus ehemaligen Beständen der US-Army. Diese "Standard-Trucks" hatten einen Chevrolet 270-Reihen-Sechszylinder-Motor mit 4,4 Liter Hubraum. Mit 91 PS waren sie für damalige Zeiten beachtliche 72 km/h schnell, verbrauchten aber rund 35 Liter Benzin auf 100 km. Obwohl der Militär-Ladeklasse der 2,5-Tonner zugeordnet, konnten sie auf der Straße eine Nutzlast von 4,5 to transportieren. Das zulässige Gesamtgewicht betrug dann mehr als 9 Tonnen. General Motors stellte mehr als 550 000 Exemplare dieses Typs in unterschiedlichen Aufbau-Varianten her. Während des Krieges haben die Amerikaner solche Fahrzeuge auch den Franzosen überlassen. Nach dem Krieg wurden sie - wie z.B. die Diamond T (siehe hier) - auch an Zivilisten verkauft. Das französische Militär setzte den CCKW später noch in Indochina und Afrika ein. (Infos von Karl Presser)

 

Unseres Wissens wurde bisher nirgendwo erwähnt, dass GMC-Trucks auch zum Saarbataillon und zur Saar-Polizei gekommen sind. Wir haben sie aber kürzlich auf einem 8-mm-Farbfilm der Motorsport Historiker St. Wendel aus dem Jahr 1955 entdeckt und daraufhin Karl Heinz Görgen (82) aus Saar- brücken befragt. Er war damals Mitglied des Saarbataillons und bestätigte die Verwendung von GMC-Trucks bei der Saar-Polizei. Er berichtet:

 

"Die zwei GMC standen in der Garage der Polizeikaserne am Kieselhumes in Saarbrücken. Sie wurden nur selten und nur zu besonderen Ereignissen verwendet. Ihr größter Einsatz war wohl im Februar 1953, als saarländische Polizisten anlässlich der großen Sturmflut mit einem Hilfskonvoi nach Holland fuhren, um eine große Menge von Sachspenden der Saar-Bevölkerung dorthin zu befördern und den Hochwassergeschädigten zu helfen. Der Konvoi bestand aus neun MLKW 17 und den beiden GMC."

 

(Mehr über die Holland-Aktion der Saar-Polizei auf >dieser Seite)

Als weitere Anlässe für den Einsatz der GMC-Mannschaftswagen sind uns bisher das Motorradrennen in St. Wendel 1955 bekannt (siehe die beiden Farbbilder hier oben und rechts) und der Großeinsatz der Polizei bei der Kundgebung des Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann am 17. August 1955 in Neunkirchen (siehe hier). Möglicherweise wurden sie auch bei verschiedenen anderen Kundgebungen während der "heißen Phase" des Abstimmungskampfes eingesetzt.

 

Während bei den MLKW 17 von Renault die Sitzbänke für die Mannschaft längs der Seitenwände angebracht waren (siehe Bild weiter oben) und deswegen Ein- und Ausstieg nach hinten erfolgten, standen die Bänke bei den GMCs in drei Doppelreihen quer zur Fahrtrichtung. Wie man auf dem Foto rechts sehen kann, wurde zu den Seiten hin auf- und abgesessen.

 

Die beiden Farbfotos stammen ebenfalls aus dem 8-mm-Schmalfilm , der im Mai 1955 vom Großen Preis des Saarlandes in St. Wendel gedreht wurde (siehe oben beim Renault MLKW 17). © MCW Motorsport Historiker St. Wendel

 

c) Sonderfahrzeuge der Polizei

 

1) Werkstattfahrzeug

 

Tempo Matador 1400 kg, Baujahr 1956

Aufbau von der Firma Kannenberg, Bückeburg

 

 

Dieser "leichte Instandsetzungs-Gruppenkraftwagen" wurde als Werkstattfahrzeug verwendet, um bei Pannen anderer Polizeifahrzeuge außerhalb des Polizeigeländes Hilfe zu leisten. Zu diesem Zweck führte er Werkzeuge und Ersatzteile mit sich.

 

 

Er wurde im Bereich der Bereitschaftspolizei Saarbrücken eingesetzt, wahrscheinlich aber erst nach der Rückgliederung 1957/59.

 

 

(Foto: Polizeiarchiv Saarbrücken 2008)

 

(Ein ähnliches Fahrzeug aus dem zivilen Bereich wird hier auf der Seite Nutzfahrzeuge näher beschrieben).

2) Hanomag-Pferdetransportwagen 

 

 

Dieser Hanomag L 28 wurde kurz nach der Saarstaatzeit bei der Saarbrücker Polizei als Pferdetransportwagen für die Reiterstaffel verwendet.

 

Das Fahrgestell war aus dem Jahr 1952, der Motor verfügte über 2799 ccm, 65 PS und ermöglichte eine Vmax von 82 km/h. Den Aufbau hatte die SKF erstellt. Er bot zwei Reitern mit ihren Pferden Platz.  (Fotos: Polizeiarchiv Saabrücken 2008)

 

d) Polizei-Motorräder

 

 

Ab Juni 1948 wurden im Saarland aus Kostengründen noch keine Pkw, dafür aber vermehrt Motorräder angeschafft. Sie wurden zumeist gebraucht aus Frankreich eingeführt. Es handelte sich dabei um leichtere Maschinen von Kraftrad-Herstellern wie Ratier, Magnat Debon, Peugeot, Terrot und Trophée de France. Bei den kleineren ländlichen Gendarmerieposten wurde auch längere Zeit die Hensler Typ Saarperle HAR gefahren. Nach 1952 schaffte die saarländische Polizei schließlich schwerere Krafträder von BMW und DKW an. Auch Maschinen von NSU, Triumph, Standard, Zündapp mit Beiwagen und BSA waren vertreten. (Infos zu den verschiedenen Motorrad-Typen sind auf unserer Seite Motorräder.)

 

Adolf Heck, Homburg, war in den 50er Jahren Polizist bei der Motorisierten Verkehrsbereitschaft im Saarland. Er und zwei seiner Kollegen erhielten 1954 den Auftrag, die drei nagelneuen Beiwagen-BMW R 67/2 einzufahren. (Früher musste man ja neue Autos und Motorräder erst "einfahren", d. h., man durfte ihre Motoren nicht über eine bestimmte Drehzahl laufen lassen, bis man sie nach dem Erreichen einer vorgeschriebenen Laufleistung - meist einige Tausend Kilometer - voll ausfahren durfte.) Und so fuhren sie die drei neuen Maschinen fast durch das ganze Saarland. Die beiden Fotos, auf denen die Krafträder nach ihren Nummernschildern in aufsteigender Reihenfolge aufgestellt sind, müssen in der Nähe von Perl oder Nennig aufgenommen worden sein. Technische Daten der BMW R 67: 590 ccm, 28 DIN-PS, 110 km/h Höchstgeschwindigkeit.

 

Die Aufnahmen oben und unten rechts zeigen Adolf Heck jeweils auf einer BMW R 51/3, etwa 1955.

 

 

 

Vier Fotos oben: Sammlung Adolf Heck, Homburg

 

  

Das Bild links zeigt zwei Saar-Polizisten auf einer Beiwagen-BMW R 67/3. (Foto: Monika Ziegler in: Elfriede Schild "Das Saarland in den 50er Jahren", Wartberg Verlag, 2000.) Die Typenbezeichnungen der Maschinen wurden von Jürgen Konrad, Wadgassen (früheres Saarländisches Zweiradmuseum) identifiziert.

 

 

 

 
 

 

Autobahneinweihung: Motorisierte Polizeibeamte auf BMW-Maschinen bildeten am 14. Dezember 1959 die Eskorte beim Besuch des damaligen Bundesverkehrsministers Dr. Seebohm anlässlich der Eröffnung des fertig gestellten Autobahnanschlusses St. Ingbert-West auf dem neuen Teilstück Landstuhl - St. Ingbert (siehe Seite Allgemeines zum Verkehr, unter Nr. 4).

Fotos: Landesarchiv Saarbrücken

 

 

Auch die französische Militärpolizei (PM) fuhr BMW-Maschinen. Hier zu sehen auf dem Kleinen Markt in Saarlouis, wo sie JoHo und Grandval (wahrscheinlich bei den Feiern zum 14. Juli) begleiteten.

 

 

 

Internationale Polizeisternfahrt  

 

Die International Police Motor Corporation (IPMC) richtet seit 1930 jährliche "Internationale Polizeisternfahrten" aus, die jeweils zu einer anderen europäischen Stadt führen. Teilnahmberechtigt sind Polizeibeamte aus Deutschland und weiteren Ländern Europas, mit ihren Motorrädern oder Pkw.

 

Die Sternfahrten führten anfangs zu verschiedenen Städten innerhalb Deutschlands; der erste Zielort war Hamburg. Nach 1935 setzte man die Fahrten aus, weil die Spannungen mit dem Ausland immer größer wurden und die völkerverbindende Kraft eines solchen internationalen motorsportlichen Ereignisses mit den Vorstellungen der neuen Machthaber in Deutschland unvereinbar war.

 

Als sie 1952 nach vierzehn Jahren wieder aufgenommen wurden, war der erste Zielort die Stadt Salzburg.

 

Im darauf folgenden Jahr 1953 steuerten die Fahrer der VIII. Sternfahrt die Stadt Basel an. Dieses Mal nahmen erstmals, neben Polizei- kameraden aus Italien, Österreich, Deutschland und Holland, auch Polizisten aus dem Saarland teil. Aus diesem Grund ist auf der Sternfahrt-Plakette von 1953 ein Wimpel mit der Saarflagge abgebildet - siehe Pfeil beim Bild links).

 

1954 waren bei der IX. Sternfahrt, die zum Zielort München führte, wiederum Teilnehmer der Saar-Polizei dabei (auf dem Zeitungsfoto oben sehen wir drei von ihnen).

 

Unter ihrem Mannschaftsführer Rosar starteten die Saarländer mit fünf Maschinen und zwei Beifahrern. Damit stellten sie die kleinste teilnehmende Einheit dieser Sternfahrt dar. Trotzdem erreichten sie (hinter der Bayerischen Bereitschaftspolizei) den zweiten Platz. Auf der Plakette zu dieser Sternfahrt (Bild rechts) sind die Fahnen von acht Ländern zu sehen. Die Fahne des Saarlandes ist nicht dabei.

 

1955 und 56 ging es nach Hamburg bzw. Paris, und für 1957 plante man, die Polizeisternfahrt mit Zielort Saarbrücken durchzuführen. Wegen der politischen Entwicklung an der Saar nach der Volksabstimmung im Oktober 1955 wurde diese Fahrt aber vollständig abgesagt, und so fiel die XII. Sternfahrt aus. Obwohl die Veranstaltungen bis heute jährlich stattfinden, wurde Saarbrücken bisher nie wieder als Zielort in Betracht gezogen.

 

Bilder der Plaketten und einige Infos sind von der Website der International Police Motor Corporation (IPMC); Infos auch aus der Zeitschrift Auto Technik und Sport, 1954.

 


 

- Literaturangaben:

 

- nther, Gustav. Die kraftfahrtechnische Entwicklung und Kraftfahrzeug-Ausrüstung der saarländischen Polizei. In: Die Polizei im   Saarland. Delegiertentag 1960 der Gewerkschaft der Polizei. Verlag Deutsche Polizei GmbH. Hamburg.

- Beyermann, Ernst. Die Einsatzfahrzeuge der saarländischen Polizei 1945-2003.

- Kunz, Ulrike. Geschichte der saarländischen Polizei 1945-1959. Gollenstein Verlag. Saarbrücken, 2010.

- Zeitschrift Auto Technik und Sport, Ausgabe August 1954

- Der Deutsche Polizeibeamte. Verbands- und Fachzeitschrift des Bundes Deutscher Polizeibeamten e.V. im Deutschen Beamtenbund.

  16. Jahrgang - Mai 1966 - Heft 5, S. 119 ff.

 

Technische Unterstützung bei der Beschreibung einiger Fahrzeugtypen: Karl Presser, Viernheim.

 


 

 

Weitere Polizei-Fahrzeuge sind auf der Seite Saarbataillon zu sehen.  

 

"Zivile" Fahrzeuge aller Art (Pkw, Lkw, Motorräder, Sonderfahrzeuge usw.)

 

finden Sie in unserem Kapitel VERKEHR.

 


Diese Seite wurde begonnen im Januar 2008 und zuletzt bearbeitet am 9.2.2019

 

 

 

 

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